SKB RB 24.02.2024

Vorwort
Abschlusserklärung zum Scheitern des Investorendeals
FC Bayern – Gladbach
Leverkusen – FC Bayern
Lazio – FC Bayern
Bochum – FC Bayern
Sambenedettese Calcio
Ultramarines Bordeaux
Ultras Empoli
Was hier und da passiert
Stellungnahme des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V.
Assange
Termine

Vorwort

Servus Bayernfans,

puh, es ist der Montag nach dem Auswärtsspiel in Bochum und eine Woche mit drei Spielen in der Ferne liegen hinter uns. Und dass alle drei verloren wurden, dürfte es schon einige Zeit nicht mehr gegeben haben. Gestern Abend wurde berichtet, dass es drei Niederlagen in Folge zuletzt 2015 unter Pep Guardiola gab, jedoch zu einem Zeitpunkt als wir schon Deutscher Meister waren. Dass drei sportlich bedeutende Spiele in Folge verloren wurden, dürfte weiter zurückliegen. Die Ergebnisse als solches sind dabei noch nicht mal das Problem – Niederlagen gehören zum Fußball dazu und es gibt Phasen, da läuft es einfach nicht. Geschenkt. Aber was ein Problem ist, ist das Auftreten der Spieler auf dem Rasen, eine Mannschaft kann man es momentan fast nicht nennen. Gerade das Auftreten beim (vor-)entscheidenden Spiel in Leverkusen war einer solchen Begegnung nicht angemessen.  Logischerweise führen die Ergebnisse und Leistungen zu wilden Trainerdiskussionen. Mal abwarten, ob sich Tuchel bis zur Sommerpause hält.

Aber genug zum Sportlichen, zwar unser Interesse aber nicht unser Business. An der Unterstützung von den Rängen lag es sicher nicht, dass wir die drei Partien verloren haben. Klar, keines der Spiele war ein absoluter Ausreißer nach oben, aber es gab jedes Mal extrem druckvolle Phasen aus der Kurve, bei denen versucht wurde die Spieler zu pushen. Dass uns das nicht gelungen ist, können wir uns nicht selbst ankreiden. 

Gerade wenn es auf dem Rasen nicht läuft, sollten wir in der Kurve versuchen, nochmal eine Schippe draufzulegen. Entweder um die Spieler zu motivieren oder, wenn man merkt, das bringt gar nichts, um die Farben von Stadt und Verein zumindest aus Kurvensicht würdig zu vertreten. Diesen Anspruch sollten wir die 90 Minuten immer haben – egal was passiert. Wir als Kurve gehen voran und repräsentieren uns und unsere Farben würdig.

Ein Thema, das zurzeit den deutschen Fußball dominiert, sind die anhaltenden Proteste gegen den Einstieg eines Investors. Viele von euch dürften die Thematik mittlerweile kennen, sowohl von unserer Seite wie auch den Medien wurde in den letzten Wochen dazu einiges geschrieben und gesagt. 

Ein Kritikpunkt ist unter anderem das Abstimmungsverhalten von Martin Kind, der (sehr wahrscheinlich) gegen die Weisung des Vereins gestimmt hat. Von Hannover 96 e.V. gab es dazu vergangene Woche eine Stellungnahme, die sehr interessant ist und daher hier nochmal allen zum Lesen zu Verfügung gestellt wird. Uns ist natürlich auch klar, dass der Protest langsam anstrengend wurde und sich nicht jeder für diese juristisch-wirtschaftlichen Feinheiten des Fußballs interessiert.

Das ist ja auch alles komplex und wir verstehen schon, wenn jemand sich an einem Sonntagabend eigentlich nicht damit beschäftigen möchte, sondern einfach nur entspannt Fußball schauen will. Es steht aber eine ganz einfache und viel entscheidendere Frage hinter diesen formalen Feinheiten: Wer darf über die Zukunft der Bundesliga bestimmen? 36 regelmäßig wechselnde Geschäftsführer und Vorstände von Fußballunternehmen mit ihrer persönlichen Agenda und Karrierevorstellungen oder hunderttausende Vereinsmitglieder, langjährige Fans und die von ihnen gewählten Vertreter?

Da gibt es für uns dann eben nur eine Antwort. Gerade wenn die Treiber hinter dem Investorendeal meinen, diese Verarsche am Fan und Untergrabung von 50+1 einfach aussitzen zu können, muss der Protest dann auch mal deutlicher ausfallen als dies in der Vergangenheit der Fall war. Und ja, das ist dann auch mal unangenehm. Wenn man an einem Sonntagabend noch 650 Kilometer nach Hause hat und am nächsten früh um 6 der Wecker klingelt, dann tun zwei Spielunterbrechungen und 20 Minuten Nachspielzeit weh. Man kann sicher auch generell über Protestformen sprechen, die Erfahrung und auch die aktuell anlaufende öffentliche Debatte zeigen, dass wir als Fans trotz legitimer und fundierter Standpunkte eben erst dann gehört werden, wenn man ungemütlich wird und auch mal über die Stränge schlägt und z.B. eben konkret auf diesen Fall bezogen den Spielablauf fundamental stört.

Der Protest war sicher nicht der einzige Faktor, aber vermutlich ein notwendiger, der nun auch dazu führte, dass das DFL-Präsidium ihre Partnersuche einstellte und den Deal zumindest auf absehbare Zeit abgeblasen hat. Eine Entwicklung, die sich für viele der engagierten Fans wie ein Sieg gegen alle Wahrscheinlichkeiten anfühlt. 

Um damit aber wieder den Bogen zum heutigen Spiel zu schlagen, stehen unsere Quoten bei den Buchmachern sicher nicht ganz so schlecht und die Mannschaft hat heute gegen einen starken Gegner eine Antwort auf die letzten Spiele zu liefern.

Avanti Bayern! Avanti Südkurve!

Nein zu Investoren in der DFL Abschlusserklärung zum Scheitern des Investorendeals – Fanszenen Deutschlands

Ein guter Tag für den Fußball und alle, die ihn lieben!

Der 21.02.2024 wird vielen aktiven Fußballfans lange im Gedächtnis bleiben: Das DFL-Präsidium verkündete, dass der Prozess rund um den Einstieg eines Investors in eine Tochtergesellschaft der DFL nicht mehr fortgesetzt werde.

Ein knappes Jahr nachdem wir uns erstmals mit dem Thema beschäftigen mussten, scheint das Vorhaben nun bis auf Weiteres gestoppt worden zu sein. Eine Entwicklung, die wir im höchsten Maße begrüßen und die sicherlich – insbesondere in ihrer ungeahnten Dynamik – nicht zuletzt auf die akribische Arbeit der aktiven Fans zurückzuführen ist.

Deshalb ist es angebracht, jedem zu danken, der in den vergangenen Wochen und Monaten seinen Beitrag dazu geleistet hat, ein solches Ergebnis zu ermöglichen. Wir Fußballfans haben gezeigt, wie stark wir gemeinsam sein können.

Die zurückliegende Zeit hat aber ebenso unter Beweis gestellt, dass Prozesse rund um den Einstieg von Investoren schnell wieder an Fahrt aufnehmen können. Darüber hinaus wurde deutlich, dass es noch viele andere Themen, wie den Erhalt der 50+1-Regel, gibt, die den deutschen Fußball auch in Zukunft beschäftigten und unsere Aufmerksamkeit erfordern werden. Im Sinne des deutschen Fußballs gilt es daher, weiterhin wachsam und kritisch zu bleiben!

Fanszenen Deutschlands im Februar 2024

FC Bayern München – Borussia Mönchengladbach 3:1

Zumindest gefühlt sind die Gladbacher schon so etwas wie eine Art Angst-Gegner. Egal, in welcher Verfassung die Elf vom Niederrhein ist, für Punkte gegen unseren FC Bayern scheint sie immer gut zu sein. Und sieh an: die Recherche bestätigt, dass es in 30 Begegnungen seit 2010 nur 12 Bayern-Siege zu sehen gab. Eine gute Quote sieht anders aus. Dass wir uns vor dem Topspiel in Leverkusen keinen weiteren Punktverlust leisten konnten, war eh klar und dementsprechend gespannt ob der sportlichen Darbietung ging es heute nach Fröttmaning. Bevor das Spiel allerdings so richtig an Fahrt aufnehmen konnte, wurde der Protest gegen den DFL-Investoreneinstieg fortgesetzt. Zwar nicht mehr schweigend, dafür aber wieder mit einer Spielunterbrechung und diversen Spruchbändern gegen die letzten verbliebenden Bieter CVC und Blackstone. Auch die Gäste zeigten ein Spruchband gegen den Investoreneinstieg. Im Laufe des Spiels protestierten sie außerdem noch gegen die Abschaffung von traditionellen Eintrittskarten und gegen Print@Home-Tickets. Von unserer Seite gab es noch Spruchbänder gegen die Verlängerung der Ausnahmeerlaubnis für die freiwillige Chatkontrolle (siehe Was hier und da passiert Gladbach SKB) und gegen die weiter zunehmende Spieltagszerstückelung, so soll ab 2025 an fünf zusätzlichen Terminen sonntags um 19:30 gespielt werden. Fanfreundlich geht anders.

