SKB Freiburg 08.10.2023

Vorwort
FC Bayern – VfL Bochum
Preußen Münster – FC Bayern
FC Kopenhagen – FC Bayern
Ein paar Minuten für Faninteressen
FC Rot-Weiß Erfurt – FC Carl Zeiss Jena
Ultramarines Bordeaux
Was hier und da passiert

Vorwort

Servus Bayernfans,

die ersten englischen Wochen liegen hinter uns, jetzt noch einmal zuhause die Stimme strapazieren, bevor Körper, Geist und Stimme etwas Erholung gegönnt werden kann. Sportlich liefen die vergangenen Spiele zufriedenstellend, das Unentschieden bei RB kostet zwar die zwischenzeitliche Tabellenführung, dennoch stehen wir noch mit einer weißen Weste dar. Nach sechs Spieltagen ist alles noch sehr eng beieinander, mal schauen, wie sich das im Herbst entwickelt. Einen spannenden Kampf um die Tabellenspitze wünschen wir uns alle. Vor allem wenn am Ende der richtige Verein ganz oben steht.

In den beiden anderen Wettbewerben gab es bislang nur positive Ergebnisse zu vermelden. Dank des Weiterkommens in Münster erwartet uns in wenigen Wochen ein Gegner im Pokal, dem wir zuletzt vor über 30 Jahren in einem Pflichtspiel gegenüberstanden. Mag sportlich auf den ersten Blick vielleicht nicht superattraktiv klingen, dennoch dürfte das Los für gute Laune gesorgt haben. Neues Stadion und eine gute Fanszene, mit der nur alle Jubeljahre ein Kräftemessen möglich ist, das macht in gewisser Weise den Reiz des Pokals für uns Fans ja auch aus. Da meinte es die Losfee bislang gut mit uns, denn Münster und Saarbrücken fallen beide in diese Kategorie.

Auf europäischer Ebene stehen nach der Länderspielpause zwei Partien gegen Galatasaray an, bei welchen hoffentlich weitere große Schritte in Richtung Achtelfinale gemacht werden können.

Wir, die Südkurve, können bis dato auch ein überwiegend positives Resümee zur laufenden Spielzeit ziehen. Bis auf den Auftritt gegen Augsburg befinden sich die Heimspiele auf einem guten Niveau. Die beiden Flutlichtspiele gegen Leverkusen und Manchester waren richtig gut und schafften es, dass viele zufrieden nach Hause gingen. Und auch das Spiel gegen Bochum war alles in allem in Ordnung. Ausführliche Worte zu dem Spiel gegen unsere Freunde findet ihr in einem ausführlichen Spielbericht auf den nächsten Seiten.

Das sind natürlich nur Momentaufnahmen und aus vier Heimspielen kann noch keine Entwicklung abgeleitet werden. Die bisherigen Spiele sind eine gute Grundlage für weitere Schritte, die in der Entwicklung der Kurve folgen sollen. In unserer Kurve steckt viel Potential, an manchen Tagen lässt sich das gut erkennen. Unser Ziel muss es sein, dieses noch öfter, idealerweise dauerhaft, abzurufen. Wir sind alle dafür verantwortlich, dass es nach einem guten Sommer keinen Herbsteinbruch gibt.

Auch auswärts sind wir bislang ordentlich unterwegs. Münster an einem Dienstagabend war mit Sicherheit eine Partie mit sehr hohem Spaßfaktor, bei dem relativ losgelöst vom Geschehen auf dem Platz die Kurve zeigte, was sie drauf hat. Und das trotz des ärgerlichen Termins unter der Woche. Dieser war für uns Grund genug, eine Spielunterbrechung herbeizuführen. Erklärende Worte haben wir dazu auch parat, wie ihr im Anschluss an das Vorwort lesen könnt. 

Und Kopenhagen war vielleicht nicht einer der Sahneauftritte, wie wir sie in Europa schon hatten. Dennoch schloss der Ausflug nach Dänemark an unsere guten Auftritte in der Fremde an. Und Torjubel bei späten Siegtreffern sind natürlich immer geil!

Jetzt haben wir sehr viel gelobt, das soll aber kein Grund sein, sich auf die Schulter zu klopfen und sich zurückzulehnen. Für uns alle gilt es, weiter dranzubleiben und als Kurve weiter voranzugehen. Deswegen nehmt noch einen Schluck, ölt die Stimmbänder und lasst uns 90 Minuten Spaß haben!

