Wenn es auf der Arbeit überall kribbelt und die innere Uhr konstant 20:45 anzeigt, weiss ein jeder Bescheid: K.O-Phase im Europapokal – Emotionen, Tragödien, Triumphe.
Nach dem 1:1 in Manchester war unsere Ausgangsposition eigentlich recht gut, zumal wir ja eigentlich schon im Hinspiel klarer Favorit gewesen waren. Der Ausfall unseres defensiven Mittelfelds ließ einen aber schon in der Früh nervös mit den Füßen auf- und abtrippeln.
Ablenkung bzw. Beschäftigungstherapie für die Symptome des Europapokalfiebers gab es für die fleißigen Choreohelfer, die schon Tage vor dem Match eifrig am Arbeiten waren und am Spieltag selbst ab den Morgenstunden Schnipsel und Folienstücke auf den Sitzen verteilten. Das Engagement sollte sich lohnen, denn als die Mannschaften das Feld betraten, erstrahlte in der Südkurve erst ein schönes Bild bestehend aus Millionen von Papierschnipseln, ehe unmittelbsr danach die Folienstücke in die Höhe gehalten wurden, um ganz Europa zu zeigen, wer die einzig wirklichen Kings of the Cup sind. Ein wirklich gelungenes Bild und man kann allen an der Choreo beteiligten wirklich nur zur gelungenen Arbeit gratulieren. Klasse natürlich auch die geschlossene Beteiligung an der Choregraphie in der Südkurve. Nur wenn alle so gut mitziehen, macht sich die investierte Zeit der Helfer auch wirklich bezahlt. Danke dafür.
Wer Fotos von den Spielern gesehen hat, wie sie aus dem Spielertunnel kommen und sofort fasziniert in die Kurve blicken, dem wird auch klar sein, dass die Elf auf dem Rasen von solch großen Aktionen Notiz nimmt, und das sicherlich in keinster Weise negativ.
Auf dem Feld entwickelte sich eine Partie, die dem Hinspiel in vielen Belangen ähnelte. Viel Ballbesitz bei uns auf der Habenseite, United konnte sich selten befreien und ihre Angriffsversuche wurden von uns meist schon im Ansatz erstickt. Gleichzeitig gelang es unserer Mannschaft aber kaum, gute Torgelegenheiten zu entwickeln und so ging es ohne Treffer in die Halbzeit.
Die Südkurve passte sich dem Spiel an. Im Vergleich zum Arsenal-Heimspiel war es zwar um Längen besser, aber wirklich europapokaltauglich war das in der ersten Häfte nicht. Es gelang auch zu wenig, die Sitzplätze mitzunehmen. Hierfür sind gerade die Fans im Mittelrang entscheidend. Wenn Ihr mit einsteigt, verteilen sich die Gesänge gleich viel schneller und besser im Stadion und die Tribünenseiten klatschen und singen wesentlich eher mit. Dann geht da auch was vorwärts.
Wir zeigten in der ersten Halbzeit ein kleines Spruchband für unseren Eno, dessen Passionszeit in einem Monat endlich enden wird und den wir dann wieder in unserer Mitte begrüßen dürfen: Nur noch 30 Tage – Bald hast Du es geschafft – Eno immer bei uns!
Wie so oft an europäischen Abenden blickten wir mit einem Spruchband während der Halbzeitpause auch etwas über den Tellerrand und forderten die Aufklärung des Todes von Inigio Cabacas, einem Fan von Athletic Bilbao. Sein Todestag jährte sich zum zweiten Mal. Er war nach einer Europokalbegegnung gegen Schalke 04 von einem durch einen Polizisten abgefeuerten Gummigeschoss getroffen worden und infolgedessen verstorben.
Dann betraten auch schon wieder die 22 Akteure den Rasen für den finalen Viertelfinalakt. Manchester kam dabei wesentlich stärker aus der Kabine und in der Kurve machte sich ein ungutes Gefühl breit. Wie so häufig bei spannenden Spielen musste die Stimmung dem Geschehen auf dem Rasen Tribut zollen. Verständlich und in gewissem Maß vollkommen natürlich. Aber gerade dann sollten wir uns auch bewusst sein, dass die Mannschaft die Unterstützung von den Rängen benötigt. Also sollten zumindest die Schlachtrufe laut und geschlossen kommen und die gesungenen Lieder immer mal wieder lauter werden, um der Elf zu zeigen, dass da jemand hinter ihnen steht.
Nach dem Gegentreffer durch Evra berappelte sich die Mannschaft Gott sei Dank auch so wieder unglaublich schnell und zerlegte innerhalb von 18 Minuten die Defensive der Engländer. Über Rooneys Chance, die Mancunians nochmals in Führung zu schießen, hüllen wir den Mantel des Schweigens. Glück gehabt, da hat der gute Wayne am Abend zuvor vielleicht einen Maßkrug zu viel gehoben.
Die Stimmung auf den Rängen war jetzt selbstverständlich über die restliche Spielzeit relativ gut. Selbstläufer.
Wir präsentierten in den letzten Minuten zu seinem Todestag noch das Konterfei unseres ehemaligen Gruppenmitglieds Kalle, der vor fünf Jahren verstarb. Die Nachricht von seinem Tod erreichte uns damals auf dem Weg zum Viertelfinale nach Barcelona.
Nächste Runde geht’s dann nach Madrid. Ein vorweggenommenes Finale – aber unsere Erfahrungen mit den Galaktischen sind ja nicht unbedingt die Schlechtesten.
FC BAYERN – WIR HOL’N DEN CUP NOCHMAL
Jede Menge Bilder vom Viertelfinalrückspiel findet Ihr hier.
Außerdem gibts auf www.suedkurve-muenchen.org auch ein Video von der Choreo zu sehen.