In einer Erklärung auf der Homepage des FC Bayern (www.fcbayern.telekom.de/de/aktuell/news/2012/38097.php?fcb_sid=67e619467389666459175371f565a2a2) lassen sich die Offiziellen unseres Vereins von DFB und Polizei dafür feiern, gemeinsam mit der Polizei „verstärkte Einlasskontrollen“ durchgeführt zu haben. Diese beinhalteten sogenannte „Durchsuchungszelte“, in die sich ausgewählte Eintracht-Fans begeben mussten. In Zeiten, in denen so gut wie alle Vereine mit ihren Fans darüber in den Dialog treten, inwieweit die im DFL-Papier „Sicheres Stadionerlebnis“ aufgelisteten Maßnahmen überhaupt tragbar sind. In Zeiten in denen Sicherheits-fanatische Politiker von rechts außen auf dem Rücken der Fußballfans totalitäre Allmachts-Phantasien ausleben und dies mit einem erstunkenen und erlogenen, von der ihnen hörigen Presse herbei phantasierten Horrorszenario begründen. In diesen Zeiten machen die Angestellten unseres Vereins Nägel mit Köpfen und setzen ein Zeichen. Die Münchner Polizei bedankt sich umgehend beim „FC Bayern“ „dafür, dass der FC Bayern München seiner Verantwortung für die Gewährleistung des sicheren Verlaufs von Fußballspielen nachkommt“. Unter Amigos schiebt man sich halt die Bälle zu. Das Saubermann-Image ist gewahrt. Wir sind hier schließlich im „Freistaat“ Bayern. Applaus von unserer Seite. IHR habt das Allerschlimmste verhindert. Gut, die Würde der Frankfurter Fans wurde mit Füßen getreten. Gut, die „Problemfans“ und viele andere Frankfurter sind dem Spiel ferngeblieben und haben das Spiel vor dem Stadion in Eurem Kessel verbracht (http://ultras-frankfurt.de/index.php). Gut, der Verein Eintracht Frankfurt hat sich gegen die Maßnahmen ausgesprochen und ist aufgrund der Erfahrungen der letzten Jahre auch nicht von einem erhöhten Risiko ausgegangen (www.eintracht.de/fans/faninfos/39786/). Geschenkt. Was interessieren uns die anderen. MIA SAN MIA! Was interessiert uns die Würde von einem Haufen „Problemfans“. Mit diesen Maßnahmen wurde die Sicherheit von 71.000 Zuschauern gewährleistet und verbotene Pyrotechnik und Gewalt verhindert. Bravo! Es ist jetzt natürlich schwer, den Beweis anzutreten, dass es nicht an den zusätzlichen, entwürdigenden Kontrollen lag, dass es im Stadion nicht zu „schweren Ausschreitungen“ kam und umstrittene Pyrotechnik verhindert wurde. Man hätte auf die Erfahrungen mit den Spielen der Frankfurter in München in den letzten Jahren schauen können, bei denen es weder Pyro noch Gewalttaten gab. Genau genommen gab es seit dem Umzug aus dem Olympiastadion, nein eigentlich auch schon Jahre davor keine Ausschreitungen mehr im Stadion. Wer will jetzt aber beweisen, dass es eben nicht an den „Durchsuchungszelten“ lag? „Was ist, wenn dann doch etwas passiert? Wer will dafür dann die Verantwortung übernehmen?“ Ein Totschlag-Argument, mit dem man am Ende des Tages so gut wie alle Maßnahmen rechtfertigen kann.
Die Maßnahme erscheint auch noch umso sinnvoller, wenn in der Stellungnahme des Vereins geschickt suggeriert wird, bei den 30-40 Durchsuchten wären 20 Messer und weitere verbotene Gegenstände gefunden worden. 20 Messer auf 30-40 durchsuchte Fans? Das scheint dann doch etwas zu phantastisch und auf Nachfrage wird natürlich sofort eingeräumt, dass es sich bei den sichergestellten Gegenständen um die Funde des ganzen Spieltags handelt. In der ersten Erklärung steht das natürlich nicht und auch eine Antwort darauf, was denn tatsächlich bei den 30-40 ins Zelt gebetenen Fans gefunden wurde, bleibt man schuldig. Laut dem Polizeibericht (www.polizei.bayern.de/muenchen/news/presse/aktuell/index.html/167517) jedenfalls ist zu entnehmen, dass eine Vielzahl der aufgeführten Gegenstände in einem Auto auf einem Parkplatz außerhalb des Stadiongeländes sichergestellt wurden. Da wurde dann doch etwas zu dick aufgetragen, was dann auch der Presse auffällt (www.sueddeutsche.de/sport/sonderkontrollen-vor-bayern-spiel-geht-da-ein-guerilla-trupp-ins-stadion-1.1522319).
