16 Jahre ist es her gewesen. Das letzte Bundesligaspiel zwischen dem großen FC Bayern und der Fortuna aus Düsseldorf. Wir können offen und ehrlich zugeben, dass damit ein Großteil unserer Mitglieder heute ihr erstes Bundesligaspiel in der Landeshauptstadt von NRW erlebten. Der Ground war zwar kein gänzlich unbekannter, immerhin ein Testspiel und ein nerviges Pokalviertelfinale gegen Leverkusen haben wir hier schon gespielt – was den Kampf um Bundesligapunkte angeht, war dies aber die Premiere.
Gut, man muss jetzt nicht allzu traurig darüber sein, hier bisher noch nicht öfter gespielt haben. Das Stadion ist an Hässlichkeit kaum mehr zu überbieten. Von außen lässt es sich – wäre nicht der Sponsorenschriftzug – kaum von den umliegenden Messehallen unterscheiden. Null Flair, Null Charakter. Innen nicht so grau wie viele andere der Neubauten, wobei der Grund hierfür aus heutiger Sicht natürlich ziemlich belustigend wirkt: Da man schwer damit rechnete, dass die Fortunen in absehbarer Zeit die Bude nicht annähernd vollbekommen würden, sind die Farben der Sitzschalen wild durchmischt. So sollte der Effekt eines vollen Stadions erzeugt werden. Für die Düsseldorfer also eine nette Anekdote. Schließlich spielen sie mittlerweile wieder erstklassig und sind auf solche optischen Tricksereien nicht mehr angewiesen. Das Stadion war ausverkauft. Den Heimfans können wir einen sehr guten Tifo attestieren. Regelmäßig stimmten weite Teile in die Gesänge des durchgängig aktiven Blocks 42 ein. Auch als für die Heimelf auf dem Rasen schon Hopfen und Malz verloren war, wurde das Rot-Weiße Trikot noch lautstark auf allen Rängen gefeiert. Tolle Fußballatmosphäre. Die Fortunen setzten auch optisch Akzente und leiteten die Begegnung mit einer Choreographie ein. Grundlage für das Motiv war eine schmerzhafte Niederlage unserer Bayern im Dezember 1978. Die Blockfahne wurde umrandet von einem rot-weißen Fahnenmeer, wobei die Choreofahnen auch während des Spiels noch mehrfach verwendet wurden. Im Anschluss an die Choreo zeigten die Düsseldorfer ein Spruchband mit der Aufschrift: „Diese Choreo wurde ihnen präsentiert von Pyro-Chaoten und sogenannten Fans“ Ein ähnliches Spruchband gab es bereits einmal in Stuttgart, die Kritik an der undifferenzierten Betrachtungsweise der Fanszenen durch viele öffentliche Akteure und auch viele Bürger ist aber weiterhin zutreffend.
Auch unsere Seite versuchte sich heute zum Einlaufen der Mannschaften an einer kleinen optischen Aktion, die dank der Mithilfe der anwesenden Bayernfans auch gut gelang. Als die Akteure das Spielfeld betraten, zeigten wir rote und weiße Folienschals und eine kleine Überziehfahne mit dem EV-Logo. Mit Spielbeginn ging es auch stimmungstechnisch ganz gut los, leider verflachte die Anfeuerung mit zunehmender Spieldauer immer mehr. Gerade in weiten Phasen der zweiten Hälfte konnte kaum mehr eine akzeptable Lautsärke erreicht werden. Erst das „Super Bayern, Super Bayern, hey, hey“ in der Schlussviertelstunde leitete hier nochmal eine Wende ein. Man kann jetzt nach Erklärungen suchen, vielleicht ist ja das Altbier einfach weniger sangesfördernd als ein gesunder Liter Wiesnbier? Jedenfalls die schlechteste Auswärtsstimmung in dieser Saison, wobei die zuvorigen Auftritte natürlich auch relativ gut waren. Schade allerdings, dass wir somit nicht an den Auftritt der Mannschaft anknüpfen konnten. Jeder Blinde hätte gemerkt, wer auf dem Rasen Deutscher Rekordmeister und wer frischer Aufsteiger ist. Düsseldorf blieb das gesamte Spiel über quasi ohne Chance. Wir brauchten uns im Nachhinein nicht mal mehr über das aberkannte Tor von Thomas Müller ärgern. Er selbst auch nicht, schließlich durfte er noch zweimal zuschlagen. Sein erster Treffer wurde auch direkt mit etwas Pyro gefeiert. Mit dem 5:0 stellte der FC Bayern einen neuen Startrekord in der Bundesliga auf. Da kann man als Fan aus sportlicher Perspektive natürlich nur zufrieden sein.
Ansonsten bleiben nur noch zwei berichtenswerte Vorkommnisse. Zum einen belegte die Polizei völlig unnötigerweise zwei Dutzend Bayernfans mit einem eintägigen Hausverbot und einem Betretungsverbot für die Altstadt. Grund hierfür war, dass die Fans nicht am Gästeparkplatz angekommen waren und trotzdem den direkten Weg zum Eingang für die Auswärtsfans nehmen wollten. Hierzu mussten sie aber durch einen von Ordnern abgesperrten Bereich, der Fortuna-Fans daran hindern sollte, auf den Gästeparkplatz zu gehen. Dies missfiel der Polizei und so verbat sie den Münchnern den Besuch des Spiels und das anschließende Feiern in der Altstadt. Nun ja, so ist es eben mittlwerweile.
Zum anderen stellten wir relativ verwundert fest, dass auf Heimseite im Laufe der zweiten Halbzeit zwei entwendete Fanclubfahnen präsentiert wurden. Auch wenn der FCB in Düsseldorf sicher nicht zu den beliebtesten Gästen zählt und das Verhältnis zwischen den Fanlagern in früheren Tagen sehr schwierig war, überraschte uns dies doch etwas.
Mehr Fotos findet Ihr unter http://suedkurve-muenchen.org/?page_id=218