Vorwort
FC Bayern – VfB Stuttgart
VfL Wolfsburg – FC Bayern
Es ist noch nicht zu Ende…Nein zu Investoren in der DFL!
Stellungnahme Fanszenen Deutschlands
Sambenedettese Calcio
Ultras Bochum 99
Was hier und da passiert
Termine
Vorwort
Servus Bayernfans,
frohes neues Jahr – 11 Tage nach Jahresbeginn kann das noch gesagt bzw. geschrieben werden. Neues Jahr und dann das letzte Hinrundenspiel – klingt irgendwie erstmal falsch. Aber gut, gibt es auch nicht zum ersten Mal, dass die erste Halbserie im neuen Kalenderjahr endet.
Die Hinrunde ist also so gut wie geschafft, Zeit einen kurzen Blick zurück zu werfen. Sportlich sind wir einigermaßen im Soll, auch wenn gerade das Ausscheiden in Saarbrücken immer noch ärgerlich ist. Ende Mai ein freies Wochenende zu haben, anstatt nach Berlin zu fahren, mit der Vorstellung kann sich niemand anfreunden. In Europa gibt es bislang nichts zu meckern und mit Lazio Rom geht es im Achtelfinale zu einem attraktiven Gegner. Viele von uns freuen sich auf den Trip in die Ewige Stadt, hoffen wir, dass sich Mannschaft und Kurve bei den beiden Spielen in Europapokal-Form präsentieren. Und wer weiß, wer weiß, vielleicht geht es Ende der Saison nach London. Ok, ist vielleicht jetzt noch bisschen Träumerei aber träumen wird ja erlaubt sein.
In der Liga scheint es mit Leverkusen dieses Jahr einen Konkurrenten zu geben, der keine größeren Schwächen zulässt, weshalb es wichtig ist, heute gleich mit drei Punkten vorzulegen, um nicht den Anschluss zu verlieren. Klar, noch niemand war nach 16 Spieltagen Deutscher Meister und bei Leverkusen erwarten alle ja auch immer einen sportlichen Einbruch. Ob es jetzt mit dem parallel stattfindenden Afrika-Cup soweit ist, werden wir in den kommenden Wochen sehen. Dennoch, insgesamt wirkt das Ganze sehr stabil und einfach auf das Einbrechen der Konkurrenz zu setzen, sollte natürlich auch nicht der Anspruch sein. Deswegen 9 Punkte aus den kommenden drei Heimspielen holen und dann mal schauen was die anderen machen.
Apropos Anspruch: auch wir als Kurve haben einen gewissen Anspruch. An manchen Tagen werden wir diesem gerecht, an manchen leider weniger. Mit Blick auf die Hinrunde lässt sich festhalten, dass wir alles in allem ganz ordentlich unterwegs waren, auch wenn gerade bei Heimspielen die Ausreißer nach oben leider etwas ausblieben. Klar, bei manchen Spielen ließ sich das Potential erahnen, besonders die drei Europacup-Heimspiele bleiben in guter Erinnerung. Da waren wir bei allen Partien mehr als zufrieden. Und auch in der Liga waren mit Leverkusen und Stuttgart gute Tage dabei. Dennoch ist da das Gefühl, dass noch mehr möglich ist und wir noch auf einem besseren Niveau sein könnten, wenn wir alle jedes Spiel unser Bestes geben. Das sollte das Ziel von uns allen sein: eine bunte und lautstarke Südkurve und das nicht nur in bestimmten Momenten, sondern mit einer gewissen Konstanz. Wobei, bezüglich Konstanz lässt sich zumindest positiv festhalten, dass es bei keinem Spiel einen Totalausfall der Kurve gab. Das gab es ja in der Vergangenheit immer wieder und erfreulicherweise schafften wir es bislang ohne einen solchen durch die Saison.
Aber genug analysiert, hauen wir heute einfach einen raus und starten gut gelaunt ins Wochenende.
Weniger gute Laune herrscht dagegen in den deutschen Fanszenen aufgrund der Entscheidung der DFL bezüglich eines möglichen Investoreneinstiegs. In der heutigen Ausgabe wollen wir nochmals auf das Thema eingehen, welches die letzten beiden Spieltage bestimmte. Die Proteste rund um dieses Thema dürften alle Lesenden mitbekommen haben, von 12minütigen Stimmungsboykott über Spielunterbrechungen war einiges geboten. Wir haben uns gegen Stuttgart und in Wolfsburg ebenfalls an den 12 Minuten Schweigen beteiligt. Um nochmal alle auf den neuesten Stand zu bringen, findet ihr auf den folgenden Seiten noch einmal einen Text zur Thematik. Und da das Thema für uns noch längst nicht erledigt ist, werden wir auch die nächsten drei Heimspiele (Hoffenheim, Bremen und Union) mit 12 Minuten Schweigen in die Partie starten.
