Vorwort
Servus Bayernfans,
„Die Welt zu Gast – fühl dich wie im Knast“ – die Älteren unter Euch können sich vielleicht an den Slogan erinnern, der im Vorfeld zur WM 2006 immer wieder aufgetaucht ist. Die Welt ist kommenden Sommer nicht zu Gast, dafür Europa und es beschleicht so manchen das Gefühl, dass die EM ihren Schatten vorauswirft. Die Ereignisse am vorletzten Spieltag in Hamburg, Stuttgart oder Bochum (oder letzten Spieltag in Frankfurt) dürfte den meisten nicht verborgen geblieben sein. Nicht nachvollziehbare Bilder und Nachrichten machten innerhalb kürzester Zeit über die sozialen Medien die Runde. Vielleicht müssen im Vorfeld der EM noch einmal paar Einsatztaktiken geübt werden oder auf Seiten der Polizei will nochmal Stärke nach außen demonstriert werden – ich weiß es nicht. Was ich aber weiß, dass die Einsatzleitungen teilweise fernab von jeglicher Realität leben. Oder denkt wirklich wer, dass es eine gute Idee ist, in einen vollen Gästeblock reinzurockern und nachdem das nicht so ganz klappte, von außen einfach wahllos Pfeffer in die Menge zu ballern?! Da könnte vorher ein Affe befragt werden und selbst der wüsste, dass das Vorgehen auf Eskalation abzielt und vermutlich Quatsch ist. Wir haben die Geschehnisse in Köln kommentiert, die entsprechende Erklärung findet ihr in der heutigen Ausgabe.
Aber jetzt zu uns: Heute haben wir den sportlichen Überflieger der letzten Jahre zu Gast. War die Begegnung vor circa neun Monaten ein echtes Spitzenspiel, sind die Vorzeichen dieses Mal komplett anders. Bei Union hat der sportliche Höhenflug sein Ende gefunden und wir wollen heute unseren Teil dazu beitragen, dass der Abwärtstrend der Köpenicker weiter anhält. Aufgrund der starken Auftritte der Bayer-Elf dürfen sich unsere Spieler aktuell auch keinen Ausrutscher erlauben. Gegen Heidenheim sah es kurzzeitig zwar danach aus, aber da direkt nach dem 2-2 nochmal das Gaspedal durchgedrückt wurde, blieben die drei Punkte doch in München. Die Stimmung in der Südkurve war für ein vermeintlich langweiliges Heimspiel ordentlich, nachdem bei den letzten Spielen oftmals die Lautstärke im Mittelpunkt stand, wurde gegen den Aufsteiger mal wieder etwas mehr das melodische Liedgut herausgeholt. Das hat Spaß gemacht und gezeigt, dass auch nicht so interessante Heimspiele für gute Laune sorgen können. Es liegt an uns allen, aus einem Heimspieltag einen coolen Tag zu machen, egal wer auf der anderen Seite steht.
In Köln agierte die Mannschaft in der ersten Halbzeit sehr souverän. Dass letztlich nur ein Tor erzielt wurde, war angesichts der Tatsache, dass der eigene Kasten sauber gehalten wurde, zu verkraften. Die Kurve zeigte einen durchschnittlichen Auftritt, Licht und Schatten wechselten sich an dem Abend ab. Bei paar Spitzen war zu erkennen, was möglich gewesen wäre, jedoch schien die Motivation nicht für 90 Minuten zu reichen. Immer ein wenig ärgerlich, aber auch kein Beinbruch. Die Kurve ist keine Maschine, die immer das gleiche Niveau haben muss, gewisse Schwankungen sind ganz normal. An manchen Tagen gelingt es besser und an anderen gibt es paar Durchhänger mehr. Mund abwischen und weitermachen!
Ihr merkt, jetzt fehlt das Kopenhagen-Spiel (zumindest in der Printausgabe, online sollte es den Spielbericht geben), aber hier kollidiert das Spiel mal wieder mit dem Redaktionsschluss. Da ist leider nichts zu machen aber ich denke, das ist halb so schlimm. Viel Spaß beim Lesen und beim Spiel!
FC Bayern München – FC Heidenheim 4:2
An was glauben Sie in Heidenheim?
Zumindest die wenigsten dürften an diesem Samstag daran geglaubt haben, dass der FCH in München etwas mitnimmt. Auch für uns stellte sich die Frage des Siegers nicht. Vielleicht war das ein Grund, warum die Stimmung an diesem Spieltag nicht wirklich überzeugen konnte bzw. erst in Fahrt kam, als es sportlich plötzlich wichtig wurde.
Doch zunächst zurück auf Anfang. Der Spieltag begann mit der üblichen Routine am Südkurvenplatz, wo erst nach und nach mehr Leute eintrudelten. Sehr erfreulich hierbei, dass wir aufgrund der kurzfristigen Spielabsage des FCC etliche Freunde und Freundinnen aus Jena bei uns begrüßen durften, die sich diesen Leckerbissen nicht entgehen lassen wollten. Danke wie immer für eure zahlreiche Unterstützung!
Nach Galatasaray am Mittwoch gastierte also zum zweiten Mal in Folge eine Mannschaft bei uns, für deren Fans dieses Spiel sicher einer der Highlights der Saison ist. Für uns ist dies dann meistens ein eher unspektakuläres Spiel und die Kurve ist umso mehr gefordert, in solchen Spielen den Spaßfaktor hoch zu halten. Die Vorsänger gaben die Marschroute direkt vor, doch irgendwie sollte der Funke heute nicht so recht überspringen. Da müssen wir uns wie immer erstmal selbst an der Nase packen, da das Spiel wahrscheinlich für viele mehr lästige Pflicht war, als alles andere. Zum anderen war aus meiner Sicht aber auch in den oberen Reihen der Südkurve eine extreme Lethargie zu vernehmen. An was das lag mag ich nicht beurteilen, denn besonders bei solchen Spielen sollte es doch fast jedem, der Bock Stimmung hat möglich sein, eine Karte für die Südkurve zu ergattern.
