Vorwort
Dialog unter Fanclubs, Gruppen und Cliquen
FC Bayern München – Werder Bremen
Celtic Glasgow – FC Bayern München
Leverkusen – FC Bayern München
FC Bayern München – Celtic Glasgow
Was hier und da passiert
Vorwort
Servus Bayernfans,
Wir begrüßen euch zum Heimspiel gegen die Eintracht vom Main. An das Hinspiel können sich vermutlich noch alle erinnern – der Gegentreffer in letzter Sekunde kostete uns zwei Punkte und sorgte damals für eine „Mini“-Krise, da in der Woche auch bei Aston Villa verloren wurde. Der Schrecken von damals spielt mittlerweile auf der Insel, dennoch ist der Gegner nicht zu unterschätzen. Die Eintracht liegt auf Rang 3 und scheint sich wieder auf einen Platz im Europapokal zu bewerben. Dort sind die Hessen seit einigen Jahren ja Dauergast. Interessanterweise waren sie vor nicht allzu langer Zeit eher damit beschäftigt, gegen den Abstieg zu spielen und heute gehören sie zu den Top 5 in Deutschland. Aber genug zum Gegner, für uns zählen heute drei Punkte und auf Rasen und Rängen gilt es, dafür paar Schippen draufzulegen.
In Leverkusen letzte Woche wurde sich ein Punkt ermauert und etwas Glück war auch auf unserer Seite. Aber who cares?! Der Vorsprung von acht Punkten wurde beibehalten und wenn wir am Ende der Saison weiterhin vor Leverkusen stehen, fragt doch auch niemand mehr danach, wie das Spiel Mitte Februar gelaufen ist. Natürlich laufen wir nicht blind durch die Welt und sehen schon auch die Defizite. Dass wir gegen Celtic, die international ja doch eher nicht ganz oben angesiedelt sind, nach einem gewonnenen Auswärtsspiel in letzter Sekunde ins Achtelfinale stolpern, oder in Leverkusen kein Schuss aufs Tor gebracht wird, macht bei uns niemanden glücklich. Ok, der Torjubel am Dienstag war ziemlich geil und natürlich kann sowas mal passieren. Insgesamt aber wirken die letzten Wochen auf dem Spielfeld leider etwas uninspiriert…
Aber wir wollen nicht lamentieren, sondern uns darauf konzentrieren, was wir in der Hand haben, und das ist der Auftritt der Kurve. Gegen Bremen war die Südkurve mal wieder besser aufgelegt und bei Celtic können wir insgesamt ebenfalls zufrieden sein. In Leverkusen dagegen hätte nicht nur auf dem Rasen mehr kommen müssen, auch wir hatten einiges an Luft nach oben. Gleiches gilt für Dienstag, gerade in solchen Phasen wäre es wünschenswert, wenn die Kurve etwas mehr aus sich rausholt und die Mannschaft nach vorne treibt. Dass sie es kann, hat sie ja auch schon öfter gezeigt. Mit Frankfurt und Stuttgart haben wir jetzt zwei sportlich wichtige Spiele vor uns, mit jeweils einem Gegner auf der anderen Seite, wo ein bisschen vor sich hin murmeln nicht ausreichen wird – Vollgas geben, Südkurve!
Ein anderes Thema, das viele von uns in den letzten Tagen bewegt hat, und was alles andere in den Hintergrund rücken lässt, war der Anschlag in München. Sowohl in Leverkusen als auch gegen Celtic zeigten wir uns per Spruchband solidarisch und drückten unsere Anteilnahme aus. Wir sind geschockt über den Vorfall, der sich im Herzen unserer Stadt abgespielt hat, nur wenige Meter von dem Ort entfernt, wo wir kommenden Donnerstag das 125-jährige Jubiläum unseres Vereins feiern werden. Trotz des Schocks und der Trauer in uns, ein Anschlag wie dieser darf nicht zur weiteren Spaltung unserer Gesellschaft beitragen und den politischen Diskurs noch weiter nach rechts drücken. In Momenten wie diesen ist es wichtig, dass wir zusammenhalten und ein Anschlag wie dieser nicht zur Instrumentalisierung durch die Politik genutzt wird, deren Haupt-Ansinnen anscheinend ist, sich mit noch härteren Forderungen zu überbieten. An erster Stelle stehen die Opfer und ihre Angehörigen.
