Fick Dich, Winter! Fick Dich, HSV! So dachten sich über hundert Bayernfans und trafen sich trotz schlechtem Wetter schon mittags in der Stadt. An den anscheinend durchaus motivierten Gästehaufen gab es aber aufgrund hoher Polizeipräsenz kein sinnvolles Herankommen. Ein zweiter Versuch in Stadionnähe diente dann – wenn man ehrlich ist – höchstens noch dazu, die Cops nochmal ein bisschen in Aufregung zu versetzen.Was wir nicht zu Stande brachten, machte unsere Mannschaft dann umso besser und schenkte dem HSV eine gewaltige Packung ein. Man muss sich das mal vor Augen führen: Wir haben da eine Mannschaft zerlegt, die internationale Ambitionen hegt. Der FC Bayern spielt diese Saison definitiv in einer anderen Liga. Relativierend muss man vielleicht noch dazu sagen, dass wohl kaum eine Mannschaft eine derart schlechte Arbeitseinstellung an den Tag legte, wie die des HSV. Das sind Leute, die verdienen teilweise über eine Million Euro im Jahr mit Fußballspielen und haben dann nicht mal den Ehrgeiz, wenigstens ein bisschen Schadensbegrenzung zu betreiben. Geil natürlich auch, wenn man in so einem Spiel Thomas Müller und Franck Ribery einwechseln kann. Da war sofort klar, dass die beiden keinen Bock auf Verwaltungsfußball haben würden. Zweistellig wurde es am Ende leider doch nicht, aber neun Bayern-Tore in einem Bundesligaspiel sind ja schon ein durchaus einprägsames Erlebnis.
Als es dank Xherdan Shaqiri erstmals im Kasten von Rene Adler klingelte, hatte die Südkurve gerade erstmals den Hit „Deutscher Fußballmeister FCB“ angestimmt. Sechs Tore später gab es dann kein Halten mehr. Die Meisterschale wanderte über Südkurve und Teile der Haupttribüne. Eigentlich war das gute Stück nur präventiv ins Stadion geschmuggelt (Vereinsfunktionäre verweigerten leider und unverständlicherweise eine Genehmigung) worden, falls der BVB in Stuttgart Federn lässt. Wenn der FC Bayern den Gegner und eigentlich die ganze Liga derart deklassiert, darf man die Meisterschaft aber auch mal ein bisschen verfrüht feiern. Der restliche Spieltag war sicher nicht überragend, aber durchaus akzeptabel. Leider gelang es kaum, Lieder mal etwas länger zu tragen und das lag sicher nicht daran, dass sie alle in einen Torjubel übergingen. Positiv waren hingegen zwei geile Hüpfeinlagen beim Super-Bayern, ein feiner Auftritt vom weltweit einzigen Humba-Harry und die hohe Beteiligung über einzelne Passagen.
Ansonsten gab es heute in der Südkurve eine kleine Aktion zu 10 Jahren Tavernen Crew München. An dieser Stelle auch von uns nochmal ois Guade. Einen ganz anderen Anlass gab es für das Spruchband, das wir heute zu Spielbeginn zeigten. Nico, ein Mitglied der Lost Boyz Jena, ist nach langem Kampf gegen seine Krankheit verstorben. Unser Beileid gehört seiner Familie und seinen Freunden.
Auch wenn es nach den letzten Worten etwas unpassend ist, wollen wir Euch abschließend noch ein paar Beobachtungen rund um den Spieltag mitteilen, die für den einen oder anderen jungen Bayernfan interessant sein dürften. Die Vereinsfunktionäre haben nun nicht mehr nur hinter dem Mittelblock der Südkurve Ordner in zivil im Einsatz, sondern auch direkt an den Drehkreuzen. Außerdem scheinen die Münchner Sicherheitsorgane sich von jeglicher Angemessenheit zu verabschieden. Ein junger Bayernfan wurde festgenommen, weil er von den szenekundigen Beamten telefonierend in der Nähe eines Treffpunkts der HSV-Ultras gesehen wurde. Wo – wenn die Polizei hier schon Gefahrenpotential sieht – ein einfacher Platzverweis gereicht hätte, wurde der Jugendliche einer Richterin vorgeführt, die seine Ingewahrsamnahme anordnete. Am späten Abend wurde er wieder freigelassen. Hat da nicht auch jemand das Lied von Deutschlands überlasteten Gerichten im Ohr?
Schlussendlich setzte Deutschlands beliebtester Einsatzleiter heute zum Ende noch einen drauf. Wer mit unserer Gruppe das Stadion verließ, durfte sich auf einen 40minütigen Spaziergang bei strömendem Regen über die verwaiste Esplanade freuen. Eingekesselt vom USK konnten wir uns nur im Schneckentempo bewegen. Wir haken das einfach mal als Retourkutsche für die Unruhe vor dem Spiel ab. Wer austeilen will, muss auch mal einstecken können. Da die Münchner Polizei aber nicht die Münchner Polizei wäre, wenn sie hier nicht noch einen draufsetzen würde, lief heute auch ein Zivilpolizist entgegen jeglicher Gewohnheit die ganzen 40 Minuten mitten in unserem Haufen. Mehrfach angesprochen, dass er sich doch wie seine drei weiteren Kollegen in zivil, die uns begleiteten, doch auch an den Rand gesellen könne, ignorierte der alte hässliche Mann gekonnt. Mit dem USK im Rücken konnte er sich auch sicher sein, dass jeder Versuch ihn anzufassen in einer schönen Eskalation enden würde, an deren Ende die Fans spätestens nach Auswertung der Videoaufnahmen als Verlierer dastehen würden. Ganz klar, die Polizei erfüllt eine Aufgabe in unserer Gesellschaft. Aber: Es stellt sich hier doch die Frage, was – außer reiner Provokation und dem Herbeiführen einer Eskalation – dieser Mann erreichen wollte. Weder hatte er Aussicht darauf, irgendwelche streng geheimen Informationen zu ergattern – es wusste jeder, dass er ein Zivi ist. Welche Gründe hätte es denn sonst noch geben können. Man erinnere sich, wir liefen über die menschenleere Fröttmaninger Heide und waren eingekesselt von einer der angeblich bestausgebildeten Polizeieinheiten Deutschlands. Nun ja, so hatte ein alter Mann, der in seinem Leben wohl sonst nichts hat, immerhin die Genugtuung, ein paar Leuten für eine dreiviertel Stunde auf den Sack gegangen zu sein. Fein Huaba, des hast schön g’macht. Genau wegen Leuten wir Dir hassen immer mehr junge Leute die Polizei! Zu Recht!
Ein Dankeschön geht an unsere Gäste vom FCC und FC Sankt Pauli, die diesen Spaziergang mit uns genossen.
DEUTSCHER FUSSBALLMEISTER FCB
Bilder vom Heimspiel gegen den HSV gibt es auf der Südkurvenseite.