FC Bayern – Werder Bremen 5:0

Sommer, Sonne, Sonnenschein war auch heute nicht angesagt, aber immerhin hielt sich Petrus an diesem Sonntag mit den Regenwolken weitgehend zurück. Vielleicht lag es ja daran, dass sich heute erfreulich viele Bayernfans am gemeinsamen Weg vom Streetworkbus zum Stadion beteiligten, hoffentlich ist es aber ein Trend, der sich wetterunabhängig fortsetzt. Es steht uns nämlich zweifellos gut zu Gesicht, mit ein paar hundert Leuten über die Esplanade zu wandern und die zentralen Plätze in der Kurve früh und zügig zu befüllen. Das sind auch so Kleinigkeiten, die eine gute Kurve halt ausmachen.

Entsprechend fein startete die Kurve heute in die Partie. Ohne große Experimente wurde in den ersten 20 Minuten bekanntestes Liedgut ins Rund geschmettert und das eigentlich auch in guter Lautstärke. So geht sich das prima an.

Dachte wohl auch die Mannschaft auf dem Rasen und netzte nach neun Minuten durch Thiago zum ersten Mal ein. Danke – Bitte. Den Gästen von der Weser wurde da natürlich gleich mal ein schönes „Absteiger“ entgegengebrüllt. Im tabellarischen Süden kennen die Bremer sich ja nun mittlerweile schon aus, nächste Saison dürfen sie sich dann vielleicht geographisch mit Perlen wie Sandhausen und Heidenheim weiterbilden und gerne auch wieder bei Dietmar in Sinsheim vorbeischauen. Den wollen wir nämlich noch weitaus weniger in Liga 1 haben.
Das Spiel war dann spätestens mit dem zweiten Treffer durch Thomas Müller entschieden. Ein ungefährdetes 5:0 stand am Ende zu Buche, das auch weitgehend von einem guten Tifo begleitet wurde. An die Nase fassen dürfen sich dann gerade in der zweiten Halbzeit allerdings die Leute in den unteren Reihen. Da ließ man sich nämlich deutlich mehr antreiben, als das man selbst Motor der Kurve war.
Zeichen setzte man hingegen mit den Spruchbändern dieses Spieltags, die auch etwas Medienresonanz hervorriefen.

Die beiden Spruchbänder in der ersten Halbzeit widmeten sich auch aufgrund lokaler Ereignisse nochmal dem Dauerbrenner „Geflohene Menschen“, der die Gemüter weit mehr erhitzt als jedes andere Thema.
Nach den Brandanschlägen von Milbertshofen (und deutschlandweit) sowie einem beständigen flüchtlingsfeindlichen Unterton in der politischen Debatte zeigten wir ein „Die Politik zündelt mit Worten, der Pöbel schmeißt die Mollis hinterher – Erbärmliche Rassisten, wir hassen Euch!“. Dabei dürfen insbesondere die Granden unserer Landespolitik ihre Hände nicht in Unschuld waschen. Denn „die geistigen Brandstifter sitzen auch in der Landesregierung, Seehofer und Herrmann“.
Wer Flüchtlinge andauernd in einem Negativkontext darstellt und es in seinem Eifer nicht schafft, mehr als ein großes Bedrohungsszenario zu zeichnen, mit dem die Regierung heillos überfordert ist, der muss sich schon fragen lassen, ob er nicht in ein ähnliches Horn bläst, wie die, über deren Wahlerfolge er klagt. Wer einer rechtspopulistischen Welle nicht entgegentritt, sondern darauf schwimmt, der ist nicht besser. Wer kein anderes Thema als Obergrenzen und eine Umkehr in der Flüchtlingspolitik (die leider ohnehin schon auf den Weg gebracht ist) kennt, anstatt enttäuschte Menschen in anderen Bundesländern mal darauf hinzuweisen, dass sie im Zuge sind, mit der AfD eine Partei zu wählen, die den Sozialstaat komplett aushöhlen will, der spielt den Menschenfängern am rechten Rand massiv in die Karten. Er ebnet damit auch den Weg zu einer Art präventiver Selbstjustiz verwirrter Bürger, die sich durch dieses Gerede legitimiert fühlen. Er ist dann eben auch ein geistiger Brandstifter, ganz egal ob er nebenher den Law-and-order-Staat beschwört.

Das dritte Spruchband ging an wesentlich coolere Leute, nämlich unsere Kumpanen aus Jena. Am Saaleufer ist momentan ordentlich Bambule im Verein, gleichzeitig zehrt natürlich auch jedes weitere Jahr in der Bummsliga Nordost an den Kräften der Kurve. In der Freunderubrik der letzten Wochen konntet Ihr hierzu einiges lesen. Die Kurve bildet in dieser schweren Zeit eine der wenigen Konstanten und zeigt sich als wahrer Hüter des Vereins. „Der FC Carl Zeiss gehört den Fans! Südkurve bleibt.“ Und wir stehen dabei natürlich an Eurer Seite.

Die vierte Tapete des Tages zeigten wir zusammen mit dem Inferno. In Hannover hatte die Polizei vor kurzem mehr oder weniger anlasslos 45 Stadionverbote für 96-Fans beantragt. Der Verein sah aber keine Gründe für ein Stadionverbot und lehnte das Gesuch der Bullen dementsprechend ab. Gekränkt und beleidigt liefen diese dann beim hannoverschen Pendant des KVR auf, beantragten für die 45 Personen Stadtverbote für alle Heimspiele in diesem Zeitraum und bekamen den Wunsch von der Behörde natürlich prompt gewährt.
Wie gesagt war der Anlass in den meisten Fällen eine bloße Personalienfeststellung. Damit zu rechtfertigen, die Bewegungsfreiheit einer Person in ihrer eigenen Heimatstadt massiv einzuschränken, lässt einen doch ein wenig dran zweifeln, ob in diesen Behörden noch alle Schrauben festgezogen sind.

Passend dazu gab es gegen Spielende heute auch nochmal eine kleine Aktion für unsere Jungs, die zur Zeit keine deutsche Stadionluft schnuppern dürfen. Frei nach der Liedzeile „Was auch je passiert, Du bleibst mein Verein“ kam an den Zaun ein großes „Was auch je passiert, Du bleibst ihr Verein“. Gemeint waren damit unsere Stadionverbotler, denen wir mit einem rot-weißen Fahnenmeer im unteren Bereich einen kleinen Gruß vor die Stadiontore schickten.
Nach ein paar Aufräumarbeiten traf man sich einige Minuten später dann auch in Persona wieder und zog gemeinsam weiter in die Räume, wo König Electro bis weit in den nächsten Tag hinein regierte.

Ein Dank geht noch an die anwesenden Freunde aus Jena.

Wir schließen das Wochenende multilingual: Onoriamo i Diffidati – No to racism – Deutscher Meister wird nur der FCB

Bilder vom Spiel gibt es hier zu sehen: suedkurve-muenchen.org