Vorwort
FC Bayern – SC Freiburg
FSV Mainz 05 – FC Bayern
Galatasaray – FC Bayern
Südkurve München – MATERIAL: Was steckt dahinter?
Ultras Empoli
Vorwort
Servus Bayernfans,
trotz Länderspielpause wurde es in den vergangenen Wochen nicht ruhig um unseren Verein. Wobei streng genommen war die mögliche Verpflichtung von Boateng bereits vor dem letzten Heimspiel ein Thema, weshalb sich verschiedene Gruppen aus der Südkurve dazu äußerten. Ob die Kritik aus der Kurve (und anderen Bereichen) ausschlaggebend für die Nicht-Verpflichtung war, das sportliche Niveau einfach nicht mehr gepasst hat oder an der Säbener manch einer von sich aus seinen moralischen Kompass wiedergefunden hat, wissen wir natürlich nicht. Einen faden Beigeschmack hat die ganze Geschichte auf alle Fälle. Dass sich der seit kurzem amtierende Sportdirektor Christoph Freund, der u.a. mit seiner Aussage in der Causa Boateng zuvor schon negativ auffiel, dazu berufen fühlt, Spruchbänder zu kommentieren, dürfte auch nicht allen gefallen haben. Eine mündige und kritische Kurve scheint er von seinem bisherigen Arbeitgeber nicht zu kennen.
Kaum war dieses Thema vom Tisch, gab es mit der Aussage von Mazraoui im Zusammenhang zur aktuellen Situation im Nahen Osten den nächsten Aufreger abseits des Platzes. Von Seiten des Vereins wurden letztlich keine disziplinarischen Maßnahmen erlassen. Ob das Verhalten in dem Fall richtig war und ist, ist für uns schwierig zu beurteilen. Von mancher Seite gab es für das Vorgehen Zustimmung, andere Stimmen wurden dagegen laut, die deutliche Kritik äußerten. Die Schlagzeilen rund um den FC Bayern waren somit auch in der spielfreien Zeit omnipräsent… Mit all den Entlassungen und Debatten rund um Personen ist 2023 mit Sicherheit eines der ereignisreichsten Jahre der Vereinshistorie, zumindest außerhalb des Fußballfeldes.
Weniger ereignisreich war dagegen unser letztes Heimspiel. Auf dem Rasen agierte die Mannschaft souverän und konnte einen ungefährdeten Sieg einfahren. Ganz im Gegensatz dazu die Südkurve: Fanden wir beim letzten Mal noch lobende Worte, wurden wir gleich eines Besseren belehrt. Im Vorwort der Ausgabe noch die verbesserte Heimspielstimmung hervorgehoben, nur um dann festzustellen, dass die Kurve Sonntagabend lieber auf der heimischen Couch verbringen würde als im Stadion. Anders lässt sich die Lethargie, die in fast allen Teilen zu sehen war, nicht erklären. Das war absolut nichts und das dürften auch alle wissen. Hoffen wir, dass wir heute gegen Darmstadt die Lautstärkeregler wieder in die andere Richtung drehen können. Klar, der Aufsteiger ist mit Sicherheit nicht der attraktivste Gegner, aber wir wollen auch an solchen Tagen unserem eigenen Anspruch gerecht werden.
In Mainz gingen Kurve und Mannschaft wieder im Gleichschritt und brachten den Ausflug relativ glanzlos über die Bühne. Beim mittlerweile dritten Spiel in Mainz in diesem Kalenderjahr war der Auftritt der Südkurve alles in allem ganz gut, aber von den drei Spielen mit Sicherheit das mit am meisten Luft nach oben. Immerhin wurden gegen unseren neuen Auswärtsangstgegner (drei Niederlagen in der Liga in Folge) die drei Punkte mit nach München genommen. Da alle anderen Mannschaften an der Tabellenspitze ebenfalls gewannen, war das natürlich wichtig, damit nicht der Anschluss verloren wird. Positiv aus unserer Sicht war die Einführung eines neuen Lieds. Den Text und die Melodie findet ihr in dieser Ausgabe, da der Song uns in Zukunft weiter begleiten soll.