Die letzten Zeilen widmen wir einer Person, die Anfang der Woche von uns gegangen ist und die wie wenige unseren Verein, aber auch den deutschen Fußball, geprägt hat. Für viele von uns war Franz Beckenbauer ein Kindheits- und Jugendidol, mit dem viele positive Erinnerungen verbunden sind. Und auch wenn sein Andenken in den letzten Jahren einige Kratzer bekommen hat, trauern wir um diese einzigartige Persönlichkeit. Die Lichtgestalt geht auf seine letzte Reise – Ruhe in Frieden Kaiser!
FC Bayern München – VfB Stuttgart 3:0
Zum letzten Heimspiel des Jahres gastierte der VFB Stuttgart in München. Die Südkurve nahm dies zum Anlass, um sich am dritten Advent um 16 Uhr am Südkurvenplatz zu treffen. Bei winterlichen Temperaturen wurden sich ein zwei Sonntagsbiere einverleibt und meinerseits nochmal der Lernzettel für die am nächsten Tag anstehende Prüfung durchgelesen. Gegen 18 Uhr gings ins Stadion und anlässlich des letzten Heimspiels wurden nach den Drehkreuzen fleißig Glühweingutscheine verteilt welche bei den Temperaturen auch dringend nötig waren, vielen Dank dafür also.
Im Stadion galt heute wie auch schon in anderen Stadien unseren Unmut über den neuen Investoren-Deal der DFL auszudrücken. Dafür wurde hinter einem großen Spruchband mit der Aufschrift „Wir werden kein Teil eueres Deals sein – Scheiß DFL“ die ersten 12 Minuten des Spiels geschwiegen. Um zu checken, was dieser Deal früher oder später bedeuten wird, reicht ein einfacher Blick nach Spanien, kein Spiel mehr zeitgleich und der Supercup findet in Saudi Arabien statt. Auch wenn zunächst groß gesprochen wird „jaaaa die haben kein Mitspracherecht bei Anstoßzeiten etc.“, weiß man ja wie schnell sowas auch vergessen werden kann… Aber genug dazu.
Die Stuttgarter schlossen sich nicht nur auf den Rängen dem Protest an, sondern schwiegen die ersten Minuten auch auf dem Spielfeld und so landete der Ball bereits in der zweiten Spielminute im Schwabentor. Während sich die Stuttgarter-Mannschaft so langsam wieder fing und dann auch deutlich mehr Ballbesitz hatte, schepperte ab der 13. Spielminute ein lautes „Scheiß DFL“ durch die Arena. Zwar war der Start in den ersten Minuten nach dem Schweigen durchaus gut, kam man meiner Meinung nach aber nie so wirklich in Fahrt. Zweifacher Videoschiedsrichter und vor allem ein leider längerer medizinischer Notfall trug da natürlich nicht positiv bei. Die zweite Hälfte machte da deutlich mehr Spaß, eigentlich sollte aber gegen Stuttgart schon deutlich mehr drin sein. Naja, Sonntagabend ist halt immer so ein Thema. Auf dem Feld legte der FC Bayern ebenfalls wieder gut los und so hieß es in der 55. Spielminute 2:0 erneut durch Harry Kane. Ansonsten auch wieder das gleiche Bild wie in Hälfte eins, Stuttgart zwar mit mehr Ballbesitz, kamen aber nie wirklich an der Abwehr vorbei. In der 62. Minute folgte dann die Entscheidung durch Kim und in der letzten Halben Stunde passierte auf dem Rasen nicht wirklich etwas Erwähnenswertes. Auf den Rängen bleiben noch die durchaus feinen Pöbeleien zu erwähnen, aber ansonsten kann man auch zum Auftritt der Gäste sagen „nicht schlecht, aber auch nichts Außergewöhnliches“.
Spruchbänder gab es auf unserer Seite heute einige. Zum 20ten Jubiläum der Enfants Terribles sendeten wir unsere Glückwünsche nach Hamburg und ebenfalls gratulierten wir den Munich Rebels zu ihren ersten 5 Jahren. Mit „Gegen Betretungsverbote“ machten wir darauf aufmerksam das einige Stuttgarter im Vorfeld der Partie Betretungsverbote erhalten haben. Für eine Freundin aus Bochum gab es ein Spruchband mit der Aufschrift „Alles Gute Meike“, diese hat mit einer Erkrankung zu kämpfen und wir wünschen Ihr viel Kraft das ganze durchzustehen. Mit „Ruhe in Frieden, Heiko!“ und dessen Konterfei hatten wir leider auch eine Gedenkaktion für einen Freund der Red Angles welcher Anfang Dezember verstorben ist. Ruhe in Frieden!