FC Bayern – VfL Bochum 7:0

Drittes Heimspiel in einer Woche und mit dem VfL Bochum kam der perfekte Gegner für das mittlere Wiesn-Wochenende. Bereits nach Feststehen der Terminierung wurde die Organisationsmaschinerie angeschmissen und die Planungen für einen gemeinsamen Wiesn-Besuch schritten voran. Letztendlich fand sich ein großer Freundschaftshaufen (inklusive Ultras Empoli und Ultramarines Bordeaux, die uns an diesem Tag unterstützten. Ein großes Dankeschön dafür!) morgens auf der Wiesn ein und bis zum Abmarsch Richtung Stadion wurde mehrfach auf die Freundschaft angestoßen.

Während sich die einen also ab frühmorgens auf der Theresienwiese aufhielten, bereiteten andere zeitgleich eine Choreografie im Stadion vor. Und die Faulen unter uns (zu denen sich auch der Autor zählt) trafen sich ab 12 Uhr am Südkurvenplatz. Dort gab es für die durstigen Fans ebenfalls Bier und das Colegio verköstigte die Anwesenden mit Weißwurst, auch in der veganen Variante. Nach und nach wuchs die zunächst überschaubare Menschenmenge an, so dass um 14 Uhr ein ordentlicher Bayern-Bochum Haufen die Esplanade hoch ging. Vor den Stadiontoren trennten sich die Wege, zumindest für die Dauer des Spiels. Dieses sollte dann wenig Spannung bieten. Unsere Elf gab von Anfang an Vollgas und nach vier Minuten fiel der erste, von insgesamt sieben Treffern. Das dritte 7:0 gegen unsere Freund*innen aus Bochum in den letzten 5 Spielen, das ist schon eine heftige Bilanz.

Nachdem wir in der vergangenen Saison immer wieder die Thematik Mittelstürmer-Problem hatten, scheint sich das vorerst erledigt zu haben. Zum einen trifft der Rekordzugang bislang regelmäßig und zum anderen scheint Mathys Tel ebenfalls in Topform zu sein. Wenn er eingewechselt wird, dann trifft er. Ich denke, in der „wieviel Minuten für ein Tor“-Statistik dürfte er in dieser Saison führend sein. Und wenn dann Choupo-Mouting beim ersten Einsatz von Anfang an gleich das 1:0 macht, dann kann sich wahrlich niemand beschweren.

Wie bereits erwähnt, sollte es heute eine Choreografie in der Südkurve geben. Während beim letzten Spiel gegen Bochum das 50jährige Jubiläum der Freundschaft gefeiert wurde, sollte dieses Mal ein anderes Jubiläum zelebriert werden: Die Südkurve 73, der älteste organisierte Bayernfanclub, feiert sein 50jähriges Bestehen. Ein halbes Jahrhundert, eine mehr als respektable Zahl und natürlich Anlass genug für ein größere Aktion. Auch wenn der Fanclub nicht mehr zu den aktivsten zu zählen ist, war er es doch, der den Grundstein für das heute Bestehende gelegt hat. Ois Guade Red Army!

Einige Jahre weniger, 45 um genau zu sein, hat dagegen die Adolescent Crew vom FC Carl Zeiss Jena auf dem Buckel. Zum ersten kleinen Jubiläum, dem fünfjährigen, gratulierten wir mit „Bierhauptstadt grüßt gallisches Dorf – Alles Gute ADSC“.

Nach zwei stimmungsvollen Heimspielen erwarteten die Pessimisten unter uns (zu denen sich der Autor ebenfalls zählt) aufgrund der Umstände (hoher Pegel der anwesenden Fans, sportlich nicht so viel Relevanz usw.) ein eher wenig stimmungsgeladenes Spiel. Auch wenn es bei weitem nicht an das Spiel gegen Manchester herankam, war es aber ein zufriedenstellender Nachmittag der Kurve. Klar, an manchen Stellen hakte es und der vorherige Wiesn-Besuch war einigen doch anzumerken bzw. anzusehen. Aber dennoch gingen einige Lieder recht locker von der Lippe und es wurden mal wieder paar Hits aus der Liederkiste geholt, die dort zu verstauben drohten. Vor allem auf Zombie Nation schien die Kurve mal wieder richtig Bock zu haben und zelebrierte dies entsprechend. Da schienen die Leute Spaß zu haben und das ist ja letztlich nicht unwichtig. 

Nach der spielbedingten Unterbrechung der gemeinsamen Aktivitäten ging es für beide Fanszenen in die Stadt, um den Spieltag ausklingen zu lassen. Wir hoffen, dass das Ergebnis für unsere Freunde und Freundinnen aus Bochum ein gutes Omen ist, immerhin wurde in den beiden vorangegangen Spielzeiten trotz der hohen Niederlagen gegen uns die Klasse gehalten.