In Gedenken an die Opfer des Anschlags!
MÜNCHEN HÄLT ZAM!
SÜDKURVE MÜNCHEN SIND WIR
Dialog unter Fanclubs, Gruppen und Cliquen
In der Saison 12/13 haben wir zum ersten Mal damals noch mit einem Brief an alle eingetragenen Fanclubs den Dialog in großem Maßstab gesucht. Es folgten regionale Treffen von Vertretern der Südkurve mit Fanclubs in über 40 Regionen mit regem Austausch und Diskussionen. Bei den Treffen haben die Vertreter der Südkurve aktuelle Themen und Projekte aus der Kurve vorgestellt und anschließend Fragen zu verschiedenen Themen beantwortet. Diese Treffen haben den Zusammenhalt und die Vernetzung stark verbessert und die Entwicklung der Südkurve sehr positiv geprägt. Wir haben seitdem viel erreicht:
– Stehplätze von Eckfahne zu Eckfahne, freie Blockwahl, eine Lautsprecher-Anlage und eine breite Aufstellung der Gruppen der Südkurve haben die Stimmung bei Heimspielen stark verbessert.
– Die AKFD-Kartenprogramme haben die Möglichkeit für nachrückende Generationen geschaffen, Karten für die Südkurve zu bekommen.
– Wir haben zusammen unter dem Dach Club Nr. 12 große Choreografien durchgeführt und beeindruckende Bilder erzeugt.
– Große Südkurve Feiern unter anderem im Stadion und die Feier zum 120. Vereinsjubiläum im Löwenbräukeller haben unsere Gemeinschaft gestärkt. Die neue Südkurve-Zaunfahne im Mittelrang repräsentiert diese Gemeinschaft.
– Wir haben unsere Reichweite und Gemeinschaft genutzt, im Rahmen von „Südkurve hilft“ große Summen für den guten Zweck zu sammeln.
Alles in allem haben wir in den letzten Jahren riesige Schritte als Kurve gemacht und bewiesen: Wir können sehr viel erreichen, wenn wir zusammen an einem Strang ziehen.
Jetzt wollen wir den Zusammenhalt und die Zusammenarbeit in der Südkurve nochmal intensiveren. Wir versprechen uns davon, in allen Bereichen nochmal mehr Gas geben zu können. Zusammen können wir noch viel viel mehr erreichen. Dafür brauchen wir Eure Hilfe. Wir wenden uns an Fanclubs, egal ob bei Bayern eingetragen oder nicht, aber auch an kleine Gruppen und Cliquen, die zusammen zum Fußball fahren. Wir wollen zusammen mit Euch den Dialog innerhalb der Südkurve weiterentwickeln und dabei Eure Ideen und Vorschläge einbeziehen, welche Themen Euch interessieren, über welche Kanäle und auf welche Art und Weise wir uns optimalerweise austauschen und wie sich alle, die wollen, einbringen können.
Nehmt Euch ein paar Minuten für eine Umfrage, wenn Ihr Interesse daran habt. SÜDKURVE MÜNCHEN SIND WIR
FC Bayern München – Bremen 3:0
Das Jahr ist 38 Tage alt und wir bestreiten bereits das fünfte Heimspiel im laufenden Kalenderjahr. Gerade angesichts der Temperaturen um den Gefrierpunkt kommt da irgendwie wenig Freude auf. Klar, wir gehen alle gerne zum Fußball, sonst wären wir nicht Woche für Woche da. Aber dass Januar und Februar nicht gerade die besten Monate für Spiele sind, wissen wir ja auch alle. Da macht es dann einfach bisschen weniger Spaß…
Wenig Spaß dürften die Gäste bei der Terminierung des Spiels gehabt haben. An einem Freitagabend nach München – für die Bremer*innen das dritte Spiel in München in Folge, das nicht an einem Samstag stattgefunden hat. Wenn ein Blick auf die weiteren Termine von Werder geworfen wird, dann lässt sich feststellen, dass es die DFL des Öfteren nicht gut mit ihnen meint. Grund genug also, dass wir uns gemeinsam mit den Bremer*innen dem fanpolitischen Thema Anstoßzeiten widmen. Wenn wir ehrlich sind, ein Thema, das im Alltag oft etwas hinten runterfällt und nur in besonders krassen Konstellationen (wie die aktuellen Ansetzungen von Werder) auf die Agenda kommt. Wenn man bedenkt, dass Pro 15:30 eine der ersten großen fanpolitischen Kampagnen in Deutschland war, bisschen schade. Denn beschissene Ansetzungen gibt es eigentlich genug. Wir zeigten „Werder Bremen: Freitag in München – Freitag in Freiburg. DFL : Feind der Fans – es reicht! 300km-Regel am Freitag einhalten!“. Auf Bremer Seite „Gegen euren Vermarktungswahn. Für fangerechte Anstoßzeiten“ inklusive PRO Samstags 15:30 Fahne. Passend zu den Spruchbändern, wechselten sich die beiden Kurven mit lauten „Scheiß DFL“ Rufen ab.
