Zum Abschluss der Rückrunde herrschte am Streetworkbus nochmal Hochbetrieb. Auf einem kleinen Weihnachtsmarkt gab es kurz vor Weihnachten nochmal allerhand tolle Dinge zu erstehen, unter anderem die bereits aus Valencia bekannten Fischerhüte. Beim Verkauf der Hüte konnte ein Gewinn von 4000 Euro erzielt werden. Dieser wurde von Vertretern der Südkurve direkt als Spendenscheck an die Verantwortlichen von Golden Donkey e.V. weitergereicht. Der Verein betreibt unter anderem den Münchner Kältebus, der Obdachlosen in den kalten Wintermonaten eine Anlaufstelle bietet.
Relativ spät ging es heute die eisige Esplanade hinauf zum Stadion. Obwohl mit der DFL-Generalversammlung am Mittwoch zuvor die Entscheidung bezüglich des viel diskutierten Sicherheitspapiers bereits gefallen war, hatte sich der neu etablierte Südkurvenrat mit seinen bisher 14 Fanclubs dafür entschieden, bis zum Ende der Hinrunde weiterhin die ersten 12 Minunten und 12 Sekunden auf Anfeuerung zu verzichten, um so zu demonstrieren, wie der Fußball ohne aktive Fanszenen aussehen könnte. Die Gäste aus Gladbach beteiligten sich nicht an dieser Aktion und so mussten wir in der Anfangsphase des Spiels den Gesängen der Gäste lauschen. Die 12:12-Ansprechpartner der Borussia waren der Meinung, dass sich der Großteil der anderen Fohlenfans nicht an einem Protest beteiligen würde. Sehr schade, wenn in einer Fanszene wenig Sensibilität für dieses Thema vorhanden ist. Dabei wären die Gladbacher doch diese Saison bereits beinahe selbst von einem Geisterspiel betroffen gewesen, hätte der DFB sein Urteil in der Causa Relegationsspiel Düsseldorf nicht in Teilen revidiert. Mit den Derbies gegen Düsseldorf und Köln (so diese in den nächsten Jahren wieder einmal Bundesligaluft atmen sollten) ist es auch nicht unvorstellbar, dass die Elf vom Niederrhein demnächst von einem reduzierten Gästekontingent betroffen sein könnte, welche im Sicherheitspapier extra angesprochen werden. Andererseits ist eine solche realistische Einschätzung deutlich besser, als dass sich die Fans eines Vereins durch das Thema auseinanderdividieren lassen und Uneinigkeiten in der Öffentlichkeit ausgetragen werden. Auf unserer Seite wurde die 12:12 Aktion wieder gut durchgezogen. Danke hierfür an alle Beteiligten. Sicherlich wäre dies ohne eine gute Kommunikation innerhalb der Kurve nur schwer umsetzbar gewesen. Diese Kommunikation untereinander muss noch ausgebaut und viel mehr Fans mit eingebunden werden.
Der Südkurve kann man dann auch über die folgenden 78 Minuten ein Lob aussprechen. Gegen die Fröttmaninger Kälte hilft eben vor allem Singen, Springen, Heiterkeit und so wurde die Mannschaft zum Jahresende noch einmal gebührend unterstützt. Dies war auch nötig, da die Gladbacher nach ihrem Führungstreffer teilweise mit elf beziehungsweise zehn Mann im eigenen Strafraum verteidigten. Der bombenstarke Ter Stegen vereitelte dabei einige gute Chancen unserer Rothosen und letztendlich hatten wir es einem Missverständnis in der Hintermannschaft der Gladbacher zu verdanken, dass wir überhaupt zum Ausgleich kamen. Schön für Xherdan Shaqiri, dass er für seine ordentliche und vielversprechende Hinrundenleistung mit einem Treffer belohnt wurde. Zu mehr als einem Unentschieden sollte es schließlich nicht reichen.
Bitter war dann trotzdem die Lustlosigkeit in den Gesichtern mancher Spieler anzusehen, als es auf eine letzte Abschiedsrunde durchs Stadion ging. Okay, bei den miesen Temperaturen ist es schon nachvollziehbar, dass man am liebsten gleich in die Kabine verschwindet. Aber wenn man im Jahr einen sechsstelligen Betrag aufs Konto überwiesen bekommt, ist es eben einfach Teil des Jobs, bei solchen Sachen auch mal gute Miene aufzusetzen. Für hochdotierte Werbeverträge abseits des grünen Rasens macht man das nämlich auch und diese Verträge gäbe es ohne die Leute in den Stadien gar nicht. Auf der anderen Seite munkeln böse Zungen aber auch, der Applaus nach der abschließenden Lasershow wäre die lauteste Regung mancher Stadionbesucher an diesem Tag gewesen.
Ansonsten ist noch zu erwähnen, dass in der Südkurve heute hohe Aktivität in Sachen Spruchbändern und anderen kleinen Aktionen herrschte. Munich’s Red Pride präsentierte heute zwei Spruchbänder. Mit dem ersten kommentierten sie die Verabschiedung des DFL-Sicherheitspapiers. Angelehnt an den Gruß der römischen Gladiatoren grüßten die Totgeweihten die DFL. Das zweite drehte sich um die sich hartnäckig haltenden Gerüchte um einen Einstieg des Unternehmens Gazprom als Sponsor beim FC Bayern. Es wurde die Frage gestellt, ob die Unternehmensphilosphie von Gazprom mit dem FC Bayern vereinbar ist. Die Antwort wurde gleich mitgeliefert und kann ganz einfach nur lauten: Niemals! Dazu passte das kurze und prägnante Spruchband der Munichmaniacs: „No Gazprom“.
Unsere Gruppe hatte eine kleine Aktion für unsere Stadionverbotler vorbereitet. Per Spruchband wurde die rhetorische Frage gestellt, wessen Liebe zu Bayern München denn größer sei als die der Ausgesperrten, die sich Woche für Woche wieder zu den Spielen aufmachen, im vollen Bewusstsein, das Spiel doch wieder nur in einer Kneipe verfolgen zu können. Dazu gab es Doppelhalter mit den Namen der Diffidati und als Hintergrund weiße Folienschals. Auch das Inferno Bavaria widmete sich dem Thema Stadionverbote mit dem Spruchband „Unser größter Weihnachtswunsch, im Stadion schauen mit unseren Jungs! Ehre den Stadionverbotlern!“
Zum letzten Hinrundenspiel ging es im Anschluss mit den Stadionverbotlern gemeinsam in den Sperrbezirk, wo die Herbstmeisterschaft nochmal ausgiebig begossen wurde. Danke an alle Mitfeiernden, war ne coole Sache.
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