Freudensprünge blieben aus, als man erfuhr, dass man wie schon in der letzten Saison unter der Woche nach Freiburg gurken darf. Eine Anstoßzeit von 18:30 Uhr ist auch nicht grade arbeitnehmerfreundlich und wir beneiden da die Zweitligisten ganz sicher nicht, die freitags regelmäßig zur Feierabendzeit ran müssen. Aber es hilft ja alles nix und so wurde sich munter ins Freiburger Verkehrschaos gestürzt, welches sich trotz anderweitiger Warnungen als weniger gravierend erwies.
Der Freiburger Gästeblock ist ja einer der letzten der alten Sorte. Schlechte Sicht aufs Spielfeld, wenig Schutz vor Wind und Wetter, dafür aber jede Menge Charme, Platz und echtes Fußballfeeling. Kaum hatte man am Eingang den extra angekarrten Pyrohund aus Köln bestaunt und den Kopf über die beiden Kameras inmitten des Gästeblocks geschüttelt, pfiff der Unparteiische Florian Meyer die Partie auch schon an.
Ein Blick auf die Startaufstellung offenbarte direkt, dass Pep Guardiola den Europäischen Supercup durchaus ernst nimmt beziehungsweise sich zumindest im Trainer-Duell mit José Mourinho keine Blöße geben wollte.
Im Nachhinein wurden einige Stimmen laut, die das Auftreten mit einer 1B Startelf kritisierten. Es ist sicher nicht ganz unberechtigt, hier von einer etwas arroganten Herangehensweise an das Freiburg-Spiel zu sprechen, aber Pep lies nun auch nicht gerade die halbe Amateure-Mannschaft auflaufen und die gestandenen Profis spielten eigentlich auch genug Chancen heraus, um einen Sieg aus dem Breisgau zurück in die Heimat mitzunehmen.
Die Südkurve startete derweil sehr gut ins Spiel und der Gästeblock erzeugte ordentlich Lautstärke. Freiburg macht immer Laune. Mitte der ersten Hälfte wurde dem Heimpublikum dann nochmal in Erinnerung gerufen, wer denn amtierender Europapokalsieger ist. Was dann die nächsten 25 Minuten folgte, kann man nur als eine Freakshow vom allerfeinsten bezeichnen. Teilweise rastete der komplette Gästeblock aus und feierte den großen Triumph der letzten Saison. Die Mannschaft war auch ganz beflügelt und erzielte in Person von Xherdan Shaqiri den Führungstreffer. In Wechselwirkung legte der Block nochmal einen drauf. Es wurde gesprungen, getanzt, gepogt, gesungen. Sieht man mal von den großen Europacuptriumphen ab, gab es schon ewig nicht solche fröhlichen, teils verzückten Gesichter im Gästeblock. Absolut geile Party in der ersten Hälfte. Der Tifo erreichte in Halbzeit zwei nicht mehr ganz dieses ja schon fast ekstatische Niveau, aber es war trotzdem noch vollkommen in Ordnung und vor allem beim „Ich geb mein Herz für Dich“ hat sich wieder mal gezeigt, Lieder mit einer coolen Melodie lange zu singen, macht nicht nur wahnsinnig Spaß, sondern kann auch richtig laut werden. Hier müssen wir sicher noch an unserem Liedgut arbeiten und mehr solcher Gesänge einführen. Dass es der Stimmung gut tun würde, hat in Freiburg ja jeder gesehen.
Anfang der zweiten Hälfte präsentierten wir ein Spruchband mit der Aufschrift „Always Carry A Number“. Über die sprachliche Korrektheit dieses Satzes lässt sich zwar streiten, jedoch eigentlich nicht über die Message, die dahinter steckt. Bei „ACAN – Always carry a number“ handelt es sich um eine Initiative von Fananwälten und Fußballfans, die im Vorfeld der Landtagswahl die Kennzeichnungspflicht für Polizisten auch in Bayern fordert. Ähnliche Spruchbänder waren am 4. Spieltag folglich auch noch in anderen bayerischen Kurven zu sehen.
Auf der Gegenseite zeigten auch die Freiburger einige Spruchbänder. Die aktiven Freiburger Fans haben seit Monaten mit grassierendem Klatschpappenwahnsinn zu kämpfen. Das nervige laute Geklatsche macht die gesangliche Unterstützung der Mannschaft im Dreisam-Stadion immer schwerer. Deshalb entschieden sich Natural Born Ultras, Corrillo und die Supporters Crew Freiburg gegen die optische und akustische Unterstützung der Breisgau-Brasilianer, da sie nicht weiter gegen den Dauerlärm ankämpfen wollen. Über den späten Ausgleichstreffer werden sie sich natürlich trotzdem gefreut haben. Für uns war es nochmal ein kleiner Dämpfer, der angesichts der sportlichen Gesamtsituation nicht all zu sehr beunruhigt.
Nach dem Spiel ging es raus zu unseren Stadionverbotlern, die sich auch unter der Woche nicht zu schade sind, dem FC Bayern zu folgen, selbst wenn sie das Spiel letzten Endes wieder nur auf dem Fernsehschirm in der Kneipe sehen können. Respekt und Dankeschön hierfür.
Ein Dank geht auch an unsere Freunde aus Bochum, St. Pauli und Jena, die uns an diesem Dienstagabend im Breisgau unterstützten.
Bilder aus Freiburg gibts natürlich auch.