Erklärung der Munichmaniacs 1996

Hallo Leute,

einige von euch haben sich die letzten Wochen eventuell gefragt, warum denn seit Beginn dieser Saison von den Munichmaniacs (die wir ab jetzt mit MM’s abkürzen) nicht mehr die Zaunfahne mit dem plakativen Slogan „Gegen den modernen Fußball“ verwendet wird. Prinzipiell steckt natürlich eine interne Entscheidung dahinter, die anfangs eigentlich auch gar nicht groß in der Öffentlichkeit diskutiert werden sollte.

Ganz so einfach wollen wir es uns aber jetzt doch nicht machen. Stattdessen soll vielmehr versucht werden, mit diesem kleinen Text zumindest dazu zu animieren, sich ein paar Gedanken zu der Thematik zu machen. Die Hoffnung, große Veränderungen auszulösen, stirbt zwar zuletzt aber wir sind realistisch genug das nicht ernsthaft zu erwarten.

Tja, man hört aus den letzten Zeilen nicht gerade viel Optimismus heraus, schon klar. Bei den MM’s wurde intern schon länger diskutiert ob man denn überhaupt noch guten Gewissens hinter besagter Fahne stehen könne. Ist ja gerade als Ultra‘ beim FCB schon so ne Sache: die Eintrittspreise in der Bundesliga bewegen sich für uns als Gästefans streng gegen einen Durchschnittsbetrag von 20 Euro. Ganz zu schweigen von den teilweise irrsinnigen Summen die man im Europapokal blechen soll. Krönung des Ganzen dann natürlich das Finale im eigenen Stadion: irrwitzig schon die regulären, an Abartigkeit nicht mehr zu überbieten die irregulären Preise… Da stellt sich dann die Gretchenfrage: wie standhaft bleibt man wenn man kein Ticket hat? Oder wenn man eines bekommen würde und dafür 200 Euro abdrücken soll? Klaro, für Personen, die vom „Finale dahoam“-Fieber gepackt werden und sonst gar nicht auf die Idee gekommen wären, dass der Live-Besuch eines Fußballspiels doch nach ner spannenden Sache klingt natürlich keine Frage. Ist ja auch nur dieses eine „Event“, da wird man noch den Kindern davon erzählen, das wird so geil… Geschenkt, Trottel, verpiss dich, komm nie wieder, danke schön. Doch beim Fressen hört die Moral eben auf: beim Finale in der eigenen Stadt wirklich draußen bleiben? Eigentlich auch undenkbar, und schon steckt man mitten drin im Schlamassel: wo hört der Widerstand gegen den modernen Fußball auf und wo man wird zum Mittäter? Bei 50 Euro? 100? 200? Sollte man nicht so konsequent sein und dann draußen bleiben? Aber mit welcher Konsequenz? Kommt halt der nächste Hänger…

Dass gerade wir als älteste (in jeglicher Hinsicht…) Ultra-Gruppe beim FC Bayern diejenigen waren, die als einzige wirklich mal eine praktische Aktion gegen die zu hohen Eintrittspreise gemacht haben, nämlich gerade beim Scheiß-Derby geschlossen draußen zu bleiben (und das zweimal) stimmt uns schon nachdenklich. Da haben einem alle auf die Schultern geklopft, „geile Aktion!“, aber aktive Unterstützung und vielleicht selber draußen bleiben, nee, lass mal… Warum engagiert sich da außer uns eigentlich keiner? Dürfte doch kaum einen Punkt geben den alle aus der aktiven Fanszene gemeinschaftlich so beschissen finden wie die Top-Zuschläge für unsere Auswärtstickets?

Und bei den Eintrittspreisen hört die Scheiße mit dem modernen Fußball ja nicht auf: Klatschpappen für Klatschdeppen, Sky, RedBull, die Liste lässt sich beliebig fortführen…

Wie Ihr euch sicherlich denken könnt gab es zu den hier angerissenen Themen gruppenintern bei den MM’s größtmögliche Diskussionen, was sollte man bei einer so heterogenen Gruppe auch anderes erwarten? Die Fahne gegen den modernen Fußball hatte sicherlich ihre Daseinsberechtigung, und die hat sie natürlich auch nach wie vor. Da wir aber nicht hinter einem plakativen Slogan stehen wollen ohne ihn als komplette Gruppe mit Leben zu füllen haben wir uns entschlossen ihn nicht mehr zu verwenden. Jeder, der den Spruch tatsächlich lebt, auch wenn es weh tut, und der aktiv wird gegen die Kräfte die diesen Sport zerstören werden, darf ihn gerne von uns übernehmen!

Munichmaniacs 1996 im Jahr 2012