Gegen Ende der ersten Hälfte wurden die Pessimisten unter uns auch gleich bestätigt und die Gladbacher gingen durch Elvedi in Führung. Wie es weiterging, habt ihr ja alle gesehen, zumindest was die Ergebnisse angeht, bleibt der Dampfer auf Kurs. Selbiges lässt sich auch vom Südkurvendampfer sagen. Wir scheinen uns momentan wieder auf einem ganz guten Niveau einzupendeln. Ausreißer nach oben gab es kaum, aber insgesamt war das doch recht solide, was wir da abgeliefert haben. Darf gerne so weitergehen. In den unteren Reihen ging der Tifo heute außerdem einen Ticken lässiger von der Hand, was leider nicht immer der Fall ist. Das lag bestimmt auch am bierseligen Gemütszustand des ein oder anderen, mit Sicherheit aber nicht nur, denn die Ultras hatten etwas zu feiern: nach vier bzw. fünf langen Jahren vor dem Stadion durften wir endlich wieder zwei Mitglieder unserer Gruppe in unseren Reihen begrüßen. Besonders in diesem jungen Alter keine Selbstverständlichkeit dabei zu bleiben, allergrößten Respekt dafür. Komplett ist das Südkurvenensemble damit aber leider immer noch nicht, denn nach wie vor müssen Ultras die Spiele unseres FC Bayern in der Kneipe anstatt aus der Kurve verfolgen. Eure Zeit wird kommen!

Bilder vom Spiel findet ihr hier

Bayer 04 Leverkusen – FC Bayern 3:0

Samstagabend in Leverkusen zu gastieren hat zumindest einen positiven Effekt: der Wecker klingelt zu einer vernünftigen Uhrzeit und halbwegs ausgeschlafen machte sich die Südkurven-Kolonne auf den Weg Richtung Westen. Anfahrt und Weg zum Stadion unspektakulär, da können wir gleich zum Spiel vorspringen. Wobei, bis zum Anpfiff sollte es ein wenig dauern…

Mit der Heimseite war vereinbart worden, dass es nicht zu einer Spielunterbrechung kommen sollte, sondern der Anpfiff im Zuge des Protests gegen den möglichen Investoreneinstieg verzögert werden soll. Zunächst pfefferte die Nordkurve einiges an Kamellen auf den Rasen, als diese beseitigt waren, folgte aus dem Gästeblock bzw. von einigen Bayernfans außerhalb des Blocks kleine Gummibälle. Und als diese von eifrigen Ordnungskräften entfernt waren, wurde dasselbe Spiel nochmal gespielt. Somit standen am Ende fast 10 Minuten Verzögerung auf dem Zettel. Begleitet wurde die Verzögerung von einem „Blackstone oder CVC? Pest oder Cholera?!“ und einem „Nein zum Investor!“. Aufmerksame Personen haben vermutlich mitbekommen, dass das Verständnis für den Protest auf Seiten der Vereine zunimmt und immer mehr Vertreter sich für eine neue Abstimmung aussprechen (auch wenn unser Vorstandsvorsitzender leider nicht dazu gehört, wie ein Interview an diesem Wochenende gezeigt hat). Wie zu sehen ist, der Protest zeigt Wirkung. Und die Fanszenen Deutschlands werden weiter am Ball bleiben…

Als dann die zweite Runde Wurfgeschosse durch war, war dann alles angerichtet, Erster gegen Zweiter, ein klassisches 6-Punkte-Spiel, Samstagabend unter Flutlicht. Eigentlich ein klassisches FC Bayern-Spiel. Eigentlich… Denn was die nächsten 90 Minuten folgen sollte, dürfte zu einer der schwächsten Leistungen unserer Mannschaft in den letzten 20 Jahren zu zählen sein. Über die komplette Spielzeit eigentlich keine ernsthafte Torchance, der erste Schuss aufs Tor kurz vor Ende, als Leverkusen bereits lange in den Verwaltungsmodus übergegangen war. Das war einfach einem FC Bayern nicht würdig. Spiele können verloren gehen, klar, da sind wir grundsätzlich eher krass verwöhnt. Und wenn nach zwölf Jahren vielleicht mal wieder eine andere Mannschaft Meister wird, ist das zu verkraften. Auch wenn es nicht Leverkusen unbedingt sein müsste… Aber wie ein solches Spiel dermaßen blutleer bestritten werden kann, die Frage dürften sich alle gestellt haben, die es irgendwie mit dem FC Bayern halten. Einfach nur beschämend. Dass der Trainer danach noch irgendwelche schönredenden Worte findet, ist ja schon fast ein Hohn. Zum bereits dritten Mal diese Saison enttäuschten die hochbezahlten Spieler auf ganzer Linie und ließen die zentralen Eigenschaften für eine Fußballmannschaft vermissen. Ihr merkt, ein wenig sitzt der Frust noch in mir drin. Aber die meisten Lesenden können ihn wahrscheinlich nachvollziehen.

Die Kurve war sich der Bedeutung des Spiels bewusst, das erste „Deutscher Meister wird nur der FCB“ schepperte richtig schön raus und auch danach lief es ganz gut an. Mit dem frühen Rückstand war dann ein kleiner Bruch drin. Zu Beginn der zweiten Hälfte wurde nochmals der Lautstärkeregler nach oben gefahren und versucht, die Mannschaft vielleicht zu pushen, aber leider erfolglos. Selbst das immer wieder Lodern einzelner Bengalen im Gästeblock schien nicht den Funken aufs Spielfeld zu übertragen. Dennoch war auch ein bisschen zu merken, dass wir uns mit einer solchen Situation (Mannschaft gibt ein Spiel mehr oder weniger kampflos her) schwertun, den richtigen Umgang damit zu finden. 

So war es dann alles in allem ein gebrauchter Abend auf Rasen und Rängen, auch wenn es auf den Rängen kein Totalausfall war und die Leistung der Kurve noch weit über der der Mannschaft stand.

Auf der Siegerseite war natürlich Party angesagt. Glaube, das ist irgendwo verständlich, dass da gerade ne Euphorie-Welle da ist, die spielen die Saison ihres Lebens und wenn du dann am Karnevalssamstag uns dermaßen auseinandernimmst, dann ist gleich doppelt Grund für gute Stimmung angesagt. Dass eine verkleidete Kurve (ob Leverkusen, Köln oder Mainz) bei mir grundsätzlich eher Befremden auslöst, liegt vielleicht daran, dass wir nicht als Karnevalisten auf die Welt gekommen sind. Ich würde es ja feiern, wenn sie sich alle als Zitronenmann verkleiden würden. Das würde meinen Humor treffen. So wurden die Spieltagshefte aber von einem Tiger übergeben (Austausch/Übergabe von Spieltagsheften finde ich bei aller Rivalität übrigens immer cool).

Nicht unerwähnt soll zum Abschluss ein Spruchband für zwei Ultras aus Jena sein, welchen Rückendeckung für eine anstehende Gerichtsverhandlung ausgesprochen wurde: „Gute Freunde sind nie allein! Wir stehen hinter euch!“. Mit diesen Worten beenden wir den Spielbericht und sehen uns in Rom!