Für uns stehen nach drei Heimspielen jetzt endlich wieder paar Reisen auf dem Programm, die mit Münster und Kopenhagen auch zwei nicht alltägliche Destinationen bereithalten. Was wir bei diesen Spielen erleben, lest ihr im Anschluss an diesen Bericht.

Hier findet ihr die Bilder vom Spiel

SC Preußen Münster – FC Bayern 0:4

Erste Pokalrunde im Preußenstadion. Klingt doch top – zumindest im ersten Moment. Allerspätestens nach der Auslosung werden aber die meisten mitbekommen haben, dass wir nicht, wie (fast) alle anderen Vereine Anfang August rund um das Pokalwochenende unser Spiel austragen, sondern irgendwann unter der Woche in den Norden fahren müssen. Schließlich stand am eigentlichen Pokalspieltag der so wichtige Supercup gegen RB an. 

Letztendlich wurde es der letzte Dienstag im September und da Münster ja auch nicht gerade ein Katzensprung ist, hieß es für viele, den Krankenschein klarzumachen, Überstunden einzulösen oder eben aus dem Bus zu arbeiten. Gerade der FC Bayern hat nicht zu wenige Spiele unter der Woche und daher waren wir aufgrund der Verschiebung schon ziemlich angepisst. Relativ schnell war klar, dass es nur ein Spruchband oder ähnliches nicht tun würde und daher mussten mal wieder die guten alten Tennisbälle her, um durch eine Spielunterbrechung zumindest etwas mehr Aufmerksamkeit zu erregen. Schon gefühlt hundertmal von jedem gemacht, erfüllt aber seinen Zweck. Warum die Heimkurve dann – so zumindest der Eindruck im Gästeblock – erstmal mit „Bayernschweine“ antworten muss, weiß sie wohl nur selbst. Das hat die Gemüter so einiger schon ziemlich erregt. Zwar soll angeblich vorher auch kurz gegen den DFB gepöbelt worden sein, mitbekommen hat man davon bei uns aber nichts. Da schien die Ablehnung uns gegenüber größer zu sein als gegenüber dem gemeinsamen Feind. 

Trotz der beschissenen Terminierung war das aber insgesamt doch ein ganz cooles Los. Für alle, die 2014 noch nicht dabei waren, ging es das erste Mal ins Preußenstadion und auf der Gegenseite gibt es eine Fanszene. Auch nicht unbedingt immer der Fall in der ersten Pokalrunde. Diese läutete das Spiel auch gleich durch eine richtig gute Pyroshow ein, begleitet von einem kleinen Feuerwerk. Sieht man auch immer öfter mittlerweile. 

Aufgrund des absolut beschissenen (Ersatz-)Gästeblocks klemmten wir uns das Intro. Optisch ist da leider echt wenig zu holen. Die Übergangstribüne gibt einem schon ein bisschen Polen-Gästekäfig Vibes mit einem beschissen hohen Zaun und niedrigem Dach. Akustisch geht dafür aber umso mehr, das hat Spaß gemacht und war über weite Strecken schon ein guter Auftritt. Dass die Preußen trotz komplett fehlender Innenverteidigung auf dem Rasen eher weniger Chancen haben würden, war auch abzusehen. Die Tore lösten also keine allzu großen Jubelstürme bei uns aus. Kann man jetzt straight oder traurig finden, aber so ist es leider nun mal. Immerhin stand der angehende Publikumsliebling (?) Tel auch mal in der Startelf und erzielte kurz vor Schluss noch sein Tor. 

Vor allem durch das mehrmalige Hinsetzen und Aufspringen kam der Gästeblock aber trotzdem ganz gut ins Schwitzen und besonders „Oh du mein FCB“ hat schon ziemlich Bock gemacht. Auch, dass „Immer vorwärts FC Bayern“ im Stadion in einer akzeptablen Lautstärke performt werden kann, war vor einigen Jahren noch nicht unbedingt abzusehen. Generell hat – zumindest mir persönlich – die Liedauswahl heute gut gefallen. 

Ab und zu konnte man auch die Heimkurve vernehmen, die durchaus originelles Liedgut zu haben scheint (aber wie gefühlt jede andere Kurve auch L´estate sta finendo singt). Nach Abpfiff gab es noch das obligatorische „Scheiß St. Pauli“ auf die Ohren. Die Energie hätte man lieber mal gegen die Verbände aufgebracht. In diesem Sinne: Grüße und Dank an unsere Freund*innen aus dem braun-weißen Hamburg, Bochum und an den Jenenser, die uns am Dienstag unterstützt haben! Riesenrespekt außerdem an unsere Stadionverbotler, dass sie auch zu solchen scheiß Terminierungen am Start sind. 