Da sind wir wieder an dem Punkt angelangt, an dem aus meiner Sicht noch viel Arbeit vor uns liegt: Die Südkurve als eine lebendige Fankurve zu etablieren in der 90 Minuten gesungen, gesprungen und geklatscht wird. Vor allem in den Mittelblöcken sollte dies absolute Grundvoraussetzung sein. In meinen Augen gibt es einfach immer noch zu viele Leute, die in der Südkurve stehen, weil es eben günstig oder Kult ist dort zu stehen. Dazu müssen dann natürlich auch die Ultras als Motor der Kurve funktionieren, was heute leider nicht der Fall war.
Der Spielverlauf in der ersten Halbzeit bot eigentlich genug Möglichkeiten mal den Fokus auf den Spaß in der Kurve zu legen und so brachte uns mal wieder Kane komfortabel mit 2:0 in Führung. Unsäglich an dieser Stelle auch wieder der wiederholte Videobeweis, bei dem keiner wusste, was sich die Herrschaften vom DFB da wieder angeschaut haben. Wahrscheinlich ein Foul fünf Minuten vor Erzielung des Tores.
Die zweite Halbzeit ist schnell erzählt: Das Spiel plätschert vor sich hin, die Mannschaft ruht sich auf ihrer vermeintlich bequemen Führung aus und innerhalb von drei Minuten steht es plötzlich 2:2. Da kocht bei mir der Ärger wieder hoch, denn ähnlich wie in Saarbrücken bringt man sich wieder total unnötig um den Lohn, indem man nicht konsequent auf eine höhere Führung geht. Diesmal geht es gut und wieder mal retten uns die Joker Tel und Choupo. Am Ende der Saison fragt keiner mehr, wie solche Spiele gewonnen wurden, und so konnte man heute als positiven Aspekt vermerken, dass die Südkurve gerade nach dem 2:2 eine angemessene Reaktion auf den Ausgleich zeigte und ihre stärksten Minuten hatte, als die Mannschaft sie am meisten brauchte. Nur leider sind zehn gute Minuten noch lange nicht genug, um heute zufrieden mit dem eigenen Auftritt zu sein.
Auch bei den Spruchbändern wechselten sich Freud und Leid heute ab. So gab es ein Soli-Spruchband für die Bevölkerung in der Toskana, die von schweren Überschwemmungen heimgesucht wurde. Leider schon fast Gewohnheit, dass Italien hiervon betroffen ist. Unter anderem auch unsere Freunde aus Empoli sowie viele Ultras anderer Vereine fuhren in die betroffenen Regionen und packten dort unmittelbar mit an.
Wenige Worte muss man über das zweite Spruchband verlieren: Hitlerpusch und Reichspogromnacht sollten jedem einen Schauder über den Rücken laufen lassen. Ein Mensch mit gesundem Menschenverstand weiß: Diese Scheisse wollen wir nie wieder und alles, was sich in diese Richtung bewegt, gehört bekämpft!
Einziger erfreulicher Anlass in puncto Spruchband war heute unser Bochumer Freund Willinger, der sich nach einem Sturz wieder zurückgekämpft hat.
Ein abschließender Dank geht fast schon routinemäßig an unsere Freunde und Freundinnen aus Hamburg, die sich mal wieder nicht gescheut haben, etliche Kilometer zu schrubben.
1. FC Köln – FC Bayern München 0:1
Köln ist ja grundsätzlich eines der interessanteren Spiele einer Saison, geht es doch zumindest zu einem Traditionsverein mit einer Fanszene, die auch nicht gerade ganz oben auf der Beliebtheitsskala steht. Einem coolen Ausflug stand also nur noch die DFL im Weg, die diese Aufgabe auch mit Bravour meisterte und uns freitags nach Köln schickte. Immerhin nach Karneval, aber halt trotzdem nervig. Aufgrund einiger Verzögerungen erreichten wir also erst relativ kurz vor Spielbeginn das Müngersdorfer Stadion, was einem das Aufstellen im Block ja auch nicht unbedingt leichter macht. So starteten wir dicht gedrängt mit „Wenn ich nachts nicht schlafen kann“ mit einem unserer meiner Meinung nach besten Lieder ins Spiel, was auch ganz ordentlich geklappt hat. Bis zur Mitte der ersten Hälfte wurden – so zumindest mein Eindruck – ungewohnt viele Lieder gesungen, was jetzt aber nicht unbedingt der Stimmung abträglich war. Danach gings wie so oft leider bergab und wie die Mannschaft machten wir es uns mit zunehmendem Spielverlauf vielleicht ein bisschen zu gemütlich. Dass man da jetzt als Spieler gegen den Tabellen 18. nach früher Führung nicht mehr die allergrößte Motivation hat, ist ja auch irgendwo verständlich, was unsere Elf auf dem Rasen die zweiten 45 Minuten ablieferte, kann aber schon als fahrlässig gewertet werden. Wenn da nicht eine ziemlich blinde Mannschaft auf der anderen Seite gestanden hätte, hätte das auch Böse in die Hose gehen können. Ein Guardiola hätte seine Mannen nach so einem Spiel aber sowas von zum Straftraining einbestellt. Aber wie man so schön sagt, ein gutes Pferd springt eben nur so hoch, wie es muss. Ob wir da elf und mehr wirklich gute Pferde auf dem Rasen stehen haben oder das ein oder andere knappere Spiel der Saison doch nur mit Glück gewonnen wurde, wird man hoffentlich nach den großen Spielen im Frühjahr positiv beantworten können.
