Für den deutschen Meister ist die Saison mehr oder weniger vorbei. Zum Schaulaufen geht es noch nach Freiburg.
Die 15:30 Anstoßzeit erlaubte uns mal wieder eine kostengünstige Anreise mit der Eisenbahn, welche auch zahlreich genutzt wurde. Fachsimpeleien sind ja wichtiger Bestandteil einer jeden Fahrt, um die Zeit zu verkürzen. Stets ein beliebtes Thema sind dabei die Spielstätten dieses Landes – zum Dreisamstadion und insbesondere dem Gästeblock gibt’s dabei genau zwei Meinungen: Richtig geil oder richtig Scheiße.
Die Sicht auf’s Feld ist übelst madig, dafür gibt’s aber Platz sich zu bewegen und der Gästeblock hat noch Old-School-Charme. So bedeutend das Spiel für die Breisgau-Brasilianer war, so belanglos war es für uns. Also nutzten wir die positiven Eigenschaften des Blocks und legten einen für uns eher untypischen Auftritt hin, anstatt unseres üblichen Mix aus neuen, länger getragenen Liedern, alten Klassikern und lauten Schlachtrufen gab es heute eigentlich nur längere melodische Teile und ein neues Lied wurde ausgiebigst angetestet. Ging richtig gut rein. Tanzen, springen, singen. Schon lange nicht mehr so viele Leute komplett am eskalieren und Spaß haben gesehen.
Viel mehr gibt’s da nicht zu sagen. Außer, dass unsere Elf dafür sorgte, dass die Heimseite am Ende laut jubeln durfte. Gebracht hat’s ihnen am Ende nichts, da es einen Spieltag später doch in die 2. Liga runter gehen sollte.
Für die einen richtig schade, weil sie den Gästeblock mochten, für die anderen ein Segen.
Den Freiburger Ordnungswahn werden beide Parteien nicht vermissen. Ein Highlight, dass im gesamten Stadion Bier mit Alkohol ausgeschenkt wird, im Gästeblock aber nicht. Kann man das schon schwerlich logisch erklären (Badenser, Studenten und Professoren besaufen sich auch, alles schon gesehen), wird’s ganz bunt, dass es den Jungs und Mädels mit dem Bauchladen (Nein, es ist nicht die Eastpak-Bauchtasche gemeint) auch verboten ist, Eis in den Gästeblock zu verkaufen und diese Restriktion von den Ordnern auch noch umgesetzt wird. Dass die Uhren im Schwarzwald offensichtlich etwas anders (oder mit anderen Worten „komplett falsch“) ticken, erkennt man auch an der großen „Meldeauflagen abschaffen“-Fahne vor der Freiburger Nordtribüne. Da muss man schon sagen, auch wenn wir einiges gewohnt sind, was da im Breisgau abgeht, ist auch schon richtig krank. Die Freiburger Fanszene dürfte den meisten nicht unbedingt als die raufwütigste Bande Deutschlands bekannt sein, trotzdem hat die Stadt Freiburg auf Anraten der örtlichen Polizei acht SC-Anhängern Meldeauflagen für jedes Spiel der Profis als auch der Amateure verhängt. Das sind also theoretisch über 60 Termine jährlich, an denen sich die Betroffenen bei der Polizei melden müssen. Ein unglaublicher Eingriff ins Privatleben. Und es wäre mal ganz interessant, wie die Stadt und Polizei diese Maßnahmen angesichts des allgemeinen Rufs und Verhaltens der SC-Fanszene rechtfertigt, gerade auch wenn man bedenkt, dass den Freiburger Amateuren nicht gerade große Massen folgen werden und ein großer Teil der Spiele auf besseren Dorfplätzen stattfindet. Wer kurz googlet, findet auch einen Artikel bei Spiegel Online zum Thema, der noch etwas detaillierter auf die Methoden, des in irgendeinem Wahn gefangenen Einsatzleiters in Freiburg eingeht.
Die Rückfahrt verlief gewohnt lustig aka feucht-fröhlich. Zurück in München ging es mit etwa hundert Leuten noch auf einen Stadtspaziergang, bevor der Tag in den Kneipen oder zu Hause ausklang.