Im Gegensatz zur heimischen Liga grüßen wir in der Königsklasse von der Tabellenspitze. Gut, die Gegner waren vielleicht auch nicht die höchste Kategorie in Europa, aber Tabellenführung ist Tabellenführung und das Achtelfinale sollte erreicht werden. Das Spiel in Istanbul war ein größerer Kraftakt als erwartet, aber letztlich bleibt die weiße Weste erhalten. Die Südkurve zeigte einen starken Auftritt, das war über die ganzen 90 Minuten richtig gut und hat Spaß gebracht.
Zum Abschluss noch ein kleiner Hinweis für alle, die es noch nicht mitbekommen haben: In zwei Wochen findet am Sonntag nach dem Heidenheim-Heimspiel die Jahreshauptversammlung statt. Im nächsten SKB werden wir darauf noch ausführlicher eingehen.
FC Bayern – SC Freiburg
Fußball ist samstags 15:30 Uhr. Natürlich eine Idealvorstellung, die in Zeiten von Spieltagszerstückelung und als Dauergast im Europapokal für viele Bayernfans schon seit Jahrzehnten bröckelt, aber dennoch immer mal wieder als Thema hochkocht. Beim Heimspiel gegen Freiburg zwar eigentlich nicht, aber dennoch reihte sich die unattraktive Anstoßzeit am späten Sonntagnachmittag um 17:30 Uhr doch irgendwie in diesen eher grauen Spieltag ein. Klar ist so eine Verschnaufpause für Spieler und Fans mal ganz nett, gerade auch wenn man wenige Tage zuvor noch im Buskonvoi nach Kopenhagen gerollt ist. Und sicherlich bot der freie Samstag die Möglichkeit unsere Freund*innen zu unterstützen. Doch so richtig warm werden konnten viele Bayernfans mit dem Termin offenbar nicht und befasst sich ein Spielbericht in den ersten Sätzen fast ausschließlich mit der Anstoßzeit an einem Sonntagnachmittag wird schnell klar: Sonst war nicht viel los.
Dem mausgrauen Wetter passte sich die Südkurve leider über viel zu weite Strecken des Spiels an. Trotz – oder vielleicht auch gerade wegen – der frühen und ungefährdeten Führung auf dem Platz wollte in der Kurve kein richtiges Feuer entfachen. Wortspiele zum vorherigen Auftritt in Kopenhagen bieten sich da natürlich an, aber irgendwie ist es dafür dann auch zu nervig, dass wir wenige Tage, nachdem wir mal wieder eine gute Visitenkarte in Europa hinterlassen haben, so mal gar nicht aus dem Quark kommen. Glänzten die Spieler immerhin auf dem Platz mit einem Arbeitssieg, glich die Motivation der Kurve eher der eines Großraumbüros an einem durchschnittlichen Montagmorgen. Ob das jetzt an der eingangs breit ausgeführten Anstoßzeit, dem unspektakulären Geschehen auf dem Platz oder sonstigen Gründen lag, ist schlussendlich eher sekundär, auch an solchen Tagen kann und muss eigentlich mehr kommen.
Dass das Geschehen in der Kurve zumindest ansatzweise Widerhall in der Öffentlichkeit erfuhr, lag daher auch an den gezeigten Spruchbändern. Diese widmeten sich zum einen der Katastrophe im Kanjuruhan-Stadion, die sich nun zum ersten Mal jährte und deren Opfer Gerechtigkeit verdienen. Zum anderen aber auch nochmal der Causa Boateng und dem Versuch seitens einiger Vereinsverantwortlicher die frauenfeindliche Gewalt zur Privatsache zu erklären und erteilten diesem mit Hinweis auf parallel laufende Aktionen des Vereins in Sachen Awareness eine deutliche Absage. Alles in allem ein Spiel, was sicherlich nicht groß in die Geschichte eingehen wird, aber dennoch Ansporn sein sollte, beim nächsten Mal wieder mehr als nur eine Schippe draufzulegen.
Immer vorwärts FCB! Immer vorwärts Südkurve!