Auch im Gästeblock plätscherte die Stimmung in der zweiten Hälfte so vor sich hin, wirklich zufriedenstellend war das nicht. In Druckphasen kam dann nochmal etwas Atmosphäre auf, so richtig war das aber weder Fisch noch Fleisch. Da hatten wir schon bessere Auftritte. Per Spruchband äußerten wir uns ebenso wie die Kölner noch zum Aktionsspieltag der Polizei am vorherigen Spieltag, mehr dazu könnt ihr weiter unten lesen. In der zweiten Halbzeit präsentierte die Wilde Horde außerdem eine Schwenkfahne unserer Freund*innen aus Bordeaux, die 2018 in der Heimkurve entwendet worden war. Begleitet wurde dies durch zwei Spruchbänder, die einen Konflikt zwischen einer Führungsperson der Ultramarines und der Wilden Horde thematisierten.
Ein Dank geht zum Abschluss wie immer an die anwesenden Freund*innen aus Hamburg, Bochum und Jena sowie an unsere Stadionverbotler, die sich auch auf einen Freitag nicht zu schade sind, mit uns durch Deutschland zu touren.
FC Bayern – FC Kopenhagen 0:0
Vielleicht ist es ein klein wenig Selbstüberschätzung, aber das eigentliche Highlight des heutigen Spiels gab es direkt vor Anpfiff zu bewundern. Allergrößten Respekt an die Leute, die sich wieder die Tage und Nächte um die Ohren geschlagen haben, um die Südkurve im Glanze des Europapokalsiegs von Wembley erstrahlen zu lassen. Drei überdimensionale Wimpel breiteten sich vom Oberrang nach unten aus: Don Jupp mit dem Pokal, die Mannschaft nach der Übergabe und der berühmte Torjubel von Arjen Robben. Dazu fand sich der Liedtext „Wir haben den Cup gewonnen, den Thron erklommen, der Arjen hat’s gemacht“ auf den Stoffbahnen wieder. Das Finale in Wembley sehen sicher viele Leute, die aktuell im Herzen der Kurve stehen als ihr Finale an. Ein Finale, bei dem man schon in die Fankurve hineingewachsen war, einen Finalsieg, den wir und die Mannschaft sich nach den vorherigen Niederlagen redlich verdient hatten. Umso schöner, dass dieser Tag zum 10-jährigen Jubiläum nun auch mit einer prächtigen Choreo verewigt wurde. Vielen Dank an Helferinnen und Helfer.
Ansonsten steht der erste Advent vor der Tür und das Wetter hatte sich schon voll der Jahreszeit angepasst. Nicht das allerangenehmste Fußballwetter und für unsere Mannschaft kam dann noch ein Gegner dazu, mit dem sie sich offensichtlich nicht ganz leicht tut. Also nicht falsch verstehen, bis auf ein paar Momente, in denen Kopenhagen vor unser Tor kam, was sich auf diesem Niveau wohl kaum komplett verhindern lässt, spielte unsere Elf eine total kontrollierte Partie. Wir ließen kaum etwas zu, dominierten den Gegner, fanden dafür aber auch selbst kaum den Weg in den Strafraum. 0:0 ist dann vielleicht auch einfach mal das passende Ergebnis und spiegelt zwei extrem diszipliniert spielende Mannschaften wider.
Als Fußballfan ist ein solches Spielergebnis ja aber leider der Feind (Feind Nummer 1 bleibt allerdings die Polizei, wie die letzten Wochen wieder gezeigt haben). Wir leben als Fans ja schließlich etwas von den Emotionen, die Tore auch auf den Tribünen freisetzen. Vielleicht war es deshalb in der Kurve heute auch ein bisschen durchwachsen. Es gab Licht und Schatten, wobei in meiner subjektiven Wahrnehmung die erleuchteten Abschnitte überwiegen. Mit „Europapokalsieger“ und „Ich hab geträumt von Dir“ starteten wir gut ins Spiel hatten dann aber auch immer mal wieder ein paar Lieder, die mehr so vor sich hingemurmelt wurden. In Halbzeit zwei starteten wir mal mit einem Wechselgesang inkl. Grüßen an die HSVer auf Gästeseite. Holt einen eigentlich ganz gut aus der Halbzeitträgheit raus, könnten wir öfter machen. Ansonsten stach im zweiten Durchgang ein sehr lange gehaltenes Rivers of Babylon heraus. Die Vorsänger hätten wohl schon früher einen Cut gemacht, aber wenn die Kurve zeigt, dass sie Spaß am Song hat und es nochmal lauter wird, dann ist es den beiden oben sicher auch recht. Und da waren in Halbzeit zwei schon ein paar gute Phasen dabei.
Auf der Gegenseite starteten die Dänen mit der meiner Erinnerung nach größten Pyroshow, die der Gästeblock in der Arena bisher gesehen hat. Überhaupt machten sie optisch einen hervorragenden Eindruck. Irgendwas brannte immer im Gästeblock und auch ständige Bewegung konnten wir erkennen. Sah nach einer ordentlichen Party aus. Lediglich akustisch kam echt wenig an, wenn man das mit von der Größe vergleichbaren Gästemobs in der Bundesliga vergleicht. Gut zu hören allerdings, das „Scheiß Sankt Pauli“ nach Abpfiff. Danke für die Blumen.