Die Bilder vom Pokalspiel findet ihr hier

FC Kopenhagen – FC Bayern 1:2

Da braucht man keinen Hehl draus machen: Der FC Kopenhagen war dieses Jahr für viele ein Wunschlos und das Auswärtsspiel dort in gewisser Weise das Highlight der Gruppenphase. Es gibt ja typischerweise ein Spiel, das sich für eine geschlossene Busanreise anbietet. Dieses Jahr war es eben Kopenhagen, wo noch dazu eine Fanszene beheimatet ist, die in den letzten Jahren auf den Rängen und drumherum einiges von sich reden gemacht hat.

Mit solchen Spielen kommen meistens auch ein paar organisatorische Herausforderungen, wenn einem dann am Tag der Abfahrt aufgrund von technischen Pannen zwei der zehn gebuchten Busse abgesagt werden, kann es aber auch nochmal ungewöhnlich hektisch werden. Am Ende war es dadurch während der 15 Stunden Fahrt mehr als gemütlich, aber auch ein Zeichen des guten Zusammenhalts zwischen den Gruppen wie am Ende trotzdem jede und jeder irgendwo unterkam.

Der Tag selbst gestaltete sich in Kopenhagen dafür recht entspannt, mit großer Masse und bei durchwachsenem Wetterbericht steuerten wir einfach eine kleine Kneipenmeile in der Nähe des Tivoli an, bevor es mit von den lokalen Behörden bereitgestellten Sonderzügen zum Stadion geht. Fragt man sich bei europäischen Auwärtsspielen ansonsten manchmal, ob in diesen Städten schon mal ein größeres Fußballspiel stattgefunden hat, lief hier alles relativ reibungslos und auch der generelle Umgang mit uns als Gästefans war unaufgeregt. Man fühlte sich bei einem europäischen Auswärtsspiel mal nicht wie in einem überautoritären Drittweltstaat. Es gibt sonst immer viel zu meckern, da kann man die positiven Beispiele auch mal hervorheben. Von dieser freundlichen Linie wurde auch nicht abgerückt, nachdem die Heimszene versucht hatte, an den Marsch heranzukommen und dementsprechend auch bei uns die Rennereien losgegangen waren. 

Wie sich die Aufregung wieder gelegt hatte, war man auch bereits am Gästeblock angekommen. Der Parken macht an dieser Stelle von außen keinen so coolen Eindruck, ist im inneren auf drei Seiten aber ein feuchter Traum für alle mit Stadionfetisch. Gewaltige Tribünen, ein sehr steiler Oberrang und eine krasse Nähe zum Spielfeld. Gerade an letzteres kann sich sicher auch Schiedsrichter Herbert Fandel erinnern, der hier mal von einem dänischen Fan bei einem Qualifikationsspiel für die EM 2008 auf dem Spielfeld angegangen worden war. Den Stereotyp des ruhigen und gesetzten Dänen erfüllte die Heimkurve auch heute nicht. Schon anderthalb Stunden vor Anpfiff war sie voll besetzt und gab immer mal wieder stimmgewaltige Kostproben ab. Würde mich mal sehr interessieren, wie es hier bei einem 0815 Spiel zugeht. So war es schon beeindruckend und wirklich oft laut, aber vom Gefühl her auch alles maximal auf Lautstärke und Massenkompatibilität getrimmt und wirkte dadurch einen Ticken aufgesetzt bzw. durchoptimiert. Für Sektion 12 und die dort beheimateten Gruppen war das heute aber sicher auch ein richtig großes Spiel und wir wissen ja selbst am besten, dass bei solchen Spielen Liedgut oft einmal der großen Fanbasis angepasst werden. In jedem Fall war es aber ein Heimauftritt, der in Erinnerung bleiben wird.

Auch uns wurde immer wieder mit einem „Scheiße – Bayern“ Aufmerksamkeit geschenkt, dazu kam dann noch die sehenswerte Choreo, die im Vordergrund Uli Hoeneß, Thomas Müller und zwei Bayernfans abbildete, die vor dem Kopenhagener Löwen flohen, der das Symbol des 1992 gegründeten Fusionsvereins ist. Ob der FC Bayern so sehr im Fokus stand, weil wir halt doch einer der ganz großen des europäischen Fußballgeschäfts sind oder ob es eher an den Verbindungen zwischen den Fanszenen des HSV und des FCK und unserer Freundschaft zu USP lag. Für uns war heute jedenfalls nicht Hamburger Derby und den Sermon, den man uns in dem Zusammenhang nach dem Spiel irgendwie noch mitteilen wollte, haben wir auch nicht wirklich verstanden, aber gut.

