Auswärtsspiel in Mönchengladbach, das ist nicht nur ein echter Klassiker, sondern momentan auch noch ein absolutes Topspiel obendrauf. Nach einem katastrophalen Start rollen die Fohlen derzeit das Ligafeld von hinten auf. Wir Fußballerotiker durften also gespannt sein.
Im Kontrast zur klangvollen Partie steht dann das nicht vorhandene Flair auf dem Gästeparkplatz vor dem Borussia-Park. Da beim kalten Windzug dort auch kein Glühwein wirklich helfen konnte, gab es folglich keinen Grund, länger als nötig vor den Stadiontoren zu verweilen.
Im neuerdings mit Plexiglas verkleideten Block hielten wir wieder an der bewährten Aufteilung mit einem Vorsänger unten am Zaun und einem auf dem Podest fest. Damit fuhren wir auch recht gut, denn die ersten zwanzig Minuten ließen sich im Gästesektor schon bombig. Gerade das „Peru-Lied“ fetzte ordentlich und wurde von den Trommlern immer wieder neu angeheizt. Richtig feine Sache, so macht es auswärts Spaß. Danach kam zwar ein kleiner Knacks in die Stimmungskurve, aber die Lautstärke der Gesänge blieb trotzdem weiterhin auf einem sehr passablen Niveau. Außerdem hatten wir ja schon ein paar Mal erwähnt, dass es bei uns meistens die ersten zwanzig Minuten sind, die am positivsten in Erinnerung bleiben.
Auf dem Feld passierte derweil viel Gewohntes, unsere Mannschaft dominant mit einigen guten Torgelegenheiten, gleichzeitig aber auch mit der fast schon typischen Nachlässigkeit bei der Chancenverwertung während der ersten 45 Minuten. Die sollte sich heute einmal rächen, denn die Gladbacher kamen nicht nur spritziger aus der Pause, sondern spielten sich nach dem Führungstreffer durch Wendt kurzzeitig in einen Rausch. Zack, lagen wir 0:3 zurück und trotz Franck Riberys gelungenem Comeback war an der Niederlage nicht mehr viel zu rütteln.
Wenn wir ehrlich sind, hätten wir selbst vom Gästeblock für den Rest der Begegnung ein ziemliches Trauerspiel erwartet, aber heute passte wohl entweder die Mischung der Leute ganz besonders gut oder der Seltenheitswert eines deutlichen Rückstands wirkte euphorisierend. Keine Ahnung, woran es letztendlich lag, aber die Rot-Weißen auf den Rängen gaben auch die letzte halbe Stunde nochmal ordentlich Gas und weil es so schön war, ging es auch nach Abpfiff noch eine ganze Weile weiter. Ein jeder durfte nochmal einen Klassiker in die Runde hauen, der dann gemeinsam ins leere Stadion geschmettert wurde. Das rundete den richtig noblen Auswärtsauftritt wunderbar ab.
Beim Blick auf die Gegenseite sahen wir heute neben einer Fahne der befreundeten Ultras von Poli Timisoara auch Genesungswünsche für einen Fan aus der Nordkurve, Proteste gegen den gelben Sponsorenbalken auf dem Borussia-Dress und ein Spruchband gegen die Instrumentalisierung der Terrorangst zur Beschneidung der Gästekontingente. Und ansonsten? Die Tribünenseiten waren selbst noch nach dem 3:0 ein Aushängeschild der Lethargie und selbst die Stehplätze auf der Hintertortribüne schienen sich jetzt nicht gerade in Ekstase zu verlieren. Bei dem Ergebnis ganz schön mager für einen Traditionsverein. Oder ist etwa der Bayernhass jetzt komplett aus den Stadien verschwunden?
Naja, nicht unser Bier trotz Niederlage einer der besten Auftritte der Saison. Weiter so, Südkurve.