An der Stelle können wir dann auch gleich noch ein Dankeschön an unsere Freunde einfügen. Ob’s die verrückten Autofahrer aus Bordeaux, die vielen Jenenser und Jenenserinnen, die Männer und Frauen von USP oder die Ultras aus Bochum waren. Jede und jeder hat ordentlich Kilometer gefressen, um hier mit uns einen geilen Abend zu verbringen und die Südkurve München zu unterstützen. Dafür sagen wir Danke!
Mit Abpfiff war dann das letzte Champions League Gruppenspiel im eigenen Stadion Geschichte. Ab nächstes Jahr erwartet uns statt einer Gruppenphase eine Ligaphase in der 36 Mannschaften in jeweils 8 Spielen um den Einzug ins Achtel- bzw.. 16tel-Finale kämpfen. Die jetzige Gruppenphase hat natürlich ihre Schwächen und wir alle träumen ja ein wenig von der Rückkehr zum alten Europapokal der Landesmeister, in der jede Runde eine KO-Runde war. Allerdings ist die Gruppenphase zumindest transparent und nachvollziehbar. Jeder spielt gegen jeden, auswärts und daheim. Man kann mal Lospech haben und mal Losglück, aber die Tabelle in der Gruppe ist zumindest leicht nachvollziehbar. Nächstes Jahr konkurrieren wir aber vielleicht mit einem Gegner, der nicht einmal gegen die gleichen Mannschaften wie wir gespielt haben. Ist doch irgendwie verrückt und wir glauben, für viele auch nicht mehr wirklich nachvollziehbar, wie das noch ein transparenter, fairer sportlicher Wettbewerb sein soll. Wir zeigten zum Abschied von der Gruppenphase deshalb ein: Good bye group stage, with you we are losing another piece of transparent competition. No to UCL Reform!
In diesem Sinne geht’s dann zum wirklich allerletzten Gruppenspiel in die Pubs von Manchester und das Theatre of Dreams und dann im neuen Jahr in die KO-Spiele und hoffentlich noch einmal bis nach Wembley.
WIR HOLEN DEN LANDESMEISTERCUP….
Polizeiarbeit im Kontext der EM 2024
„Vereint im Herzen Europas“ lautet das Motto für die kommende EM 2024 in Deutschland, von der sich DFB und viele Fußballfans eine Neuauflage des „Sommermärchens“ 2006 erhoffen. Abgesehen von den erfreulichen und weniger erfreulichen Effekte, die das Turnier auf die Menschen, den Fußball und die Städte, in denen gespielt wird, hat, steht schon jetzt fest, dass sich die Folgen der EM-Vergabe an Deutschland für die aktiven Fanszenen fast ausschließlich aufs Negative beschränken. Mit wachsender Sorge beobachten wir, was sich schon letzte Saison angedeutet, in den letzten Monaten aber massiv verschärft hat: der Umgang der Polizei mit uns aktiven Fußballfans.
Wie auch schon an anderer Stelle beschrieben, sind wir uns absolut bewusst, welche Aufgabe die Bullen in diesem System haben und dass es Situationen gibt, in denen aus Exekutivsicht eingegriffen werden muss. Wir sind die Letzten, die dann „Polizeigewalt“ rufen und heulend zum/zur nächsten Journalist*in oder Politiker*in rennen. Wir wissen aber auch: Es gibt mehr als genug Situationen, die erst durch das Auftreten der Polizei eskalieren oder einzig und allein aufgrund des besonnenen Verhalten von Fans beruhigt werden können. Und diese Momente sind keine Einzelfälle, sondern haben System. In der Art und Weise, wie Polizeiarbeit in diesem Land funktioniert, sind sie folgerichtig und dem Konstrukt Polizei inhärent.
Das ist alles nichts Neues und würde uns vermutlich nicht dazu veranlassen, dieses Thema ausschweifender als sonst zu behandeln. Insbesondere der vorletzte, aber auch der letzte Spieltag, stehen dabei aber sinnbildlich für eine Entwicklung in den letzten Monaten, die uns Sorge bereitet. Gleich in drei Städten wurden die Bullen ziemlich massiv aktiv, an anderen Stellen wurde ironischerweise schon von einem „Aktionsspieltag“ der Polizei gesprochen. Und dieser Eindruck drängt sich tatsächlich auf, wenn man sich vor Augen führt, was vor zwei Wochen in Hamburg, Bochum und Stuttgart sowie letzte Woche in Frankfurt passiert ist. Wir wollen uns dabei gar nicht allzu sehr in den Einzelheiten verlieren, sondern verweisen hier einfach auf die Stellungnahmen der jeweiligen Fanhilfen von Hannover (https://fanhilfehannover.blogspot.com/2023/11/pressemitteilung-wenn-das-spiel-zur.html ), Köln (https://www.suedkurve.koeln/unverhaeltnismaessiger-polizeieinsatz-am-einlass-zum-bochumer-gaesteblock/) , der Gruppen der Cannstatter Kurve (https://www.cc97.de/stellungnahme-vfbbvb/) sowie der Fanhilfe Frankfurt (https://www.der-13te-mann.de/)In aller Kürze: am Millerntor hat die Polizei aus fadenscheinigen Gründen den Gästeblock betreten und soll zwischenzeitlich sogar einen Schusswaffeneinsatz in Betracht gezogen haben. In einem Fußballstadion, gegen Fans. Dass ein Polizeieinsatz in einem vollbesetzten Block so gut wie immer zu einer Eskalation führt, hat die Vergangenheit gezeigt. Es muss also eigentlich auch der Einsatzleitung bewusst gewesen sein, welche Folgen der Einsatz haben würde. Dass die Ereignisse im Nachhinein von der Polizei ausgeschlachtet werden, um neue Befugnisse oder eine Kostenbeteiligung der Vereine an Polizeieinsätzen zu fordern, überrascht da schon nicht mehr. In Bochum gab es massive Probleme am Einlass und daraus resultierend Übergriffe der Polizei, in Stuttgart knüpfte die Polizei an ihr eskalatives und provokantes Verhalten der letzten Monate an und verbreitete im Nachhinein in gewohnter Art und Weise nur die halbe Wahrheit – im besten Falle. Auch in Frankfurt gab es Auseinandersetzungen, in deren Rahmen die Bullen nicht gerade durch unabhängige und richtige Berichterstattung glänzten, also eigentlich alles wie immer.