FSV Mainz 05 – FC Bayern 1:3
Liebe Spieltags-Planenden bei der DFL, gab es an diesem Spieltag keine Begegnung, die sich besser für das 18:30-Spiel geeignet hätte als unser Auswärtsspiel in Mainz?! Ok, beim Blick auf den Spielplan gab es nicht viele Alternativen. Wolfsburg gegen Leverkusen lockt bekanntlich niemand vor die Flimmerkiste. Aber wenn sich ein bisschen Mühe gegeben wird, kann Union gegen den VfB schon als Topspiel vermarktet werden. So aber erhielten wir zum dritten Mal in Folge (auf Auswärtsspiele bezogen) den Samstagabend-Termin, Dortmund in zwei Wochen natürlich wieder. Wenn unser Spiel Mitte Dezember in Frankfurt nicht auf Samstag 15:30 gelegt wird, haben wir es geschafft, die komplette Hinrunde nicht einmal zur klassischen Bundesligaanstoßzeit auswärts zu spielen.
Uns wurde somit auch die Anreiseoption Zug geraubt. Gerade in einem kostenintensiven Monat mit zwei Europapokal-Auswärtsspielen und einer im Vorfeld zu zahlenden Fahrt nach Dortmund wäre eine kostenneutrale Anreise wünschenswert gewesen. Und auf Regionalzüge können wir ja nicht allzu oft als Transportmittel zurückgreifen. Da wäre ein Trip nach Mainz gerade recht gekommen. Aber lamentieren bringt ja auch nichts… Die Bahnreisenden zwischen München und Mainz werden sich an diesem Samstag gefreut haben, ebenso wie unsere Busunternehmen. Also rein in die Busse und ab nach Rheinhessen…
Mainz hat sich in den letzten Jahren zu einer sehr beliebten Reisedestination entwickelt. Es gibt Weinschorle en masse und auch wenn der Block nicht optimal ist, waren die letzten Auftritte dort immer gut. Dass es Ende Oktober nochmal fast 20 Grad hatte und die Verpflegung am Gästeparkplatz keine Wünsche offen ließ, sorgte für einen weiteren Anstieg beim Stimmungsbarometer. Die Laune bei den Fans war bestens und das nutzten wir, um beim Warmlaufen der Mannschaft ein neues Lied auszuprobieren, das von der Kurve relativ schnell gut aufgenommen wurde.
Da kann einem richtig guten Auftritt nichts mehr im Wege stehen… Das dachte ich mir zumindest und die ersten zwanzig Minuten ging es, beflügelt durch die beiden Tore, stark los. Die Gesänge wurden ordentlich in den Mainzer Abendhimmel geschmettert, die Fahnen wehten im Wind, das Ultra-Herz war glücklich. Als wir dann unsere Meinung zur VAR-App bzw. zum VAR an sich kundtun wollten, ließen wir uns durch Probleme beim Zeigen des Spruchbands ein wenig aus dem Konzept bringen. Das hat in dem Moment einiges an Drive rausgenommen und dass wir da bis zur Halbzeit nicht mehr gegensteuern konnten, war natürlich sehr ärgerlich. Dass die Mainzer kurz vorm Pausenpfiff noch den Anschluss erzielten, war für die eigene Laune in der Halbzeit zusätzlich wenig förderlich. Dass solche Eindrücke immer sehr subjektiv sind, wurde im Nachgang des Spiels deutlich, als beim Fachsimpeln über den eigenen Auftritt von Leuten oberhalb des Mundlochs die Einschätzung des Stimmungsabfalls nicht geteilt wurde und diese sich mit der ersten Halbzeit sehr zufrieden zeigten. Ich finde nach all den Jahren immer noch erstaunlich, wie Menschen in ein und demselben Block zu so unterschiedlichen Ansichten kommen können.
