Nach wochenlanger fußballerischer Tristesse, die lediglich durch mehr oder minder interessante Testspiele etwas abgemildert wurde, stand mit dem Heimspiel gegen die Gladbacher Fohlen der Start in die 51. Bundesligaspielzeit an. An und für sich Anlass genug, für jede Menge Vorfreude und die für den Bundesligastart übliche jährliche kleine Euphoriewelle. Diese Saison war und ist leider alles anders:
Der Europapokalsieger gibt sich mehr oder weniger öffentlich die Blöße und zeigt, dass er im Bereich Fanarbeit in einer ganz anderen Klasse spielt. In Deutschland boomt der Fußball und es zieht die Leute ins Stadion. Ob nun jeder dieser Zuschauer seine Freizeit unbedingt in einem Fußballstadion verbringen müsste, sei mal dahingestellt – leben und leben lassen heißt das Motto. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die bunten und lebendigen Fankurven landauf, landab für eine besondere Stimmung beim Fußball sorgen, die den Stadionbesuch nochmal deutlich attraktiver macht und im westlichen Europa in dem Maße mittlerweile fast einzigartig ist. Bei der FC Bayern AG hält man allerdings wohl nicht so viel auf dieses Alleinstellungsmerkmal des deutschen Fußballs und so wurde einer lautstarken, farbenfrohen Südkurve mal eben der Riegel… pardon, ein Drehkreuz vorgeschoben.
Die Thematik haben wir in einer Vielzahl von Publikationen ausführlich besprochen ,weshalb wir an dieser Stelle darauf verzichten. Wir denken, dieser Freitagabend hat eindrucksvoll bewiesen, wo die Reise hingehen wird, wenn sich die Voraussetzungen für die Kurve nicht bald wieder ändern. Die Gästefans dominieren selbst bei Rückstand gesanglich das ganze Stadion, verteilen dabei die ein oder andere Spitze und dem Bayern-Anhang fehlt der Motor, um dem etwas entgegenzusetzen. Ein Zustand, den eigentlich niemand wollen kann, der aber offensichtlich doch gewollt ist. Wie kann es sonst sein, dass Professor Salewski in der Süddeutschen die Geschichte von den neuen Leuten mit den neuen Liedern erzählt.
Der Fohlenanhang legte trotz Rückstand einen flotten Tango aufs Parkett und zeigte damit wohl bisher seinen besten Auftritt in Fröttmaning. Auch die Borussen-Elf kam nicht dermaßen unter die Räder, wie noch einige Wochen zuvor beim Sponsorencup. Unsere Europapokalsieger, allen voran die Nummer 7 Franck Ribery, waren zwar zweifellos die bessere Mannschaft, ließen aber auch Chancen liegen und offenbarten im Spiel nach hinten einige Schwächen. Die sollte Pepi Superstar besser noch beheben, wenn wir nächsten Mai den Henkelpokal in den Lissabonner Abendhimmel recken wollen. Am Ende ging trotz Eigentor und verschossenem Elfmeter zumindest auf dem Platz alles gut.
Trotz des Sieges ging es eher ernüchtert die Esplanade hinunter. Die Frage, ob wir die Südkurve nochmal in altem – zugegebenermaßen oft bescheidenem – Glanz erleben werden, spukte doch vielen durch die Köpfe.
Wer konnte, entzog sich dem Chaos des Schienenersatzverkehrs, und machte sich direkt auf in unsere Räume, wo mit Gästen aus allen Teilen der Fanszene trotz der widrigen Begleitumstände noch bis in die Morgenstunden auf den amtierenden Europapokalsieger angestoßen wurde. Ein Dankeschön geht hier noch an die anwesenden Freunde vom FCC und allen Spendern, Bietern und Käufern bei der Versteigerung zugunsten unserer Räumekasse.
Bilder vom Saisonauftakt und der anschließenden Feier findet Ihr hier.