Die ersten Zeilen sind bei jedem Spielbericht die schwersten und wenn einem partout kein Opener einfällt, dann muss man ihn sich auch mal sparen dürfen.
Stattdessen packen wir gleich mal die Keule aus und hauen ein bisschen auf den Bremer Sicherheitsapparat drauf. Dass wie im Vorjahr den Busunternehmen unter horrenden Strafandrohungen feste Anreiserouten vorgegeben werden, hatten wir ja schon erwartet und überrascht angesichts der ja tatsächlich existierenden Rivalität zwischen beiden Szenen nicht unbedingt. Dass die eingesetzten Cops dann aber auch in einer gänzlich unbrisanten Situation einen einzelnen Typen zu Boden werfen und ihm in jede unangenehme Körperstelle ein Knie drücken, scheint dann auch als relativ abgestumpfter Beobachter deutlich übertrieben. Keine Ahnung, wer der Typ war oder was er wollte, aber da wurde bei der Festnahme mal kräftig übers Ziel hinausgeschossen. Der Hinweis darauf, dass das in der Form wohl kaum nötig ist, wurde von den extra als Ansprechpartner gekennzeichneten Staatsdienern mit Sarkasmus und Beleidigungen erwidert. Schön ist es im hohen Norden.
Dass Bullen und Staatsanwaltschaft hier aber ohnehin aus einem ganz besonderen Holz geschnitzt sind, haben wir im SKB ja schon mal ausführlicher erläutert. In diese Kerbe schlug auch unser erstes Spruchband am heutigen Tag. Antifaschisten werden verfolgt und inhaftiert, während die Bremer Nazi-Hooligan-Szene weitgehend unbehelligt bleibt. Auch wenn man kein Anhänger einer „der Staat ist auf dem rechten Auge blind-These“ ist, muss man sich in Bremen doch so einiges fragen und sagen: „Gegen Nazis und den Staat, der sie schützt“! In diesem Zusammenhang stand auch das Spruchband für den weiterhin in U-Haft sitzenden Werderfan Valentin: „Courage, Valentin!“
Derweil war auf dem Rasen das Spiel schon in vollem Gange. Eigentlich eine klare Sache, der FCB auf dem Weg zum neuen Startrekord und die Hansestädter mit einer Serie von vier Niederlagen in Folge. Dementsprechend einseitig lief auch das Spiel ab, die Rot-Weißen dominant, die Bremer eigentlich nur am Räume zustellen. Auch nach dem 1:0 durch Thomas Müller änderte sich daran nicht viel. Folglich war es heute wahrlich kein Leckerbissen, da unserer Mannschaft auch die Schwungmasse von den Flügeln fehlte, um die Defensivformation regelmäßig aufzumischen.
Die Trägheit des Spiels spiegelte sich leider im Gästeblock eins zu eins wider. Gefühlt hat sich durch den Umbau im Gästeblock des Weserstadions nichts zum Besseren gewandelt. Eher ist es auf den Stehrängen jetzt noch enger geworden und der Knick nach den ersten paar Reihen generiert auch noch eine Art „Mainz-Effekt“, so dass man darüber nur noch schlecht hört, was darunter gesungen wird. Es lag aber sicher nicht nur an den Rahmenbedingungen, insgesamt hat’s da auch auf der Tribüne an Motivation gefehlt. Ein kleines Highlight war dann zumindest das „In München, in ganz Deutschland, in Europa“ nach der Halbzeit, als mal etwas Schwung in den Block kam. Aber das verflog auch wieder. Auch wenn’s im neuen Gästeblock in Bremen bisher nie phänomenal war, reiht sich dieser Auftritt wohl ganz hinten in jede Rangliste ein.
Zwei traurige Spruchbänder wollen wir hier trotzdem noch erklären: Gemeinsam mit dem Inferno grüßten wir nach der Halbzeit einen verstorbenen Ultras aus San Benedetto, der gerade auch in den Anfangszeiten der Freundschaft Kontakt zu uns hatte. „Ciao Pier – Riposa in Pace!“
Ein zweites Spruchband ging nach Tel Aviv. Zumindest über die Internetseiten der großen Zeitungen machte sich auch in Deutschland die Meldung breit, dass einem Fan von Hapoel Tel Aviv von zwei rassistischen Anhängern von Beitar Jerusalem der Schädel mit einem Hammer eingeschlagen wurde. Das Opfer war Yuri, ein Mitglied von Ultras Hapoel, der sich 2009 bei unserem Europapokalspiel gegen Maccabi Haifa extra Urlaub genommen hatte, um die Tage und Nächte mit uns zu verbringen. Seine große Gastfreundschaft hat bleibenden Eindruck bei unserer Reisegruppe hinterlassen. Zum großen Glück geht es Yuri den Umständen entsprechend gut und er konnte sogar schon wieder erste Schritte tun. Wir wünschen ihm für seine Genesung alles Gute. „Get well soon, Yuri“!
Die Aktion zum Arsenal-Spiel hatte ja bereits zuvor schon mediale Wellen geschlagen. Wir wiesen mit einem “64£ a ticket, but without Fans Football is not worth a penny!” trotzdem noch einmal darauf hin.
Abschließend geht noch ein Dankeschön an die Jungs und Mädels von Harakiri und die Ultras vom VfL. Zeug zusammengepackt und zurück in den Süden.