SKB Bremen 07.02.2025

Vorwort
FC Bayern München – Slovan Bratislava
FC Bayern München – Holstein Kiel

Vorwort

Servus Bayernfans,

Willkommen zum dritten Heimspiel innerhalb von nur neun Tagen. Mit Werder Bremen darf an einem Freitagabend die Mannschaft mit dem drittweitesten Anreiseweg an einem Freitag in München antreten. Im Einzelfall wäre das schon sehr ärgerlich, aber wenn wir uns mal anschauen, dass Bremen in den letzten beiden Spielzeiten einmal am Sonntag und einmal unter der Woche nach München musste, sorgt das doch für ziemliches Kopfschütteln. In Freiburg dürfen sie in zwei Wochen auch wieder am Freitagabend antreten. Ich hab mir mal die Mühe gemacht und mir den Bremer Spielplan aus der Hinrunde angeschaut – da waren die Spiele in Mainz und Hoffenheim bereits auf einen Sonntag terminiert. Mir geht es an der Stelle jetzt gar nicht darum, um Mitleid für die Werder Fans zu werben. Vielmehr ist das ein sehr gutes Beispiel für fanunfreundliche Terminierungen seitens der DFL. Die vor Jahrzehnten versprochene 300 Kilometer Regel bei Freitag- und Sonntagsspielen ist ja eh schon lange hinfällig und ein Fakt, mit dem sich die meisten irgendwie arrangiert haben. Geil ist es deswegen noch lange nicht und ein Punkt, der aus fanpolitischer Sicht immer wieder in Erinnerung gerufen werden sollte.

Vergangene Woche erinnerten wir im Rahmen des Erinnerungstag an verfolgte Bayernmitglieder. Ein Tag, an dem wir seit viel Jahren uns mit den Schicksalen von Bayernmitgliedern beschäftigen. In Zeiten, in denen mit Rechtsextremen zusammen wieder Politik gemacht wird, ist es aus unserer Sicht nochmal wichtiger klarzustellen, dass wir darauf keinen Bock haben. Wir sprechen uns seit Jahrzehnten gegen jegliche Art von Diskriminierung aus und betonen es an dieser Stelle nochmal: Bei uns in der Kurve ist kein Platz für Nazis und Faschisten!

Sportlich stehen jetzt schon entscheidende Wochen an: Mittwoch Celtic, am Samstag Spitzenspiel in Leverkusen und dann am Dienstag das Rückspiel im Europapokal. Gerade im Europapokal ist ein Weiterkommen absolute Pflicht und in Leverkusen wären drei Punkte zum einen für die Meisterschaft wichtig und zum anderen wäre ein Sieg gegen die Bayer-Elf einfach ein Zeichen nach außen und innen. Nachdem die letzten fünf Partien gegen die Werkself mit Remis oder Niederlage geendet sind, wäre ein Auswärtsdreier für das eigene Selbstverständnis mit Sicherheit gut. Gerade nachdem die letzten Spiele sportlich ja auch etwas durchwachsen waren. Klar, Siege gegen Slovan und Kiel gab es, aber vor allem die Nachspielzeit gegen Kiel war doch erschreckend.

In der Kurve waren die letzten beiden Partien ebenfalls ausbaufähig, wobei vor allem das Heimspiel gegen Bratislava für einen Europapokalauftritt sehr schwach war. Gerade in der Mitte der Kurve, dem oft zitierten Motor der Kurve, war es sehr leblos. Gegen Kiel war es dann schon wieder besser, doch auch hier hat oft die letzte Durchschlagskraft gefehlt. Vielleicht gelingt es uns heute, mit einem Gegner auf Rasen und Rängen, der mehr Relevanz hat, uns wieder besser zu präsentieren. Freitagabend, die Arbeitswoche liegt hinter uns, ideal um 90 Minuten den Alltag zu vergessen und mit Vollgas ins Wochenende zu starten!

Vorwärts Südkurve München!

FC Bayern München – Slovan Bratislava 3:1

Neues Champions League Format, letzter Spieltag, das erste Mal: Man hätte ohne weiteres bereits nach der Auslosung prognostizieren können, dass ein Heimspiel gegen Slovan Bratislava nicht zu einer denkwürdigen Europapokal-Nacht werden wird. Durch den neuen Modus gab es für unsereins zumindest etwas Restspannung, wobei die sich aber vor allem aus der Hoffnung speiste, den Kosten, zusätzlichen Urlaubstagen und dem Planungsstress der Zwischenrunde zu entgehen. Daraus wurde am Ende nichts und es stand gar nur Platz 12 zu Buche. Das skurrile Element der neuen Gruppenphase zeigte sich darin, dass unser Tabellennachbar Real Madrid und wir nicht einmal gegen die gleiche Mannschaft spielten. Aber gut, in einem Wettbewerb, in dem eine derartige Diskrepanz zwischen den finanziellen Möglichkeiten der Mannschaften herrscht, ist absolute Vergleichbarkeit vielleicht ohnehin nicht das Hauptkriterium. Außerdem erfüllte die Reform direkt ihren wichtigsten Zweck: mit Manchester City und Paris Saint-Germain konnten sich zwei Schwergewichte mit dem Gong noch in die Zwischenrunde retten und mussten nicht vorzeitig die Segel streichen.

