Innerhalb von zehn Tagen zweimal nach Augsburg zu fahren, dürfte wohl niemand als großes Highlight in seinem Fanleben vermerken. Für ein Pokal-Achtelfinale schaut man aber natürlich trotzdem nochmal am malerisch zwischen Industriegebiet und Autobahn gelegenen Stadion vorbei. Gut, da gilt für uns wohl mal wieder das Sprichwort vom Glashaus und den Steinen.
Beeindruckt also bereits die Lage des Stadions in keinster Weise, wird es bei der Architektur des Gästeblocks nicht besser. Wer auch immer die Lage der Mundlöcher am Gästeblock geplant hat, hätte vielleicht auch einen Gedanken daran verschwenden sollen, dass der FCA vielleicht mal ein Spiel vor ausverkauftem Haus austragen möchte. Sobald der Block aber halbwegs gefüllt ist, wird es für die nachkommenden immer schwieriger, sich einen Platz zu suchen, da der Weg nach oben bereits von anderen Fans versperrt ist. So wird’s in den Reihen rund um den Blockzugang immer mehr als ungemütlich.
Für die Südkurve München war das heute allerdings überhaupt kein Hindernis. Gerade in Halbzeit eins drückte der Gästeblock richtig aufs Gas. Nach den letzten 12 Minuten und 12 Sekunden Schweigen diesen Jahres wurde die Lautstärke mit einigen Schlachtrufen und Klassikern schön nach oben gedreht und dann bis zur Halbzeit knallig weiter eskaliert. So geil kann es sein, wenn einfach jeder sein Maul aufmacht und LAUT singt. So macht jedes Lied Spaß, so wirft man ein gutes Bild auf den eigenen Verein und die ganze Fanszene. So vertritt man den FC Bayern würdig in fremden Stadien. In der zweiten Halbzeit war dann nicht mehr ganz soviel Dampf auf dem Kessel und unter Umständen zollte die Stimmung hier etwas dem zerfahrenen Spiel Tribut. Trotzdem war es ein rundum gelungener Rundenabschluss aus Sicht der Kurve.
Auf dem Feld lief es etwas verhaltener, obwohl wir letztendlich souverän ins Viertelfinale einzogen. Hier werden wir gegen die Borussia vor allem Franck Ribery schmerzlich vermissen. Lange rumlamentieren, dass beide vom Platz hätten fliegen müssen und hin und her, hilft uns hier auch nicht weiter. Unsere Nummer 7 weiß ja auch genau, dass es im Fußballgeschäft für solche Aktionen eben den roten Karton gibt. Ärgerlich, wenn aus Sicht von Franck natürlich auch irgendwo nachvollziehbar. Ansonsten konnte man heute wunderschön beobachten, wieso die Augsburger so tief im Tabellenkeller stecken. Die Schwaben spielten durchaus gut mit und erarbeiteten sich auch mehrfach Gelegenheiten gegen eine heute nicht sattelfeste Bayern-Abwehr. Sie hatten mehr Ballbesitz und schossen öfters in Richtung Tor. Vor dem Bayern-Gehäuse fehlte den Augsburgern aber durch die Bank die notwendige Coolness. Anders unsere Elf, die in Person von Mario Gomez und Xherdan Shaqiri ihre Chancen zu Nutzen wusste.
Als Viertelfinalist können wir dann auch noch ein paar Worte zum Heimanhang verlieren. Die Augsburger zeigten zum Ende der ersten 12 Minuten und 12 Sekunden eine Choreo, auf der man eine Straße sah, die in die Fuggerstadt hineinführt. Darunter das Spruchband „Das Beste an München ist die Autobahn nach Augsburg!“, zusätzlich warfen die Augsburger noch bunte Krepppapierrollen. Wenn man sich später mal beim Gesang „Steht auf wenn ihr Bayern seid“ umgesehen hat, scheint dies an diesem Spieltag nicht unbedingt die Mehrheitsmeinung der Augsburger Tribünenbesucher gewesen zu sein. Grob geschätzt haben wohl 50% der Zuschauer dem Hauptstadtverein die Daumen gedrückt. Äußerst bemerkenswert war ansonsten noch die Resonanz auf der Haupttribüne. Entweder hatten sich die Leute alle über 90 Minuten im VIP-Bereich versteckt, oder ein Pokalspiel gegen den FC Bayern an einem Dienstag im Dezember ist für Augsburger Firmen, ihre Angestellten und Geschäftskunden schon eine gänzlich uninteressante Sache. So ist also auch manchmal die schöne Welt der Business-Seats bei einem Pokal-Achtelfinale gegen den Tabellenführer der Fußballbundesliga zu dreivierteln leer. Da dann doch lieber Kuscheln auf den Stehtribünen.
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