Zugegeben, aus Heimfan-Sicht ist der Freitagabend Termin eigentlich ganz geil und wenn die Distanz überschaubar ist (wie bei Einhaltung der 300km Regel), für Gäste doch auch irgendwie. Aufgrund des anstehenden Wochenendes ist in der Regel eh früher Feierabend und 20:30 Uhr Anstoß kein großer Stressfaktor. Das restliche Wochenende steht dann noch komplett zur Verfügung. Da kann dann wahlweise irgendwo anders Fußball geschaut werden oder die Zeit wird genutzt, um Sachen zu erledigen, die halt so anfallen. Also halt das, wofür andere Menschen das Wochenende nutzen. Daher ist die Stimmung freitags oft ganz gut, die Leute sind ausgelassen, freuen sich aufs Wochenende und da singt es sich dann gleich losgelöster. Mit der Erwartung ging es in den Spieltag und die wurde auch einigermaßen erfüllt. Schienen die Stimmbänder gegen Kiel und Bratislava etwas eingefroren, knallten die Gesänge heute wieder deutlich lauter aus der Kurve heraus. Das war alles in allem schon zufriedenstellend, auch wenn ich feststelle, dass ich mir geistig kein Highlight notiert hab. Aber auch keinen Ausreißer nach unten, daher passables Heimspiel der Kurve.
Waren die Bremer*innen zuletzt für mich in München immer einer der besseren Gästeblocks, war es dieses Mal auf deren Seite etwas weniger. Ob es an der nervigen Anstoßzeit lag oder ob es andere Gründe hatte, kann ich nicht sagen. Aber auf alle Fälle ein Abfall zu den beiden Begegnungen bei uns. Klar, die letzte Begegnung wurde vor knapp 12 Monaten auch mit 1-0 gewonnen, das hatte damals mit Sicherheit einen positiven Effekt.
Dieses Mal war die Wahrscheinlichkeit auf ein Gästetor sehr gering, ich glaub aufs Tor ging letztlich kein einziger Schuss. Da auch wir in Halbzeit 1 nur schwer in die Gänge kamen, ging es mit 0-0 in die Kabine. Den zweiten Durchgang eröffnete Kane dann direkt mit einem Lattenkracher und setzte das Signal für die 45 Minuten. Und auch wenn am Ende zwei Elfmeter benötigt wurden, schlussendlich war das 3-0 verdient und zumindest für eine Nacht war der Abstand auf Leverkusen auf 9 Punkte angewachsen. Da die Werkself am nächsten Tag nicht über ein 0-0 bei der anderen Werkself hinauskam, geht es mit acht Punkten Vorsprung zum Spitzenspiel.
Unterstützung erhielten wir an dem Abend von unseren Freunden und Freundinnen aus Bochum und Jena – vielen Dank dafür!