Die Bilder vom Spiel findet ihr hier

SS Lazio – FC Bayern 1:0

Wie kann man anders in diesen Bericht starten als mit einem lauten „Lazio vaffanculo“. Alle, die am Stadio Olimpico zugegen waren, werden bestätigen können, dass die Einlasssituation eigentlich nur als Schikane bezeichnet werden kann. Viele Fans standen sich anderthalb Stunden die Beine in den Bauch und hunderte dürften den Anpfiff verpasst haben, obwohl sie mehr als rechtzeitig am Stadion waren? Und wofür das alles? Damit am Ende der Doppelhalter mit Carlo Ancelotti, der den Stinkefinger zeigt nicht ins Stadion kommt oder ein Doppelhalter mit dem Konterfei von Che Guevara nicht gezeigt werden kann? Wow, so macht man sich schön zum absoluten Knecht der UEFA und des konturlosen, angepassten Fußballs, den sie sich wünscht. Logischerweise führt man solche Terrorkontrollen nur am Gästeblock durch. Das ist dann wohl auch die Stelle, an der man den Bayernfans gute Besserung wünschen darf, die durch aus dem Nebenblock geworfene Böller verletzt wurden und deshalb teilweise ihren Rom Aufenthalt verlängern mussten. Und in dem Zusammenhang sagen wir auch nochmal gerne, dass genau so wenig wie wir Bock auf einen gleichgeschalteten, emotionslos, braven Fußball haben, können wir mit Waffen, Werfen von Gegenständen oder eben großen Böllern absolut nichts anfangen. Es bedarf keines Mutes etwas über eine Plexiglasscheibe zu werfen, man muss lediglich eine grobe Ignoranz gegenüber der Gesundheit der anderen an den Tag legen. Ein solcher grundlegender Mangel an Respekt gegenüber dem Leben anderer Fans hat dann mit unserem Verständnis von Fankultur nicht mehr viel zu tun. Andererseits sollte man von einem Haufen Faschisten wie den Laziali auch nicht unbedingt mehr erwarten.

Wahrscheinlich kann man dort wie nirgendwo auf der Welt alle über einen Kamm scheren, aber zumindest die Heimkurve macht ja auch keinen Hehl daraus, wohin die politische Denke geht. So widmeten sie heute sogar unserer schönen Stadt und ihrer Wirtshauskultur ein Spruchband, indem sie sagten, dass sie uns nur um eine Sache beneiden würden, nämlich die Birreria, was man wohl am ehesten als Wirtshaus übersetzen kann. Wer des Italienischen etwas mächtiger ist als die meisten von uns kommt hier aber auch schnell ins Spekulieren, da die Birreria in diesem Fall auch eine Anspielung auf den Hitler-Putsch 1923 sein könnte, der ähnlich wie bei uns in Italien eben auch als Putsch della Birreria genannt wird.

Aber starten wir damit auch wirklich rein ins große Rund, das sicher in jedem Fußballfan etwas auslöst. Bei den nicht mehr ganz Jungen ist es vermutlich die Erinnerung an Andy Brehme seinen Elfmeter und Kaiser Franz, der einsam und gedankenverloren nach der Siegerehrung über den Rasen des Olympiastadions wanderte. Viele Bayernfans werden sich auch noch an unser Gastspiel bei der Roma erinnern, 7:1 gewannen wir damals und der Gästeblock feierte diese außergewöhnliche Leistung euphorisch über die kompletten 90 Minuten ab. Dementsprechend hoch dürfte auch die Erwartungshaltung bei vielen gewesen sein, die wir weder auf den Rängen noch auf dem Rasen in dieser Form erfüllen konnten.

Die Heimseite eröffnete mit einer wirklich beeindruckenden Choreographie. Hier merkte man schon die Jahre der Erfahrung, wie alleine mit Folienzetteln ein solch prägnantes und kraftvoll wirkendes Bild in die Kurve gemalt wurde. Wir wiederum nahmen uns ein wenig ironisch den Valentinstag zum Motto und starteten hinter einem „Unser Herz brennt nur für Dich“ eine größere Pyroshow. Hierbei kommen wir nun natürlich nicht drumherum von der seitens der UEFA über uns verhängten Bewährungsstrafe zu sprechen. Insbesondere wegen des Auftritts in Kopenhagen bestrafte uns der Disziplinarausschuss mit einem Auswärtsfahrverbot auf Bewährung. Die Antwort darauf ist relativ einfach: Eine korrupte und verlogene Institution wie die UEFA kann uns am Arsch lecken. Im Zuge der Posse um das Verbot von Eintrachtfans beim Auswärtsspiel in Neapel hatte UEFA-Präsident Ceferin noch deutlich gedagt, dass die UEFA zukünftige Ausschlüsse von Gästefans nicht akzeptieren würde: „Wir müssen sagen, wenn so etwas passiert, wird dort nicht gespielt.“ Aus heutiger Sicht kann man das nur als blanken Hohn sehen. Nicht nur beteiligt sich die UEFA quasi selbst am Aussperren der Gästefans, auch behördliche Verbote von Gästefans waren während der Qualifikationsphase zu den europäischen Wettbewerben allgegenwärtig und sind jetzt auch in der Hauptrunde quasi Alltag, Bestes Beispiel hierfür sind die von MRP auch per Spruchband angemerkten Spiele zwischen der Roma und Rotterdam.

Das heutige Geschehen auf dem Rasen durften wir ja wenigstens verfolgen. Wirklich glücklich machte es aber wohl nur die wenigsten, was sie da sahen. Gegen eine Lazio-Mannschaft, die sicher eine bis zwei Klassen schlechter war als die tatsächlich hervorragende Leverkusener-Truppe, spielten wir in der ersten Halbzeit zwar überlegen, aber selten zwingend, innovativ, dynamisch oder wie auch immer man es nennen mag. Man hat auch das Gefühl, das niemand wirklich harte oder minimal riskante Wege gehen will. Wenn das mal passierte, wie z.B. nach der Direktkombination kurz vor der Halbzeit wurde es ja auch sofort gefährlich, auch wenn Jamal Musiala leider die gute Gelegenheit vergab. Aber weshalb das nur so selten funktioniert, lässt dann eben auch schon ein wenig die Frage aufkommen, mit welcher mentalen Einstellung die Mannschaft da auf dem Platz steht. Und das war ja die erste Hälfte, in der zweiten sah man quasi nichts mehr Positives. Stattdessen durfte in der 65. Minute Ciro Immobile quasi gegen vier unserer Leute in den Strafraum dribbeln und den Ball dann auch noch passen. Manche hatten die Szene dann aber wahrscheinlich schon abgeschrieben und waren vom Elfmeterpfiff komplett verdattert. Der war natürlich völlig berechtigt und mit 10 Leuten einem Rückstand hinterherlaufen sicher für die Mannschaft im Anschluss keine einfache Geschichte. Dass wir Fans in diesen 90 Minuten aber noch nicht unbedingt eine Antwort auf den vollkommen kraftlosen Auftritt in Leverkusen sahen, sollten Trainer und Mannschaft schon auch verstehen. Da waren die Worte unseres Vorsängers nach Spielende auch recht passend. Uns ist es scheißegal, ob sie untereinander zerstritten sind oder den Trainer nicht leiden können, die verdammten 90 Minuten sollten sie sich halt als Bayernspieler präsentieren und zusammen als eine Mannschaft auftreten.

Das Spiel beeinflusste logischerweise auch den Auftritt der Kurve. Eine ekstatische Feier wie vor knapp 10 Jahren erlebten wir diesmal folglich nicht. Wahrscheinlich waren wir auch nicht optimal aufgestellt und hätten unter anderem schauen müssen, dass wir den Übergang an den Mundlöchern ein bisschen mehr mit Leuten aus dem Kern der Kurve und vielleicht ein oder zwei Vorsängern zu setzen. Vermutlich täuschte die Akustik im Block auch ein wenig und wie so oft verkauften wir uns im Europapokal sehr passabel, es wirkte auf einen selbst gerade in den unteren Reihen aber nicht unbedingt so. Was man allerdings auch heute wieder merkte, wenn die Mannschaft der Kurve die Hand reicht, sich Standardsituationen oder Chancen erarbeitet, dann fährt die Kurve sehr schnell hoch. Diese Unterstützung darf und soll die Mannschaft meiner Meinung nach in gewisser Weise auch gerne einfordern. Das war ja etwas was man beispielsweise in Leverkusen vermissen konnte. Da wurde es immer laut, wenn wir einen Eckball rausholten, aber kein Spieler nahm mal den Kopf hoch und gab der Kurve noch ein Signal, dass da der wirkliche Wille da ist, das Ding noch zu drehen. Wir Fans wären dafür sicher da gewesen. 

