Mit der Zeile „die Zeiten steifer Eitelkeiten sind lange vorüber“ werben die Dancehall-Caballeros von Seeed in ihrem Hit Riddim No.1 dafür, das Tanzbein zu schwingen. Bei uns geht es ja nur so ganz nebenbei darum auch mal ein Tänzchen zu wagen, aber die Verantwortlichen beim FC Bayern dachten sich trotzdem bereits im Vorfeld des Nürnberg-Spiels, dass man sich falsche Eitelkeiten eigentlich sparen könne. So gab es nach langer Salewski-moderierter Sendepause endlich mal wieder ein vernünftiges Gespräch zwischen Fans und Verantwortlichen.
Ein erstes vorläufiges Ergebnis dieser Unterhaltung sind zwei Spiele, bei denen das Prinzip der freien Blockwahl und die Vergabe von 200 zusätzlichen Zutrittskarten für die Südkurve getestet werden sollen. Zwar ist dies bei weitem noch nicht die Optimallösung und löst nicht alle Probleme, die in den letzten Jahren entstanden sind, aber wir sehen zum ersten Mal seit langem ein wirkliches Entgegenkommen der Verantwortlichen und damit einen Ansatz, der es – unter Anstrengungen der Fanszene – ermöglicht, den bisherigen Stimmungskern im mittleren Bereich der Südkurve wieder zusammen zu bringen. Klar ist dies erst mal nur ein Test und darf noch nicht das Ende der Maßnahmen sein, aber für uns erschien unter diesen Vorzeichen eine organisierte Anfeuerung wieder möglich.
So ging es mit einer gewissen Vorfreude zum Heimspiel gegen Hannover, wo sich heute erstmals wieder eine größere Menge Bayernfans auf das Spiel einstimmte. Frühzeitig musste aufgebrochen werden, da noch Eintritts- und Einlasskarten abgeholt werden mussten. Zumindest bei der Abholung der zusätzlichen Tageskarten sollte man dringend darüber nachdenken, die Kassen schon früher zu öffnen, um die teils nervig langen Wartezeiten zu vermeiden. Im Stadion füllte sich Block 112/113 dann in Rekordschnelle. Hätten wir in dem Maße nicht erwartet. Es zeigt aber mehr als eindeutig die Anziehungskraft, die dieser reine Stehplatzblock auf uns Fans ausübt. Logische Schlussfolgerung kann daher eigentlich nur sein, diese Gegebenheiten auch in den angrenzenden Blöcken anzubieten – am besten mit niedrigen Zäunen, um zwischen den Blöcken noch ein größeres Zusammengehörigkeitsgefühl zu erzeugen.
Unter den 2100 Fans im Mittelblock auch zwei Mitglieder unserer Gruppe, deren Stadionverbot aufgehoben worden war. Herzlich Willkommen zurück, Ihr beiden. Wir hoffen, es hat Euch heute im Herzen der Kurve ebenso gut gefallen wie dem Rest.
Wie ihr an dieser Zeile lesen könnt, bewerten wir die Stimmung beim Hannover-Spiel in erster Linie positiv. Hohe Beteiligung, gute Lautstärke und das Ganze vor dem Hintergrund einer bunten, rot-weißen Kurve. Wenn man mal ehrlich ist, gibt es an der Stimmung wenig zu meckern. Verglichen mit anderen Heimspielen wäre man . Prag mag bei manchen die Messlatte unrealistisch hoch gelegt haben, aber so eine Hammerstimmung hat man eben mal alle paar Jubeljahre. Man kann sie deshalb nicht als Maßstab für ein gewöhnliches Bundesligaheimspiel nehmen. Sonst geht man Samstag für Samstag enttäuscht nach Hause. Trotzdem war heute natürlich noch nicht alles Gold was glänzt. Viele Leute stehen weiter eher lethargisch in der Kurve, kriegen die Hände beim Klatschen nicht hoch und bewegen sich kaum einen Millimeter. Um’s mit den Worten eines klugen Mannes zu sagen, „Ein bisschen Schwitzen in der Arschritze“ ist der Stimmung und einem gelungenen Fußballtag sicher nicht abträglich. Geht aus Euch raus, singt unsere Lieder laut und singt unsere Lieder mit dem gebotenen Stolz.
Wie gesagt, wir wollen hier keine negative Stimmung verbreiten, es war ein guter Tag für die Südkurve. Gut war, dass die Südkurve bei diesem Spiel wieder in dieser Manier agieren konnte. Gut für die Fankultur, gut für die Fußballatmosphäre und hoffentlich auch gut für die Mannschaft. Der hat man den Motivationsschub heute zuerst aber nicht angemerkt und wir durften allein deshalb schon froh sein, diesen Kick nicht alleine, schweigend von einem Sitzplatz verfolgen zu müssen. Da hatte die Mannschaft schon bessere Tage gesehen. Dank einer besseren zweiten Hälfte gingen wir aber als verdienter Sieger vom Platz.
Während des Spiels zeigte Red Fanatic noch zwei Spruchbänder, denen wir uns nur anschließen können. Zum einen schickte RFM einen Gruß an unsere Diffidati, zum anderen an einen Freund aus Bochum, der mit einer schweren Krankheit zu kämpfen hat und nun einen ersten großen Schritt in eine gute Richtung gemacht hat.
Ein abschließendes Dankeschön wollen wir an dieser Stelle auch noch unseren Freunden aus Bochum und Bordeaux sagen. Schön, dass Ihr da wart und schön, dass Ihr nach dem Spiel noch mit uns gefeiert habt.
Freunde, Stadionverbotler, Rückkehrer, weitere Bayernfans und Musikliebhaber trafen sich nämlich zwei Stunden nach Abpfiff im Backstage bei der siebten Auflage unseres Ultrà in Concert wieder. Dort wurde gemeinsam mit „Zoo Escape“ und den famosen „Stage Bottles“ auch die letzten Eitelkeiten abgeschüttelt, nur um sich bei der After-Show Party in unseren Räumen zu wünschen, mancher hätte sich zumindest ein paar davon bewahrt. Danke an alle Mittänzer, Kopfnicker, Organisatoren, Helfer, Bingospieler, Säufer und alle weiteren Konsumenten.
Die Bilder vom Heimspiel gegen Hannover findet Ihr hier.
Bilder vom Konzert und der anschließenden Party gibts auch, und zwar hier.