Diese drei Fälle sind Auslöser, aber nicht Ursache für diesen Text und für das Spruchband, das wir in Köln gezeigt haben. Denn genau solche Dinge passieren jede Woche in deutschen Fußballstadien. Nicht immer in diesem Ausmaß, selten mit dieser medialen Aufmerksamkeit, aber doch geschieht es. Kaum eine Szene ist in den letzten Monaten von ähnlichen oder anderen (schlechten) Erfahrungen mit der Polizei verschont geblieben. Seit Anbeginn der organisierten Fankultur müssen sich Fanszenen mit steigendem Repressionsdruck auseinandersetzen, aber kurioserweise intensivieren sich die Bemühungen der Strafverfolgungsbehörden just dann, wenn ein großes Fußballturnier seine Schatten vorauswirft. Übrigens nicht nur in Deutschland, sondern auch in Frankreich, Russland und überall dort, wo eben heutzutage so Fußballturniere stattfinden. Wieso? Darüber können wir nur spekulieren. Ob die Gelegenheit genutzt wird, um neue Einsatztaktiken auszutesten und weitreichendere Befugnisse durchzusetzen? Ob es darum geht, negative Schlagzeilen im Vorhinein des Turniers zu vermeiden und den Fans durch die Maßnahmen prophylaktisch zu verdeutlichen, dass mit einem nicht gut Kirschen essen ist? Wir wissen es nicht, aber an Zufall können und wollen wir nicht glauben.
Wir verraten euch sicherlich kein Geheimnis, wenn wir sagen, dass wir die Polizei nicht besonders gut leiden können. Sie uns übrigens mindestens genauso wenig. Da ist das Kind schon vor Jahren, wenn nicht vor Jahrzehnten, in den Brunnen gefallen, dafür ist unser Lebensstil zu konträr gegenüber dem, den der Rest der Gesellschaft verfolgt. Dafür scheint aber auch auf Seiten der Polizei entweder zu viel Interesse am „Feindbild Fußballfan“ zu bestehen oder grundsätzlich einfach eine falsche Herangehensweise vorzuherrschen. Oder auch beides. Fest steht, dass die Polizei eben auch politischer Akteur ist und nicht nur vermeintlich objektiv zur Tat schreitet. Auch sie verfolgt gewisse Interessen, muss rechtfertigen, wieso sie stets nach mehr Personal und Befugnissen ruft.
Die Ampel-Regierung muss endlich die Koalitionsvereinbarungen umsetzen und unabhängige Beschwerdestellen sowie eine Kennzeichnungspflicht für alle Beamt*innen einführen, um den Grundstein für Veränderung am System Polizei zu legen. Dass diese ersten Schritte zu einer grundlegenden Verbesserung der Lage führen würden? Können wir uns ehrlich gesagt nicht vorstellen, dafür sitzt der Fehler viel zu tief im System. Dafür haben wir schon zu viel erlebt. Was ein Ausweg aus diesem Dilemma sein könnte? Wir wissen es auch nicht. Was wir aber wissen: Jeder neue „Einzelfall“, jedes wegen euch verpasste Spiel und jede Ladung Pfefferspray lassen uns Ultras näher zusammenrücken – ob in München, Hamburg, Bochum, Stuttgart oder Frankfurt. Vereint im Hass auf euch!
Lieder der Kurve
In einer Kurve werden immer wieder neue Lieder eingeführt – manche entstehen im Kopf eines Fans beim Hören eines Hits im Radio und werden nach und nach zu einem Stadionsong entwickelt, manche sind inspiriert von ausländischen Kurven. Und manchmal haben sie eine Entstehungsgeschichte, die sich zu erzählen lohnt. In dieser Rubrik wollen wir euch in unregelmäßigen Abständen einen Einblick geben, wie eines unserer Lieder entstanden ist. Beginnen wollen wir mit einem Hit, der anlässlich der 10 Jahre Wembley Choreo am Mittwoch in der Südkurve gesungen wurde: „Ich hab geträumt von dir!“
Los geht die Geschichte des Lieds, wie wir es heute kennen, in einem Hotelzimmer in Agadir, am Vorabend des Halbfinales der Club WM 2013. Wenige Stunden zuvor sind wir in Marrakesch am Flughafen angekommen, von wo aus uns drei Busse nach Agadir bringen sollten. In der total surrealen Situation mit seiner Gruppe auf einem anderen Kontinent seinen Farben zu folgen, kam es zu einer etwas ausschweifenden Zimmerparty, in deren Verlauf von einem Mitreisenden auf die Melodie von Matthias Reims „Ich hab geträumt von dir“ eine erste Textversion angestimmt wurde, die bereits die ersten zwei Zeilen des heutigen Lieds beinhalteten. Über die restlichen Versionen, die an diesem Abend in den Raum geschmissen wurde, hüllen wir lieber den Mantel des Schweigens. Einige davon waren lustig aber nicht gerade stadiontauglich. Wie lange wir letztlich für den gesamten Text gebraucht haben, wer sich welche Liedzeile ausgedacht hat, weiß von den Beteiligten vermutlich keiner mehr. Irgendwann hatten wir die letzte Zeile „Der Arjen hats gemacht“ gedichtet und in den frühen Morgenstunden des 17. Dezember 2013 schallte erstmals die heute bekannte Version des Wembley-Songs durch das Hotel.