Die Heimseite einzuschätzen fällt auch schwer. Der Geräuschpegel im Stadion war vergleichsweise schon eher hoch, natürlich gerade ab dem Führungstreffer. Die Curva Nord jedoch einfach sehr weit entfernt. Die vielen Schwenkfahnen machen aber schon was her.

Die freundlichen Gastgeber ließen uns dann doch fast eine Stunde im Block über die Niederlage sinnieren ehe man die Tore öffnete. Damit ich aber hier nicht nur meckere, einmal die kurze Anmerkung, dass Wasser für 2 Euro und Soft Drinks für 3 Euro gerne Standard bei europäischen Spielen im Stadion werden.

Die Blocksperre gab uns dann aber immerhin nochmal genug Zeit uns von den zahlreich anwesenden Freundinnen und Freunden zu verabschieden. Wir schicken auch auf diesem Wege nochmal Grüße nach Bochum, Bordeaux, Civitanova, Empoli, Jena, San Benedetto und St. Pauli. Danke für Eure Präsenz.

Für die Busfahrer standen im Anschluss nochmal 13 Stunden Heimweg an. Entspannte Geschichte, können im Viertelfinale also gerne wieder „on the road“ gehen, egal ob die UEFA uns dann vor Ort reinlassen will oder nicht.   

Hier findet ihr die Bilder vom Spiel in Rom

VfL Bochum – FC Bayern München 3:2

Mai 2015. Knapp 9 Jahre ist es her, dass eine Bayern Mannschaft drei Spiele am Stück verloren hat. Auch damals begann alles mit einer Niederlage in Leverkusen, ehe in der CL deutlich gegen Barcelona verloren und schließlich auch das Heimspiel gegen Augsburg in den Sand gesetzt wurde. Damals allerdings vor dem Hintergrund, dass man in der Meisterschaft bereits meilenweit enteilt war und die Niederlagen somit erträglicher machten. Somit stellte die Niederlage in Bochum schon ein kleines Novum dar, auch in meiner persönlichen Fankarriere, denn ein Blick in die Kartensammlung zeigt: Die Niederlage in der Champions League in Barcelona fand damals ohne meine Anwesenheit statt.

Ein Novum gab es heute auch im Gästeblock des Bochumer Ruhrstadions. So wechselte der Großteil der Südkurve in den benachbarten Sitzplatzblock, welcher neben mehr Platz auch deutlich bessere Voraussetzungen besitzt den gesamten Gästeblock in den Tifo einzubinden. Ich würde das Experiment als gelungen bezeichnen, denn trotz des Spielverlaufs war dem Stehplatzblock nicht wirklich anzumerken, dass die Zusammensetzung heute eine etwas andere ist. Stattdessen zogen alle wie gewohnt gut mit. Im Sitzplatzbereich war durchaus ein Cut in der Mitte des Blocks wahrzunehmen, doch insgesamt konnten durch diesen Schritt deutlich mehr Leute in die Stimmung einbezogen werden und man verließ zumindest in Sachen Stimmung relativ zufrieden den Gästeblock.

Sportlich braucht man das Geschehene nicht groß breittreten. Nach der Führung durch Musiala verliert Bayern ausgerechnet nach dem DFL Protest den Faden und verliert letztendlich verdient. Sicher fehlt hier an der ein oder anderen Stelle aktuell auch einfach das Matchglück. Upamecano steht sinnbildlich für die aktuelle Entwicklung und konnte einem nach seiner erneuten roten Karte einfach nur noch leidtun. Dass er sich dann auch noch rassistische Scheiße via Social Media gefallen lassen muss, ist der traurige Höhepunkt. Wir stärkten ihm am heutigen Tage nochmal mit einem Spruchband demonstrativ den Rücken. Courage, Upa.

Die weiteren Spruchbänder hatten wie die letzten Wochen den Protest gegen die DFL im Fokus. Eine Bankrotterklärung an die DFL nach dem Untergraben von 50+1 sowie ein Gruß an Herr Dibelius von Investorenkandidat CVC garniert mit dem Werfen von Tennisbällen sorgten in Absprache mit unseren Bochumer Freund*innen für einen fröhlichen Ballwechsel und verfehlten ihre Wirkung nicht. Die Luft für die DFL wird immer enger und es zeigt sich mal wieder was die aktive Fanszene in Deutschland gemeinsam bewegen kann. 

Dass es mal soweit kommen würde, dass Spielunterbrechungen zum Standard Repertoire des Protests werden, hätten im Mai 2015 wahrscheinlich die wenigsten gedacht. Dass der FC Bayern in diesem Jahr so wie 2015 noch Meister wird wohl auch die wenigsten, daher:

SEIEN WIR REALISTISCH, VERSUCHEN WIR DAS UNMÖGLICHE.

Abschließend möchten wir noch einen Dank an unsere Freund*innen aus Bochum und Jena richten. An erstere vor allem aufgrund des Rahmenprogramms, das Bayern Fans jeglicher Couleur ab Samstagnachmittag geboten wurde. Und an unsere Freunde und Freundinnen an Jena für die Unterstützung in den sportlich schwierigen Zeiten 😉

Die Bilder vom Spiel sind hier zu sehen

Sambenedettese Calcio

In San Benedetto del Tronto startete man nach kurzer Weihnachtspause bereits am 7. Januar in die Rückrunde. Zu Gast im Riviera delle Palme war die Mannschaft aus Sora, einer Kleinstadt im Latium. Den ambitionierten Sambenedettese gelang nach einer Schwächephase von zuletzt 4 sieglosen Partien zum Jahresende endlich wieder ein Sieg und so wurde Sora mit 4:1 geschlagen. Ein optimaler Start ins Fußballjahr 2024! Diesen gab es nicht nur auf dem Platz, sondern auch auf den Rängen. So wurde das Spiel genutzt, um den 100. Vereinsgeburtstag (nach-)zufeiern. Das eigentlich in 2023 angestandene Jubiläum fiel letztlich genau in die ungewisse Zeit, in der es um die Existenz des Vereins ging. Aufgrund der finanziellen Sorgen im Zusammenhang mit dem ehemaligen Präsidenten (siehe SKB Hoffenheim) war in dieser Phase nicht an Feierlichkeiten zu denken. Nachdem man nun wieder in ruhigere Fahrwasser zurückgekehrt ist, war für die Curva Nord der Zeitpunkt gekommen, das Jubiläum nachzuholen. Dafür wurde ein rot-blauer Balkenschal aufgelegt, welcher am Spieltag ums Stadion verkauft wurde. Der Verkauf klappte gut und so zeigte sich zum Einlaufen die komplette Kurve mit einer geschlossenen Schalparade. Ergänzt wurde diese von einer zentralen Blockfahne, welche das von den Ultras gestaltete Hundert Jahre Logo zeigte. Ein traditionelles Vereinswappen, der Torreone, eines der Stadtsymbole, und der Ultras Samb Totenkopf umrandet von „Cento anni di storia“ und „Curva Nord Massimo Cioffi“ gaben ein rundum gelungenes Bild ab. Verein, Stadt und Ultras vereint, passender hätte man es wohl nicht zusammenfassen können. Denn nicht Titel oder große Erfolge sind das, worauf man bei 100 Jahre Fußball in San Benedetto zurückblicken kann. Vielmehr sind es die Farben der eigenen Stadt, die man stolz trägt und überregional vertritt. So war es schon bei den Gründern, Fischern und Seeleuten, die bereits Anfang des Jahrhunderts Fußball spielten und 1923 aus 3 fusionierenden Vereinen Sambenedettese Calcio gründeten. Mit ihrer Mannschaft machten sie sich dann auch bald über die Grenzen der Provinz hinaus einen Namen. Über die Jahre und Reformen der Ligen etablierten man sich schließlich in der Serie C. Ausflüge nach oben und unten gehören seit jeher zur Geschichte der Sambenedettese und so sind mehrere kürzere Intermezzi in der Serie B die größten zählbaren Erfolge. Große Spiele fanden meist im Zuge von Auf- bzw. Abstiegsrelegationen oder im Pokal statt. Eines der Highlights, wovon heute noch Bilder in verschiedenen Lokalitäten zeugen, war ein Pokalspiel gegen Juventus Turin. Im Jahr 1975 gastierte die „alte Dame“ im damaligen Stadio Fratelli Ballarin und die Elf um die Weltstars Dino Zoff und Fabio Capello kam nicht über ein 2:2 gegen den kleinen Verein aus der Hafenstadt hinaus. 

