In Folge der Ereignisse bei unserem DFB-Pokalspiel 2010 gegen die SpVgg Fürth, als ein Großteil der Fürther Fanszene in den ‚Genuss‘ der „Münchner Linie“ des USKs kamen und sich offen mit polizeilicher Gewalt konfrontiert sahen, gab es schon länger Pläne, einen gemeinsamen Demonstrationszug zum Thema „Kennzeichnungspflicht für Polizisten“ abzuhalten. Die letztendliche Entscheidung fiel dennoch recht kurzfristig. Nachdem sowohl Anmeldung und Organisation der Veranstaltung nahezu problemlos über die Bühne gingen, trafen sich beide Szenen an unterschiedlichen Orten der Innenstadt, um letztlich pünktlich um 10:30 Uhr auf dem Marienhof zur Auftaktkundgebung zu erscheinen.Bei sibirischen äußeren Bedingungen begrüßte zu Beginn der Kundgebung ein Vertreter von ProFans München die Besucher des Demonstrationszuges, ehe ein Betroffener der Ereignisse vom DFB-Pokalspiel 2010 sein Erlebtes schilderte und nachdrücklich die Gangart und Skrupellosigkeit der „Münchner Linie“ kritisierte.
Als zentrales Element der Auftaktkundgebung und der Demonstration organisierten wir ein karikaturistisches und satirisches Fußballspiel, bei dem den Außenstehenden verdeutlicht werden sollte, was geschieht, wenn das Fehlen einer Kennzeichnungspflicht auf die Spieler eines Fußballspiels übertragen wird. So liefen auf dem schneebedeckten Spielfeld alle Spieler ohne Trikotnummer und mit Gesichtsmasken auf. Als Schmankerl gewannen wir die Radiolegende Günther Koch dafür, dieses Spiel zu kommentieren. In seiner unvergleichlichen Art gelang es dem Reporter, dieses Spiel zu einem Ohrenschmaus werden zu lassen. Ganz klar, da war sie wieder. Die Erinnerung an Zeiten, als Premiere, Arena, Sky oder LIGA Total Fremdwörter im deutschen Fußball waren, mit denen niemand was anzufangen wusste. Wer Fußball erleben wollte, der musste das Radio anschalten und lauschen. A Traum. Sowohl Schiedsrichter, als auch Kommentator war es nicht möglich, den Zuschauern einen reibungslosen Spielablauf zu garantieren. Bildlich wurde gezeigt, was aus einem Fußballspiel wird, wenn Spieler für Fouls nicht mehr zur Rechenschaft gezogen werden können. Spätestens hier musste allen Zuschauen klar geworden sein, weshalb eine allgemeine und individuelle Kennzeichnungspflicht für jeden Polizisten unabdingbar ist.
Im Anschluss an das Fußballspiel kamen einzelne Landespolitiker zu Wort, die auch scharf Position bezogen und aus politischer Sicht verdeutlichten, weshalb in einem modernen demokratischen Rechtsstaat eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten ein Muss darstellt. Im letzten Redebeitrag stellte der Fananwalt Marco Noli die Initiative „Für eine bürgerfreundliche/transparente Polizei“ vor und zeigte, weshalb eine Kennzeichnungspflicht für Polizisten aus juristischer Sicht notwendig ist.
Der Demonstrationszug startete und enterte zuallererst den Marienplatz. Begleitet von den üblichen Sheriffeinheiten ging es über den Marienplatz, am Rindermarkt vorbei auf dem Oberanger in Richtung Sendlinger Tor. Nicht ganz zufällig befinden sich auf dieser Route mehrere Landesparteizentralen der in Bayern relevanten Parteien. So nutzten wir diese Gelegenheit und ließen jeder Landtagsfraktion einen offenen Brief zukommen, in dem wir ihnen unsere Position zum Thema Kennzeichnungspflicht von Polizisten deutlich machten, sie an ihre Pflichten und Verantwortungen gegenüber der bayrischen Bevölkerung und an frühere Versprechungen und Forderungen ihrer Politiker erinnerten.
Hinter dem Sendlinger Tor versammelt, wurde die Demonstration offiziell für beendet erklärt und beide Fanszenen machten sich auf ihren Weg in Richtung Stadion oder Kneipe.
Fotos von der Demo gibt es hier.
Einen Artikel aus der SZ zur Demo findet Ihr hier.