Erklärung zu unseren Aktionen beim Europapokalspiel in Paris

75€ A TICKET? WE ARE NOT NEYMAR! TICKETPRICES MUST BE REASONABLE

Wir Bayernfans sind in den letzten Jahren einiges gewohnt, was überteuerte Kartenpreise gerade bei Europacupspielen angeht. 75 Euro für ein Vorrundenspiel in Paris sind in unseren Augen (mal wieder) zu viel. Wenn diese Entwicklung so weitergeht, werden sich bald nur noch wenige die Karten und damit den Stadionbesuch leisten können.

Die Eintrittspreise bei unserem Spiel in Paris in Verbindung mit dem vieldiskutierten Wechsel von Neymar zeigen recht deutlich auf, dass wir Fans den Transfer-Irrsinn im Fußball-Business mit zahlen sollen. Wir haben aus diesem Grund im Gästeblock Spruchbänder gezeigt und Masken mit dem Gesicht von Neymar verteilt, die viele Bayernfans zu der Aktion vor ihr Gesicht gehalten haben. Die Masken sind angelehnt an eine Solidaritätsaktion für Neymar, als er sich bei der WM 2014 verletzt hatte. Die Aktion sollte symbolkräftig aufzeigen, dass sich bald nur noch Großverdiener die Spielbesuche leisten können.

Es geht uns mit der Aktion explizit nicht um Kritik am Neymar-Transfer. Wir denken nicht, dass es irgendwo bei 40 Millionen eine Grenze des guten Geschmacks gibt und alles darüber eine Perversion darstellt, wie es aus der Chefetage der Säbener Straße geäußert wurde. Viele Fußballfans aus den Kurven und von außerhalb der Kurven diskutieren derzeit über die Entwicklung, die der Fußball gerade nimmt. Diese Entwicklung hat nicht mit diesem Transfer angefangen und sie wird nicht mit ihm enden. Aber er hat eine Diskussion befeuert, die sich fragt, wo das alles hinführen soll. Viele Menschen merken gerade, dass der Fußball gegen die Wand gefahren wird.

Wir lieben den Fußball und werden für unsere Liebe kämpfen.

Wir möchten zum Schluss auch nochmal unterstreichen, dass wir die Kritik zwar an den Preisen für unser Spiel in Paris aufgehängt haben, wir uns aber mit der Aktion grundsätzlich für sozialverträgliche Eintrittspreise einsetzen wollen und uns bewusst sind und wir im Auge haben, dass z.B. auch unser eigener Verein die Preisschraube bei unseren Heimspielen gerade für die Fans in europäischen Wettbewerben ebenfalls anzieht. Alle in den Chefetagen der europäischen Vereine sollten sich aber bewusst sein, dass der Fußball von den Fans lebt.

FOOTBALL WITHOUT FANS IS NOT WORTH A PENNY!

Nach der zweiten Halbzeit haben wir eine weitere Aktion durchgeführt zu einem der vielen weiteren Themen, die die Fankultur derzeit bedrohen.

LIBERTE, EGALITE …?
5% FOR ALL AWAY FANS
RESONABLE TICKETPRICES
NO CLOSURE OF STANDS
RESPECT FANS

In den vergangenen Spielzeiten waren viele Gästefans bei Europapokalspielen in Frankreich (insbesondere in Paris) von einer willkürlichen Reduktion des in den Regularien der UEFA verankerten 5%-Auswärtskartenkontingents oder gar einem Komplettausschluss betroffen. Mit einher gehen eine Reihe von schikanierenden Maßnahmen, wie Aufenthaltsverbote in der Innenstadt inklusive der Androhung einer Verhaftung, sollte man dort angetroffen werden, oder ein Voucher-System, bei dem man erst am Spielort ein personalisiertes Ticket gegen Vorlage des personalisierten Vouchers erhält. Begründet werden diese Maßnahmen von den französischen Behörden mit dem nun seit fast zwei Jahren verhängten und immer wieder verlängerten Ausnahmezustand.

Liberte, egalite? Von Freiheit und Gleichheit ist Frankreich nicht mehr viel übrig. Die Basler erhielten beispielsweise in der Vorsaison bei PSG nur 800 statt 2.200 Karten (2.200 Karten würden im Prinzenpark 5% entsprechen), Arsenal dagegen ein paar Wochen später das volle Kontingent, Chelsea wiederum nur 1.410 Karten. In der Europa League beim Spiel AS St. Etienne vs FC Basel war Gästefans die Anreise komplett untersagt.

Der Ausnahmezustand in Frankreich wird missbraucht, um die Reisefreiheit von Fußballfans in internationalen und noch viel mehr für die französischen Fans in den nationalen Wettbewerben willkürlich einzuschränken, während die UEFA nur zuschaut. Nicht nur das, die behördlichen Verbote von Kartenkontingenten für die Gastmannschaft machen bereits Schule, z.B. in Italien bei einem Gästeverbot für Nizza und auch Feyenoord in Neapel, und werden von der UEFA sogar empfohlen, wie im Achtelfinale der Europa League in der vergangenen Saison, als Besiktas auf Olympiacos traf. Es sind nicht nur die französischen Behörden, auch in anderen Ländern verschlechtert sich die Situation von Fußballfans stetig, zum Teil massiv, und die von der Basis weit entfernte UEFA ist oft selber der Akteur, der willkürlich verbietet und aussperrt.

Uns wurde nun bei der Partie im Prinzenpark bei PSG ein Auswärtskontingent von 5% der Stadionkapazität gewährt, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte. Dies ist allerdings kein Grund zur Freude, vielmehr Verpflichtung den Missstand und Missbrauch von Seiten der Behörden klar zu benennen, denn schon beim nächsten Mal könnten Gästefans in Frankreich wieder willkürlich eingeschränkt oder ganz ausgeschlossen werden. Von Willkür im Stile eines autokratischen Verbandes waren wir ja bereits 2014 selbst leidvoll betroffen, als die UEFA gegen ZSKA Moskau zwei Geisterspiele verhängte und die Gästefans gleich mit ausschloss.

Der Fußball braucht Reisefreiheit für Fans, Gästekontingente von mindestens 5%, sozialverträgliche Eintrittspreise, Verzicht auf Kollektivstrafen und Respekt vor Fans und Fankultur!