Im Großen und Ganzen ein leider eher unspektakulärer Spieltag, aber wie bereits erwähnt ist dies wahrscheinlich der Terminierung geschuldet. Durch den abgeschlossenen Investoren-Deal können wir uns aber eigentlich auch schon daran gewöhnen.
Viele Grüße am Schluss noch an unsere Freunde aus Bochum und Jena welche uns an diesem Sonntag unterstützt haben!
Und natürlich gehen auch Grüße ins Wohnzimmer des Bild-Reporters der mit seinem „Insider“-Wissen besonders glänzen wollte. Vielleicht meinte er aber auch nur die Weihnachtsshow nach dem Spiel. Wir werden es wohl nie erfahren.
VfL Wolfsburg – FC Bayern München 1:2
Und dann war es schon wieder soweit: Hinrunden Abschluss in Wolfsburg und das letzte Spiel im Jahr 2023. Mit im Gepäck auch ein neues Lied, welches für unsere Verhältnisse mit viel Text daherkommt, bei seiner Premiere allerdings schon recht gut funktionierte. Dementsprechend soll dieser Spielbericht dazu dienen sich die Lyrics nochmal ins Gedächtnis zu rufen und gleichzeitig eine Brücke zu den Geschehnissen des Spiels zu schlagen:
Alles nur für uns´re Farben,
Wir singen in deinem Namen
Bayern München – meine Kraft
Weckst in mir die Leidenschaft
Die Leidenschaft war heute auch recht schnell auf den Rängen geweckt. Mit Hilfe von 1 Liter Becher Aperol wurde die Stimme ordentlich geölt und da aufgrund des Investoren Deals wieder die ersten 12 Minuten geschwiegen wurde, zog der Gästeblock dann bis zur Halbzeit auch ordentlich durch. Allgemein fand ich die Liedauswahl heute sehr gelungen und es wurden viele Variationen eingebaut. Neben dem üblichen Hinsetzen und Aufspringen, auch mal das bewusst leise Singen eines Liedes. Auch der Oberrang schien angetan und zusätzlich beflügelt durch die zwei Tore auf dem Rasen entwickelte sich das Ding schon fast zum Selbstläufer. So wurde der Oberrang auch überdurchschnittlich oft in die Gesänge integriert und schien selbst auch Spaß daran zu haben. Gerne immer so!
Im zweiten Durchgang wurde dann zunächst mit dem bereits beschriebenen Lied gestartet. Dies wurde natürlich größtenteils vom Ultras Haufen getragen, jedoch auch bestimmt 10 Minuten durchgezogen und fügte sich gut in die heutige Playlist ein, in der heute die meisten Gesänge über mehrere Minuten getragen wurden. Ihr merkt, es hat Spaß gemacht heute.
Jedes Jahr ein neuer Zweiter
Du bleibst ewig unerreichbar
Kämpft mit Stolz für den Verein
Und ihr werdet Helden sein!
Unerreichbar wird auf ewig auch der 21.12.2013 bleiben: Auf den Tag genau vor 10 Jahren setzten wir uns in Marokko die Krone auf und holten den Weltpokal. In Anlehnung an Pinky und Brain wurde anlässlich dieses Jubiläums nochmal alle daran erinnert, wie wir vor 10 Jahren die Weltherrschaft an uns rissen.
Davon, dass die Spieler zu ähnlichen Helden werden wie die damalige Mannschaft, ist man dieses Jahr noch weit entfernt. Sah es nach einem Doppelschlag durch Musiala und Kane schon sehr gut aus, so wirkte es in der zweiten Halbzeit so als hätte der Anschlusstreffer der Wolfsburger kurz vor der Pause die Bayern ein wenig aus dem Konzept gebracht. So musste man sich am Ende zum Sieg zittern und bleibt so weiter in Schlagdistanz zu Lev, die wohl dieses Jahr den Titel als neuer Zweiter holen werden.
Scheiß auf Bullen und Verbände!
Repressionen, Widerstände.
Unbequem sein ist ein Muss
Ultras kämpfen bis zum Schluss.
Wie bereits anfangs beschrieben wurde auch diesen Spieltag aus Protest gegen den Investoren Deal der DFL geschwiegen. Wir Ultras werden auch weiter unbequem bleiben und genau beobachten, wohin sich der Fußball entwickelt.