Wir leiteten das Spiel mit einer kleinen Aktion ein. Angelehnt an einen Schal aus den 80er-Jahren lautete das Motto „Bayern are magic“. Es wurde unterlegt von einem Fahnenmuster und Blinkern.     

Die Eindrücke zur Stimmung gehen ziemlich auseinander. Ich fand die ersten 20 Minuten, eigentlich fast die erste halbe Stunde, und gerade das lange „Oh FCB“ bockstark. Danach machte sich erstmals die Anreise und der lange Tag bemerkbar und zum Ende hin war es total zerfahren und wurde nach der Halbzeit erstmal nicht wirklich besser. Unsere Mannschaft machte es uns aber auch nicht besonders leicht. Spielfreude war auf dem Platz ein Fremdwort. Auf echte Torchancen warteten wir vergebens. Ich war ja davon ausgegangen, dass uns die Kopenhagener auf dem Platz nicht annähernd ebenbürtig sein würden und hatte den üblichen Mahner in meinem Ohr für seine Vorsicht belächelt. Schon zur Halbzeit, spätestens aber mit dem 0:1, hatte er dann aber Recht behalten. 

Andere Stimmen schätzten die eigene Stimmung näher an der Leistung unserer Mannschaft ein. Mangelnde Mitmachquote, wenig Lautstärke, kein Drive.

In die zweite Halbzeit starteten wir dann mit Kassenrollen, vor allem aber einer Pyroshow, deren Ausläufer sich durch die gesamte zweite Halbzeit ziehen sollte. Stimmungstechnisch brachte uns das allerdings nicht gleich den gewünschten Schub und auch der Gegentreffer war kurzzeitig ein deutlicher Dämpfer.

Es dürfte aber insofern Einigkeit bestehen, dass es aber der 67. Minute noch zu einem richtig geilen Europapokalabend wurde. „FC Bayern München – schieß ein Tor“, das ständige Ploppen der Bengalen und dann schlenzt der Jamal Musiala das Ding unten ins Netz. Da lass ich hier im Bericht jetzt mal keine zwei Meinungen mehr zu. Ab da war so etwas wie Euphorie und mal wieder das Gefühl, dass die Kurve den Ball wirklich ein zweites Mal ins Tor singen will. Und da lass ich dann einfach mal meinen Nebenmann sprechen: „Müller…, der Wahnsinnige“. Was für eine geile Torvorbereitung. Kann man sagen, was man will. Da kommt der von der Bank und bringt so eine starke Aktion, nimmt den Mathys Tel mit und der ballert das Runde ins Eckige. Sehr geil. Das war richtiges Europapokalfeeling.

Ein Dankeschön geht zum Abschluss noch an die zahlreich anwesenden Freundinnen und Freunde vom VfL, FCC und FCSP. 

Wir holen den Landesmeistercup!

Fotos vom Spiel

Erste Runde DFB-Pokal… ein paar Minuten für Faninteressen

Auch wenn er in der Hierarchie der Clubwettbewerbe oft hinter der Bundesliga und der Champions League anstehen muss, ist der DFB-Pokal für uns Fußballfans objektiv betrachtet doch eigentlich ein geiler Wettbewerb. Nur Ko-Spiele, alles oder nichts, regelmäßig Überraschungsmannschaften in Halbfinale und Finale, es werden große Geschichten gespielt.

Besonderen Reiz hat dabei natürlich auch die erste Pokalrunde. Weltstars fahren in die Provinz, Amateure hoffen auf das große Los und die noch größere Sensation. Die meisten Spiele finden samstags oder sonntags statt. Als Fan eines Bundesligisten hat man auch so seine Hoffnungen: Vielleicht ein Ausflug in die Kleinstadt, am besten zu einer Mannschaft, die auch wirklich in ihrem eigenen Stadion spielt oder zu einem großen Traditionsverein gegen den man aufgrund von chronischem Erfolgsmangel sonst nie spielt…

Auf jeden Fall hofft man aber auf einen Termin am Samstag oder Sonntag. Die neue Praxis, den DFL-Supercup nun an eben diesem ersten Pokalwochenende auszutragen, nimmt zumindest uns Bayernfans die Chance, diese coolen Erlebnisse ohne zusätzlichen Stress und Urlaub an einem Wochenende zu haben. Einem Supercup, dessen Bedeutung – im Übrigen im Gegensatz zum DFB-Pokal – von über 60% der kürzlich für eine Umfrage befragten Fans als „gering“ oder „sehr gering“ eingeschätzt wurde.

Auch für die Fans der sogenannten Kleinen bieten die Spiele unter der Woche keinen Mehrwert. So ein Spiel gegen Bayern ist ja auch immer etwas Familienfest und Rummel. Das ist an einem Wochenende im August schon was anderes als an einem Dienstag Ende September. So heißt es heute also wieder Urlaubsschein und morgen komplett übernächtigt in die Arbeit. Ist ja nicht so, dass es den Fans der erfolgreichen Mannschaften an englischen Wochen und vielen müden Kilometern durch die Nacht mangeln würde.