Vermutlich nicht alle Gäste des Hotels dürften unsere Begeisterung geteilt haben, aber das war allen egal, wir feierten den Triumph von London und uns. Beim Spiel wenige Stunden später wurde das Lied auch gleich in die Kurve getragen und ist seitdem im Repertoire der Südkurve fest verankert. Auch wenn es vor allem bei Spielen gegen den damaligen Finalgegner herausgeholt wird, haben die Leute beim Singen das gleiche fette Grinsen im Gesicht wie wir in der Nacht in Agadir… und wer weiß, vielleicht gibt es am Ende dieser Saison einen Anlass für ein neues Wembley-Lied. Wir wären bereit…
SÜDKURVE HILFT
Servus Bayernfans,
in den vergangenen Jahren sind durch euren Beitrag beachtliche Spendensummen für karitative Zwecke zusammengekommen. Daran möchten wir anknüpfen und werden in diesem Jahr erneut eine Spendensammlung durchführen. Wir beginnen zum heutigen Heimspiel gegen Kopenhagen und werden die Spendensammlung mit dem Heimspiel gegen Stuttgart am 17.12. abschließen.
Unser Fokus liegt in diesem Jahr auf Münchner Vereinen und Initiativen, die sich für obdachlose Menschen und die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt unserer Stadt einsetzen.
Die einzelnen Vereine und Initiativen werden wir in den kommenden Tagen auf unseren Social-Media-Kanälen vorstellen.
Ihr könnt per PayPal oder Überweisung spenden.
Über Sammelüberweisungen von Fanclubs würden wir uns sehr freuen!
Ab 300€ können Spendenbescheinigungen ausgestellt werden, dafür am besten die vollständige Anschrift im Verwendungszweck angeben.
MÜNCHEN HÄLT ZAM!
So könnt ihr spenden:
Bitte gebt immer den Verwendungszweck „Südkurve hilft!“ im Verwendungszweck an.
PayPal:
paypal.me/bayernfanshelfenev (Familie&Freunde!)
Überweisung:
Bayernfans helfen e.V.
IBAN: DE59 7019 0000 0002 4679 33
BIC: GENODEF1M01
Verwendungszweck: Südkurve hilft! (+ ggf. Anschrift für Spendenbescheinigung)
FC Hansa Rostock – FC St. Pauli 2:3
Es sind wahrlich interessante und umtriebige Wochen beim FC Sankt Pauli. Sportlich läuft es aktuell formidabel, man ist als einziges Team der 2. Liga noch ungeschlagen und grüßt von der Tabellenspitze. Das torlose Remis gegen Hannover 96 vor der Länderspielpause sorgte auch abseits des Rasens für Schlagzeilen und nun stehen mit dem FC Hansa Rostock und dem Hamburger Derby innerhalb von sechs Tagen zwei wesentliche Standortbestimmungen für Mannschaft und Kurve an. Schnell war nach Terminierung der Spiele klar, dass wir unsere Freund*Innen in dieser wegweisenden Phase der Saison zur Seite stehen und dafür auf die ein oder andere Stunde Schlaf verzichten.
So konnte man der bescheidenen Terminierung unseres Auswärtsspiels in Köln auf einen Freitagabend zumindest etwas Positives abgewinnen (DFL – MERDA!) und mit knapp 40 Leuten nach Abpfiff gen Norden aufbrechen. Kurz die Taschen abgelegt, sich frisch gemacht und schon ging es mehr oder weniger nahtlos zum Treffpunkt und weiter zum Bahnhof. Da an der Bahnstrecke gerade gebaut wird musste man auf eine frühere Verbindung mit mehr Umstiegen in kleineren Zügen ausweichen, das Fortbewegungsmittel glich zeitweise einer Sardinenbüchse und so war man doch ziemlich froh schlussendlich am Rostocker Hauptbahnhof frische Luft zu schnappen. Aufgrund der frühen Ankunftszeit musste man dort jedoch in einem irren Bullenkessel ausharren, bis die Shuttlebusse einem zur Stadionöffnung ans Ostseestadion transportierten. Bis auf die zahlreichen und zugegebenermaßen auch qualitativ hochwertigen Wandmalereien und Bilder war vom FCH bis dahin nichts zu sehen, was aber bei dem zusammengezogenen Bullenaufgebot nicht weiter verwunderte. Da wurde wirklich alles versammelt, was ne Uniform trägt, die Einsatzkosten sprengen sicherlich sämtliche Vorstellungen. Also schnell die Kontrollen passiert und rein in den Gästeblock.
