LONDON CALLING … Okay, etwas abgedroschen der Slogan vielleicht, vielleicht auch nicht, denn 1. ist „The Clash“ einfach saucool und „London Calling“ ein klasse Song, 2. swingt London immer noch und 3. war der souveräne Auftritt unserer Mannschaft in London ein großer Schritt hin zum Finale in London. LONDON CALLING!Und zahlreiche Bayernfans folgten dem Ruf und reisten zum Teil schon ein oder zwei Tage vorher per Flieger an. Wie zu erwarten gab es für einige Probleme bei der Ausreise an deutschen Flughäfen. Ein Freund von Ultrà Sankt Pauli und mindestens ein Bayernfan durften gar nicht ausreisen. Wir vergessen nichts.
Der Hauptteil der Gruppe reiste mit dem Bus. Wie bei früheren Reisen auf die Insel war die Fährfahrt ein Highlight der Busfahrt. Zollfreies Cider, Spielautomaten, Seeluft, die spektakuläre Küste von Dover. Dazu die Möglichkeit, sich nach der Busfahrt mal die Beine zu vertreten, rumzusteuern, es sich auf dem Teppich gemütlich zu machen oder allerlei Schabernack zu treiben. Great. Nach schlechten Erfahrungen auf der letzten Fahrt wurde nur auf Fish and Chips aus der Schiffskantine verzichtet.
Von Dover aus war es nur noch ein Katzensprung nach London. Vom Busparkplatz aus ging es erstmal zum Stadion und unserem späteren Treffpunkt, nem netten Pub in Laufentfernung zum Stadion. Hier trennten sich unsere Wege. Einige machten sich auf den Weg zu den Sehenswürdigkeiten der Stadt, andere zog es zur Carnaby Street und den umliegenden Shops, wieder andere chillten oder suchten sich was zu Essen. Alle hatten ein paar nette Stunden, bevor es wieder zum Treffpunkt ging. Besagter Treffpunkt füllte sich nach und nach, während in einem angrenzenden Park andere die, im Vergleich zu den derzeit in München vorherrschenden, sehr angenehmen Temperaturen und einige Sonnenstrahlen genossen. Letztendlich brachen so etwa 200 Bayernfans von unserem Treffpunkt in Richtung Stadion auf. Ein Marsch von Fußballfans auf der Straße war für die Anwohner eher ungewöhnlich und auch nicht jeder Bobby war ganz glücklich drüber, was wir uns da rausnahmen. Angesichts unserer eigentlich nicht so großen Anzahl war es aber sicherlich nicht nur unsere Dreistigkeit, sondern sicherlich auch das Wohlwollen bzw. die Entspanntheit des leitenden Kontaktbeamten/Einsatzleiter/whatever, den die mitgereisten Zivis sicherlich über unsere Gepflogenheiten informiert hatten. Das konnte aber nicht darüber hinwegtäuschen, wie ständige und omnipräsente Video-Überwachung, law-and-order-Politik und Denunziantentum das Verhalten der Menschen verändern. London ist wirklich eine vielseitige. multikulturelle, bunte und interessante Stadt. Ohne Sicherheitshysterie und Preiswahnsinn könnte es eine richtig, richtig coole Stadt sein.
Doch wie sich der Überwachungsstaat wie Gift in den Köpfen der Menschen breit macht, bekam unser Fotograf auf der Gegengerade aus nächster Nähe mit. Farben der Gäste sind in den Heimbereichen nicht erwünscht. Allerdings werden auch Zuschauer von den Tribünen entfernt, die sich durch Gestik als Sympathisanten der Gäste outen. Unter den Zuschauern ist Denunziantentum so weit verbreitet, dass alleine in dem einen Block während des Spiels drei Personen von den Ordnern rausgeschmissen wurden, auf die vorher von einem aufgebrachten Mob aufmerksam gemacht worden ist. Sowas nennt man dann wohl „Zivilcourage“. Ekelhaft. Das Ganze geht sogar so weit, dass es eine Nummer gibt, auf die die Zuschauer per SMS Leute wegen „unsocial behaviour“ denunzieren können. Samt Reihe und Sitz. Kranke Welt. FC Bayern WorldWide machte auf die Thematik mit einem Spruchband aufmerksam: „Gooners!! Text 16777! The Stewards!“ Die nette Pyroshow im Gästeblock zu Spielbeginn dürfte nach deren Verständnis wahrscheinlich auch unter „unsocial behaviour“ fallen. Fußball muss dreckig bleiben!
Dreckig, chaotisch, unkontrollierbar, so muss der Bayern-Block auf Stewards, Bobbys und Co. gewirkt haben. Das suggerieren zumindest weit aufgerissene Augen und offene Münder. Wir selber würden den Auftritt der Südkurve in London als gut, aber keinesfalls vergleichbar mit den Top-Auftritten beispielsweise in Lille bezeichnen. Der Ultras plus Umfeld-Haufen war gut aufgelegt, leider ist es nicht gelungen, den ganzen Block allzuoft mitzureißen. Wenn uns das gelang, dann wurde es durchaus laut. Im Nachhinein wurde einiges über die Aufstellung der Vorsänger debattiert. Ein Megaphon wäre sicher auch hilfreich gewesen. Schnee von gestern. Das nächste Mal wieder das Beste aus der Situation machen. Unser Ziel muss es sein, als Einheit aufzutreten und alle mitzunehmen. Zusammen können wir was bewegen, Südkurve.
Alles in allem war der Auftritt in London in Ordnung. Die Arsenal-Fans wurden ab und an auch ziemlich laut, wenn auch nur mit einigen wenigen und einfachen Rufen. Hat uns trotzdem überrascht, auch wenn sowas wie ein Stimmungskern nicht wirklich auszumachen war. Die Überlegenheit unserer Mannschaft auf dem Platz vor allem in der ersten Halbzeit war beeindruckend. Souverän. Hut ab. Das gilt auch für unsere Gäste von USP und Co., aus Bochum und Jena und von Celtic Glasgow, die uns begleitet haben, obwohl die Ticketsituation wegen dem großen Run auf und dem Hype um das Spiel sehr düster war. Eure Freundschaft bedeutet uns wahnsinnig viel. DANKE!
Das Finale kommt näher, LONDON CALLING…
Ein Video aus London gibts hier und Fotos hier.