Dass diese Aufsplittung der ersten Runde alles andere als fanfreundlich ist, darauf wollten wir heute aufmerksam machen und deshalb das Spiel kurz unterbrechen. TV-Sender, Verbands- und Vereinsverantwortliche mögen ebenso wie wir einen engen Zeitplan haben, aber da sie mit den Terminierungen Faninteressen mit Füßen treten, müssen wir uns eben die paar Minuten nehmen, um ihrer Artikulation Raum zu verschaffen. Auch wenn wir morgen deshalb auf der Arbeit etwas zu spät dran sind.

FC Rot-Weiß Erfurt – FC Carl Zeiss Jena 1:1

Da der FC Bayern am vergangenen Wochenende beim Konstrukt aus Leipzig antreten musste, eröffnete sich für einige Ultras des FC Bayerns eine gute Gelegenheit, um unsere Freunde beim Thüringenderby in Erfurt zu unterstützen. So machte sich im Laufe des Wochenendes eine ordentliche Anzahl aus München auf den Weg nach Jena.

Vorab wurde als Dresscode „schwarze Schuhe, blaue Jeans, schwarze Jacke, Schal“ ausgerufen, was beim Blick in mein Schuhregal kurzes Kopfzerbrechen auslöste, da sämtliche Schuhe nur in weiß zur Verfügung standen. Zeitnot macht bekanntlich erfinderisch und so wurde kurzerhand ein Paar umlackiert – geht doch!

Am Spieltag folgten auch fast ausnahmslos alle dem Dresscode. Die FCC-Fans trafen sich gemeinsam am Vormittag in der Innenstadt und zogen unter den ersten Gesängen zum Bahnhof, um mit dem Zug die halbstündige Fahrt nach Erfurt zu absolvieren. Am Bahnhof angekommen empfingen uns die Bullen neben den bereits zu erwartenden Shuttlebussen auch mit einem Wasserwerfer und einem über der Stadt kreisenden Hubschrauber.

Das Stadion wurde nach Ankunft frühzeitig betreten, um die geplante Choreo im Gästeblock vorzubereiten. Neben den üblichen ersten Pöbeleien kam zudem etwa 30 Minuten vor Anpfiff im Nachbarblock auf der alten Haupttribüne plötzlich etwas Bewegung auf. Es folgte der Auftritt der „Kategorie EF“, die wohl mit Unterstützung von CSKA Sofia, Halle, Schweinfurt und LOK Leipzig aus dem Mundloch marschierten und ihre Fahne heute natürlich rein zufällig an diesem Standort hissten. Allen Anschein nach selbst für die Heimkurve überraschend. Außer ein paar dummen Blicken in unsere Richtung blieb der als rechtsextrem einzustufende Mob aber ausschließlich beim Posen.

Unbeeindruckt davon startete zum Intro die Südkurve mit einer Highlander-Choreo und dem passenden Spruch „Es kann nur einen geben“, welche von einigen Blinkern untermalt wurde. Nach der gelungenen Aktion wurde die Mannschaft lautstark nach vorne gepeitscht und lieferte ebenfalls einen für ein Derby würdigen Auftritt ab. Sportlich lief es für Carl Zeiss die letzten Wochen ja eher mau und so kam die 1:0 Führung dann schon etwas überraschend. Leider konnte die gute Leistung am Ende nicht gekrönt werden und das Spiel endete 1:1. Dennoch wurde die Mannschaft anschließend von der Südkurve lautstark besungen und für die kämpferische Leistung gefeiert. 

Die Steigerwaldkurve zeigte zu Beginn des Spiels eine Choreo unter dem Motto „Geschmiedet aus Blut und Schweiß – Die Republik steht zu Rot-Weiß“ mit einem Schmied und ihrem Wappen, welches von zwei Händen getragen wurde. Zudem war bis zur 20. Minute die Kurve in rot-weiße Ponchos gehüllt. Die Schweine waren ansonsten aber nur selten im Gästeblock zu vernehmen. Unterstützung erhielten sie aus Groningen.

Nach dem Spiel ging es dann ereignislos wieder mit der Bahn zurück nach Jena und für die Münchner anschließend on the Road zurück in die Heimat. Vielen Dank an die FCC Ultras für die Gastfreundschaft! Die Nummer 1 im Land seid ihr!