Es sind eher gerade diese besonderen Momente, die die Menschen in San Benedetto an ihrer magica Samb so lieben und die Faszination ausmachen. Wenig verwunderlich, dass viele dieser Erinnerungen auch unmittelbar mit der Geschichte und den Geschichten der Ultras zusammenhängen. So sind es gerade auch die Ultras, die ihrer Stadt überregional einen Namen machten und bis heute machen. Heute, das ist weiterhin die Serie D, lassen sich Ultras und Tifosi weiterhin nicht davon abhalten ihrer Mannschaft zu folgen. Die Euphorie hält weiter an und so waren die bisherigen Auswärtsspiele bei Tivoli (Latium, 2:2) und bei Fano (Marken, 0:1) jeweils gut besucht und die Gästeblöcke voll. Kurios, dass bei letzterem der „Carnevale di Fano“ für eine Spielverlegung auf Samstag sorgte. 

Das zwischenzeitlich stattgefundene zweite Heimspiel gegen Avezzano wurde mit 2:0 ebenfalls gewonnen, sodass Samb aktuell punktgleich mit Campobasso Platz eins der Tabelle belegt. So darf‘s gerne weiter gehen, forza rossoblu!

Ultramarines Bordeaux

Wenig ergiebig sah die Situation unserer Freunde aus Bordeaux im Dezember aus: am sportlichen Tiefpunkt und von persönlichen Schicksalsschlägen geplagt.

Zumindest ersteres hat sich ein wenig zum Positiven gewandelt und man konnte aus den letzten 6 Spielen immerhin 10 Punkte sammeln und konnte sich ein kleines Polster auf die Abstiegsränge aufbauen. Ein kleines Highlight gab es im Coupe de France Ende Januar und so traf man zu Hause auf Nizza, verlor jedoch denkbar knapp mit 2:3 und schied aus dem Pokal aus. Zu dem Spiel musste man den Standort der Virage Sud mal wieder in den Oberrang verlegen. Dies ist jedoch aufgrund der geringen Auslastung nach wie vor kein Problem, zumal der Verein den Ultramarines hier zuarbeitet und die entsprechenden Karten zur Verfügung stellt.

Die weiteren Partien in der Liga brachten mit den Gegnern aus Valenciennes, Angers, Amiens und Troyes keine wirklichen fantechnischen Highlights mit sich. 

Eines der interessanteren Spiele stand nun vergangenes Wochenende gegen Grenoble an. Jedoch stand dieses Spiel unter einem traurigen Stern. Denn mit Hedwige, einem langjährigen Mitglied der Ultramarines, verstarb innerhalb der letzten 3 Jahre bereits die dritte Person aus dem Herzen der Gruppe. 

Zu ihren Ehren zeigten die Ultramarines eine Choreo, welche aus einer Blockfahne inkl. Konterfei und Rauchpatronen im Oberrang bestand. Hedwige wäre bestimmt stolz auf ihre Gruppe gewesen.

Immer schwierig nach solchen Themen wieder einen Übergang zu finden. Im Zuge des Spiels gab es jedoch noch eine weitere nennenswerte Aktion. Zur zweiten Halbzeit zeigte man, ähnlich wie in vielen anderen Stadien Frankreichs das Spruchband „Reformiert die Disziplinarkommission“. Dies hat den Hintergrund, dass in Frankreich teilweise absurde Strafen für Pyro und nach wie vor etliche Gästeverbote ausgesprochen werden. So ist es gang und gebe, dass bei dem kleinsten Vergehen direkt Zuschauer*innen ausgeschlossen werden. Diesem Vorgehen haben die französischen Ultras nun den Kampf angesagt.

BORDEAUX ET MÜNCHEN ALLEZ!

Ultras Empoli

Nachdem im Januar noch nach der Auswärtsniederlage in Verona der Trainer entlassen und mit Davide Nicola umgehend ein neuer Trainer eingestellt wurde, setzte der „Trainereffekt“ ein. Das erste Heimspiel unter dem neuen Trainer gegen Monza wurde mit 3:0 gewonnen. Sogar bei Juve konnte Empoli auswärts einen Punkt mitnehmen (1:1). Die Ultragruppen aus Empoli blieben diesem Auswärtsspiel jedoch fern, da Juve überhöhte Preise aufrief, man sich zuvor auf der Seite von Juve registrieren musste und es zudem Materialbeschränkungen gab. Ultras liberi, Juve merda! Stattdessen fand am Wochenende in Empoli eine Feier zum 35-jährigen Bestehen der Freundschaft zwischen Montevarchi und Empoli statt. Die Freundschaft begann am 12.06.1988 bei einem Gastspiel von Montevarchi in Empoli. 

Im nächsten Spiel der Gegenwart folgte ein 0:0 beim Heimspiel gegen Genoa. Bei diesem Spiel wurden die Ultras Empoli von Gästen aus Bilbao unterstützt, außerdem wurde ein Erinnerungsspruchband für Vincenzo Spagnolo, einem Genoa-Fan, der am 29.01.1995 beim Spiel Genoa – Milan von einem Milan-Fan erstochen wurde, gezeigt. Dem Gedenken und der Botschaft auf dem Spruchband „Basta lame basta infami“ (Schluss mit den Messern, Schluss mit der Schande) kann man sich nur anschließen.

Auswärts in Salerno konnte Empoli das wichtige Spiel im Abstiegskampf mit 3:1 für sich entscheiden. Beim nächsten Heimspiel, dem Derby gegen die Fiorentina, gab es vor Spielbeginn eine Schweigeminute für die fünf Arbeiter, die auf der Baustelle für einen neuen Supermarkt in Florenz ums Leben gekommen sind. Von Seiten der Empolesi wurde diesbezüglich ein Spruchband gezeigt, auf welchem deutlich das Ende von solchen vermeidbaren tödlichen Arbeitsunfällen gefordert wurde. Das Spiel endete 1:1. Empoli bleibt damit unter dem neuen Trainer weiterhin ungeschlagen und steht in der Tabelle der Serie A aktuell 2 Punkte vor dem Abstiegsrängen.

Was hier und da passiert

Hamburg

Die meisten HSV-Fans dürften vergangene Woche mit einem gemütlichen Samstagabend in der heimischen Hansestadt gerechnet haben. Mittags um 13 Uhr gastierte der Hamburger-Sportverein bei Hansa Rostock, wohin es für die meisten Fans per Zug ging. Vor und nach dem Spiel kam es bereits beim Transport der Fans zum Bahnhof mittels Shuttlebussen zu den ersten Problemen und auch am Rostocker Bahnhof war der Umgang der Polizei mit den Gästen eher mangelhaft. Bis hierhin aber soweit business as usual für Rostocker Verhältnisse. Die Krone setzte die Polizei aber dann dem Spieltag vieler HSV-Fans auf, als sie einen Zug mit hunderten Fans, darunter die aktive Fanszene, in Hamburg-Bergedorf zu einer großangelegten Kontrolle stoppte. Grund dafür war laut Polizei der Wunsch, Beteiligte einer Auseinandersetzung mit Fans des BVB im Mannheimer Bahnhof im September vergangenen Jahres zu identifizieren. Die Kontrollen begannen um kurz nach 20 Uhr und endeten erst mehr als sechs Stunden später zwischen 2 und 3 Uhr. Noch nicht kontrollierte Fans mussten die gesamte Zeit im (überfüllten) Zug ausharren. Dass die Versorgung mit Essen und Trinken maximal unzureichend war, überrascht da leider nicht. Ergebnis der Großkontrolle war die Identifizierung von 31 tatverdächtigen Personen. Ob dieser Ertrag 400 eingesetzte Beamte, über 855 schikanierte Fans und massive Verspätungen im Bahnverkehr rechtfertigt, scheint höchst fragwürdig. Die Fanhilfe Nordtribüne sowie der Supporters Club kritisierten das Vorgehen der Polizei und kündigten an, Betroffene bei der Einleitung rechtlicher Schritte gegen den Einsatzleiter zu unterstützen. Auch die innenpolitische Sprecherin der Hamburger Grünen sowie die Linke kritisierten den Einsatz als unangemessen. Es scheint also, als würde die Polizei weiterhin ihre repressive Linie im Vorfeld der anstehenden EM verfolgen.