Abschließend sollen die letzten Zeilen im Jahr 2023 vor allem denen gehören, die stetig an unserer Seite kämpfen sowie denen, die Woche für Woche den ihnen durch Bullen auferlegten Repressionen und Widerständen trotzen:
Danke an die wie immer zahlreich anwesenden Freund*innen aus Jena und St. Pauli und einen Gruß an unsere Diffidati! Noi siamo sempre con voi!
Auch in 2024 – Immer weiter Südkurve München!
Die Bilder vom Gastspiel in Wolfsburg
Es ist noch nicht zu Ende…Nein zu Investoren in der DFL!
Servus Bayernfans,
unsere Mannschaft ging mit Siegen gegen Stuttgart und Wolfsburg in die Winterpause. Ganz zufrieden konnte man als Fan aber trotzdem nicht sein. Wir erinnern deshalb heute nochmal an unseren Text vom Topspiel gegen den VfB.
Mit dem denkbar knappsten Ergebnis und unter Umgehung der 50+1 Regel (Stichwort: Martin Kind) haben die Vereine der DFL am Montag beschlossen in Verhandlungen mit Investoren über 8% an den Vermarktungserlösen der TV-Rechte für die Bundesliga zu gehen. Im Gegenzug verspricht sich die DFL ca. eine Milliarde Euro. Ein Deal, der zugegebenermaßen auch Chancen vor allem aber für uns als Stadiongänger und Stadiongängerinnen viele Risiken bietet.
Deshalb ist für uns auch klar: Wir als Fans werden nicht Teil des Deals werden, den die DFL schließen will. Wann und wo wir singen und den Medien die bunten Bilder liefern, die Teil des Erlebnis Bundesliga sind und sich gut vermarkten lassen, entscheiden alleine wir. Damit auch alle potentiellen Investoren direkt merken, dass sie mit unserer Stimme nie rechnen können, starten wir auch heute gegen Hoffenheim erst nach 12 Minuten damit unsere Mannschaft zum nächsten Sieg zu schreien.
Warum ist uns das Thema so wichtig?
– Während der Pandemie sprachen Funktionäre von einer notwendigen Demut im Profifußball. Dazu passt es so gar nicht, nun händeringend nach externen Geldgebern zu suchen. Niemand hat etwas gegen notwendige Investitionen. Wie Vereinsvertreter aus Freiburg oder Köln aber deutlich machten, könnten die Klubs die aber auch anders finanzieren, ohne zukünftige Einnahmen zu verpfänden.
– Wir haben es hier also mit einer sehr riskanten Wette zu tun. Steigen die Vermarktungserlöse nicht wie erhofft, wird DFL und Vereinen zukünftig Geld fehlen, das dem Investor vertraglich zusteht. Wie schnell selbst kleine Einnahmeverluste zu gravierenden finanziellen Schieflagen führen können, wissen wir auch wiederum seit Corona.
– Die Vereine werden dann unter Zugzwang sein und sich fragen, wie man zusätzliches Geld generieren kann. Mögliche Lösungen: Zusätzliche Anstoßzeiten (Bundesliga am Sonntag um 12:30 oder wieder am Montagabend?), höhere Eintrittspreise, Supercup oder sogar Bundesligaspiele im Ausland? Schlecht für alle Stadiongänger*innen!
– Apropos weitere Anstoßzeiten: Bereits jetzt ist absehbar, dass die Einnahmen aus dem nationalen Verkauf der TV-Rechte nicht nennenswert steigen werden. Champions League Reform, etc. fordern hier Tribut. Auch die Fernsehsender haben nicht unendlich Geld. Um wiederum mehr Geld aus der internationalen Vermarktung zu erzielen, muss man sich vielleicht irgendwann auch an andere Zeitzonen anpassen.
– Wer zahlt schafft an: Vielleicht täuschen wir uns. Die Vereine sehen sich in Zukunft nicht zu den hier prophezeiten Maßnahmen gezwungen. Dann bleibt immer noch der Einfluss des Investors. Wieso sollte der auf mögliche Gewinne verzichten wollen und nicht auf die angesprochenen Änderungen drängen? Die jetzigen Funktionäre versuchen uns damit zu beruhigen, dass gewisse „rote Linien“ eingehalten werden, obwohl schon die Stimme von Martin Kind im Namen von Hannover 96 für den Investoren-Deal eine klare Grenzübertretung war. Damit ignorierte er nämlich die Weisung des Stammvereins mit Nein zu stimmen und somit die 50+1 Regel, die ja angeblich durch den Deal auch geschützt werden sollte.
