„Seltsam, im Nebel zu wandern“ dichtete Hermann Hesse vor ein bisschen mehr als hundert Jahren und wer heute die Esplanade hinauf wanderte, konnte sich auch ein bisschen seltsam fühlen, denn dort, wo normalerweise eine Arena in leuchtenden roten Farben für ein bevorstehendes Fußballspiel wirbt, war heute gar nichts zu sehen. Richtig ungemütlich war’s und der Nebel vermittelte ein bisschen den Eindruck als würden hier keine Fans zum Spiel pilgern, sondern die letzten Überlebenden durch eine postapokalyptische Eiswüste schleichen.
Irgendwie wusste man ja eh schon nicht so richtig etwas mit dem Spiel heute anzufangen. Eigentlich hätte es ja das Topspiel, die entscheidende Begegnung in Gruppe D sein sollen. Jetzt ging es nur noch um die goldene Ananas, was sich auch auf den Publikumsrängen bemerkbar machte. Da sind heute auch sicher ein paar teurere Tickets verfallen und auch auf den Stehtraversen war die Präsenz eher bescheiden.
Der Charakter des Spiels übertrug sich auch auf den Tifo in der Südkurve. Dienst nach Vorschrift wäre wahrscheinlich die richtige Beschreibung für den Auftritt, den wir da abgeliefert haben. Grund zur Klage? Irgendwie nicht, irgendwie aber auch schon. Wir sind mittlerweile auf einem Niveau, auf dem wir uns auch mit so einer mediokren Vorstellung halbwegs achtbar aus der Affäre ziehen. Jeder weiß, dass in den wenigsten Kurven die Flammen der Leidenschaft bei jedem Spiel gleich stark lodern. Andererseits sollte das schon weiterhin der Anspruch sein. Nicht nur an den starken Tagen zu den besten Kurven im Land zu zählen, sondern eben auch an den schwächeren. Wie man da hinkommt? Da wird es kein Patentrezept geben, es kann aber sicher jeder bei sich anfangen, indem er sich sagt, dass die eher faden Rahmenbedingungen heute keine Ausrede sein sollten, um nicht laut zu singen.
Spruchbänder hatte die Südkurve heute zwei Stück am Start, beide kamen aus Block 111 und bekräftigten noch die mehr als berechtigte Kritik an den Vorgängen innerhalb der UEFA, die mehr zugunsten der Interessen der großen Clubs agiert und gleichzeitig immer restriktiver gegen gewachsene Fanstrukturen vorgeht. Dementsprechend lauteten die beiden Tapeten:
“Union for Empowering Financially strong clubs to Abolish competition” und “UEFA Chairmen change but depotism remains! No to Bans for Fans!”
Auf dem Rasen sorgte Robert Lewandowski mit einer Kopie seines Treffers vom vorherigen Freitag für das einzige Tor des Tages. Da hat er sich jetzt wirklich als Freistoßschütze empfohlen. Ansonsten war die Partie jetzt aber nicht der Burner und man merkte ihr den fehlenden Pflichtspielcharakter an. Okay, es geht immer noch um 1,5 Millionen Euro Siegprämie, aber für den einzelnen Spieler wird das nicht der brutale Antrieb sein, seine Knochen mit vollem Elan in jeden Zweikampf zu werfen. Immerhin konnten wir das Spiel trotzdem dominieren und verließen das Feld als verdienter Sieger.
Im Achtelfinale erwartet uns jetzt mit Arsenal FC ein alter Bekannter. Lief die letzten Male ja zu unseren Gunsten und da wir alle Anfang Juni ja nochmal auf die Insel wollen, sollte das dieses Mal wieder so gehen.
Wir hol’n den Landesmeistercup und werden Deutscher Meister!