DFB

Ein weiteres leidiges Thema, mit dem sich Fans und Vereine auseinandersetzen müssen, ist die Strafenpolitik der Verbände. Vor einiger Zeit berichteten wir schon vom erfolgreichen Antrag unserer Freund*innen der Horda Azzuro Jena bei der Jahreshauptversammlung des FC Carl Zeiss Jena, der die Verantwortungsträger des Vereins damit beauftragte, sich kritisch mit den Strafen der Verbände auseinanderzusetzen und auf eine Verbesserung der Situation hinzuarbeiten. Dieses Anliegen scheint auch so manch höherklassiger Verein zu teilen. So veröffentlichte der SV Darmstadt eine Stellungnahme, in der er erläuterte, weshalb er Einspruch gegen die Strafe des DFB in Höhe von 43.000 € für das Zünden von Pyrotechnik seitens der Fans des SVD in Stuttgart eingelegt hat. Das Ziel der Prävention werde „quasi durchweg an allen Standorten und bei allen Veranstaltern, einschließlich des DFB, trotz massiver Investitionen in den vergangenen Jahren in Personal und Sicherheitstechnik“ verfehlt. Die Lilien fordern einen nachhaltigen und auf Augenhöhe geführten Dialog mit allen Beteiligten, um eine zukunftsträchtige Lösung zu finden. Auch der 1. FC Köln schlug in eine ähnliche Kerbe, nachdem der Verein Ende letzten Jahres zu einer hohen sechsstelligen Summe für Pyrotechnik im Derby gegen Gladbach verurteilt wurde. Der Geschäftsführer-Sport Christian Keller stellte danach die Wirkung eines allgemeinen Verbots von Pyrotechnik in Frage. In eine ähnliche Richtung gingen schon Aussagen von Offiziellen des HSV im vergangenen Jahr.

Berlin

Zumindest gefühlt bestehen die Blicke über den Tellerrand zum Großteil mittlerweile nur noch aus der Dokumentation von Fehlverhalten der Polizei. Vergangenes Wochenende kam es zum Duell zwischen dem 1. FC Magdeburg und Hertha BSC im Berliner Olympiastadion. Etwa 15.000 Magdeburger*innen begleiteten ihre Mannschaft zu diesem Spiel. Auf beiden Seiten war sowohl optisch als auch akustisch so einiges geboten, was im Nachgang der Partie unter anderem von Hertha-Trainer Pal Dardai und Spieler Fabian Reese lobend erwähnt wurde. Auch auf dem Rasen konnte ein spannendes Spiel verfolgt werden, das die Hertha mit 3:2 für sich entschied. Scheinbar hatten aber nicht alle Beteiligten Lust auf dieses Fußballfest. So kritisierte die Fanhilfe Magdeburg im Nachgang den massiven und überzogenen Einsatz der Polizei. Insbesondere die Polizei Berlin soll sich dabei hervorgetan sein. Die Kontrollen am Einlass seien von der Polizei anstatt vom Ordnungsdienst durchgeführt worden. Verschiedenste Clubfans, teilweise in hohem Alter, hätten bei den Kontrollen die Hosen runterlassen müssen und die Beamt*innen seien durch „Grenzüberschreitungen, Respektlosigkeiten, Drohungen und Gewalt“ aufgefallen. Zudem seien zu spät eintreffende Fans mit gültiger Eintrittskarte am Betreten des Stadions gehindert worden und Pfefferspray in vollbesetzten S-Bahnen eingesetzt worden. Die ganze Stellungnahme könnt ihr hier einsehen: https://www.fanhilfe-magdeburg.de/startseite

Hessen

Die berüchtigte Datei „Gewalttäter Sport“ hat uns vor so einigen Jahren noch so einiges an Kopfzerbrechen bereitet. Eine Personalienaufnahme im Umfeld eines Fußballspiels konnte schon reichen, um ohne Verurteilung und manchmal sogar ohne Anklage in der besagten Datei gespeichert zu werden. In Extremfällen konnte dies zum Beispiel dazu führen, dass einem an deutschen Flughäfen die Ausreise verweigert wurde. Zwar wurde die Datei noch nicht, wie von vielen Akteuren gefordert, abgeschafft, allerdings hat sich die Situation in den letzten Jahren glücklicherweise etwas entspannt und wie es scheint, ist es mittlerweile deutlich unwahrscheinlicher, unschuldig in dieser Datei zu landen. Dafür ist in den letzten Jahren eine andere Datei in den Fokus geraten, die es mit unterschiedlichem Namen in elf Ländern, darunter Bayern (genannt EASy Gewalt und Sport), gibt: die SKB-Datei. SKB steht hier für Szenekundige Beamte. In diesen Datenbanken sind teilweise deutlich mehr Personen und mehr Informationen als in der berüchtigten Gewalttäter Sport Datei gespeichert. Diese Datenpools wuchsen auch während der Corona-Saison als gar keine Spiele stattfanden. Im Rahmen einer Recherche zu den SKB-Dateien erhielt der Blog netzpolitik auf eine Anfrage an die verschiedenen Polizeibehörden eine Antwort aus Hessen, die aufhorchen lässt. So existiere seit 01.01.2024 eine Bund/Länder-Verbunddatei, auf die die SKB Beamt*innen deutschlandweit Zugriff hätten. Diese befinde sich derzeit noch im Aufbau. Nachfragen blieben unbeantwortet, andere Länder gaben sich bezüglich einer neuen Datei unwissend. Ob sich also eine neue Datei im Aufbau befindet, bleibt abzuwarten. Der Dachverband der Fanhilfen äußerte sich auf Nachfrage besorgt. „Sollten sich diese Aussagen bewahrheiten, ist das ein weiterer Skandal in der Überwachung und Durchleuchtung von Fußballfans in Deutschland“, so der Dachverband.

Stellungnahme des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V.

Im Zusammenhang mit der Investorenabstimmung der DFL-Mitglieder im Dezember 2023 und der seit Juni 2021 noch immer andauernden, bisher ergebnislosen Prüfung der DFL von Weisungsverstößen durch Martin Kind, gibt der Vorstand des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V. die nachfolgende Stellungnahme ab:

Bereits im Juni 2021 wurde die DFL erstmals durch uns von nicht umgesetzten Weisungen des Muttervereins von Hannover 96 an Martin Kind in Kenntnis gesetzt. Im August 2022, nach erneuten Weisungsverstößen durch Martin Kind in Bezug auf die 50+1-Regel, wurde Martin Kind von der DFL zur Stellungnahme diesbezüglich aufgefordert. Seitdem wurde die DFL über weitere Weisungsverstöße informiert. Dies alles blieb bisher ohne Konsequenzen durch die DFL.

Uneingeschränktes Weisungsrecht und 50+1
Die DFL hatte also schon seit über zweieinhalb Jahren von anhaltenden Weisungsverstößen Martin Kinds Kenntnis und hat diese weder unterbunden, noch im Rahmen der eigenen Abstimmung dafür gesorgt, das Weisungsrecht sicherzustellen. Dabei hatte die DFL im August 2019 die elementare Bedeutung dieses Weisungsrechts noch einmal explizit hervorgehoben:

„Entgegen mancher heutiger Berichterstattung hat es keine Zustimmung der DFL zu einer ‚Sonderregelung‘ für Hannover 96 in Bezug auf die 50+1-Regel gegeben. Der sogenannte ‚Hannover-96-Vertrag‘ ist nach Auffassung der DFL mit der 50+1-Regel vereinbar. Maßgeblich ist, dass der Hannover 96 e.V. als Alleingesellschafter der Hannover 96 Management GmbH weiterhin ein uneingeschränktes Weisungsrecht gegenüber der Geschäftsführung hat und auch gesellschaftsvertraglich die Rechte des Hannover 96 e.V. unverändert bleiben.“

https://www.dfl.de/de/aktuelles/keine-sonderregelung/

Der Vorstand des Hannoverschen Sportvereins von 1896 e.V. sollte folglich eigentlich darauf vertrauen können, dass die DFL nach eigener Sachprüfung, bei Verstößen gegen das Weisungsrecht, umgehend tätig werden würde. Das Gegenteil ist der Fall.

Abstimmung über Investoreneinstieg führt für DFL zu gewünschtem Ergebnis
Die DFL wurde von uns im Vorfeld der Abstimmung über einen möglichen Investoreneinstieg sowohl über die Weisung an Martin Kind selbst, bei der Abstimmung mit Nein zu stimmen, als auch über die ablehnende Reaktion hierzu von Martin Kinds Anwälten, in Kenntnis gesetzt. Die DFL musste also ganz konkret davon ausgehen, dass sich Martin Kind, nach jahrelangen Verstößen gegen die Weisungen des Vereinsvorstands, erneut über diese hinwegsetzen würde.

