Mit einem luxuriösen Vorsprung im Rücken machten sich Mannschaft und Fans auf in Richtung katalanische Metropole. Die größten Pessimisten fürchteten sich zwar immer noch vor einem möglichen Ausscheiden, insgesamt vernahm man aber auf den verschiedenen Anreisewegen eher euphorisierte und positive Stimmen. Gleichzeitig erlebte man am Vorabend unseres Spiel wohl einen der ersten Tage, an dem viele Bayernfans Real Madrid die Daumen drückten.Auch in unserem Bus, der ab München rollte, war nach dem 2:0 für Real für fünf Minuten Funkstille. Auf ein Finale gegen Dortmund hatte niemand Bock. Nach dem Wahnsinn des letzten Jahres wäre ein Finale ohne den totalen medialen Wahnsinn und ohne nochmals verschärften Kartenterror ganz nett gewesen. So darf sich nun aber halt doch Schwarz-Gelb als Finalgegner zur Verfügung stellen und als letzter Tritt auf der Leiter zum großen Traum dienen.
In Barcelona wurde dann der Tag wie üblich in Kleingruppen verbracht, ehe sich gegen 17:00 Uhr ca. 1500 Bayernfans am magischen Brunnen zum Europacup-Foto sammelten. Eigentlich war geplant gewesen vom nahegelegenen Plaza Espanya mit der Metro zum Camp Nou zu fahren. Bei dieser Menge an Bayernfans wäre das aber ein äußerst schwieriges Unterfangen geworden, also wurden kurzerhand Barcelonas Straßen für den Deutschen Meister reklamiert. Ein geiles Bild, wie sich eine rot-weiße Flut Europapokal-Besessener durch die Straßen ergoss. Es herrschte eine coole Atmosphäre und mit lauten Gesängen wurde klar gemacht, dass sich hier ein jeder nach dem Cup sehnt. Unser kleiner Marsch lockte nicht nur die Anwohner auf die Balkone, sondern rief auch die Guardia Civil auf den Plan. Denen passte unser kleiner Spaziergang nicht ins Konzept und so ließ manch spanischer Ordnungshüter seinen Schlagstock kreisen. An verschiedenen Stellen wurden Bayernfans von den Cops scharf angegangen. So mancher wird heute noch von blauen Flecken daran erinnert werden, dass die spanischen Bullen zu denen gehören, die zuerst zuschlagen und danach Fragen stellen.
Am Stadioneinlass herrschte dann das reinste Chaos. Ewige Schlange, überforderte Ordner und natürlich auch noch der ein oder andere Schlagstock, der noch nicht genug Beschäftigung gefunden hatte. Krass, wie ein Verein wie der FC Barcelona von einem ausverkauften Gästesektor so überfordert sein konnte. Nun ja, immerhin konnte im Zuge der chaotischen Kontrollen immerhin ein Megaphon trotz Verbot ins Stadion geschmuggelt werden. Dass das gute Teil dann mal wieder über weite Teile des Spiels den Dienst quittiert, war ja nicht abzusehen. Der Gästesektor erstreckte sich fast über die Hälfte der Gegengerade. Eigentlich keine optimalen Voraussetzungen für einen geschlossenen Auftritt der Bayernfans. Trotzdem gelang die Koordination und Abstimmung der Gesänge auch dank der drei Vorsänger sehr gut.
Auf dem Spielfeld dürfte eher wenig angekommen sein, aber bei der Lage des Gästeblocks ist das auch keine Überraschung.
Der Heimanhang war von unserer Position quasi nicht wahrnehmbar. Die Vorfreude der Katalanen auf dieses Spiel hielt sich verständlicherweise ohnehin in starken Grenzen. So konnte man tagsüber noch ganz regulär Eintrittskarten erstehen. Eigentlich sehr krass für ein Halbfinale im Europapokal. Wenn man die absurd hohen Kartenpreise von teils sehr deutlich über 100 bzw. sogar über 200 Euro bedenkt, eigentlich nur verständlich. Die wirtschaftliche Lage in Spanien tat hier natürlich ihr Übriges dazu.
Zum Ende von Halbzeit eins wurde es dann nochmal hektisch im Gästeblock. Der Ordnungsdienst störte sich an der Trommel, den Vorsängern und hatte darüber hinaus einfach richtig Bock sich zu boxen. Obwohl wir in Spanien aufgrund eigener Erfahrungen und den Berichten anderer Fangruppen Konfrontationen eigentlich aus dem Weg zu gehen versuchen, kam es diesmal zu einem längeren Schlagabtausch zwischen Jungs aus der Südkurve und den prügelgeilen Ordnern. Einige Bayernfans wurden von den Ordnern ordentlich durch die Mangel gedreht – einem sogar die Schuhe gestohlen, die nur durch Mithilfe des Fanprojekts heute nicht in einem Schuhschrank in Barcelona stehen. Immerhin gab es keine Festnahmen. Die Guardia Civil beschränkte sich hier weitgehend darauf, beide Seiten zu trennen.
So konnten wir uns in der zweiten Hälfte wieder voll auf das Geschehen auf dem Feld und die Anfeuerung konzentrieren. Auf dem Rasen sah Barca dabei genauso wenig Land wie mit dem kleinen Argentinier.
Die Parole des Tages wurde also absolut in die Tat gesetzt: A Message to you, Messi – We’re going to Wembley! Arjen Robbens Tor sandte einen Orkan durch den Gästeblock. Jetzt waren auch die letzten Zweifler überzeugt. Am 25. Mai treffen wir uns in London und holen uns den Henkelpott.
Bei den nächsten beiden Toren wurde der Gästeblock teilweise von den sichtbehindernden Fangnetzen befreit. Das Motto „Wenn wir nicht gewinnen, treten wir ihnen wenigstens den Rasen kaputt“ gab hier aber nicht die Marschrichtung, schließlich war die vormals beste Mannschaft der Welt damit zum zweiten Mal innerhalb einer Woche geschlagen.
Eine kurze Feier mit der Mannschaft und eine – wie immer – nervige Blocksperre später wurden wir in die katalanische Nacht entlassen, wo die Party rund um die Ramblas, an den Flughäfen oder im Bus weiterging.
Ein fettes Merci geht an unsere heute zahlreich anwesenden Freunde. Dankeschön nach Bochum, Jena, Hamburg, Bordeaux und an die mittlerweile aufgestiegenen Jungs aus San Benedetto.
DU SCHÖNER FCB – WIR HOLEN DEN LANDESMEISTERCUP UND SIND SCHON DEUTSCHER MEISTER!!!
Bilder vom Rückspiel bei Barca findet Ihr hier.. Außerdem gibt es auf der Südkurven-Seite auch ein Video vom Spiel in Barcelona.