Die Südtribüne Rostock eröffnete das Spiel mit einer Choreographie, welche offiziell dem 13-jährigem Bestehen der Gruppe „Plattenbau Rostock“ gewidmet war. Neben zugehörigem Banner erhoben sich mehrere Plattenbauten über welchen ein halbtransparenter F.C. Hansa Schriftzug mittels Seilkonstruktion nach oben gezogen und durch diverse Fackeln erhellt wurde. Natürlich entblödete sich die FCH-Fanszene auch dieses Jahr nicht, das Sonnenblumenhaus von Rostock-Lichtenhagen als Stilelement einzubauen. Vielen Leser*Innen hier werden die rassistischen Ausschreitungen vom August 1992 ein Begriff sein, bei welchem ein wütender Mob die Zentrale Aufnahmestelle für Asylbewerber und ein Wohnheim für vietnamesische ehemalige Vertragsmitarbeiter*Innen im Sonnenblumenhaus ungehindert und unter Jubel der Anwohner*Innen angriffen und in Brand steckten. Dass im Zuge dessen rein zufällig direkt über dem stilisierten Sonnenblumenhaus der Choreographie mehrere Fackeln weit abseits des zu erhellenden FCH-Schriftzugs abgebrannt wurden währenddessen selbiges spiegelverkehrt nicht passierte mutet dabei mehr als zynisch an. Wiederholt mit einem der bis dahin schlimmsten fremdenfeindlichen Übergriffe der Nachkriegsgeschichte zu kokettieren, hat dann auch nichts mehr mit Provokation zu tun, sondern ist einfach nur selbstentlarvende, menschenfeindliche Scheisse. Abseits dessen hat die Rostocker Kurve keinen bleibenden Eindruck hinterlassen. Klar, die Schalparade zur Hymne im ganzen Stadion weiss zu überzeugen, auch die Mitmachquote bei Klatscheinlagen war spielstandsunabhängig – soweit ich das erkennen konnte – sehr hoch. Akustisch kam jedoch – auch bedingt durch die Lage der Heimkurve neben dem Gästeblock, wo voneinander weggesungen wird – nicht viel an. Selbst beim 1:0 Führungstreffer in der 9. Minute nach Handelfmeter für die Heimseite blieb die große Stimmungsexplosion aus. Der gegenüberliegende Fascho-Sektor um Block 9A und Konsorten blieb komplett blass und entzog sich somit meiner Beachtung. Unterm Strich einfach nicht mein Stil, da ändern auch die Hartz IV, Workless Class Hansa und Späher-Fahnen, die in Richtung des Gästeblocks angeflaggt werden, nix dran.
Aber weg von der Heimkurve, hin zu dem Auftritt des FC Sankt Pauli auf den Rängen und auf dem Platz. Die Kurve startete mit einer (von mehreren) sehr schicken Pyro-Einlagen, die den ganzen Block einnahmen und von den ersten Gassenhauern akustisch lautstark begleitet wurden. Mit dem Fernschusstreffer von Saliakas in der 15. Minute (Marke Tor des Monats) zum zwischenzeitlichen Ausgleich fuhr dann die letzte Kälte aus den Gliedern und mit dem Doppelschlag von Hartel und Afolayan zwischen der 19. und der 23. Minute zum 1:3 sang sich der Gästeblock in Ekstase, immer wieder erleuchtete der ganze Block in rotem Licht, Fahnen wehten, strahlende Gesichter überall, richtig geil! Sankt Pauli blieb danach auf dem Feld bis weit in die zweite Halbzeit hinein dominant, war aber nicht mehr zwingend genug in den Abschlüssen. Ab der 80. Minute wurde es nochmal spannend, als ein weiterer Elfmeter für den FCH gegeben und zum Anschlusstreffer verwandelt werden konnte. Im Zuge dessen kam die Kogge noch zu einigen gefährlichen Abschlüssen, jedoch haben die Braun-Weissen neben der spielerischen Klasse dieses Jahr auch endlich das Glück, solche Spiele erfolgreich nach Hause zu schaukeln. So stand am Ende der erste Auswärtssieg im Ostseestadion seit zwölf Jahren zu Buche und der FCSP belegt vor dem Hamburger Derby mit 3 Punkten Vorsprung auf die Rauten den ersten Tabellenplatz. Absolut beeindruckend, hat es letztes Jahr trotz überragender Rückrunde nicht mehr für die Aufstiegsplätze gereicht, so kann es dieses Jahr endlich was werden mit der Rückkehr in die 1. Liga. Im nächsten Jahr mal wieder mit dem FC Bayern am Millerntor zu gastieren, hätte schon was und mit der Leistung wird das Ergebnis sicher geringfügig besser als beim letzten Aufeinandertreffen im Mai 2011, keine Sorge 😉.
Aber zurück in die (vergangene) Gegenwart. Denn die hieß 15:00 Uhr Gästeblock, Ostseestadion. Nach Abpfiff ließen sich noch vereinzelte Hansakrieger zu Pöbeleien hinreißen, wurden aber von eigenen Szeneleuten schnell wieder zurückbeordert. War wohl selbst der Rostocker Kurve zu peinlich, wenn völlig ohne Chance auf Kontakt im Pufferblock gepost wird. So begab man sich mit den Shuttlebussen zurück zum Hauptbahnhof und war einigermaßen optimistisch zeitnah die Verbindung zurück nach Hamburg zu bekommen. Nur leider hatte man da die Rechnung ohne die Polizei gemacht, die spontan verfügte, dass mit dem ersten Zug nur 300 Personen fahren dürfen und der Rest auf die nachfolgende Bahn warten müsse, die eine Stunde später abfährt. Anstatt indes in der Bahnhofshalle verweilen und sich mit Verpflegung eindecken zu können, sperrte die Staatsmacht dabei den Eingangsbereich ab und ließ den Mob bei Temperaturen um den Gefrierpunkt und leichtem Niederschlag die Wartezeit draußen verbringen. Dass diese Ansage nicht auf wohlwollendes Verständnis stieß und dadurch völlig unnötiges Gedränge hervorrief, brauche ich wohl nicht zu erwähnen, da hatte man wohl Bock auf ne Menge bezahlter Überstunden.