Die Bilder zum Spiel sind demnächst hier verfügbar
Celtic Glasgow – FC Bayern München 1:2
Auf alle Fälle Insel – das war nach Ende der Gruppenspiele klar. City oder Celtic, wer da von beiden Wunschlos war, dürfte klar sein. Bei City waren wir zum einen in den vergangenen Jahren schon echt oft, während Spiele in Glasgow seltener sind. Zum anderen war die Hoffnung auf etwas mehr Fanfreiheiten da, immerhin ist Celtic der Club mit einer der größten Ultraszenen auf der Insel. Was weniger groß ist: das Angebot an bezahlbaren Flügen. Bezahlbare Direktflüge waren absolute Mangelware, so dass von allen möglichen Flughäfen Deutschlands sich Bayernfans auf den Weg machten, um über diverse Umstiegsflughäfen nach Glasgow bzw. Edinburgh zu kommen. Schlecht für die eigene CO2 Bilanz und schlecht fürs Bankkonto. Irgendwo verständlich, dass es bei dem ein oder anderen Fan nicht mit dem Spiel geklappt hat. Noch dazu, wenn kurzfristiger Urlaub in der Arbeit auch ein Thema ist. Dennoch etwas schade, dass aus den Gruppen der Südkurve bei dem Spiel deutlich weniger Leute als gewohnt da waren. Gerade am Spieltagsvorabend kamen sich die Anwesenden wie in einer Zeitreise vor und fühlten sich 15 Jahre zurückversetzt. Am Spieltag sah das Ganze schon bisschen besser aus aber mit so wenig Leuten waren wir schon lange nicht mehr bei einem Spiel. Aber das Problem ist da halt einfach die Reform. Wir hatten es ja bereits immer wieder, die ist einfach zum Kotzen. Und sollten wir jetzt Anfang März Achtelfinale spielen, haben wir bereits so viele Europapokalspiele wie vergangene Saison und da waren wir im Halbfinale.
Dass weniger Leute nicht nur nachteilig sind, durften die Organisatoren des Treffpunkts und der Anreise zum Stadion feststellen. Ein größerer Wetherspoon Pub (gibt es außer Wetherspoon überhaupt noch größere Pubs?!) war ausreichend und auch die Bahn bot Platz für unseren Haufen. Die restlichen zehn Minuten zum Stadion wurden dann noch zu Fuß zurückgelegt, wobei hier bereits auffiel, dass Polizei da war, sich aber sehr zurückhaltend zeigte. Der entspannte Eindruck setzte sich am Stadioneinlass fort: Material ging ohne größere Kontrolle rein, Trommeln und Megafone wurden einfach durch ein Tor rein gegeben. Selten war das alles so entspannt wie hier und das setzte sich bis zum Ende des Tages fort. In meinen Augen ein Lehrbeispiel, wie es auch laufen kann. In der Regel ist man ja in Europa schon froh, wenn Zaunfahnen kein größeres Thema sind, Trommel und Megafon sind ja eh schon meistens fernab von jeder Realität. Und oftmals warten die Bullen nur auf den geringsten Anlass, die Situation eskalieren zu lassen. Vielleicht sollten sie sich da in einigen Ländern mal ein Beispiel nehmen…
Der Celtic Park war bei unserer Ankunft im Block noch menschenleer, aber machte gleich einen ordentlichen Eindruck. Inseltypisch kamen die Massen kurz vor Anpfiff. Gefühlt einmal wegschauen und alle Plätze waren belegt. Im Vorfeld wurde ja bereits viel über die Atmosphäre im Paradise geschrieben und auch wenn es paar Mal utopisch laut wurde, das YNWA geil war (besser als ich es mal in Liverpool gesehen hab): ansonsten war das schon eher bescheiden. Also mal wieder mehr Mythos als Realität. Und ja, beim vermeintlichen 1:0 nach 25 Sekunden war der Jubel auch geil aber wenn überall zu lesen ist, wie krass das sein soll, dann frag ich mich schon, ob ich einfach nur Pech hatte oder die Leute ne falsche Wahrnehmung. Die Green Brigade wirkt insgesamt bisschen isoliert, die machen 90 Minuten ihr Ding, ohne das der Rest sich mitreißen lässt. Die Gruppe Bhoys in der anderen Ecke geht komplett unter. Ich will hier auch kein Celtic Bashing betreiben, sondern nur wiedergeben, wie ich das erlebt hab. Die Choreografie zum Spielbeginn hat mir dagegen gut gefallen und zur zweiten Halbzeit kam noch die fast erwartete Äußerung zum Thema Israel. Dass bei Celtic da eine andere Sicht auf den Konflikt ist als bei uns, ist mit Sicherheit mit der Geschichte zu begründen. Celtic ist ja ein Verein, der sich pin der Tradition Irlands sieht und daher kann ich verstehen, dass der Blickwinkel ein anderer ist. Dennoch würde ich sagen, dass es ein sehr einseitiger Blick ist, wo vielleicht doch etwas mehr Differenziertheit angebracht wäre.