Die DFL hat die Abstimmung über den Investoreneinstieg dennoch vorsätzlich so durchführen lassen, dass eine Feststellung des Abstimmverhaltens von Martin Kind möglichst nicht nachvollziehbar ist. So hat die DFL die Abstimmung über einen möglichen Investoreneinstieg proaktiv, und noch nicht einmal auf Antrag eines Mitglieds hin, geheim durchgeführt, obwohl die DFL-Satzung gemäß § 27 („Abstimmungsregeln“) gar keine geheime Stimmabgabe für eine solche Abstimmung vorsieht. Lediglich Wahlen sind grundsätzlich geheim abzuhalten gemäß § 28 („Wahlen“).

https://media.dfl.de/sites/2/2023/10/Satzung-des-DFL-Deutsche-Fussball-Liga-e.V.-Stand-10.10.2023.pdf

Das Präsidium der DFL wusste, dass die Abstimmung sehr knapp ausfallen würde. Es wurden unmittelbar vor der eigentlichen Abstimmung Probeabstimmungen durchgeführt. Im Ergebnis ordnete ein Mitglied des Präsidiums die geheime und somit intransparente Abstimmung an und ermöglichte somit Martin Kind, im gewünschten Interesse abstimmen zu können. Dies geschah auch in Kenntnis darüber, dass es in anderen Clubs zwischen Muttervereinen und Geschäftsführung aus dem Verein ausgelagerter Clubs, ebenfalls widerstreitende Interessen gab.

Die DFL missachtet nicht nur das uneingeschränkte Weisungsrecht der Muttervereine, sondern auch und insbesondere § 8 Abs. 3 ihrer Satzung.

https://media.dfl.de/sites/2/2023/10/Satzung-des-DFL-Deutsche-Fussball-Liga-e.V.-Stand-10.10.2023.pdf

Es ist scheinheilig und ein schwerwiegender Vertrauensbruch der Mitglieder des Präsidiums und der Geschäftsführung der DFL, sich jetzt auf eine formell wirksame Außenvollmacht von Herrn Kind berufen zu wollen. Denn eine solche Berufung greift nicht, wenn sich jemand treuwidrig vor einer Kenntniserlangung verschließen will. Hier liegt sogar positive Kenntnis vor.

Alles zusammengenommen muss festgestellt werden: Der Beschluss der DFL ist nicht wirksam, was mittlerweile auch zahlreiche Sportrechtsexperten bestätigen, weil die DFL-Verantwortlichen die eigene Satzung betreffend der 50+1-Regel missachten und das uneingeschränkte Weisungsrecht des Muttervereins nicht sichergestellt, sondern sogar proaktiv selber eingeschränkt haben.

Die Stimme aus Hannover hätte entsprechend der Weisung des Muttervereins uneingeschränkt beachtet und von vornherein mit Nein gewertet oder alternativ sichergestellt werden müssen, dass das Abstimmverhalten von Martin Kind nachvollziehbar ist. Hierum hatte der weisungsgebende Mutterverein die DFL explizit gebeten und zudem angeregt, die Abstimmung abzusagen, sollte nicht sichergestellt werden können, dass das Stimmverhalten von Martin Kind nachvollziehbar ist.

Eklatante Gefährdung von 50+1 durch die DFL-Verantwortlichen
Durch die bewusste Untätigkeit in Bezug auf die Einhaltung der in der eigenen Satzung  festgeschriebenen 50+1-Regel, sowohl im Allgemeinen als auch in Bezug auf die Abstimmung zum Investoreneinstig im Konkreten, gefährdet die DFL selbst den Bestand der 50+1-Regel, gerade auch im Hinblick auf das noch nicht abgeschlossene Bundeskartellamtverfahren zu dieser Thematik. Die Gremien des Muttervereins von Hannover 96 haben diese Gefahr schon im Herbst 2022 gegenüber Vertretern des Präsidiums der DFL sowie Axel Hellmann, als damaligem Kandidaten für die DFL-Geschäftsführung, persönlich deutlich gemacht.

Die jetzt wieder zuständige 6. Beschlusskammer des Bundeskartellamts will sich, nach deren Mitteilung an die Verfahrensbeteiligten vom 5. Februar 2024, mit den jüngeren Entwicklungen der Anwendung der 50+1-Regel durch die DFL vertraut machen. Allein diese offenkundig notwendige Tatsache der Prüfung ist ein Indiz, dass Zweifel daran bestehen, dass die Handhabung nicht hinreichend konsequent sein könnte, um eine Ausnahme vom Kartellverbot aus sportpolitischen Gründen zu rechtfertigen.

Die DFL-Verantwortlichen und die Mitglieder der DFL dürfen an der Ernsthaftigkeit einer konsequenten Anwendung der 50+1-Regel keine weiteren Zweifel aufkommen lassen und müssen jetzt unverzüglich beweisen, dass sie die 50+1-Regel einhalten und leben. Ohne die 50+1-Regel gäbe es die DFL nicht. Dies sollten sich alle Mitglieder und Vertreter der DFL stets vor Augen führen. Das Versprechen des DFB bei der Gründung der DFL, er selber werde sicherstellen, dass die Muttervereine immer das Sagen haben werden, wird aktuell ebenfalls nicht eingehalten.

Die Muttervereine und Fußballfans dürfen die Gefährdung der 50+1-Regel nicht hinnehmen, zumal der DFB seine verbandsrechtliche Führungsrolle nicht zu erkennen gibt. Zurecht wehren sich die Fußballfans gegen diese Art der Sportpolitik.

Struktureller und personeller Neuanfang in der DFL notwendig
Die DFL hat seit Juni 2021 bzw. August 2022 keinerlei konkrete, geschweige denn wirksame Maßnahmen getroffen, um den anhaltenden Weisungsverstößen durch Martin Kind Einhalt zu gebieten, obwohl sie gegenüber Martin Kind bereits im August 2022 Sanktionen angekündigt hatte. Folge der Untätigkeit der DFL-Verantwortlichen ist, dass Martin Kind bei der DFL-Mitgliederversammlung im Dezember 2023 bei einer vermeintlich so zukunftsweisenden Entscheidung geheim abstimmen konnte.

Die Verantwortlichen in der DFL handeln seit zweieinhalb Jahren wissentlich entgegen ihrer eigenen Satzung. Die Folge daraus kann nur ein sowohl personeller als auch struktureller Neuanfang sein, damit die 50+1-Regel tatsächlich umgesetzt und in ihrer Existenz nicht weiter bedroht wird. Der DFB muss eine klare Führungsrolle einnehmen. Es muss sichergestellt werden, dass das Weisungsrecht der Muttervereine zukünftig uneingeschränkt gewährleistet ist und Fragen zur 50+1-Regel in erster Linie Fragen sind, die von den Muttervereinen zu beraten und zu entscheiden sind, und nicht mehr durch die DFL, denn die 50+1-Regel dient dem Schutz der Muttervereine.

Hannover, 15. Februar 2024

Hannoverscher Sportverein von 1896 e.V.

Assange

Vergangene Woche wurde in London der Fall eines Mannes namens Julian Assange verhandelt. Fraglich war, ob er in die USA ausgeliefert werden sollte. Zwar wurde noch keine Entscheidung bezüglich seiner Auslieferung getroffen, dennoch möchten wir diesen zugegebenermaßen nicht ganz einfachen Fall vorstellen, da es bei dem Verfahren nicht nur um die Person Assange, sondern um viel mehr geht. 

Wer ist Julian Assange?

Julian Assange ist Gründer und Sprecher der Enthüllungsplattform WikiLeaks. Er hat eine Reihe von Preisen erhalten, unter anderem den Amnesty International Media Award (2009) und den Global Exchange Human Rights Award (2013).