Trotzdem mag man ja manchen Funktionären zumindest die Einhaltung weiterer roter Linien noch glauben. Aber mal ganz ehrlich, der jetzige Vertrag läuft über 20 Jahre und wo werden genau diese Funktionäre 2028 sein, wenn die übernächste Verhandlungsrunde über die Fernsehgelder ansteht? Viele wohl gar nicht mehr in ihrem jetzigen Amt. Ihre Nachfolger werden neuen Investitionsbedarf sehen. Warum sollten diese also nicht vielleicht noch weitere Anteile verkaufen und das Gesamtpaket für weitere Investoren möglichst attraktiv machen?
Uns ist klar, dass wir hier nicht von Änderungen sprechen, die wir normalen Fans heute oder morgen spüren werden, aber langfristig steht uns eine große Gefahr ins Haus. Wir wollen deshalb auch dem Investor noch einmal zeigen, dass auch die Fans Teil der Bundesliga sind und für uns nicht die Gewinnmaximierung, sondern das Stadionerlebnis im Vordergrund steht.
Stellungnahme Fanszenen Deutschlands
Es ist noch nicht zu Ende – Nein zu Investoren in der DFL!
Am 11.12.2023 gab die DFL-Mitgliederversammlung mit einer haargenauen 2/3-Mehrheit den DFL-Geschäftsführern einen Freifahrtschein zur Verhandlung mit potenziellen Liga-Investoren an die Hand. Diese Abstimmung erzeugte medial Aufmerksamkeit und wurde von den Fanszenen kritisch begleitet. Nachdem bereits im Mai 2023 eine Zustimmung scheiterte, wurden alle Hebel in Bewegung gesetzt und im Dezember erneut über einen Investoreneinstieg abgestimmt. Völlig unverständlicherweise wurde nun gänzlich intransparent und anonym abgestimmt und so können Fans vieler Vereine lediglich mutmaßen, wie ihr Verein votiert hat. In einigen Fällen gab es klare Mitgliederentscheide und Weisungen, an die sich die Entscheidungsträger im Sinne der 50+1-Regel bei ihre Stimmabgabe zu halten hatten. Durch das intransparente Verfahren ist eine Kontrolle dieser ausgeschlossen. Unsere Kernforderung bleibt bestehen, dennoch fordern wir mindestens eine erneute Abstimmung unter völliger Transparenz und Einhaltung der 50+1-Regel! Wir werden nicht lockerlassen und sind bereit, gegen den weitere Ausverkauf und negativen Einfluss von außen auf unseren Fußball zu kämpfen. Es ist noch nicht zu Ende…
Die Fanszenen Deutschlands im Januar 2024
Sambenedettese Calcio
In letzter Zeit war es relativ ruhig hier im SKB um Sambenedettese Calcio, somit wird etwas weiter ausgeholt, da einiges los war. Springen wir zurück in die Hälfte der Rückrunde der Saison 2022/2023, wo das Theater um den Verein und der Curva Nord losging.
Der amtierende Präsident Roberto Renzi kam seinen Zahlungen der Spielergehälter nicht mehr nach und hat auch um andere Investitionen einen großen Bogen gemacht. Es kam zu mehreren Streiks der Spieler, da diese nicht mehr auflaufen wollten solange nicht ein Teil der Gehälter gezahlt werden würde. Des öfteren standen die Spiele auf der Kippe, aber Renzi hat immer noch kurzfristig das Nötigste überwiesen. Das Gemauschel von Renzi wurde von der Curva Nord sehr kritisch beäugt und so gab es anfangsweise vereinzelt schon Gesänge gegen den Präsidenten. Das hat sich zum Ende der Rückrunde so zugespitzt, dass die Kurve nicht mehr auftrat und nur noch gegen den Präsidenten gesungen wurde. Vor den Spielen wurde versucht dem Präsident aufzulauern, um ihm mal ordentlich die Meinung zu geigen. Renzi kam teilweise gar nicht mehr zu den Spielen oder erst weit nach Anpfiff, damit er den Anfeindungen aus dem Weg gehen konnte. Im Laufe der Zeit hatte er nicht nur den Zorn der Kurve auf sich gezogen, sondern auch den Großteil der normalen Fans. So kam es das ein oder andere Mal vor, dass er kein gemütliches Mittag- oder Abendessen in den Restaurants zu sich nehmen konnte ohne von anderen Gästen angegangen zu werden. Die Kurve und die Stadt waren sich einig, dass es so nicht weiter gehen konnte und suchten zusammen am Ende der Saison Gespräche mit dem Verein Porto D`Ascoli. Porto D`Ascoli ist ein Nachbarort von San Benedetto und spielte in der vergangenen Saison mit Samb zusammen ebenfalls in der Serie D.
