Manchester United – FC Bayern 1:1

Zum zweiten Mal in dieser Saison verschlug uns das Losglück nach Manchester. Damit setzten wir auch unsere mittlerweile recht beachtliche Inselbilanz fort. Seit Frühjahr 2013 haben wir fünf Pflichtspiele in England bestritten. Der eine sieht’s als Fluch, der andere feiert Pubkultur, Fish&Chips und Klamottenläden. Da scheiden sich halt die Geister.

Die Fährgesellschaften sollten sich zumindest freuen, setzt der Bordshop doch immer respektable Mengen Cider um. Da man selbigen diesmal erst zwei Fähren später als ursprünglich gebucht beehrte, blieb in Manchster nur noch wenig Zeit für das obligatorische Pint und das nach langer Fahrt heiß ersehnte All-you-can-eat-Buffet. Am Piccadilly Gardens, dem mittlerweile etablierten Treffpunkt in Manchester, fand sich ein ordentlicher Haufen Bayernfans ein und so benötigten wir drei Trambahnen, um alle raus zum Old Trafford zu bekommen. Von der Bahnstation gings dann gemeinsam im Marsch zum Stadion. Hier fällt in letzter Zeit immer wieder negativ auf, dass jeder in der ersten Reihe rumturnen will. Habt’s mal ein bisschen Respekt vor Leuten, die viel investieren, um Dinge für unsere Kurve zu organisieren, die zu sehr vielen Spielen fahren und sich auch hinstellen, wenn jemand keinen Bock auf singende Bayernfans in seiner Stadt hat. Wir freuen uns über jeden der dabei ist, es kann aber bei mehreren hundert Leuten nicht jeder vorne laufen. Und um die ganze Zeit Mob-Polizei zu spielen, ist uns unsere Zeit auch zu schade.

Rund ums Stadion dann ein Bild, das der informierte Fan im Vorfeld so erwartet hatte. Überall versuchten noch Leute, Eintrittskarten loszuwerden. Bei lediglich zehn Tagen Planungszeit wird einem der Bestellwahnsinn, der beim FC Bayern grassiert, auch mal schnell zum Verhängnis. Ganz generell musste man mit Überraschen feststellen, dass in der Stadt selbst für die Heimbereiche noch ganz regulär Karten erstanden werden konnten. Schon verrückt, wenn man bedenkt, um was für ein Kracherspiel es sich hier handelte.

Im Stadion wurde uns diesmal ein schöner, kompakter Eckblock zugeteilt. Gute Sicht auf Spielfeld und der Stimmung auch noch zuträglicher als ein langgezogener Sektor im Oberrang. Auf einen gut zu koordinierenden Block waren wir auch angewiesen, denn obwohl bis kurz vor Spielbeginn nach einem Weg gesucht wurde, blieb der Trommel der Zugang verwehrt. Immerhin das Megaphon wurde mit Hilfe von Trick 17 durch die Kontrollen geschmuggelt.

Auf dem Rasen lieferten sich die beiden Mannschaften eine spannende Partie, bei der wir zwar deutlich feldüberlegen waren, dies jedoch nicht in Zählbares ummünzen konnten. Als Bayernfan kitzelte einen das Spiel aber wenigstens mal wieder richtig. Endlich mal wieder ein Gegner, der einem auf Augenhöhe begegnete und ein Spiel, bei dem der Endstand auch mal wieder wirklich von Bedeutung war. Im Endeffekt konnte man sich beim Pausenpfiff sogar glücklich schätzen, dass es torlos in die Kabinen ging.

Die roten Teufel zeigten auch in Halbzeit zwei, dass sie nicht unbedingt der angenehme Gegner sind, den viele Beobachter in ihnen gesehen hatten. Mitte der zweiten Häfte geschah es dann auch und die Mancunians gingen in Führung. Gott sei Dank hatte unser Peppi zu diesem Zeitpunkt schon aus den Schwächen des ersten Durchgangs gelernt und Mario Mandzukic gebracht. Der tat, was ein Stürmer tun muss. Na ja zumindest fast. Er legte per Kopf zumindest schön auf Basti Schweinsteiger ab, der den Ball dann kräftig in die Maschen drosch. Gutes Ding. Dann auch noch schön zum Jubeln in die Kurve gelaufen. So mögen wir das. Da legte der Gästeblock gleich nochmal ’ne Schippe drauf.

Die Stimmung auf unserer Seite war nicht nur nach dem Ausgleichstreffer europapokalwürdig. Wenn man bedenkt, dass mit der Trommel das wichtigste Hilfsmittel zur Koordinierung von Gesängen und Schlachtrufen fehlte, klappte das Anfeuern erstaunlich gut. Der gute Auswärtssupport rundete somit eine echte Europapokalnacht ab. War aber ehrlich gesagt auch durchaus mal wieder an der Zeit, da wir uns gerade in Arsenal, aber auch bei den Spielen zuvor, tifo-technisch nicht gerade mit Ruhm bekleckert hatten. So hatten die Stadionverbotler auch mal wieder einen richtig kompletten Fußballtag. So soll’s sein, auch wenn am Ende mit einem Bayernsieg natürlich alles nochmal etwas schöner gewesen wäre.

England wird ja häufig als das absolute Stimmungsgrab beschrieben. 100Prozentig kann man diese Einschätzung eigentlich nicht teilen. Bei wichtigen Spielen scheint das Publikum durchaus noch begeisterungsfähig. Über weite Teile des Spiels wurde gestanden, regelmäßig stiegen weite Teile des Stadions in die Gesänge ein und alles in allem kann man von guter Stimmung sprechen. Anders als bei uns oder in den Ländern, wo es uns als neutrale Spielbesucher hinzieht, aber trotzdem durchaus charmant.

Nach dem Spiel dann englandüblich nur eine kurze Blocksperre. Sehr angenehm, vor allem da ja dann doch noch ein paar Stündchen Heimfahrt anstanden. Lediglich eine Busbesatzung Bayernfans genoss die Zeit miteinander wohl so sehr, dass sich das Gerücht breit machte, sie hätten in Frankreich noch eigenmächtig zwei längere Stopps eingelegt und die Rückankunft kurzerhand selbständig auf den Donnerstag verschoben. Wenn’s halt grad gar so schee is‘.

Bilder vom Hinspiel in Manchester findet Ihr auf der Südkurven-Seite.