An der Säbener Straße ist man mit dem Erfolg der Aktion trotzdem zufrieden. Die Problemfans blieben vor dem Stadiontor, es gab weder Pyro noch Gewalt. Die Aufregung über die „Durchsuchungszelte“ versteht man indes dort nicht. Es ginge ja nur darum, „mal die Jacke aufzumachen“. Wir können es an dieser Stelle nicht nachprüfen, was in den Zelten tatsächlich passiert ist. Den Offiziellen von Eintracht Frankfurt wurde der Blick in die Zelte jedenfalls verwehrt (Siehe SZ-Artikel). Spielt es aber überhaupt eine Rolle, bei welchem Bekleidungsstück mit der Sonder-Untersuchung Schluss war? Ist eine Sonderbehandlung von per Augenschein ausgewählten Personen nicht an sich abzulehnen? Dass sie einen wirklichen Nutzen für die Sicherheit mit sich bringt, halten auch Experten für fragwürdig. Geht es dabei aber auch nicht vielmehr darum, bestimmte Personengruppen einzuschüchtern und zu gängeln? Vielleicht auch darum, eine Reaktion zu provozieren? Aktionismus an den Tag zu legen? Die Untersuchung sei ja nicht zwangsweise geschehen. Jeder habe schließlich die Wahl gehabt, auf den Stadionbesuch zu verzichten. Gegenüber einem Fußballfan ist eine solche Aussage schlichtweg zynisch und ignorant. Uns fehlen dazu die Worte.
Respekt nach Frankfurt. An einen Verein, der zumindest an dieser Stelle Rückrat bewiesen und sich hinter die eigenen Fans gestellt hat. (Allerdings muss man sich in Frankfurt schon fragen lassen, warum man auf der anderen Seite seit Jahren die Gästefans auf die selbe Art und Weise behandelt.) Respekt an die Fans, die nach München gereist sind und angesichts der Maßnahmen dem Spiel ferngeblieben sind. Schande über die Verantwortlichen dieser Aktion, die alleine ihre Macht beweisen wollten, deren Ego gekränkt war, weil die Verantwortlichen aus Frankfurt der Einladung zum Sicherheitsgespräch fern geblieben sind. Weil man in Frankfurt aufgrund der Fakten der letzten Jahre schlichtweg kein Sicherheitsrisiko gesehen hat. Schande über die, die das Bild von unserem Verein und unserer Stadt auf diese Weise ernsthaft schädigen. Der FC Bayern, seine Identität und Geschichte, ist größer als Ihr.
PS: Ein Aspekt ist uns noch besonders wichtig, hätte aber von der eigentlichen Argumentation zu weit weg geführt. In der öffentlichen Diskussion wird immer wieder versucht, Pyro mit Gewalt gleichzusetzen. Auch die Maßnahme am Samstag hatte das Ziel, Pyro in den Stadien zu diskreditieren. Wir wollen an dieser Stelle aber festhalten, dass es trotz in letzter Zeit massiv zugenommener Anzahl an Pyro-Shows in den deutschen Stadien nur eine rechnerisch absolut vernachlässigbare Zahl an Verletzten gibt. Und das, obwohl die Aktionen aufgrund des Verfolgungsdrucks von den Fans nicht in dem selben Maße sicher durchgeführt werden können, wie es im Rahmen einer von den Fans angestrebten vernünftigen Lösung möglich wäre. Natürlich ist jeder Verletzte einer zu viel. Würde man allerdings die Anzahl der an Silvester durch gefährlichen Umgang mit Pyrotechnik verletzten Personen statistisch mit den Verletzten durch Pyro in den Stadien vergleichen, müsste man die Knallerei an Silvester eher verbieten, als Pyro in den Stadien.