Gegen Nazis, den Staat der sie schützt, und alltäglichen Rassismus! In Erinnerung an die Münchner und alle anderen Opfer des „NSU“

Dieses Spruchband zeigte unsere Gruppe am vergangenen Samstag beim Spiel FC Bayern gegen Nürnberg. An diesem Samstag fand zeitgleich anlässlich des in München stattfindenden „NSU-Prozess“ eine bundesweite antirassistische und antifaschistische Demo statt. Die Demonstration war die größte ihrer Art in München seit über 20 Jahren und ein voller Erfolg.

Dass an dem Tag der Demo gerade die Nürnberger bei uns gastierten, war sehr symbolträchtig. Zwei der Opfer des selbsternannten „Nationalsozialistischen Untergrunds“ waren Münchner, drei waren Nürnberger. Die Mörder hatten und haben auch in der bayerischen Nazi-Szene Unterstützer, Mittäter und Sympathisanten. Ihre Taten in München und anderswo wären ohne diese Unterstützung so nicht möglich gewesen. Vorsichtige Schätzungen gehen dabei bundesweit von weit über 100 Personen aus. Allzu oft wird die Gefahr, die von der Nazi-Szene ausgeht, verharmlost. Die Taten des „NSU“ sind dabei nur die Spitze des Eisberges. In den letzten 20 Jahren wurden in Deutschland über 180 Menschen von Nazis ermordet.

Nicht erst die Taten des „NSU“ haben gezeigt, dass der Staat davor gerne die Augen verschließt, verharmlost und vertuscht. Bei jeder erdenklichen Möglichkeit wird versucht, die Gefahr von rechts herunterzuspielen. Betrachtet man die Nähe vieler staatlicher Institutionen zu rechten Gruppen oder Ideen, ist das nicht weiter verwunderlich. Als nach Gründung der Bundesrepublik der Verfassungsschutz als antikommunistischer Geheimdienst aufgebaut wurde, wurden viele NS-Verbrecher aufgrund ihrer „Erfahrung auf diesem Gebiet“ eingestellt, anstatt sie für ihre Taten zu bestrafen. Als nach der Wiedervereinigung der rechte Mob zahlreiche Anschläge auf Flüchtlingsunterkünfte verübte, schützte der Staat nicht etwa die Opfer rechter Gewalt, er hofierte die Gewalttäter, indem er faktisch das Recht auf Asyl abschaffte. Dabei wurde das Recht auf Asyl bei Gründung der BRD unter anderem deswegen in das Grundgesetz aufgenommen, weil in der Schreckenszeit der Nazi-Herrschaft so viele Deutsche ins Ausland fliehen mussten und darauf angewiesen waren, dort aufgenommen zu werden. Diesen Hintergrund und die Grundsätze der Humanität haben die großen Parteien anscheinend vergessen. Von den Polizisten ganz abgesehen, die alltäglich die wenigen verbliebenen Flüchtlinge ständig drangsalieren. Die rechte Szene pflegt und hegt man stattdessen, unter anderem indem viele Nazis und ihre Aktivitäten durch die „V-Mann-Praxis“ unterstützt werden. Worin dabei der Nutzen für die Strafverfolgungsbehörden und Geheimdienste liegt, bleibt im Dunklen. Das Umfeld des NSU war von V-Leuten durchsetzt. Eine Spur hat das den Ermittlern nicht gebracht, zumindest keine, die zur öffentlichen Aufklärung der Taten beigetragen oder weitere Morde verhindert hätte. Auch die Justiz und speziell die bayerische blamiert sich mit dem Prozess am laufenden Band. Einem Fauxpas folgt der nächste. Von Sensibilität keine Spur. Kein Schimmer von der Tragweite des Ganzen und auch nicht die Erkenntnis, dass es nach all dem Versagen, Vertuschen, Lügen und Wegsehen mal an der Zeit gewesen wäre, sich hinter die Opfer zu stellen und die Dimension des Ganzen zu erkennen.

Wir wollten mit unserem Spruchband an die Opfer erinnern und klarstellen, dass sie Teil unserer Gesellschaft waren und sind. Ihre Mörder haben sie ausgewählt, weil sie sie für etwas Fremdes gehalten haben. Allein deswegen haben sie sie ermordet. Zwei der Opfer waren Münchner. Sie haben in unsere Stadt gehört, wie jeder andere hier. Die Täter wollten mit dieser Tat Angst und Unsicherheit unter denen säen, die sie als „fremd“ ansahen. Sie wollten die durch den alltäglichen Rassismus vieler Menschen gezogenen Gräben verstärken. Rassismus der Journalisten, die von „Döner-Morden“ sprechen. Der Ermittler, die den Opfern und ihren Angehörigen unterstellen, kriminell zu sein und die Augen vor der offensichtlichen Wahrheit bewusst verschließen. Der vielen Menschen, die mehr Anteil an dem Schicksal eines Eisbären im Berliner Zoo nehmen, als an den unzähligen Opfern rechter Gewalt, weil die ja eh nur „Türken“ oder „Asylanten“ sind. Die lieber den einfachen Antworten von Thilo Sarrazin folgen und sich am liebsten selber als Opfer sehen. WIR wollten mit dem Spruchband ausdrücken, dass die Opfer Teil unserer Gesellschaft sind. Uns trennen nicht Nationalität, Herkunft, Hautfarbe oder Blut.

Gegen Nazis,

den Staat, der sie schützt und

alltäglichen Rassismus!

ULTRAS GEGEN RASSISMUS

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