Ultramarines Bordeaux

Wie im letzten Bericht von unseren Freunden aus Bordeaux bereits erwähnt, ist momentan das Verhältnis zur neuen Gruppe North Gate Bordeaux (NGB) relativ  angespannt. Dies hat sich inzwischen auch schon bis zur Polizei herumgesprochen, weswegen es im Zuge des Auswärtsspiel in Grenoble zu abstrusen Szenen kam: Am Donnerstag Abend hieß es zunächst, dass die Auswärtsfahrt von der Polizei aufgrund des Konflikts verboten wird. Erst Freitagmittag gab es Entwarnung.  Die Lösung sah zwei verschiedene Gästeblöcke sowie fixe Treffpunkte für beide Gruppen kurz vor Grenoble im zeitlichen Abstand von einer Stunde vor. Für einige Mitglieder unserer Gruppe war dies ähnlich wie für unsere Freunde aus Bordeaux eine sonderbare Konstellation. Denn seit der Auflösung der Devils 2008 hatte es in Bordeaux ausschließlich die Ultramarines gegeben.

Zumindest im Stadion zogen beide Gruppen bei Liedern größtenteils an einem Strang. Lediglich bei Liedern, in denen die Virage Sud und die Ultramarines besungen wurden, schwieg der Haufen rund um NGB. Da geriet das Sportliche schnell in den Hintergrund, wobei man darüber nicht viele Worte verlieren muss: Bordeaux gerät durch einen kapitalen Fehler des eigenen Torhüter, der den Ball vor dem Strafraum verstolpert, in Rückstand und kann sich anschließend keine einzige Torchance erspielen. Kurz vor Schluss machen die Gastgeber das 2:0 und der FCGB steht nach 8 Spielen mit 11 Punkten da. Alles andere als ein Start nach Maß.

Derweil hätten unsere Freunde so viel mehr verdient, gane es doch auch zu einem der interessanten Spiele der Ligue 2 wieder eine optische Aktion in Form von Blockfahne und einigen Bengalen. Auch die Heimkurve verlieh dem Spiel mit einer großen Choreo und Pyro zu Beginn einen würdigen Rahmen. Doch irgendwie agierte die Mannschaft trotz der Bemühungen der Virage Sud blutleer und so war es wenig verwunderlich, dass sowohl die Ultramarines als auch NGB nach Spielende die Entlassung des Trainers forderten.

Insgesamt also neben den fantechnisch angespannten Wochen auch ein sportlicher Fehltstart. Da kann man durchaus mit Fug und Recht behaupten, dass die Freundschaft hier eine positive Konstante darstellt und wir die vergangenen Wochen nutzen konnten um im Rahmen des Bochum-Heimspiels mal wieder einige Ultramarines bei uns begrüßen durften.

Bordeaux et München allez!

Was hier und da passiert

Karlsruhe

Wie schon berichtet (SKB gegen Hertha, 30.04.2023) versucht die Karlsruher Polizei über die Fanprojekt-Mitarbeitenden an Informationen über die Pyroshow, die die heimische Fanszene beim Spiel gegen den FC Sankt Pauli zeigte, zu kommen. Dieses Kapitel ist nun um eine traurige Anekdote reicher. Da sich die drei Mitarbeitenden weigern vor Gericht auszusagen, ist bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe ein Antrag auf Beugehaft eingegangen. Dies würde bedeuten, dass die drei bis zu einer Aussage oder bis zum Ende des Verfahrens, maximal aber sechs Monate, inhaftiert würden. Bei einer Verhandlung am vergangenen Montag weigerten sich die drei erneut, auszusagen. Nun soll bis Montag über eine mögliche Haft entschieden werden. Der Stadtjugendausschuss, Träger des Karlsruher Fanprojektes, hat seiner Forderung Nachdruck verliehen, dass es endlich ein Zeugnisverweigerungsrecht für Mitarbeiter*innen des Fanprojektes bedarf, um solche Situation in Zukunft zu vermeiden und eine reibungslose Zusammenarbeit mit den Fanszenen zu gewährleisten. Dem können wir uns nur anschließen. 

Madrid

Schon letztes Heimspiel berichteten wir über die negativen Begleiterscheinungen, die die Champions League Teilnahme von Union Berlin für die aktive Fanszene mit sich bringt. Nicht nur die Heimspiele werden wohl mit einer gehörigen Portion Wehmut verfolgt werden, ist es den Köpenicker*innen nicht möglich, die Heimspiele ihrer Mannschaft in der Alten Försterei zu verfolgen. Auch beim ersten Auswärtsspiel mussten die Fans des FCU negative Erfahrungen machen. Wie vielleicht einige mitbekommen haben, war die Fanszene beim Spiel gegen Real Madrid im Bernabeu nicht anwesend. Grund dafür waren überzogene Einlasskontrollen, bei denen die Fahnen der Ultragruppen Hammerhearts 04 und von Teen Spirit Köpenick nicht ins Stadion gelassen wurden. Auf den Fahnen ist jeweils ein vermummtes Gesicht abgebildet, wie es viele Ultragruppen benutzen. Der spanischen Polizei reichte dies, diese als gewaltverherrlichend zu brandmarken und ließ diese nicht ins Stadion.