Damit der Szenehaufen auch geschlossen abreisen konnte entschied man sich für die spätere Verbindung und organisierte für die draußen wartende Masse noch Essen und Getränke, um knapp 3,5h nach Abpfiff endlich im Zug Richtung Hamburg zu sitzen. So erreichte man schlußendlichnach gut 16 Stunden ziemlich gerädert das Viertel, bevor der Spieltag offiziell sein Ende fand.
An dieser Stelle tausend dank an USP für die Gastfreundschaft, die gemeinsamen Stunden und die tollen Gespräche! In ein paar Tagen sehen wir uns wieder beim nächsten Sieg des magischen FCSP!
USP + SM – Sempre uniti!
Was hier und da passiert
Amateure
Zuletzt boykottierten sowohl die Fanszene der SpVgg Bayreuth als auch die der Würzburger Kickers die Spiele bei den FC Bayern Amateuren. Grund hierfür war, dass es keine Tageskasse bei den Spielen der Amateure mehr gibt, Tickets also nur nach vorheriger Online-Registrierung erworben werden können, was letztendlich einer Personalisierung gleichkomme. Außerdem argumentierten die Maschikuli Ultras, dass der Stadionbesuch denjenigen verwehrt bleibe, die über keinen Internetzugang verfügen. Stattdessen besuchten die Kickers Fans das Lokalderby der U15. Per Spruchband kritisierten sie den „Doppelwumms des FCB“ im Gästeblock des Grünwalder Stadions.
Auch Fans der Amateure protestierten schon mehrmals gegen das Vorgehen unseres Vereins, so wurde letzte Saison ein eigenes Kassenhäuschen aufgestellt, aus dem selbst erstellte traditionelle Eintrittskarten verkauft wurden und Spruchbänder zu dieser Thematik gezeigt.
Stuttgart
Und täglich grüßt das Murmeltier. Probleme mit der Polizei sind in Stuttgart momentan an der Tagesordnung. Ihren Höhepunkt fanden die Provokationen der Staatsmacht beim Heimspiel gegen die Borussia aus Dortmund, in dessen Nachgang die Gruppen der Cannstatter Kurve eine Stellungnahme veröffentlichten (siehe oben). Die Polizei Stuttgart sah darin eine persönliche Diffamierung des Einsatzleiters und stellvertretenden Polizeipräsidenten Carsten Höfler, weshalb sie nun Konsequenzen gezogen hat und nicht mehr an der sogenannten Stadionallianz teilnimmt. Dies ist ein Dialogformat von Verein, Stadt und Polizei, das einen reibungslosen und friedlichen Ablauf der Spieltage garantieren soll. Für die Schwabenkompanie Stuttgart „entsteht der Eindruck, dass es der Stuttgarter Polizei um ihre Befindlichkeiten und die Wahrung der eigenen Interessen zu gehen scheint. Ihnen sind polizeikritische Spruchbänder und die Thematisierung des Falls „Renner“ in der Cannstatter Kurve (und mittlerweile auch in Degerloch) ein Dorn im Auge. Wer seine Meinung gegenüber der Presse äußert, muss damit rechnen, dass nicht mehr mit ihm gesprochen wird. Eine kritische Stellungnahme der Fanszene wird von der Polizei in eine „persönliche Diffamierung des Einsatzleiters“ verdreht.“
Zürich
Am 12.11. gewann der FC Zürich sein Gastspiel in Lugano, das die Hauptstädter mit einer großen Choreo einläuteten. Ein großes „Zürich“ Spruchband schmückte dabei den Gästeblock und wurde von dreidimensionalen Buchstaben begleitet, die ein „Come on“ bilden sollten. Dabei wurden das m und n verwechselt, sodass am Ende ein großes „Cone om“ den Gästeblock zierte. Vergangene Woche nutzte die Südkurve Zürich das Heimspiel gegen die Young Boys Bern, um die eigene Choreopanne humorvoll auf die Schippe zu nehmen. Im gleichen Stil wurden die unvollständig Wörter „Co e“ und „o“ in der Kurve abgebildet, getrennt durch das Abbild eines sichtlich verwirrten Mannes mit Kippe im Mundwinkel, der in der rechten ein M und in der linken ein N hält.
Jena
Unter dem Titel „Strafen zünden nicht“ haben unsere Freund*innen der Horda Azzuro vergangene Woche bei der Mitgliederversammlung des FCC einen Antrag gestellt, der den Verein dazu verpflichten soll, „sich fortan nicht nur kritisch mit der Strafen- und Sanktionspolitik der Verbände allgemein und der des Nordostdeutschen Fußballverband im speziellen zu beschäftigen, sondern diese durch aktive und vor allem vernetzte Arbeit zu verändern“. Begründet wird der Antrag mit dem Scheitern jeglicher Sanktionen der Verbände. Trotz hoher Geldstrafen hat das Zünden von Pyrotechnik in den letzten Jahren eher zu- als abgenommen und erfährt mittlerweile eine sehr hohe Akzeptanz und erfreut sich großer Beliebtheit. Größter Kritikpunkt der meisten Fans ist nicht etwa die Gefahr, die von Pyrotechnik ausgeht, sondern die Geldstrafen für die Vereine. Die Horda wirft den Verbänden vor, dass sie einen Keil zwischen Vereine und Fanszenen treibe und die Realität verkenne, indem Pyrotechnik weiterhin kriminalisiert wird. Der Antrag wurde von der Mitgliederschaft angenommen. Auch in der Vergangenheit nahm der FCC im Kampf gegen Verbandsstrafen eine Vorreiterrolle ein und klagte bis vor den Bundesgerichtshof gegen Geldstrafen des DFB, was leider nicht von Erfolg gekrönt war.