Die Gefahr eines frühzeitigen Ausscheidens war für uns nicht mehr gegeben, da bei günstigem Verlauf der anderen Spiele und vielen Bayerntoren aber sogar noch etwas nach oben drin gewesen wäre, überraschte es ein wenig, dass der Trainer heute nicht auf die erste Garde setzte. Der Elf auf dem Rasen schien dann auch nicht immer klar zu sein, dass sie der Zwischenrunde zeitweise noch hätten entgehen können. Es war nicht unbedingt mitreißend, wie sie über die 90 Minuten auftraten, aber für Slovan reichte es und im Endeffekt war das Kind ja schon letzte Woche in den Brunnen gefallen.

Die Kurve schaffte es derweil auch nicht, die Leidenschaft bei den Spielern auf dem Rasen und im restlichen Stadion zu entzünden. Die Vorsänger wechselten doch relativ zügig die Lieder, was irgendwie ein Indiz dafür ist, dass ihnen weder große Lautstärke noch großer Enthusiasmus aus der Kurve entgegenkam. Nun gut, solche Tage gibt es und als dann im Laufe der zweiten Hälfte endgültig klar wurde, dass wir noch eine Ehrenrunde drehen müssen, hat dann halt vielleicht auch endgültig die Lust gelitten.

Also alles in allem eben kein Tag, der in Erinnerung bleiben wird. Zwei Spruchbänder wollen wir euch hier aber noch dokumentieren.

Einmal Grüße an einen SK’ler, der auch heute noch interessiert das Kurvengeschehen verfolgt, gerade aber gesundheitlich ein wenig schauen muss: “Fetzer lass dich nicht unterkriegen – Du bist bald wieder in deiner Südkurve!”

Das zweite Spruchband bezog sich auf Ereignisse vom Vorabend in Stuttgart. Einige Fans aus Paris waren bereits am Dienstag in die Schwabenmetropole gereist und wurden mehr oder weniger direkt am Bahnhof oder beim Einchecken im Hotel in Polizeigewahrsam genommen und erst am Donnerstagvormittag wieder freigelassen, also quasi 36 Stunden in Präventivhaft festgehalten. Ob das vom baden-württembergischen Polizeiaufgabengesetz gedeckt ist oder es eine andere Rechtsgrundlage dafür gibt? Vermutlich schon, aber ohne dass es einen Vorfall gab, ist das auf jeden Fall ein ziemlich starkes Stück. Es gibt zwar den Vorwurf einer geplanten Auseinandersetzung und einer ticketlosen Anreise, aber zum einen herrscht in der EU ja tatsächlich Reisefreiheit und zum anderen ist es auch nicht ungewöhnlich, mal ohne Eintrittskarte zu einem Spiel zu reisen. Darüber hinaus hat die Polizei an diesem Abend auch noch 47 VfB-Fans an verschiedenen Stellen in der Stadt festgesetzt, die zwar in der Nacht wieder nach Hause gehen durften, aber für den Spieltag mit einem Betretungsverbot für die Gegend rund ums Stadion belegt wurden. So hat die Stuttgarter Polizei mal eben knapp 100 Leute signifikant in ihren individuellen Bürgerrechten beschnitten. Deshalb gab es von uns das Spruchband: “Polizei Stuttgart: Wir können alles –  außer Rechtsstaat”, in Anlehnung an die recht bekannte Werbekampagne des Landes Baden-Württemberg. 

Erwähnenswert bleibt ansonsten noch eine Sache: Nach dem Spiel kam Mathys Tel an den Zaun und verabschiedete sich zumindest vorerst mal. Sehr korrekter Mensch, wir wünschen ihm für die Zeit bei den Spurs viel Erfolg, alles Gute und dass er anschließend den Weg zurück nach München findet.

FC Bayern München – Holstein Kiel 4:3

Der Heimspieltag gegen Holstein Kiel begann für die Südkurve ungewöhnlich früh. Denn als wir mitbekamen, dass es einen öffentlichen Aufruf der Gäste-Szene gab, sich ab 10 Uhr am Marienplatz zu treffen, war für uns klar, dass wir das so nicht geschehen lassen können. Uns ist natürlich bewusst, dass sich bei jedem unserer Spiele Gästefans in der Innenstadt aufhalten – bei der Größe Münchens lässt sich das auch nicht vermeiden. Dass aber eine Bundesliga-Szene öffentlich dafür wirbt, ist dann doch ein Novum und eine Anmaßung, die wir so selten erlebt haben. Für die Kieler ist die Fahrt hierher wahrscheinlich das Highlight der Saison. Aber ihnen zu zeigen, dass sie im Herzen unserer Stadt nichts verloren haben, ist für uns selbstverständlich. So riefen wir am Vorabend alle Bayernfans dazu auf, ab 9:30 Uhr ebenfalls am Marienplatz zu sein und klarzumachen, dass diese Stadt einzig und allein uns gehört. Der Plan ging auf und hatte den Effekt, dass die Kieler sich nicht am Marienplatz sammeln konnten. 