Daraufhin entschieden sich die Köpenicker*innen, das Stadion nicht zu betreten beziehungsweise wieder zu verlassen. In einer Stellungnahme äußerten die Hammerhearts Wut und Bestürzung darüber, dass ihnen dieses so wichtige Spiel aus fadenscheinigen Gründen von den Bullen genommen wurde, und werfen der spanischen Polizei überzogenen Einsatz von Knüppel und Pfefferspray gegen friedliche Unioner vor. Auch sollen Polizist*innen mit Gummischrot gefüllte Gewehre im Anschlag gehalten haben, ganz ohne, dass Gewalt von den Köpenicker*innen ausgegangen sei. Ein solches Auftreten der Polizei ist in Spanien leider keine Neuigkeit. Vielen Bayernfans wird noch von unserem Gastspiel 2017 im Bernabeu schmerzlich bewusst sein, wie locker der Knüppel bei spanischen Polizist*innen sitzt und wie autoritär die vom faschistischen Diktator Franco geprägte Polizei auftritt.

Berlin

Auch die Fanszene von Babelsberg musste wieder einmal schlechte Erfahrungen mit der Polizei machen. Vor zwei Wochen gastierte sie beim BFC Dynamo in Berlin und wurde Opfer brutaler Übergriffe durch Polizeibeamt*innen, bei denen auch vor Kindern und Menschen mit Behinderung nicht Halt gemacht worden sein soll. Laut einer Stellungnahme der Fanszene Babelsberg sei es völlig unbegründet zu den ersten Übergriffen durch Polizist*innen gekommen. Nach der Eskalation und weiteren Provokationen durch Beamt*innen, seien die Fans in eine völlig überfüllte Tram gequetscht worden. Augenzeugenberichten zufolge sollen Bullen, die die Babelsberger am Bahnhof erwarteten, sich bereits warmgemacht, Boxbewegungen gezeigt und auch geäußert haben, wie sehr sie Lust auf Auseinandersetzungen hätten. Die Fans bezeichnen die Übergriffe der Polizei als „selten erlebtes Ausmaß polizeilicher Gewalt“. Schon im April gab es massive Übergriffe der Berliner Polizei gegen unsere Freund*innen aus Jena (siehe SKB gegen Hertha, 30.04.2023).

Salzburg

Am Tag unseres Pokalspiels bei Preussen Münster traf Austria Salzburg im österreichischen Pokal auf RB Salzburg. Für die Fans der Austria war dies ein ganz besonderes Spiel, schließlich hieß der Verein, der sich heute RB Salzburg nennt, bis ins Jahr 2005 Austria Salzburg. Im Gegensatz zum deutschen Beispiel RB Leipzig, übernahm Red Bull mit der Austria einen fest etablierten Traditionsverein mit entsprechender Fanbasis.

Nach Übernahme durch den Mateschitz-Konzern und Änderung des Wappens sowie der Vereinsfarben, entschloss sich die violette Fanszene, dieses Konstrukt nicht zu unterstützen und gründete stattdessen einen eigenen Verein mit demselben Namen, der nun noch einmal von ganz vorne beginnen musste. Mittlerweile hat sich der Fanverein in der dritten österreichischen Liga etabliert.

Das Spiel gegen das Konstrukt wurde schon am Vortag durch Besuch des Abschlusstrainings eingeleitet. Am Tag des Spiels rief die Fanszene zum Empfang des Mannschaftsbusses auf. Sie läutete das Spiel mit einer großen Choreografie unter dem Motto „In Salzburg spielen wir die erste Geige“ ein. Zur zweiten Hälfte zündeten die Violetten reichlich Pyrotechnik hinter einem „Die ganze Stadt erstrahlt in Violett“-Spruchband. Per Spruchband bedankten sich die Austrianer außerdem für die Solidaritätsbekundungen aus vielen europäischen Fankurven, die ihnen seit der Gründung des eigenen Vereins, gerade aber auch in den Tagen vor dem Spiel, zuteil geworden sind. Leider ging das Spiel mit 0:4 erwartungsgemäß verloren, der Unterschied zwischen einem Traditionsverein, der tausende Menschen bewegt und einem Retortenverein mit wenigen Anhänger*innen hat sich aber wieder einmal eindrucksvoll gezeigt.