Jim Knopf und die Wilde 13, Urmel spielt im Schloss,… und dann passiert es doch. Obwohl wir mittlerweile doch einige Partien in Augsburg bestritten haben, sind wir bisher immer prima ohne Puppenkisten-Anspielungen ausgekommen. Aber das hat hiermit jetzt auch ein Ende und irgendwie muss man ja billig darauf verweisen, dass wir es heute quasi mit einer Fortsetzung der Pokalbegegnung vom vergangenen Mittwoch zu tun hatten.
Ganz abgesehen davon, dass sich ja sonst schon wenig einleitende Worte zu diesem Kick finden lassen. Kurze Anreise mit dem Regionalzug, Busshuttle und Zeitvertreib auf einem beschissenen Gästeparkplatz, da gibt’s nicht viel zu berichten.
Etwas besser wird’s dann im Stadion, dessen Gästeblock zwar eine Meisterleistung architektonischer Fehlplanung ist, was uns aber trotzdem nicht davon abhält, hier regelmäßig sehr schöne Auftritte abzulegen. So auch heute wieder und wir würden uns sogar fast aus dem Fenster lehnen und sagen, dass die Südkurve München wirklich an ihrem oberen Limit gekratzt hat. Ein richtig geiler Mix aus neueren Liedern, Klatscheinlagen und alten Klassikern, bei dem vor allem in der zweiten Hälfte der Block zu feinen Melodien gut am austicken war. Dabei war durchgehend ordentlich Volume da, so dass ein „Hier regiert der FCB“, nicht nur aufgrund der souveränen Darbietung auf dem Rasen absolut seine Berechtigung hatte.
Klar, das Dach war sicher hilfreich und eine von Beginn weg souverän gestaltete Partie auf dem Rasen tut der Stimmung ganz generell gut, aber trotzdem muss man hier allen anwesenden Bayernfans nochmal ein „Thumbs Up“ zeigen. Da haben wir uns heute wirklich einwandfrei präsentiert und die rot-weiße Fahne weit nach oben gehalten.
Erwähnenswert war auf unserer Seite dann noch ein Spruchband. Augsburg ist ja für uns in den letzten beiden Jahren kein einfacher Ort gewesen. Hier ist unser Freund Fabi ins Koma gefallen, bevor er wenige Wochen später verstorben ist. Auch die Augsburger Fanszene musste nach einem Autounfall erst im Herbst 2015 zwei Freunde zu Grabe tragen, ein weiterer aus ihren Reihen kämpft sich gerade wieder zurück ins Leben. Wir fanden Augsburg deshalb den geeigneten Ort, um ein „Respekt und Ehre allen verstorbenen Ultras“ zu zeigen. Den eigenen Verstorbenen ein ehrendes Gedenken zu bewahren, aber auch Respekt vor denen zu haben, die auf der anderen Stadionseite standen und deren Herz für andere Farben schlug, sollte einer der Grundpfeiler der Ultras- und Fankultur sein. Denn ganz ehrlich, eine Subkultur oder wie auch immer man es nennen mag, die das nicht tut, wäre den Dreck unter den Fingernägeln nicht wert.
Auch auf Heimseite gab es noch ein Spruchband gegen einen Kongress des Kopp-Verlages in der Fuggerstadt. Dieser Verlag dürfte wahrscheinlich nicht vielen etwas sagen, was auch ganz erfreulich ist, da er Heimat rechter Verschwörungstheoretiker ist, die mit pseudowissenschaftlichen Büchern gegen Ausländer hetzen. Dabei wird natürlich auch ordentlich Panik betrieben und so sind auch Guides zum Überleben in Krisen- und Kriegssituationen im Gepäck. Die Webseite des Verlags ist dabei echt ein Spektakel und man besticht dort auch mal mit investigativen Fragen à la „Ist Michelle Obama eine Transe?“. Kein Wunder, dass die Augsburger keinen Bock auf diese Spinner in ihrer Stadt haben.
Fußball wurde derweil natürlich auch noch gespielt und das Duo Lewandowski und Robben fuhr die Partie dabei beinahe alleine nach Hause. Ein herrlicher Auftritt der beiden, die sich die Bälle wunderbar gegenseitig auflegten und so zumindest bei Bayernfans und neutralen Zuschauern für beste Unterhaltung sorgen konnten. Ohne den ebenfalls gut aufgelegten Schlussmann Hitz im Kasten der Schwaben hätten es am Ende auch noch ein paar Tore mehr sein können.
Aber drei an der Zahl haben ja auch locker gereicht, weshalb es mit allerbester Laune auf den Rückweg nach München ging, wo uns im Sperrbezirk neben einem Teil der Stadionverbotler auch die Band „The Upsessions“ aus Amsterdam erwartete. Das war nach einem solchen Auswärtsspiel noch ein richtig feiner Abschluss. Nachdem schon die Band die Tanzbeine ordentlich zum Schwingen gebracht hatte, ging es anschließend mit dem Weekend Offender Sound noch bis tief in die Nacht weiter. Danke an unsere Organisatoren. Ultrà in Concert rockt einfach immer, was auch die wiederum recht volle Bude bewies.
Kämpfen Simon! Hier regiert der FCB!