Der Gästeblock zeigte sich zu Beginn von seiner guten Seite, was jedoch nicht über die gesamte Spielzeit galt. Es gab mehrere Phasen, in welchen viele Leute doch nur Fußball schauen wollten. Es gab zwar immer wieder Ausreißer nach oben, dafür waren aber auch einige Sachen dabei, die gewöhnlich laut werden und dieses Mal etwas halbherzig rüber kamen. „Wir sind Bayern, wir sind München“ oder „Way to Amarillo“ wären da zu nennen. Zumindest bei mir kamen die beiden Sachen sehr schlecht an, wäre natürlich interessant wie es von außerhalb war. Gerade in den letzten zehn Minuten wurde dann nochmals versucht, gegen die aufkommende Euphorie im Park anzukommen, was einigermaßen gelang. Denn unnötigerweise wurde ein total dominantes Spiel am Ende noch fast aus der Hand gegeben. Da aber der Ball nur einmal ins eigene Netz einschlug, reichten die beiden schönen Tore von Olise und Kane für den ersten Europapokal -Auswärtssieg außerhalb Deutschlands (Donezk war ja auf Schalke) seit Dezember 2023. Der vermeintliche Auswärtsfluch ist passenderweise in der KO-Phase gebannt worden und die Ausgangslage für das Spiel in München ist ordentlich. Beim Lesen der Zeilen wisst ihr dann schon, ob es für das Achtelfinale gereicht hat und wohin es gehen wird. Nicht unerwähnt soll ein Spruchband von MRP „FCB AG‘S ATTITUDE IS LIKE ITS JERSEYS: UNRECOGNIZABLE. EVEN UEFA-MAFIA SAYS: RED-WHITE IS THE ONLY OPTION!“ bleiben. Von Seiten der UEFA wurde unser aktuelles Heimtrikot aufgrund des Rückenflock beanstandet und angeboten, dass anstatt schwarz der Flock weiß sein könnte. Wäre zumindest ein kleiner Schritt Richtung rot-weiße Trikots. Von Seiten des FC Bayern wurde dies jedoch abgelehnt, somit wird die Mannschaft in der laufenden Saison nur noch im Auswärts- oder Europapokaltrikot auflaufen. Lässt einen auch nur den Kopf schütteln…
Für uns ging es nach der obligatorischen Blocksperre zurück Richtung Innenstadt, wo wahlweise noch ein Pub oder das Hotelzimmer aufgesucht wurden. Donnerstag ging es zurück nach München, bevor es nur zwei Tage später zum Spitzenspiel nach Leverkusen gehen sollte.
Für die Unterstützung bedanken wir uns bei den Leuten aus Bochum, Hamburg und Jena, die trotz der kurzfristigen Ansetzungen die Reise auf sich genommen haben!
Hier findet Ihr demnächst die Bilder vom Trip auf die Insel
Leverkusen – FC Bayern München 0:0
Ich hadere mit mir selbst… bei 8 Punkten Vorsprung macht es Sinn, Kraftreserven zu sparen, der Verfolger ist trotzdem auf Abstand gehalten und dass Leverkusen als bessere Mannschaft mit nur einem Punkt aus dem Spiel rausgeht, ist vielleicht auch ein kleiner Ausgleich dafür, wie viele Spiele in den letzten anderthalb Jahren kurz vor knapp noch zu ihren Gunsten ausgingen, also ist doch eigentlich alles in Butter.