In den Gesprächen ging es darum, dass Porto D`Ascoli in der neuen Saison unter dem Namen von Samb auftreten sollte, da Renzi angedroht hat die Lizenzgebühren für die nächste Saison nicht zu zahlen. Dies hätte für Samb den Zwangsabstieg in die Eccellenza bedeutet, was auf jeden Fall verhindert werden sollte. Die Gespräche von den Vertretern der Kurve/Stadt und Porto D`Ascoli fruchteten in der Sommerpause und es wurde sich geeinigt, in der nächsten Saison unter dem Namen U.S. Sambenedettese und einem neuen Logo in der Serie D anzutreten. Somit war der Startplatz in der Serie D durch den Zusammenschluss gesichert. Zwischenzeitlich gab es dann sogar zwei Vereine und Renzi war kurz davor, doch die Lizenz für den „alten“ Verein zu zahlen, was dann letztlich aber nicht passieren sollte.
Nun also U.S. Sambenedettese, nachdem man in den letzten Jahren unter anderem schon als S.S. oder FC mit den verschiedensten Namen und Logos aufgelaufen war. In Italien sind diese Fälle mittlerweile leider zur Regel geworden, bei uns glücklicherweise noch undenkbar. Ein weiteres Beispiel was zeigt, welche Folgen Abhängigkeiten von Investoren haben können und welche Wichtigkeit der Erhalt der 50+1 Regel hat.
Bei den Sambenedettese war nach dieser ungewöhnlichen Rettung die Vorfreude auf die neue Saison riesig. So wurden im Voraus ca. 3700 Dauerkarten verkauft, was einen neuen Rekord in der Serie D darstellt. Ein ganzer Haufen neuer Sponsoren von kleinen Läden bis zum größeren Konzern unterstützen zudem den neuen Verein. Die Kurve hat dadurch auch wieder einen regelrechten Aufschwung bekommen. Es kamen viele neue junge Leute dazu sowie viele Ältere, die lange Zeit nicht mehr da waren oder in anderen Teilen des Stadions saßen, kehrten zurück.
Zum Beginn der Saison 2023/2024 sind zudem auch ein Großteil der Stadionverbote der Partie Vicenza-Samb 2017 ausgelaufen. Diese hatten hauptsächlich die Gruppe „Futili Motivi“ betroffen, die nun wieder als Gruppe im Stadion auftreten. Trotz all dieser erfreulichen Neuerungen ist an dieser Stelle nicht zu vergessen, dass es immer noch Ultras gibt, die wegen der Vicenza Geschichte noch bis 2025 vor den Toren stehen müssen.
Die Länderspielpause im Herbst bot die erste gute Gelegenheit eines Besuchs in San Benedetto für diese Saison. So verbrachten 11 Leute das Wochenende um das Auswärtsspiel in Chieti bei unseren Freunden. Mit Chieti gab es zu früherer Zeit ein freundschaftliches Verhältnis, heute kann man noch von gegenseitigem Respekt sprechen. Der Gästeblock war bis auf den letzten Platz gefüllt, sogar auf der Tribüne war rossoblu gut vertreten. Auf Heimseite gab es in der gut gefüllten Kurve eine von schwarz-grünen Pappen umrandete Blockfahne. Sah gut aus, hätte noch etwas in die Außenbereiche ausgeweitet werden können. Es war ein emotionales Spiel, nach zwischenzeitlichem Drehen auf 1:2 musste Samb jedoch den späten Ausgleich hinnehmen und mit nur einem Punkt nach Hause fahren. Der Settore Ospiti hatte viele gute Momente, die aufgrund der Plexiglaswand vielleicht nicht immer lautstark ankamen. Nach dem Spiel wurde die Mannschaft vor der Kurve aufgemuntert und gemeinsam das Vereinslied zum Besten gegeben.
Am 26.11.23 traf Samb auf den alten Rivalen L’Aquila. Für die Ultras war das letzte Aufeinandertreffen vor fast genau 19 Jahren am 22.11.2004 einer der traurigsten Höhepunkte in der Geschichte der Ultras Samb. An diesem besagten Spieltag ist der Mitbegründer und der damalige Vorsänger der Onda D’ Urto, Massimo Cioffi, von der Balustrade der Kurve gestürzt und infolge dieses tragischen Unfalls ums Leben gekommen. Kurz darauf wurde die Kurve in Curva Nord Massimo Cioffi umbenannt. Zum Einlaufen der Mannschaften wurde Massimo Cioffi mit einem Spruchband „Diese Kurve, die deinen Namen trägt, wird dich für immer ehren“ und Rot Blauem Rauch gedacht. Bei diesem Spiel waren auch sieben Ultras der Schickeria dabei, die an diesem Tag eine richtig starke Kurve erleben durften. Die Euphorie der Kurve wurde auf die Spieler übertragen und so konnte man den nächsten Sieg einfahren. Die ca. 400 Gäste rund um die Red Blue Eagles zeigten auch ein Spruchband für Massimo Cioffi was vom ganzen Stadion mit Applaus gedankt wurde.
