Nach dem fünften Spieltag sah vieles danach aus, als würden heute zwei Mannschaften aufeinander treffen, die beide punktverlustfrei durch die Liga marschiert waren. Nachdem die Dortmunder aber gegen Hoppenheim und Darmstadt zweimal nicht hoch genug über die Hürden gesprungen waren, hatten wir es dann eher mit einem Endspiel zu tun, das die Frage beantworten musste, ob die Saison mal wieder spannend wird, oder ob wir ein viertes Mal in Folge ungefährdet zur Meisterschaft spazieren.
Gerade in den ersten zwanzig Minuten zeigten die Dortmunder, dass sie ganz gerne noch etwas länger um die Tabellenspitze mitspielen wollen. Erst Mitte der ersten Hälfte, bis die Rot-Weißen besser ins Spiel kamen, dann dafür aber umso gewaltiger mit einem langen Ball von Jeromé Boateng und einem souveränen Abschluss von Thomas Müller. Entgegen den meisten anderen Spielen war der Wille des Gegners damit noch nicht gebrochen. Der Halbzeitstand von 2:1 versprach weiter Spannung. Wiederum Boateng bereitete aber direkt nach Wiederanpfiff den Neckbreaker vor. Die Dortmunder versuchten zwar weiterhin im Spiel zu bleiben, die sich dadurch bietenden Räume nutzte unsere Elf allerdings großzügig aus, so dass am Ende ein einwandfreier Kantersieg für den großen FC Bayern zu Buche stand.
Angesichts dessen hätte man von der Kurve schon ein bisschen mehr erwarten dürfen. Durchwachsen, weder Fisch noch Fleisch. Paradoxerweise waren die ersten 20 Minuten noch die stärksten mit guter Lautstärke und Beteiligung, danach ging’s bergab. Hüpf- und Klatscheinlagen kamen bei weitem nicht mehr so geschlossen wie die Spiele zuvor. Insgesamt also ein bisschen mau, mit zu wenigen Amplituden nach oben.
Neben dem Tifo gab es heute auch wieder einige Spruchbänder in der Südkurve, wobei leider keines einen positiven Anlass hatte. Vor dem Spiel schickten wir als Kurve einen letzten Gruß an Otto Schwab, das vor kurzem verstorbene Bayern-Mitglied mit der Nummer 1. Im Rahmen seines hundertesten Geburtstags hatten wir auch mal einen kleinen Artikel über seine langen Jahre mit dem FC Bayern im Südkurvenbladdl. Ein weiteres Spruchband richtete den Blick 100 Kilometer nach Osten, wo der Bürgermeister von Burghausen nach einer kleinen Pyroshow in Regensburg total am Rad drehte und mal kurzerhand gemeinsam mit dem Verein die Heimkurve für unbestimmte Zeit sperrte. Dass der SV Wacker nun nicht gerade der Hort des Mord und Totschlags beim Fußball ist, dürfte allen geneigten Betrachtern bekannt sein. Umso verrückter erscheint dieser Schuss mit Kanonen auf Spatzen. Anstatt, dass man froh ist, dass es in Burghausen noch etwas Jubel und Trubel auf den Rängen gibt, knallt man bei jeder Abweichung von der Norm eine Sanktion raus.
Dabei wissen nicht nur wir: Fußball ohne Fans ist nichts – erst recht nicht in Burghausen!
Unser drittes Spruchband ging an einen Freund, der seit dem Dortmundspiel wieder vor den Stadiontoren steht. Lustigerweise für einen Vorwurf, bei dem die Polizei eigentlich sehr genau wissen müsste, dass er gar nicht beteiligt gewesen sein kann. Stark bleiben, Ritz!
Ein weiteres Spruchband gab es von den Munichmaniacs zum geplanten Handelsabkommen TTIP zwischen der EU und den USA. Sicher eine komplexe Sache, aber alleine die Tatsache, wie schwierig es ist, hier an genaue Informationen zu kommen, zeigt eigentlich schon, dass wir als Bürger da genauer hinschauen sollten. Das letzte Spruchband kam vom Colegio: Better Times will come – Geh ab, Gnuschi
Die Dortmunder Ultras steckten wohl relativ lange im Verkehr fest und so dauerte es bis nach Anpfiff, bis alle Gruppenfahnen an der Balustrade befestigt waren. Gesanglich – gerade angesichts des Ergebnisses – auch wieder mehr als passabel, vor allem da die Schwarz-Gelben mittlerweile wirklich mit gutem, innovativem Liedgut hervorstechen. Eine gute Mitmachquote zumindest zu Beginn des Spiels sowie eine Vielzahl kleiner schwarz-gelber Schwenkfahnen hinterließen optischen einen ordentlichen Eindruck. Minuspunkte gibt es für das Fehlen größerer Schwenkfahnen.
Erwähnenswert ist außerdem noch ein Spruchband im Dortmunder Block zu Anfang der zweiten Halbzeit: Mit „Sorry, uns ist da ein Fehler unterlaufen…“ reagierte man lapidar auf die vielen im Vereinsumfeld geäußerten Vorwürfe nach dem Saloniki-Spiel. Damit griff man eine Formulierung des Marketing-Chefs der Borussia auf, der sich ebenso salopp dafür entschuldigt hatte, dass man im Stadionumfeld einen legendären Satz von Vereinslegende Adi Preißler durch die Werbung einer Automarke ersetzen ließ.
Eine letzte Bemerkung noch zu den Borussen: Die meisten dürften schon wieder vergessen haben, dass die Dortmunder Szene eigentlich die komplette Hinrunde mit einem Materialverbot inklusive Zaunfahnen belegt ist. Trotzdem hängen bei jedem Spiel jede Menge Zaunfahnen vor dem Block und das auch in beachtlicher Größe. Dafür kann man schon mal seinen Respekt aussprechen.
Abschließend geht ein großer Dank an die Freunde aus Bochum, die teilweise schon ab Donnerstag in großer Anzahl mit uns unterwegs waren und sich nur mal zwischendurch für einen kurzen Abstecher zu ihrem Spiel in Franken verabschiedeten. Nicht vergessen wollen wir auch die Freunde aus Civitanova, die zwar mittlerweile nicht mehr mit ihrer Fahne aber immer noch mit großem Herzen zu uns nach München kommen. Dankeschön und Grazie
8 Spiele, 7 Punkte Vorsprung – Deutscher Meister wird nur der FCB