Am Freitag flatterte allen Jahreskartenbesitzern in den Blöcken 112/113 ein Schreiben des FC Bayern ins Haus, in dem über eine Änderung der Einlasskontrollen informiert wurde. Ab sofort muss man bei ChampionsLeague-Spielen nach der Drehkreuzkontrolle am Arenaeingang zu einem speziellen Schalter im Stadion, um sich dort eine Einlasskarte für seinen Block 112 bzw. 113 ausstellen zu lassen. Die eigentliche Eintrittskarte verliert ihre Gültigkeit, der Block kann nur mit der neuen Einlasskarte betreten werden. Ziel dieser Maßnahme ist zu verhindern, dass sich Fans in die Blöcke 112/113 schmuggeln (lassen), die eigentlich Karten für andere Blöcke besitzen, um dort gemeinsam die Stimmung in der Arena anzukurbeln.
Da es zu den Aufgaben eines Stadionbetreibers gehört, eine die Sicherheit der Stadionbesucher gefährdende Blocküberfüllung zu verhindern, erscheint diese Maßnahme zunächst einmal sinnvoll. Die Konsequenz dieser nun beschlossenen Änderung der Kontrollen ist jedoch, dass insbesondere der Großteil der jungen Fans, die seit Jahren bei jedem Spiel direkt hinter dem Tor der Südkurve Stimmung machen nun nicht mehr in ihren „angestammten“ Block gelangen können. Dies ist zweifelsohne für die betroffenen Fans sehr bedauerlich und wird dich negativ auf die Unterstützung der Mannschaft auswirken. Vollkommen zu Recht kann man nun einwenden, dass man Sicherheitsfragen nicht mit einer besseren oder schlechteren Stimmung aufwiegen kann.
Genau an diesem Punkt scheiden sich jedoch die Geister, denn viele Fans haben das Gefühl, dass mit der neuen Einlasskontollen weit über das Ziel eines „mit Sicherheit nicht überfüllen Blocks“ hinausgeschossen wird. Der Bereich 112/113 wurde in BESTUHLTEM Zustand (1385 Sitzplätze) bei der Arena-Eröffnung 2005 für ca. 1800 Personen zugelassen. Bei Bundesliga-Spielen wurden und werden in der Nord- und Südkurve pro Sitzplatz 1,3 Stehplätze verkauft. Auch die Fluchtwege aus den Blöcken 112/113 sind im bestuhlten Zustand für 1800 Personen ausgelegt. In der vergangen Saison wurde dieser Wert tatsächlich durch das Schmuggeln von Fans bei mehreren Spielen um knapp 5% übertroffen.
Mit der neuen Regelung wird jedoch sichergestellt, dass sich maximal 1385 Fans in diesem Bereich aufhalten können. Über 400 weniger, als bei Bundesligaspielen in den vergleichbaren (ebenfalls bestuhlten) Nachbarblöcken Eintrittskarten verkauft werden.
Die Vereinsführung verweist dabei auf die Vorgabe der UEFA, bei ChampionsLeague-Spielen ein reines Sitzplatzstadion anbieten zu müssen. Dies ist unbestritten, da für Jedermann in den Vorschriften der UEFA nachzulesen. Einige Fanvertreter bestreiten jedoch, dass man daraus ein Verbot ableiten kann, dass sich die Fans auch dann nicht enger zusammenstellen dürfen, wenn dies AUS EIGENEM WILLEN erfolgt, die Sicherheit NICHT gefährdet ist, und – wie von der UEFA gefordert – für jeden Fan ein Sitzplatz im Stadion vorhanden ist.
Darüber hinaus gibt es weitere Entscheidungen der Vereinsführung, die in Fankreisen für Unverständnis sorgen. So wurden das Kontingent der Jugendkarten für Fans unter 21, bei denen es sich zu einem Großteil um die Fans handelt, die seit Jahren vergeblich auf eine Jahreskarte in der Südkurve hoffen und die seit Beginn des Programms aus naheliegenden Gründen immer in der Südkurve waren, für das Heimspiel gegen Lille erstmals in den Oberrang verlegt.
Nachdem in den letzten Tagen auch eine Reihe von Vorschlägen, die dazu geeignet wären, die Konsequenzen für die Fans zumindest abzumildern von der Vereinsführung abgelehnt wurden, herrscht bei vielen Fans aus den Blöcken 112/113 ein großes Maß von Frustration vor.
Wie man mit dieser Frustration umgehen soll dürfte jedoch innerhalb der Südkurve – fast schon traditionell – sehr unterschiedlich bewertet werden. Die strikte Beschränkung auf 1385 Fans in den Blöcken 112/113 und der damit verbundene Ausschluss vieler stimmungswilliger Fans aus dem Herz der Kurve wird zweifelsfrei einen sehr negativen Effekt auf die Stimmung haben. Der Club Nr.12 sieht jedoch noch eine weitere große Gefahr: Da es offensichtlich nicht den einen einzigen Königsweg zur Lösung dieses Problems gibt, besteht aus unserer Sicht das große Risiko, dass nun wieder alte Gräben innerhalb der Fankurve aufbrechen, und man – obwohl alle eigentlich das gleiche wollen – den Frust durch Zwistigkeiten und gegenseitige Schuldzuweisungen innerhalb der Kurve abbaut, statt gemeinsam an einem Strang zu ziehen, um die Südkurve wieder zu alter Stärke zurückzuführen.
Aus diesem Grund lädt der Club Nr.12 alle Fans aus den Blöcken 112/3 zu einem Krisentreffen vor dem Spiel gegen Lille. Treffpunkt ist am Mittwoch um 17:45 Uhr, Beginn um 18:00 Uhr. Der Ort steht leider noch nicht fest, er wird jedoch in direkter Umgebung des Stadions sein und am Dienstag auf clubnr12.org veröffentlicht. Auf diesem Treffen soll entschieden werden, wie die Südkurve insbesondere beim Spiel gegen Lille mit der neuen Situation umgehen soll.
Wir hoffen, dass sich möglichst viele Fans an dieser Entscheidungsfindung beteiligen. Diejenigen, denen es unmöglich ist, diesen Termin vor dem Spiel wahrzunehmen, können am Mittwoch ab ca. 19:30 Uhr unter www.clubnr12.org das Ergebnis des Treffens abrufen. Nachdem sich das mobile Internet inzwischen einer großen Verbreitung erfreut, sollte es auch für diejenigen ohne Smartphone möglich sein, jemand in der Kurve zu finden, der entweder bei dem Treffen anwesend war, oder im Internet nachgelesen hat.
Wir hoffen, dass dadurch eine – in Anbetracht der Kürze der Zeit – möglichst demokratische Entscheidung gefällt werden kann, die dann auch von allen Fans in der Kurve respektiert wird. Für die Zukunft arbeiten wir an einem System, um in einer vergleichbaren Situation auch alle Fans in die Entscheidungsfindung mit einbeziehen zu können, die z.B. aufgrund einer weiten Anreise einen so frühen Termin nicht wahrnehmen können.