Mich nervt an sich auch die ständige Nörgelei trotz Tabellenführung, als Fan würde man sich aber halt schon mal wünschen, dass wir uns in einem solchen Spitzenspiel auch als Spitzenmannschaft präsentieren, uns vielleicht auch Selbstbewusstsein für noch kommende Aufgaben holen, Munich calling und so… Hat halt so gar nicht den Eindruck gemacht, als könnten wir, wenn wir wollten, das Spiel offen gestalten. Aber sei’s drum…
Nachdem Leverkusen aufgrund von Pyro-Einsatz im vorherigen Spiel eigentlich sogar Zaunfahnen verboten hatte, wurde daraus dann doch nur ein Materialverbot “light” gemacht. Änderte nichts an unserer Reaktion darauf, die mittlerweile bekannt sein dürfte. Solche armseligen Versuche von Erziehungsmaßnahmen laufen ins Leere. Ihr verbietet uns Dinge wegen Pyro, ihr bekommt mehr Pyro. Tit for tat. Danke – Bitte. Und hätte es ansonsten in Leverkusen nicht gebrannt, gab es so eben doch 30 Fackeln zum Einlaufen der Mannschaften. Die Stimmung im Gästeblock war derweil abschließend eigentlich ganz eingängig. Man merkte durchaus, dass uns Bayern-Fans das Spiel etwas bedeutete. Viele Leute beteiligten sich an den Gesängen, bei Klatsch-Einlagen gingen ebenso viele Hände hoch. Allerdings findet gerade bei einer bedeutenden Partie die Stimmung aber nicht losgelöst vom Geschehen auf dem Rasen statt und über ein gewisses Grundniveau schlug der Pegel dann eben nicht nach oben aus. Ein bezeichnendes Beispiel hierfür war eine Situation in der zweiten Hälfte. Eine unserer wenigen Offensivaktionen und wir bekamen einen Einwurf am Leverkusener 16er zugesprochen. Sofort waren die Leute da, hingen auf dem Zaun, riefen den Spielern Ermunterungen zu. Der ganze Block wurde laut. Jedoch nur für einige wenige Sekunden, denn wir verloren den Ball direkt wieder durch einen falschen Einwurf. Das sind solche Bruchpunkt-Momente, ähnlich dem Sane-Kopfball in Rotterdam. Da weiß man einfach, dieser Tag ist verhext. Ein “Deutscher Meister wird nur der FCB” gabs zum Ende trotzdem nochmal, aber ebenso wie in Rotterdam hatte man wiederum das Gefühl, die Mannschaft hätte sich etwas mehr gewünscht, als die Kurve zu geben bereit war.
Spruchbänder hatten wir noch auch noch dabei. Einerseits beteiligten wir uns am Aktions-Spieltag, der vom Dachverband der Fanhilfen angestoßen wurde. Die Fanhilfen sind in erster Linie dazu da, Fans bei der Wahrnehmung und Durchsetzung ihrer bürgerlichen Rechte zum Beispiel vor Gericht zu unterstützen, aber eben auch, um Lobbyarbeit für unsere Interessen als Fußballfans zu machen. Da just am nächsten Wochenende die Bundestagswahl ansteht (bzw. anstand), wollten wir einmal die Gelegenheit nutzen, auf Themen, die für uns Fans relevant sind, aber jetzt nicht, wie zB der Investoreneinstieg, groß im Licht der Öffentlichkeit stehen. Meist geht es bei den betreffenden Gesetzen darum, dass die Polizei mehr Befugnisse erhält, leichter in das Privatleben von Menschen eindringen kann, Strafmaße verschärft werden und generell mit Kanonen auf Spatzen geschossen wird. Während die Leverkusener diese Punkte mit einzelnen Spruchbändern thematisierten, fassten wir die grundlegende Message mit einem: “Hört auf die Stimme der Fans: Bullen kontrollieren statt Bürger schikanieren” zusammen.
Politik ist schon immer ein etwas schwieriges Thema, aber nun wird es noch schwerer. Die meisten waren gerade noch auf dem Rückweg aus Glasgow, als sie mitbekamen, dass zu Hause jemand mit einem Auto in einen Demonstrationszug gerast war. Es passieren täglich auf der Welt schlimme Sachen, aber man darf so ehrlich sein, dass es einen meistens nur richtig tangiert, wenn es in der eigenen Lebensrealität passiert. Uns war es deshalb wichtig, allen Betroffenen des Anschlags nochmal unsere Solidarität auszusprechen: “Solidarität mit allen Betroffenen. München hät zam” war die Message. Kurz nach Anpfiff kam dann leider die traurige Nachricht durch, dass Amel und Hafsa im Krankenhaus ihre Verletzungen durch den feigen Attentäter nicht überlebt haben. Wir wünschen, dass den beiden die Erde leicht ist und sie eine gute letzte Reise haben.