Verlagern wir den Blick nun aber auf den Haupt-Schauplatz eines jeden Spieltags, das Stadion. Vor Anpfiff zeigten wir im Unterrang eine Gedenk-Choreo anlässlich der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz, die sich zum 80. Mal jährte. Seit vielen Jahren wollen wir auf diese Weise zum Erinnern und Mahnen anregen. In diesem Jahr gedachten wir der im Nationalsozialismus verfolgten Bayern-Mitglieder, deren Konterfeis auf vielen Doppelhaltern gezeigt und von schwarzen Folien unterlegt wurden. Zudem zierte ein großer „NIE WIEDER IST JETZT“-Schriftzug die Südkurve. 

Der Einstieg in den Support fällt nach diesem ebenso bedrückenden wie wichtigen Thema natürlich schwerer als sonst. Allerdings erreichte die erste Hüpfeinlage eine passable Lautstärke, was nach dem unterirdischen Auftritt gegen Bratislava auch nötig war. Auch das anschließende Zombie-Nation lief deutlich besser, während Kiel auf dem Feld eine Großchance ungenutzt ließ und wir durch Musiala in der 19. Minute in Führung gingen. Trotz der Spielkontrolle kamen die Norddeutschen erneut zu einem Abschluss, den Kim gerade noch klären konnte. Zwei erste Anzeichen für eine leider wieder instabilere Defensive, wie sich später auch bewahrheiten sollte. Indes schepperte der „Ich gebˋ mein Herz für dich“-Wechselgesang gut und in einer schwächeren Phase der Südkurve vor der Pause stellte Kane auf das verdiente 2:0-Halbzeitergebnis. Unmittelbar nach Wiederanpfiff traf dieser mit dem 3:0 und wenig später Gnabry mit dem 4:0 zur Entscheidung. Dachte ich zumindest! Wir nutzten die gelöste Stimmung ganz ordentlich, mir sind dabei das „Deutscher Fußballmeister“ und das „Südkurve München sind wir“ am positivsten aufgefallen. Die Bewegung in der Kurve war auch erfrischend. Dem Kieler Treffer zum 1:4 maßen wir zunächst keine große Bedeutung zu, dem Gästeblock gab das aber einen kleinen Schub. Insgesamt fand ich den Kieler Auftritt solide. Die Mitmachquote und Lautstärke waren gerade in der ersten Halbzeit ordentlich, verloren aber im Spielverlauf etwas an Intensität. Das Zaunfahnenbild mit vielen kleinen Fahnen war zwar nicht so mein Fall, aber das ist wohl Geschmackssache. 

Dass Kiel in der Nachspielzeit durch zwei Treffer noch den Anschluss macht, ist für mich schwer entschuldbar. Mir ist unbegreiflich, wie die Mannschaft nach dem 4:0 über weite Teile das Spielen einstellt und sich durch eklatante Unkonzentriertheiten fast noch den Ausgleich fängt. Wäre das Spiel noch fünf Minuten länger gegangen, wäre das wohl auch passiert. Die im Saisonverlauf eigentlich stabilisierte Abwehr wurde in den letzten Wochen deutlich fehleranfälliger und der Chancenwucher in der Offensive sollte schleunigst eingestellt werden. Schließlich geht es in den kommenden Wochen gegen Teams, die solche Mängel wohl besser zu nutzen wissen als ein Aufsteiger. 

Mit einem zweiteiligen Spruchband reagierten wir heute auf die aktuellen Ereignisse der deutschen Politik, in der Stimmen der AfD in Kauf genommen werden, um eine unwürdige Asylpolitik herbeizuführen: „Wer heute AfD-Politik betreibt, lebt morgen im AfD-Staat. Steigbügelhalter des Faschismus verpisst euch!“ Der zweite Teil lautete: Integration statt Rassismus! Grenzen auf, Refugees welcome!“.

Vor dem Hintergrund der neuen Stadion-Durchsagen durch den Schiedsrichter nach einem VAR-Einsatz verdeutlichten wir mit dem Spruchband „VAR abschaffen, statt NFL nachäffen!“ unsere Haltung zu diesem Thema. Abgesehen davon, dass ich den VAR ablehne, erschließt sich mir der Sinn dieser Einführung nicht: Bei jeder VAR-Szene wird auf dem Bildschirm genau das eingeblendet, was der Schiedsrichter künftig durchsagen soll. Argumente für die Entscheidung werden ja ohnehin nicht genannt, sondern nur, was entschieden wurde. Zum Glück fand das Ganze heute noch keine Verwendung. 

So endete ein Spieltag, den viele wohl als Standard erwartet hatten, doch mit einigen Ereignissen und sieben Toren. Während wir als Kurve eine Leistungssteigerung gegenüber dem Bratislava-Spiel zeigten, bereitet mir der Leistungsabfall der Mannschaft doch Kopfschmerzen. Jetzt heißt es für uns und die Mannschaft, noch einmal durchzuatmen, denn die ersten entscheidenden Spiele der Saison stehen uns bevor.