Die Euphorie der Sambenedettese hält ununterbrochen an, die Kurve war bis auf 1-2 Ausnahmen ausverkauft und auch auswärts konnte immer das komplette Kontingent abgesetzt werden. Kurios war das Auswärtsspiel bei Campobasso, bei dem der Gästeblock geschlossen sein sollte, obwohl es in früheren Zeiten sogar gute Kontakte zwischen den Smoke Heads und dem Nucleo gab. Die Sambenedettese wollten dies nicht hinnehmen und fingen an Karten für neutrale Bereiche zu kaufen, was ein Umdenken bei den örtlichen Behörden hervor rief und es dann 450 Karten gab. Diese waren in wenigen Stunden ausverkauft und es wurden nochmals 300 Karten nachgeordert die genauso schnell verkauft wurden. Eine weitere Erhöhung auf 1000 Karten wurde dann nicht mehr zugestimmt. Für die Fans hat sich die Reise nicht gelohnt, so gab es am 14. Spieltag die erste Niederlage der Saison, die Tabellenführung konnte aber gehalten werden.
In den letzten 3 Partien der Hinrunde wurden nach zwei Unentschieden auswärts bei Roma City und zuhause gegen Atletico Ascoli sowie einer weiteren Niederlage zuhause gegen Vigor Senigallia Punkte gelassen und man rutschte ab auf den 2. Platz mit 3 Punkten Rückstand auf Campobasso. Beim Heimspiel gegen Atletico Ascoli waren keine Gäste erlaubt obwohl der Verein keinen nennenswerten Anhang besitzt. Ascoli ist der Hauptfeind der Sambenedettese, das letzte Derby gegen Ascoli Calcio gab es 1986. Es ist in Italien das längste nicht mehr gespielte Derby. Die Sorge der Behörden war wohl, dass Ultras aus Ascoli das Spiel besuchen würden und es zu Ausschreitungen kommen könnte.
Für 2024 bleibt es also sportlich spannend. Wir hoffen, dass auch die Euphorie auf den Rängen weiter anhält und man vielleicht im Mai gemeinsam wieder was zu feiern hat und in die Serie C zurückkehren kann.
Ultras Bochum 99
Nachdem wir letztes Jahr gemeinsam das 50 jährige Bestehen der Freundschaft zwischen unserem Verein und dem VfL Bochum gefeiert haben, steht in diesem Jahr das nächste Jubiläum in Bochum an. Unsere Freund*innen von Ultras Bochum gehen dabei in ihr 25 Jahr und das wird natürlich auch groß gefeiert. Ihr werdet daher in diesem Jahr bestimmt nochmal, an dieser Stelle hier, was zu lesen bekommen.
Sportlich ist seit dem letzten Jahr wieder einiges passiert, das auf und ab des VfL geht dabei jedoch wie gewohnt weiter. Am 11. Spieltag waren die Kölner an der Castroper Straße zu Gast und leider konnte nur ein 1:1 gegen einen direkten Abstiegskandidaten geholt werden. Die Gäste aus Köln reisten, passend zum Karnevalsbeginn, in ihren Kostümen an. Aufgrund eines unverhältnismäßigen Polizeieinsatzes am Gästeeingang reiste die aktive Szene der Kölner jedoch vor Spielbeginn wieder ab und blieb dem Gästeblock fern. In der Ostkurve stand der Spieltag im Zeichen der Stadion-Debatte um das Ruhrstadion an der Castroper Straßen. Mit Spruchbändern wurde klargestellt, dass der Standort an der Castroper Straße unverhandelbar ist. Mittlerweile ist auch klar, dass der Verein nicht von der Castroper Straße weichen will und das Ruhrstadion in den nächsten Jahren renoviert werden soll, um so für die Zukunft gerüstet zu sein.
Der VfL kommt von der Castroper Straße und hier bleibt er auch!
