FC Bayern – Hertha BSC 3:0

Gefühlt handelt es sich bei den englischen Wochen zu Saisonbeginn immer um ein Spitzenspiel unserer Mannschaft gegen einen Verein, der überraschenderweise mit einer Siegesserie in die Saison gestartet ist. Diesmal kam die punktverlustfreie Hertha nach Fröttmaning.

Für einen Mittwoch natürlich nicht die angenehmste Strecke für den Berliner Anhang, leider verschwenden die Spieltagsplaner der DFL aber gefühlt immer weniger Gedanken an reisende Fans, die ihre Mannschaft auch bei Auswärtsspielen unterstützen wollen. Dementsprechend waren nicht allzu viele Freunde der alten Dame angereist.

Sie hatten allerdings nicht nur ihre üblichen Zaunfahnen, sondern auch ein großes „Nur echt in Blau-Weiß“-Transparent dabei. Der Spruch weist auf eine Kampagne hin und hat den Hintergrund, dass die Hertha seit dieser Saison nicht nur in orangenen Trainingsklamotten zu Übungseinheiten und zum Warmmachen auftritt, sondern auch ihre Ausweichtrikots in einem Pinkton gehalten sind, der kurz gesagt Augenkrebs verursacht. Wir sind in der Hinsicht ja auch gebrannte Kinder und mussten über die Jahre mehrfach zusehen, wie Adidas mit irgendwelchen seltsamen Farben unsere Trikots verschandelte. Daher haben wir natürlich nicht nur größtes Verständnis für die Initiative der Berliner, sondern wollten sie auch mit einem eigenen „Hertha BSC – Nur echt in Blau-Weiß“-Spruchband unterstützen. Eigentlich war das erst zur zweiten Halbzeit geplant, aber da es parallel zum Berliner Spruchband auch schön passte, wurde es bei uns kurz vor Spielbeginn nochmal hektisch und wir rollten auch auf unserer Seite noch ein „Hertha BSC – nur echt in Blau-Weiß“ aus.

Dann konnte es auch schon losgehen und unsere Mannschaft startete gleich druckvoll mit zwei guten Chancen ins Spiel. Wurden diese noch liegen gelassen, krönte Franck Ribery ein feines Tänzchen durch den Berliner 16er mit dem Führungstreffer. Geiles Ding!
Unsere Roten verpassten es dann zwar nicht direkt, nochmal einen draufzulegen, ließen den Berlinern aber auch keine Chance ins Spiel zu kommen. So war es eine Frage der Zeit, bis die nächsten Bälle in Jarsteins Kasten einschlugen. Thiago und Robben sorgten für den Endstand und die Presse freut sich nach zwölf gemeinsamen Minuten auf dem Platz über das Comeback von Robbery. Wir auch, und nach den eher etwas zähen Spielen gegen Rostow (wenn man das bei einem 5:0 überhaupt sagen darf) und Ingolstadt, war es heute auch als Zuschauer mal wieder eine echte Freude, diese Elf auf dem Rasen zu beobachten.

Wie die Spieler legte auch die Kurve los, wie die Feuerwehr. Das war am Anfang schon eine richtig gute Lautstärke. Keine Ahnung, ob Euch das Wiesn-Bier extra Power verliehen hat, aber so wie die meisten aussahen, kamt ihr eher von der Arbeit und nicht vom Saufen. Seids wohl nicht ausgelastet im Job 😉 Dann muss am Wochenende auch noch mehr gehen, das „Südkurve München sind wir“ wurde am Mittwoch auf jeden Fall vom feinsten rausgescheppert und auch wenn das wahrscheinlich schon der lautstärketechnische Höhepunkt gewesen war, ging‘s hinterher ganz gut weiter. Zur zwanzigsten Minute gab es zwischendrin noch ein Spruchband auf italienisch, das ein bisschen Erklärung Bedarf. Frei übersetzt stand da: „Was für ein geplanter Angriff? Es war eine große Inszenierung. Ultras Pisa, gebt niemals auf.“
Wir haben ja selbst erst unschöne Erfahrungen mit den italienischen Sicherheitsbehörden gemacht, in Empoli (Pisa muss da zur Zeit seine Heimspiele austragen) haben sie aber auch mal wieder ordentlich zugelangt. Eine Gruppe Pisani, die gerade ihre Autos geparkt hatten und sich mit Frauen und Kindern auf den letzten Kilometer zum Stadion machen wollten, wird vorgeworfen einen Angriff auf drei just in dem Moment vorbeifahrende Brescia-Busse (Gastverein an dem Tag) geplant zu haben. Es gab eine Auseinandersetzung, die die Pisani aber keineswegs provoziert hatten. Trotzdem wurden über hundert Leute von der Polizei gekesselt, in Bussen nach Florenz verfrachtet und dort stundenlang bei strömenden Regen auf einem Platz kontrolliert. Anschließend wurden die klatschnassen Fans größtenteils sich selbst überlassen und konnten mitten in der Nacht schauen, wie sie zurück zu ihren Autos bzw. nach Pisa kommen. Wäre das nicht schlimm genug, wurden auch sofort 8 Ultras in Haft genommen und gegen den Rest 94 Stadionverbote ausgesprochen.
Wer sich in Italien ein bisschen auskennt, weiß, dass die Polizei aufgrund der Maut-Stationen meist einen ganz guten Überblick hat, wo sich die Gäste bei ihrer Anreise befinden und die Busse dann auch so leiten kann, das ein Kontakt mit Heimfans nicht möglich ist. Daher liegt der Verdacht doch recht nahe, dass die Cops hier gezielt ein Aufeinandertreffen der Fangruppen wollten und die Bresciani gezielt so losfahren ließen, dass diese die Autofahrer aus Pisa entdecken, um dann einen Vorwand zu haben, eine Szene, die momentan stark im Aufwind ist, wieder zurechtzustutzen und zu schwächen. Dies zeigt einmal mehr, wie subversiv und durchtrieben die italienische Polizei gegen die Fanszenen dort agiert, dass ihr Interesse weit über eine pure Gewährleistung der Sicherheit bei Spielen hinausgeht und dass sie sich dafür nicht zu schade ist, auch Frauen und Kinder in Gefahr zu bringen. Das sagt doch einiges über einen staatlichen Akteur aus.

Eine ungewöhnlich lange Erklärung, aber wir wollen ja auch verständlich machen, wenn wir zu gewissen Themen, die jetzt nicht jedem sofort bekannt sind, ein Spruchband zeigen.

Damit aber zurück zum Tifo, der auch in Halbzeit zwei weiterhin Esprit hatte. Schwächephasen waren auch dabei, aber gerade beim „In München, in ganz Deutschland, …“ groovte die Kurve nochmal ordentlich, so dass auch beim Ordner im Innenraum ordentlich das Beinchen mitwippte. Der anschließende Steam-Klassiker Na Na Na Hey Hey hatte auch nochmal Dampf. So machen englische Wochen Spaß und da es sonst nichts zu vermelden gab, ging’s ob der 20 Uhr Anstoßzeit sogar noch recht frühzeitig ins Bettchen.

Spitzenreiter, Spitzenreiter, hey hey 😉

In Kürze findet Ihr auf suedkurve-muenchen.org Bilder vom Spiel.