Bericht zur Jahreshauptversammlung des FC Bayern 2011 aus dem SKB

So, zwei Wochen liegt mittlerweile die Jahreshauptversammlung 2011 hinter uns. Zwei Wochen, in denen vom an diesem Abend zitierten „Pack ma’s“ in der Bundesliga leider nichts zu spüren war. Obwohl man jetzt vortrefflich darüber philosophieren könnte, warum wir gegen Mainz und Dortmund als Verlierer vom Platz gingen, wollen wir lieber noch einmal auf die JHV zurückblicken, an der vieles nicht so ablief wie wir es uns gewünscht hätten.

Wir ersparen Euch hier Details zu den gewohnt guten Finanzen und den einzelnen Redebeiträgen. Die könnt Ihr im Bayern-Magazin nochmal in aller Ruhe nachlesen. Stattdessen konzentrieren wir uns auf einen Satz, den Präsident Hoeneß gegen Ende der Versammlung fallen ließ: „Manche Leute müssen noch lernen, mit Demokratie umzugehen.“ Eine treffliche Zusammenfassung des Abends in der ehemaligen Rudi Sedlmayer Halle und gültig für mehr als nur einen der Akteure dieser JHV:

Der Erste, der sein Demokratieverständnis hinterfragen sollte, ist unser Präsident selbst. Festmachen lässt sich dies an zwei bzw. drei Beispielen. Dass Uli Hoeneß anders als Karl Heinz Rummenigge über die Debatten und Kontroversen des letzten Frühjahrs nicht den „Mantel des Schweigens“ hüllen würde, war zu erwarten und ist – eigentlich unnötig das zu erwähnen – natürlich sein gutes Recht. Dass er und wir die charakterlichen Eigenschaften eines Manuel Neuer unterschiedlich einschätzen, ist auch lange bekannt und bedarf hier keiner weiteren Diskussion. Kritisch hinterfragt werden muss allerdings, was Uli Hoeneß mit, „wenn irgendeiner meint, dass der Transfer falsch war, kann er zu Hause bleiben,“ meinte. Der Präsident impliziert – unterstrichen durch die Emotionalität seiner Rede – hiermit, dass er für jene, die nicht hinter dem Transfer standen, keinen Platz in unserem Verein sieht. Auch unabhängig vom Fall Neuer eine traurige Einstellung gegenüber einem möglichen und nötigen Meinungspluralismus in einem derart großen Verein wie unserem.

Den nun aufgekommenen Verdacht, in Sachen Demokratie doch auch eine kurze Nachhilfestunde gebrauchen zu können, bestätigte der Präsident dann, als es beim Tagesordnungspunkt 7 zu den Anträgen ging. Dem Vorstand des Club Nr. 12 vorzuwerfen, durch das Einbringen eines Antrags versuche er unzulässig Druck auf den Vorstand auszuüben, führte doch zu größerer Verwunderung. Natürlich bringt man einen Antrag ein, damit sich Dinge entlang der eigenen Präferenzen verändern. Dies ist das Recht der Mitglieder des FC Bayern entsprechend der Vereinssatzung. Der Präsident kann dann die Mitglieder über diesen Antrag abstimmen lassen. Weder das Präsidum des e.V. noch der Vorstand der AG werden zu irgendetwas gezwungen, geschweige denn unter unzulässigen Druck gesetzt. Da der FCB den Vertrag mit viagogo, um den es bei diesem Antrag ging, zum nächstmöglichen Zeitpunkt beendet (Bravo hierfür), ist an der restlichen Verfahrensweise mit dem Antrag nichts auszusetzen. Zwar wurde nicht auf den zweiten Teil des Antrags (Aufbau einer ähnlichen Plattform vom FCB selbst) eingegangen, solche Details kann man aber im Nachhinein sicher noch im kleineren Rahmen klären und man muss auch nicht päpstlicher sein als der Papst. Beim nächsten Antrag zum Rauchverbot merkte der Präsident gleich an, dass man diesen ja später beim Punkt „Verschiedenes“ besprechen könnte und überging den Antrag damit mehr oder weniger komplett. Uns ist jetzt nicht bekannt, wann der Antrag einging, aber selbst wenn er erst in der Versammlung gestellt worden wäre, hätte der Präsident nach §12 (4) der Vereinssatzung die anwesenden Mitglieder befragen müssen, ob sie über den Antrag abstimmen wollen. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass der Antrag die dafür erforderliche Dreiviertelmehrheit bekommen hätte, trotzdem dürfen Anträge von Mitgliedern nicht einfach übergangen werden.

Bezeichnend allerdings auch, dass viele aus den „Fanszeneblöcken“ lauter pfiffen, weil jemand einen Antrag auf Rauchverbot im Stadion einbrachte, als wenn uns der Präsident weismachen will, der Antrag vom C12-Vorsitzenden sei nicht angemessen. Wie oben angesprochen, galt der Satz vom Erlernen des Umgangs mit der Demokratie nicht nur für die Protagonisten auf der Bühne, sondern auch für die ursprünglichen Adressaten. Große Teile der Fanszene (und zum Teil auch Mitglieder unserer Gruppe) verhielten sich auf der Tribüne wie die sprichwörtliche Axt im Wald. Man kann über vieles streiten: Über den Charakter der Veranstaltung, über das Verhalten des Vereins und seiner Angestellten gegenüber uns aktiven Fans, oder dass Uli Hoeneß einfach nicht verstehen will, dass es eine Frechheit ist, mit einer Firma zusammenzuarbeiten, die über 3000 Euro für ein Finale im Europapokal verlangt. Man kann nicht nur, man muss sogar.

Unmutsbekundungen sind richtig und wichtig. An passenden Stellen ein Lied über die blauen Untermieter gehört dazu, um unsere Position klarzumachen. Auch ein „Fußball muss bezahlbar sein“, war definitiv angebracht. Eigentlich fehlten solche Einwürfe sogar an den oben angeführten Stellen. ABER: Die JHV irgendwann zum Bierzelt zu machen und nur noch Beleidigungen durch die Halle zu schreien, damit man halt geschrien hat, ist absolut fehl am Platz.

Wenn ich auf der einen Seite Demokratie und freie Meinungsäußerung einfordere und den von uns oft beschrieenen Meinungspluralismus propagiere, dann muss ich mir die Meinungen anderer zumindest auch anhören und sie ernst nehmen. Es geht nicht, dass Redner schon bevor sie etwas gesagt haben, beleidigt werden. Wenn mir ein Beitrag nicht gefällt, dann „buh“ ich halt mal zwischendrin oder sing kurz ein passendes Lied, aber man muss die Leute auf dem Podium trotzdem ausreden lassen und kann dann nicht einfach alles niederschreien, was einem im entferntesten nicht gefällt (so ich es dann überhaupt akustisch wahrgenommen habe). Einige waren an diesem Freitag bestens bemüht, jedes mögliche Klischee und jedes existente Vorurteil über die Kurve zu bestätigen. Damit wurde jedem, der versucht unsere Positionen beim Verein vorzutragen, um auf einen gemeinsamen grünen Nenner zu kommen ein Bärendienst erwiesen.

Fazit: Demokratie in der Vereinspolitik muss man lernen und ist schwierig, das gilt für das Präsidium wie für uns Fans. Wenn wir aus der Kurve darauf keinen Bock haben, dann müssen wir uns nicht zwingen. Dann brauchen wir mit Argumenten von der Demokratie und Meinungsvielfalt aber auch nicht mehr beim Verein auflaufen, sondern müssen dann halt immer den ungemütlichen Weg gehen, wenn wir unsere Interessen durchsetzen wollen.