Das eben vergangene bayrisch-fränkische Kräftemessen kann man im Nachhinein nur als traurige Anomalie bezeichnen. Wir wollen hier nicht lange etwas von Hexenkesseln, lautstarken, bunten Kurven oder weiterem schreiben. Beide Seiten haben nach den letzten Derbies auch ordentlich Selbstkritik an den eigenen Auftritten geliefert. Wer aber an diesem Samstag im Fröttmaninger Fußballstadion zugegen war, wird sicherlich den Eindruck teilen, dass dieses Fußballspiel genau Null komma null mit einem Aufeinandertreffen zweier alter Rivalen zu tun hatte. Teils war es im weiten Rund so ruhig, dass man die Anweisungen von Pep Guardiola und Michael Wiesinger hören konnte. Stimmung von den Rängen gab es nur sehr spärlich an einem Ort, an dem ein paar Monate zuvor die Nürnberger noch einen coolen Old-School Auftritt hinlegten und die Südkurve zumindest phasenweise Akzente setzte.
In der Saison 2013/2014 war letztere Kurve durch das neuen Zugangssystem derart in ihrer Entfaltungsfreiheit eingeschränkt, dass es den sangesfreudigen Leuten nicht einmal mehr möglich war, sich an einem Ort zu sammeln. Auf Gästeseite hatte man nach acht Jahren Fröttmaning auch genug von den Münchner Zuständen, weshalb Ultras Nürnberg auf eine koordinierte Anfeuerung verzichtete. Die Nürnberger attestieren sich hierbei ein „Gespür“ dafür, wo man im Kampf gegen den modernen Fußball seine Grenzen zu ziehen hat. Wir mögen die Franken nicht, aber hier kann man ihnen zustimmen und zu einem starken Zeichen gratulieren. Wer den Fußball mag, wird nicht drumherum kommen zuzustimmen, dass eine solch spärliche Stimmung von den Rängen nicht zu einem dauerhaften Zustand werden darf.
Die Erklärung von Ultras Nürnberg könnt Ihr hier abrufen.
Dementsprechend wenig zu berichten gibt es auch von diesem Derbytag. Nachdem uns im Vorfeld einige hanebüchen begründete Betretungsverbote – die später teilweise wieder für nichtig erklärt wurden – ereilt hatten, wurde der neu gestaltete Harras zum Treffpunkt für diesen Spieltag auserkoren. Die Resonanz hielt sich Grenzen. In der Spitze versammelten sich wohl lediglich 300 Bayernfans in Sendling. Angesicht der erdrückenden Polizeipräsenz am Treffpunkt kam aber auch keine wirklich entspannte Atmosphäre auf. Das massive Aufgebot an Herren in Grün und Schwarz sollte bis zum Stadion auch nicht mehr geringer werden.
Dort dauerte es heute sehr lange, bis unsere Mannschaft das Fanherz beruhigen konnte. Der Club kam zwar nur selten aus der Defensive, dank eines wirklich starken Raphael Schäfer dauerte es aber doch siebzig Minuten, bis Franck Ribery den Ball per Kopf ins Netz beförderte. Zehn Minuten später machte der andere Außenstürmer alles klar. 2:0 durch Arjen Robben. Immerhin kurz ein Grund zum Jubeln.
Der Derbysieg wurde langsam in Münchens Kneipen ausklingen lassen. Trotz des Sieges blieb an diesem Tag einfach eine ganz seltsames Gefühl.
Bilder vom Derby findet Ihr auf der Südkurven-Seite.