Zum ersten Auswärtsspiel der neuen Saison nutzte ein Teil der organisierten Fans die billige Anreise mit der Eisenbahn. Trotz diverser Aufrufe hielt sich die Zahl der Mitfahrer in Grenzen. Eine Zugfahrerszene werden wir so schnell wohl nicht mehr werden. Der Zugfahrerhaufen wurde nochmals dadurch reduziert, dass relativ zeitig ein Treffen der Auswärtsdauerkarteninhaber auf dem Busparkplatz angesetzt war, um sich über die Streichung der Option für die Pokalwettbewerbe auszutauschen. Das soll natürlich kein Vorwurf an die Organisatoren des Treffens sein, es musste schließlich genug Zeit eingeplant werden, um sich vernünftig austauschen zu können, was dann im Dialog mit einem AG-Vertreter auch geschah.
Im Waldstadion bot sich für die Südkurve München dann die erste Chance dieser Saison zu beweisen, wie lebendig sie ist und dass sie – auch über ihre soziale Funktion hinaus – ein immaterielles Gut für den Verein darstellt. Das ist mit Abstrichen gelungen. Man merkte den Leuten deutlich die Motivation und Lust am Singen an. So lag die Mitmachquote in der ersten Halbzeit sehr hoch und teilweise stimmte der ganze Stehplatzbereich in die Gesänge mit ein. So macht das Spaß, so kann man Zeichen setzen. Diese Zeichen verblassten allerdings in Halbzeit zwei wieder ein wenig. Laut singen war plötzlich nicht mehr drin, über’m Kopf klatschen fiel schwer, allgemein war der Esprit und die Dynamik raus. Ist jetzt auch kein Beinbruch, allerdings sollte sich halt in dieser schweren Zeit, in der einem vorerst nur die Auswärtsspiele bleiben den Verein zu feiern, jeder auch an die eigene Nase fassen und sich überlegen, ob er nicht noch eine Schippe drauflegen kann. Wie das funktioniert, machte uns die Nordwestkurve deutlich. Als ihre Mannschaft in Halbzeit zwei versuchte, über den Kampf vermehrt ins Spiel zu kommen, drehte die Kurve angeführt von den Ultras Frankfurt 97 komplett frei und konnte auch mehrfach das ganze Stadion zum Mitmachen bewegen. Schon zuvor hatten die Fans der Eintracht eine beachtliche Lautstärke der Heimkurve. Weiterhin eine der besten Heimkurven der Liga und das nicht nur in Bezug auf die Lautstärke. Die Frankfurter begrüßten per Spruchband zahlreiche ehemalige Stadionverbotler zurück im Stadion und würdigten ihre SV’ler auch mit einer kleinen Blockfahne. Spruchbänder gab es auch auf unserer Seite. Passend zum vorherigen Gespräch zeigten wir eine erste Tapete mit der Aufschrift „Immer dabei heißt an allem schuld? – Pro Auswärtsdauerkarte!“, in der Halbzeit gab es solidarische Grüße an die Green Brigade von Celtic Glasgow, deren Block im heimischen Celtic Park vom Verein geschlossen wurde, da dort – kurz zusammengefasst – zu viel Bewegung stattfindet. Ein drittes Spruchband setzte sich mit einem Statement von Professor Salewski in der Süddeutschen Zeitung auseinander. Während der Terror-Experte neue Leute und neue Lieder für die Kurve sucht, würden wir unserem Vorstand eher empfehlen, sich mal einen neuen Berater zu suchen.
Von den Aktivitäten der Kurve zum Geschehen auf dem Platz:
Die Diva vom Main hatte sich am Wochenende zuvor noch von ihrer launischen Seiten gezeigt und war mit 1:6 gegen den Aufsteiger aus Berlin unter die Räder gekommen. Gegen uns machten die Hessen eine bessere Figur. Zwar waren unsere Roten die absolut überlegene Mannschaft, münzten dies jedoch nur in Form von Mario Mandzukic in Zählbares um. Somit blieben die kampfbetont auftretenden Frankfurter bis zur letzten Minute im Spiel und Jerome Boateng hätte sich nicht beschweren dürfen, wenn der Referee in Nachspielzeit nochmal auf den Punkt gezeigt hätte. Ein souveräner Sieg sieht dann doch etwas anders aus, wobei wir uns an dieser Stelle auch nicht bei unseren Europapokalsiegern beschweren wollen. Gewonnen bleibt schließlich gewonnen.
Bilder vom Auswärtssieg in Frankfurt findet Ihr auf der Südkurven-Seite.