Wir gedachten mit Nane auch einem Mitglied unserer Gruppe, die vor 10 Jahren von uns gegangen ist. Mit ihrer Familie war sie fester Teil eines zentralen Freundeskreises in unserer Gruppe und ihr Tod traf uns damals unerwartet und schwer. Wir vergessen sie nicht.
Ruhet in Frieden.
Die Bilder zum Spiel sind demnächst hier verfügbar
FC Bayern München – Celtic Glasgow 1:1
Kalenderwoche 9, Pflichtspiel Nummer 11. Und das Ganze, obwohl wir im Pokal ja schon raus sind. Aber hilft ja nichts und so wünschte ich meinen Kolleg*innen einen schönen Feierabend und machte mich auf den Weg nach München, um ein weiteres mal den FC Bayern mit meiner Anwesenheit zu beehren. Ich muss zugeben, nach dem Spiel in Leverkusen war ich dann doch schon gut angespannt, ob die Reise nochmal weiter geht oder ob sie doch schon in den Play-Offs zu Ende ist.
Für uns als Südkurve begann wie immer der Spieltag am Südkurvenplatz, ehe es dann gemeinsam ins Stadion ging.
Wie bestimmt jeder mitbekommen hat, kam es am 13. Februar zu einem Anschlag in unserer Stadt, welcher zwei Tage später einer Mutter und ihrer Tochter das Leben kostete. Um unser Mitgefühl auszudrücken, gab es zur Schweigeminute ein großes Spruchband vor der Kurve mit der Aufschrift: „In Gedenken an Amel und Hafsa – München hält zam“. Ergänzt wurde dies mit „Bestürzt in tiefer Trauer und entschlossen gegen die gesellschaftliche Spaltung“. Damit wollen wir darauf hinweisen, dass solch schreckliche Taten derzeit oft für Hass und Hetzte benutzt werden. Die Opfer sind dabei dann doch ziemlich egal, so lange der Täter ins Bild passt.
Obwohl ich uns eigentlich schon als sehr heimstark bezeichnen würde, war ich mir, wie oben bereits erwähnt, doch etwas unsicher, wie das heute läuft. Entweder wir hauen die mit 5:0 raus oder wir fliegen selbst, war meine Vorstellung. Mit Anpfiff zeigte sich dann aber, dass ich zurecht Pessimist bin und uns bot sich ein mittlerweile gewohntes Bild. Anders als in Leverkusen hatte unsere Mannschaft zwar die Oberhand, aber wie so oft brachte man den Ball dann doch nicht ins Tor. Während man vorne nichts trifft, brennts hinten lichterloh und bei gefühlt jedem Angriff von Celtic wuchs mir ein weiteres graues Haar auf dem Kopf. Natürlich wurde das Ganze dann in der 63. Minute ausgenutzt und so heißt es dann 1:0 für Glasgow. Wenn das so weitergeht kommen nochmal 30 Minuten drauf. Zum Glück hatte man ja das Hinspiel 2:1 gewonnen und so stand es nun im Gesamten 2:2.
So wirklich Bock auf Verlängerung hatte niemand und auch jetzt verzweifelte man wieder vorm Tor. Aber aller guten Dinge sind drei und so landete der Ball, nachdem er zuvor zwei Mal ganz knapp am Tor vorbei ging, in der 94. Minute endlich im Tor. Endlich. Mit einem brutalen Torjubel zogen wir nun doch ins Achtelfinale ein. Von der Menge an Spielen wäre das eigentlich schon das Halbfinale…
Die Stimmung in der Südkurve würde ich als solide bis gut beschreiben. Zwar immer wieder mal zäh, aber die meiste Zeit war das schon mehr als zufriedenstellend. Fürs Achtelfinale legen wir und die Mannschaft einfach noch einen drauf.
