Ohne es zu überprüfen, würde ich locker einen Fuffi verwetten, dass mindestens einer der letzten Spielberichte über Partien in Spanien die Worte „Sonne“ sowie „Tag und Nacht“ enthielt, deshalb spar ich mir die naheliegende Einleitungsfloskel.
Schönes Wetter war trotzdem, als sich wie vor zwei Jahren weit über 1000 Bayernfans in der Nähe des Placa Espana trafen, um sich – erstmal an der Autoausstellung vorbeischlängelnd – auf den Weg gen Camp Nou zu machen. In Spanien sind solche großen öffentlichen Manifestationen von Fans quasi nicht mehr existent, da die dortigen Polizeimethoden und die richterliche Repression den Kurven zwar nicht ihren Kampfgeist genommen, aber sie doch insoweit geschwächt hat, dass solche Massen auf den Straßen – überhaupt Auswärtsfans – eher eine Seltenheit sind. Wie die Gangart der spanischen Polizei aussieht, haben auch wieder einige Bayernfans erfahren können. Beleidigungen, Provokationen, Faustschläge ohne Ankündigung und ohne Grund. Im Endeffekt muss man ja sogar noch froh sein, dass es keine grundlosen Festnahmen gab und jemand drei Tage in einem Dreckloch sitzen musste, bis ihn ein Richter wegen nichts und wieder nichts mit Bewährung und einer Geldstrafe wieder heimschickt. Im Übrigen haben die Spanier erst vor kurzem ihr Demonstrationsrecht mehr oder weniger ausgehoben. Trotz EU-Mitgliedschaft schimmert der Franquismus in Spanien noch an vielen Stellen durch. Der Rest Europas schaut gemütlich weg, pöbelt gegen Griechenland oder sucht sich sonst was aus.
So, also heute mal wieder ein verbitterter Spielbericht. Dann machen wir doch gleich mal weiter. Bevor man die Stufen des durchaus erhabenen Stadions erklimmen konnte, musste man erstmal wieder sein 100 Euro Billet vorzeigen. 100 Euro!!! Eigentlich ist es eine Katastrophe, dass sich bei uns in der Fanszene da gar kein Widerstand rührt. Ein paar können es sich halt nicht leisten und das wars. Wir als Gruppe sind auch total abgestumpft, aber vielleicht muss man sich in Zukunft schon mal überlegen, ob man sich für einen solchen Preis in die letzte Ecke des Stadion verfrachten und von dutzenden Ordnern auf die Nerven gehen lassen will. So ein Abend in der Innenstadt von Barcelona vor einem Fernseher hätte ja auch seinen Reiz.
Immerhin den Versuch, das Rauchverbot durchzusetzen, haben die grünen Männchen dann doch irgendwann gelassen und so zogen die Rauchfädchen ganz offen in den Abendhimmel während der Anpfiff näher rückte.
Die Ausgangslage war klar, der FC Bayern um einige Schmuckstücke der Spielersammlung beraubt, gegen die diese Saison anscheinend beste Mannschaft der Welt. Das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel mit diesem wohlklingenden Titel kennt man ja, aber auch wenn man nicht all zu viel darauf gibt, war Barca vor diesem Spiel doch Favorit.
Eine Rolle, der sie am Anfang auch sofort gerecht wurden, bevor sich dann über kurz oder lang ein relativ ausgeglichenes Spiel entwickelte. Am Ende machte wahrscheinlich ein Mann den Unterschied. Nachdem Lionel Messi vor zwei Jahren nur ein Schatten seiner selbst war, bot er dieses Mal wieder sein ganzes Können auf und versetzte uns innerhalb von zwei Minuten einen Doppelschlag. War das erste Tor sicher noch nicht der Todesstoß, so könnte man unserer Mannschaft einen Hang zum Harakiri attestieren. Denn anstelle das Spiel jetzt souverän mit diesem akzeptablen Ergebnis zu Ende zu spielen, rannte man mit Sturm und Drang dem Auswärtstor entgegen. Das Ende der romantischen Tragödie kennt jeder. Die Aussichten aufs Finale waren damit mehr oder weniger gegessen.
Stimmung war in diesem langgezogenen Block ohne Dach natürlich eher nichts. Ein Dankeschön geht abschließend an die anwesenden Freunde aus Bochum, Sankt Pauli und San Benedetto.