FC Bayern – FC Barcelona 3:2

Das fünfte Halbfinale in den letzten sechs Jahren und zum ersten Mal war die Ausgangslage so, dass man eigentlich davon ausgehen musste, dass die „Road to the Final“ in einer Sackgasse endet. So sollte es 90 Minuten später dann kommen, aber es war ein derart würdiges Ausscheiden, dass man in einigen Jahren sicher eher positiv an den Abend zurückdenken wird.

Auch wenn die beste Mannschaft der Welt (merkt eigentlich jemand, dass die Presse dieses Label jährlich neu vergibt und damit sofort wieder ad absurdum führt) über weite Strecken mit angezogener Handbremse spielte und ohnehin nur bis zum 1:1 Ausgleich durch Neymar ein Fünkchen Hoffnung auf ein Wunder bestand, war es ein ständig engagiertes Spiel unserer Mannschaft und ein starker Fußballabend. Letzteres auch ganz besonders deshalb, weil sich die Südkurve und eigentlich auch weite Teile des Stadions ganz so verhielten, wie es sich für ein Halbfinale im Europapokal gehört. Vor zehn Jahren hätte man hier vielleicht mal den Slogan „Sing Loud, Sing Proud“ gebracht, und viel passender können wir es heute auch nicht beschreiben. Von der ersten Minute weg war es fetzig laut und nach dem schnellen Führungstreffer hatte das ganze Stadion richtig Dampf drauf. Es war so einer der wenigen Momente pro Saison, in denen man komplett vergisst, dass dem Bau auf der Fröttmaninger Heide neben einem vernünftigen Namen trotz aller Bemühungen und Ereignisse auch noch nach zehn Jahren noch etwas die Seele fehlt. Und das Beste: Über die komplette Spieldauer waren wir Fans diesmal ein Rückhalt für die Mannschaft und vertraten die rot-weißen Farben europapokalwürdig.

Um dem Halbfinale trotz der Ausgangslage den passenden Rahmen zu verpassen und den Spielern nochmal eine kleine zusätzliche Motivationsspritze zu verpassen, wurde das Spiel mit einer großen Choreographie eingeleitet. Das Münchner Kindl, der Europapokal, eine Stadt, ein Traum – im übrigen die einzige Choreo bei den Halbfinals, die von Fans organisiert wurde. Ganz schön traurig, vor allem wenn man an Juve denkt und dort eigentlich erwarten würde, dass die Kurve so etwas selbst in die Hand nimmt. Ebenso Standard wie eine Choreographie bei großen Spielen, ist dieses Jahr die Respect Fans-Kampagne. Pünktlich zum Einlaufen der Mannschaften gab es deshalb wieder das noch gewachsene „No to matches behind closed doors“-Spruchband.

Die Kampagne taugt thematisch dann auch ganz gut, um diese Europapokalsaison spielberichtstechnisch zum Abschluss zu bringen. Beim ersten Spiel waren nur wenige Fans im Stadion, ein paar mehr Wagemutige betrachteten das Spielfeld von einem nahegelegenen Hochhaus, das nächste Auswärtsspiel dann das blanke Gegenteil. Freakshow in Rom. Unglaubliches Spiel, unglaubliche Kurve und die Curva Sud stand dem trotz vernichtender Niederlage in nichts nach. In Manchester business as usual, wären da nicht die Bullen gewesen, die nach dem Spiel noch unbedingt Ärger wollten.

In der K.O.-Runde tolle Lose: gegen Donzek in Lviv, schöne Stadt und kontinentale Kälte, in Porto hängte fast jeder noch ein, zwei Tage Urlaub dran, Billigflieger sei Dank. Endstation dann erst im Halbfinale. Tolle Reisen, guter Fußball, viele Biere, oft starke Stimmung.

Nächste Saison geht’s weiter. Wir greifen wieder nach Europas Krone, dann hoffentlich auch immer mit Fans an Bord und ohne solche Trauerspiele wie dem Kick in Moskau.

Hier gibts die Bilder vom Rückspiel gegen Barca.