Neben dem oben bereits geschriebenen Spruchband gabs an diesem Abend noch zwei weitere Spruchbänder für unsere Freund*innen aus Hamburg. Mit „Gingen zu St. Pauli und lernten wieder und wieder ACAB statt ABC – Nicht nur in LE: Alle Bullen sind Schweine! Gute Besserung allen Braun-Weißen!“ schickten wir Genesungswünsche an alle St. Paulianer und St. Paulianerinnen, welche bei ihrem Auswärtsspiel in Leipzig von den Bullen grundlos verletzt wurden. Mit „St. Pauli verliert zwei seiner treuesten Menschen – Ruht in Frieden Andy und Bernd“ gedachten wir zwei verstorbenen Urgesteinen aus der Fanszene von St.Pauli.
Vielen Dank an Ultrà Sankt Pauli und die Südkurve Jena für ihren Besuch und die Unterstützung am heutigen Abend.
Die Bilder vom Spiel findet Ihr demnächst hier
Was hier und da passiert
Deutschland:
Im Vorfeld der anstehenden Bundestagswahl hat der Dachverband der Fanhilfen in Deutschland sieben Forderungen aufgestellt, die eine kommende Bundesregierung umsetzen sollte, um die Bürgerrechte von Fans zu stärken. Neben der (bisher erfolgreichen) Verhinderung der Chatkontrolle, der Abschaffung der Datei Gewalttäter Sport und einer Kennzeichnungspflicht für Polizist*innen wird auch eine Abschaffung des §114 StGB gefordert, der „Angriffe“ (unter Umständen zum Beispiel ein Schubser) auf Polizist*innen unter härtere Strafe stellt, als Angriffe auf Normalbürger*innen.
Ganz grundsätzlich lehnt der Dachverband der Fanhilfen außerdem eine weitere populistische Verschärfung der Repression gegenüber Fußballfans ab. „Wer glaubt, sich erneut auf Kosten von Fußballfans politisch profilieren zu können, befindet sich auf dem Holzweg. Wir sind nicht bereit, weitere sicherheitspolitische Verschärfungen auf unserem Rücken zu akzeptieren. Die angedrohten Gesetzesverschärfungen betreffen fundamentale Grundrechte und sollen diese weiter maßgeblich einschränken“, so Linda Röttig, Vorstandsmitglied der Fanszenen Deutschlands.
Die Forderungen wurden durch einen Aktionsspieltag mehrerer deutscher Fanszenen unter dem Motto „Hört die Stimme der Fans“ am vergangenen Spieltag begleitet, auch wir zeigten in Leverkusen ein kleines Spruchband.
Das ganze Positionspapier des Dachverbandes findet ihr hier
Niedersachsen:
Erneut steht das anstehende Derby zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig unter keinem guten Stern. Sollte nach dem vergangenen Spiel, bei dem beide Fanszenen boykottierten, in der jeweils anderen Stadt demonstrierten und es am Ende trotzdem noch zu Auseinandersetzungen kam, eigentlich jedem klar sein, dass der Einfall der niedersächsischen Innenministerin Behrens nach hinten losgegangen ist, scheint dies bei den Sicherheitsbehörden noch nicht angekommen zu sein.
So wurde das Gästekontingent für das anstehende Spiel in Hannover um 40% reduziert. Unter dem Motto „Keine halben Sachen – volles Gästekontingent!“ hat die Braunschweiger Fanszene dazu aufgerufen, keine Tickets im Vorverkauf zu erwerben und sich auf Protestaktionen einzustellen und an diesen teilzunehmen. Dabei gehe es den Braunschweiger*innen weniger um die tatsächliche Zahl (so sei auch ein vernünftiger Auftritt mit 2.500 Fans in Hannover möglich), sondern ums Prinzip und die Angst davor, dass dieses Beispiel Schule mache, wenn man dem nicht von vornherein einen Riegel vorschiebe.
Somit werdet ihr vermutlich auch in den nächsten Wochen an dieser Stelle mit Infos aus Niedersachsen versorgt werden, denn wie so oft gilt: Wehret den Anfängen. Was heute noch undenkbar scheint, kann – gerade in Bayern – schon morgen Realität sein.