WikiLeaks wurde im Jahr 2006 gegründet und veröffentlicht anonym Dokumente, die zwar geheim, aber von öffentlichem Interesse sind. Über das Netzwerk selbst ist kaum etwas bekannt, was immer wieder auch Kritik hervorrief. Es hat sich selbst die Maxime „in doubt we publish“ (dt. im Zweifel veröffentlichen wir) gegeben. Aktuell steht Assange für die bekannteste Veröffentlichung der Plattform in den USA unter Anklage, für die ihm eine langjährige Haftstrafe droht: ab 2010 veröffentlichte WikiLeaks geheime Dokumente des US-Militärs zu den Einsätzen in Irak und Afghanistan, welche ihr von der Whistleblowerin Chelsea Manning, die im Irak stationiert war, übergeben wurden. Darunter befanden sich Dokumente über Folter im Zuge des Irak Krieges und Hinweise auf das Geheimgefängnis Guantanamo. Das wohl bekannteste Dokument ist das unter dem Titel „The Collateral Murder“ veröffentlichte Video, das US-Soldaten bei einem Einsatz in Bagdad 2007 zeigt (der Vollständigkeit halber der Link zum verstörenden Video: https://www.youtube.com/watch?v=is9sxRfU-ik). Damals lautete die offizielle Version, dass bei Zusammenstößen neun Aufständische und zwei Zivilisten getötet worden seien. Das Video säte Zweifel an der Darstellung des US-Militärs und legte den Schluss nahe, dass die Soldaten, die den Angriff zynisch kommentierten, nicht rechtmäßig gehandelt hätten. Bei dem Angriff starben zwei Reuters-Journalisten und auch Kinder kamen zu Schaden. Die gleiche Einheit war übrigens auch einige Monate zuvor im Einsatz, als sich eine Personengruppe einem sich nähernden Hubschrauber ergeben wollte. Dennoch wurde das Feuer auf sie eröffnet, nachdem die Einsatzzentrale dem Piloten gemeldet hatte, dass man sich nicht einem Flugzeug ergeben könne. 

Die Veröffentlichung erhielt große Aufmerksamkeit und erregte erwartungsgemäß starken Widerstand bei den US-Behörden. Hinweisgeberin Manning wurde Ende Mai 2010 im Irak verhaftet und der Prozess gemacht. Sie wurde Ende 2013 zu 35 Jahren Haft verurteilt, die ihr 2017 von Barack Obama größtenteils erlassen wurden. Anfang 2019 verurteilte sie ein Gericht zu Beugehaft, nachdem sie sich geweigert hatte, gegen WikiLeaks auszusagen. Infolge eines Suizidversuchs wurde sie nach etwa zwei Monaten wieder entlassen.

Auch Assange wurde zur Zielscheibe massiver Kritik und Anfeindungen. Vielfach wurde die Todesstrafe für ihn gefordert. Aus Angst vor Abschaltung der WikiLeaks Server in den USA stellte die schwedische Piratenpartei im August 2010 ihre Server zur Verfügung. Zu etwa der gleichen Zeit erhoben zwei Frauen vor schwedischen Behörden den Vorwurf der Vergewaltigung gegen Assange. Dieser stellte einen Antrag auf dauerhafte Aufenthaltsgenehmigung, der ohne Angabe von Gründen abgelehnt wurde. Nachdem er mit Erlaubnis der schwedischen Justiz nach Großbritannien gereist war, stellte diese einen internationalen Haftbefehl wegen des Verdachts der Vergewaltigung gegen ihn aus. Assange stellte sich der Polizei und wurde gegen Kaution freigelassen. Aus Angst vor einer Auslieferung an die USA über Schweden flüchtete er in die Ecuadorianische Botschaft in London und beantragte politisches Asyl. Nach mehrjährigem Aufenthalt dort wurde er 2019 in der Botschaft verhaftet.

Es folgte eine Reihe von juristischen Auseinandersetzungen zwischen Assange und den Behörden verschiedener Staaten. Wer an den Details interessiert ist, kann dies problemlos in den Weiten des Internets nachlesen, auf eine nähere Erläuterung sei an dieser Stelle verzichtet. Letztendlich bewilligten britische Gerichte die Auslieferung des Whistleblowers an die Vereinigten Staaten, wogegen Assange weiter vorgehen wollte. Vergangenen Dienstag und Mittwoch stand nun die Anhörung vor dem britischen High Court an, ob sämtliche Rechtsmittel gegen die drohende Auslieferung ausgeschöpft wurden oder Assange in Berufung gehen kann. Eine Entscheidung diesbezüglich steht noch aus. Sollte es zu einer Auslieferung kommen, könnte Assange nach dem Espionage Act verurteilt werden, der im ersten Weltkrieg erlassen wurde, um Landesverräter und Spione zu verurteilen. Gegen Journalisten wurde er bis dato noch nicht angewendet. Assange droht eine Gefängnisstrafe von bis zu 175 Jahren. 

Eine Auslieferung und Verurteilung Assanges wird von Pressevertretern als erheblicher Angriff auf die Pressefreiheit und möglicher Dammbruch angesehen. Eine Auslieferung des australischen Staatsbürgers Assange aus einem europäischen Land an die USA könnte zukünftig staatliches Vorgehen gegen Journalisten erleichtern und einen Präzedenzfall darstellen, weshalb unter anderem die New York Times und Der Spiegel die Kriminalisierung journalistischer Arbeit sowie eine Schwächung der Demokratie kritisierten. Fünf Minister des aktuellen Ampel-Kabinetts forderten vor ihrer Wahl die Freilassung Assanges, wovon aktuell leider nicht mehr viel zu hören ist. Auch Amnesty International lehnt eine Auslieferung des Australiers ab, unter anderem wegen der ihm drohenden folterähnlichen Haftbedingungen wie Einzelhaft. Außerdem drohe ihm ein unfaires Verfahren, da durch Kampagnen der US-Administration die Unschuldsvermutung untergraben worden sei.

Die Person Julian Assange ist nichtsdestotrotz höchst umstritten. Bis heute sind Vorwürfe einer Nähe zu Russland nicht gänzlich ausgeräumt und auch im US-Präsidentschaftswahlkampf 2016 spielte er wohl eine dubiose Rolle. Auch kann man mit guten Argumenten seine radikale Herangehensweise an Informationsfreiheit kritisieren, die dazu geführt hat, dass tausende Daten ungefiltert veröffentlicht wurden und dabei höchstwahrscheinlich journalistische Grundsätze ignoriert und sogar Menschen gefährdet wurden. So befanden sich unter den Daten Hinweise auf Iraker und Afghanen, die mit der US-Armee kooperiert haben oder auf homosexuelle Saudis, was bekanntermaßen dort einer gesellschaftlichen Ächtung gleichkommt und mit drakonischen Strafen bis hin zur Todesstrafe bestraft wird. Außerdem soll er Informationen über Korruption im Kreml bewusst nicht veröffentlicht haben und hatte auch schon eine Talkshow beim russischen Propagandasender Russia Today. Assange taugt also sicherlich nicht als Heldenfigur und ob er ein Journalist im besten Sinne ist, darf wohl auch bezweifelt werden. In diesem Fall geht es aber um mehr, als nur ihn als Person. Etwas populistisch kann man durchaus sagen, dass in Person von Julian Assange der investigative Journalismus in seiner Gesamtheit auf der Anklagebank sitzt. An seinem Beispiel kann man sehen, was mit Menschen passiert, die Dinge öffentlich machen, die gewisse Regierungen vielleicht lieber unter den Tisch gekehrt wüssten und wie andere Staaten sich davor verstecken, einem – zugegebenermaßen höchst umstrittenen – Whistleblower Asyl zu gewähren. Eine Auslieferung Assanges könnte zukünftige investigative Recherchen von Journalist*innen, die Regierungen unliebsam sein könnten, einschränken und vor der Veröffentlichung staatlicher Schandtaten abschrecken. 

Assange ist kein Einzelfall, man denke nur an den Football Leaks Gründer Rui Pinto, der unlautere Machenschaften im Fußball aufdeckte und mit Haft in Portugal belohnt wurde. Sein Fall ist aber wohl einer der bekanntesten Fälle von Whistleblowing und könnte im Falle einer Auslieferung einen Präzedenzfall schaffen. Wir können nur hoffen, dass sich die USA mit ihrem Wunsch nach Auslieferung nicht gegenüber den britischen Behörden durchsetzen können.

Termine

Freitag, 01.03.2024 (20:30 Uhr): SC Freiburg – FC Bayern
Dienstag, 05.03.2024 (21:00 Uhr): FC Bayern – Lazio Rom
Samstag, 09.03.2024 (15:30 Uhr): FC Bayern – FSV Mainz 05
Samstag, 16.03.2024 (15:30 Uhr): SV Darmstadt 98 – FC Bayern