Wurst und Käse auf der Semmel zum Frühstück the good times are coming
Gut, als Fußballfan darf man sich sicher fragen, ob die kommenden Zeiten denn wirklich so gut sein werden, nachdem die Sau Fußballkrawalle mal wieder durchs Dorf getrieben wird, Dortmunder Spruchbänder den Untergang des Abendlandes darstellen und die Vorkommnisse rund um BVB-Red Bull selbst am Mittwoch noch als tagesschauwürdig erachtet wurden.
Egal, zumindest Samstag früh war die Laune noch bestens, was entweder an den fleißigen Händen lag, die für die Gruppe ein Frühstück vorbereitet hatten oder doch an beidem.
Das Essentielle und warum wir hier überhaupt über morgendliche Befindlichkeiten schreiben, ist aber dass sich das Ganze ein wenig von himmelhochjauchzend nach zu Tode betrübt wandelte.
Ein Grund dafür könnte die recht überschaubare spielerische Leistung unserer Mannschaft heute sein, die sich eben vor allem ergebnismäßig nochmal negativ von den beiden Spielen zuvor abhob und auch gut und gerne mit einer Niederlage hätte enden können. Große Freude haben die elf Mann auf dem Rasen heute also sicher kaum einem Bayernfan bereitet, aber das Unentschieden stellt beileibe auch keinen Beinbruch dar. Und auch wenn es viele schon vergessen haben, es ist ja noch nicht allzu lange her, da hat sich der FC Bayern regelmäßig mit eher mittelmäßigen Leistungen zur Meisterschaft gespielt.
Und wirklich meckern dürfen wir heute in der Kurve eigentlich eh nicht. Wir verdienen zwar keine Millionen im Jahr für das was wir da tun, nehmen uns aber auch einiges raus und haben vor allem einen Anspruch an uns selber. Und gemessen daran war das heute ja ein Scheißdreck vor dem Herrn. Am Anfang hatte man ja sogar noch Hoffnung, dass das ganz ordentlich werden könnte. Die Choreographen vom Club Nr. 12 hatten sich mal was Neues einfallen lassen, was mit einem einfachen Slogan und vielen Fahnen ein ganz nices Bild abgab. Die ersten Lieder, vor allem das Immer vorwärts, FCB kamen dann auch noch recht gut und spätestens ab der 20. Minute gabs einen Cut bis zur 85. Minute als hätte sich die Hälfte der Kurve an den Bierstand verzogen und der Rest würde auf deren Rückkehr warten. Leben in die Kurve kam erst wieder mit Ich geb mein Herz für Dich. Desolater Auftritt heute und grade die Leute, die sich Ultras nennen, sollten da mal drüber nachdenken, ob man sich gegen einen der größten Rivalen in dieser Liga so präsentieren will.
Die machten im Gegensatz dazu ihre Sache mal wieder ziemlich fein. Fahnenintro und dann wieder durchgängig gute Stimmung, wobei die Auftritte in den Jahren davor noch einen Tick krasser wirkten (vielleicht kostete hier auch das offene Spiel nochmal die letzten Prozent). Für uns hat es heute in jedem Fall locker gereicht.
Bei der Gemengelage hat man als Autor jetzt natürlich nicht so ewig viel Bock, auch noch die Spruchbänder des Tages zu erklären, der Vollständigkeit halber gehört es aber dazu. Das auffälligste Spruchband des Tages dürfte wohl unser Vierzeiler zu einem zehn Jahre zurückliegenden Ereignis in Italien gewesen sein. Am 02.02.2007 stirbt der Polizist Filippo Raciti bei Tumulten rund um das sizilianische Derby Catania gegen Palermo. Wie wir heute wissen, wurde er von einem Kollegen mit einem Fahrzeug überfahren. Polizei und Staatsanwaltschaft wird das damals schon klar gewesen sein, allerdings kann nicht sein, was nicht sein darf, weshalb man ein Bauernopfer für den Unfall brauchte. Dieses fand man im 17jährigen Antonio Speziale, dem nun vorgeworfen wurde, den Polizist mit einem Waschbecken bzw. später einer metallenen Waschbeckenverkleidung erschlagen zu haben. Speziale gab auch zu, ein Waschbecken geworfen, aber niemand getroffen zu haben. Diese Aussage ließ sich über Videos eigentlich auch bestätigen. Trotzdem wird Speziale in einem mehrjährigen Prozess schlussendlich zu acht Jahren Haft verurteilt, obwohl selbst der wissenschaftliche Dienst der Polizei in einem Gutachten ausschließt, dass der Wurf für Racitis Tod verantwortlich gewesen sein kann. Ganz abgesehen vom persönlichen Schicksal von Antonio Speziale über das wir hier auch schon mehrfach berichteten und das eine große Welle der Solidarität in Italien und ganz Europa hervorgerufen hat, war dieser Vorfall der Startschuss für weitreichende Maßnahmen gegen Italiens Fanszenen, die die italienischen Tribünen nachhaltig veränderten und an vielen Orten dem großen Spektakel auf den Rängen ein Ende setzten. Auch wenn sich an manchen Orten die Kurven hiervon langsam erholen, sind für jeden(!) Stadionbesucher in Italien die Nachwehen weiterhin zu spüren. Sei es das lange Anstehen nach Eintrittskarten, da ja jede Karte personalisiert werden muss, das Verbot nicht-registrierter Zaunfahnen oder am Freitag vor dem Spiel zu erfahren, dass man trotz bereits gekaufter Eintrittskarte das Auswärtsspiel nur 50 Kilometer entfernt doch nicht besuchen darf. Ein Bulle tötet einen Bullen und bezahlen müssen die Ultras.
Außerdem kam das Spruchband gegen die Kooperation beim Bau einer neuen Sporthalle mit RedBull zum Vorschein und es gab ein kleines Gedenken an den verstorbenen Josef Binder, der nach 80 Jahren Mitgliedschaft im Verein leider zu Anfang des Jahres verstorben war.
MRP thematisierte zusätzlich die Orte, die der FC Bayern für seine Auslandsreisen auswählt. Wenn es aus Aberglauben schon unbedingt Katar sein muss, kann man in Zukunft ja vielleicht wenigstens um die USA einen Bogen machen. Katar
aus Aberglauben Zumindest keine Reise mehr in den Schurkenstaat USA?
So, damit wäre das Stadiongeschehen abgehandelt und man kann zum gemütlichen Teil übergehen.
Dass Weißbier (und Schweinsbraten) in allen Lebenslagen helfen, wusste schon Klaus Augenthaler in seiner Zeit beim FCB. Weshalb im Anschluss ans Spiel noch eingekehrt wurde, was zumindest etwas zur Versöhnung mit diesem Tag beitrug.
Abschließend geht ein Dank an die anwesenden Freunde vom VfL Bochum.