Am darauffolgenden Spieltag ging es für den VfL zum Neuling der Bundesliga nach Heidenheim. Unterstützt von einigen Ultras und Fans des FC Bayern konnte leider nur ein 0:0 an der Brenz geholt werden. Ultras Bochum zeigte zu Spielbeginn eine kleine Choreo unter dem Moto „Wir gemeinsam Hand in Hand – für dich durchs ganze Land“ wo eine VfL Kutte und ein Ultra Hand in Hand einen VfL Schal hoch hielten. Sportlich gab es leider nur magere Kost zu bestaunen und so kann man mit 2 Punkten aus den letzten beiden Spielen wirklich nicht zufrieden sein. Anders dann am nächsten Spieltag gegen die Wolfsburger, wo der VfL mit 3:1 einen Heimsieg einfahren und sich somit wichtige Punkte gegen den Abstieg sichern konnte. Ab diesem Spieltag wurde auch die jährliche Aktion „Weihnachten aus dem Schuhkarton“ gestartet, die wieder ein voller Erfolg war, sodass zahlreiche Pakete an die Tafel übergeben werden konnten. In den nächsten Spielen setzte es ein 1:3 in Sinsheim, einen 3:0 Heimerfolg gegen Union Berlin und dann kurz vor Weihnachten ein deutliches 0:4 in Leverkusen. Überwintern konnte der VfL daher auf Platz 14 mit 6 Punkte Vorsprung auf den Relegationsplatz. Es bleibt weiterhin spannend und die Hoffnung auf den Verbleib in der ersten Liga besteht.
Bayern & der VfL, auf in ein neues Jahr!
Was hier und da passiert
Dortmund
Das neue Jahr startete mit traurigen Neuigkeiten: am 01.01.2024 ist Marcel, Mitglied von The Unity, nach langjähriger Krankheit verstorben. Der Fall Marcel, einigen von euch vielleicht bekannt durch das Spruchband, welches wir in Dortmund für ihn und die schwarz-gelben Ultras zeigten, fand deutschlandweit Beachtung, nachdem die Südtribüne Dortmund einen Spendensaufruf veröffentlicht hatte. Zwar waren alle Heilungsversuche gescheitert, allerdings wurde eine (sehr teure) Behandlungsform gefunden, die sein Leiden verringern und ihm noch mehr Zeit mit seinen Liebsten verschaffen sollte. Nach weniger als einer Woche wurde der Spendenaufruf wieder eingestellt, nachdem es eine überwältigende Anteilnahme aus verschiedensten Ecken gab. Bis zuletzt besuchte Marcel noch die Spiele seines BVB, unter anderem auch unser Gastspiel in Dortmund. Ruhe in Frieden, Marcel!
Luxemburg
Kurz vor Weihnachten ließ ein Urteil des Europäischen Gerichtshofs die Fußballwelt aufhorchen. Die meisten werden sich noch daran erinnern, wie einige Funktionäre europäischer Topklubs die Corona-Krise nutzen wollten, um eine Super League einzuführen und den Fußball wie wir ihn kennen und lieben in eine existentielle Krise zu stürzen. Dieses Vorhaben konnte glücklicherweise durch massive Proteste verschiedener Akteure wie den Fans und den Verbänden vorerst gestoppt werden. Insbesondere die UEFA und die FIFA, die bereits um ihre Einnahmen fürchteten, bauten eine Drohkulisse auf, indem sie den beteiligten Vereinen damit drohten, sie aus ihren Wettbewerben auszuschließen, sollten sie eine selbstorganisierte Liga einführen.
Nun urteilte der Europäische Gerichtshof, dass ein solches Vorgehen der Verbände den Wettbewerb in der EU einschränken würde. Damit steht zwar noch keine Einführung der Super League, ein großes Druckmittel der Verbände fällt jedoch weg und bekanntermaßen wollen einige Vereine ihr exklusives Vorhaben weiterhin vorantreiben.
Rostock
In Rostock hat sich aus Sicht des Vereins Ende 2023 so einiges angestaut, weshalb er nun Konsequenzen aus verschiedenen Vorfällen gezogen hat. Nach Vorkommnissen bei den Heimspielen gegen St. Pauli und Schalke kam es im letzten Auswärtsspiel des Jahres zu Ausschreitungen der Rostocker in Paderborn, was den Verein dazu verleitete, die Südtribüne Rostock bis Ende März mit einem Choreoverbot zu belegen. Außerdem sollen für die beiden anstehenden Auswärtsspiele in Hannover und Osnabrück nur ein Ticket pro Person ausschließlich an Vereinsmitglieder verkauft werden. Weitere Maßnahmen sind bauliche Veränderungen der Südtribüne, um den Sichtkontakt zwischen Gästeblock und Heimkurve noch weiter zu erschweren sowie eine geplante Umlage der Verbandsstrafe auf Personen, die an den Ausschreitungen in Paderborn beteiligt gewesen sein sollen.
Termine
Sonntag, 21.01.2024 (15:30 Uhr): FC Bayern – SV Werder Bremen