Den zweiten Durchgang eröffneten wir im Rahmen des Aktionsspieltags der bayrischen Fanhilfen mit „Fanrechte stärken – Repression stoppen!“, bevor wir versuchten, den Schalter umzulegen. Das gelang gut, vor allem das erneute Singen des neuen Lieds war richtig cool und als Goretzka währenddessen den Ball zum 3:1 vorm Block ins Netz drosch, war das schon richtig geil und hat Bock gemacht. Für ein doch etwas textlastigeres Lied mit einer recht unbekannten Melodie hat das richtig gut funktioniert und den Leuten war die Freude beim Singen anzusehen. Denn so ehrlich müssen wir sein: Auch wenn wir uns ordentlich steigern konnten, der gewisse Enthusiasmus fehlte bei einigen Liedern weiterhin und die Vortragsweise war stellenweise etwas lethargisch. Es erweckte den Anschein, als wären Kurve und Mannschaft an diesem Abend ähnlich unterwegs und haben vor allem ihre Pflicht erledigt. Denn auch auf dem Rasen war es trotz des 3:1 Siegs nicht wirklich souverän gegen den Tabellenvorletzten. Ich hab zugegebenermaßen nicht die kompletten 90 Minuten das Spiel aufmerksam verfolgt, aber überzeugend erschien mir das nicht durchgehend (im Bericht des Kickers wurde dieser Eindruck bestätigt). Aus dem Bericht konnte ich aber auch erfahren, dass es der erste Sieg in Mainz nach drei (Bundesliga-)Niederlagen war. Na, dann sind wir damit auch einfach mal zufrieden. Ohne etwaigen Zwischenfällen, dafür vielleicht mit dem ein oder anderen Ausfall, ging es auf dem schnellsten Weg Richtung Heimat, von wo sich wenige Stunden nach Wiederankunft die ersten bereits wieder auf den Weg nach Istanbul machten. An jedem Ort zu jeder Zeit!
Galatasaray – FC Bayern 1:3
Die Freude über das Los dürfte sich bei den meisten in Grenzen gehalten haben. Klar, grundsätzlich ist Istanbul eine Stadt, die an und für sich ein top Reiseziel ist. Aufgrund der politischen Umstände sind Spiele in der Türkei seit einigen Jahren im Beliebtheitsranking nach unten gewandert. Somit hielt sich die Vorfreude etwas in Grenzen… Wie üblich bei „Flug“-Spielen verteilte sich die Anreise auf mehrere Tage, so dass bereits am Vorabend ein größerer Haufen aus der Südkurve unterwegs war. Dank der Dokumentation der Ereignisse auf Social Media und durch die Tageszeitung mit den vier großen Buchstaben dürften alle Lesenden wissen, dass es in der Nacht zu einer Auseinandersetzung zwischen Galatataray Leuten (+ sonstigen Beteiligten) und unseren Leuten kam. Videos davon sind bekannt und dass von einer Seite vermehrt auf das Schmeißen von Flaschen, Gläsern und Stühlen gesetzt wurde, ist dort gut zu sehen. Somit ging es für einige Bayernfans etwas lädiert in den Spieltag. Dieser startete mit einem organisierten Busshuttle vom Sultanahmet zum etwas außerhalb gelegenen Stadion. Aufgrund der Verkehrssituation in der Stadt stellten sich alle auf eine längere Reise ein, doch die Straßen / Autobahnen wurden rigoros für den Buskonvoi gesperrt, so dass wir bereits drei Stunden vor Anpfiff am Stadionneubau im Norden Istanbuls standen. Die, wie erwartet, stressigen Bullen trieben uns dann direkt und recht aggressiv Richtung Stadioneingang, wo die erste Hürde des Tages überwunden werden musste: der Stadioneinlass.
Nach den Erfahrungen bei Besiktas 2018 herrschte im Vorfeld etwas Pessimismus, ob wir alle Fahnen ins Stadion bekommen würden. Damals schaffte es unsere „Ausgesperrt immer bei uns“ Fahne nicht ins Stadion und ähnliches wurde wieder befürchtet. Letztlich bewahrheiteten sich die Befürchtungen nicht, auch wenn es einiger Diskussionen bedarf und der Puls zeitweise anstieg – am Ende war alles drin. Das neben den Fahnen zunächst auch jeder einzelne Schal begutachtet wurde und sich dabei am vermummten Kindl gestört wurde, konnte schlussendlich ebenfalls zufriedenstellend gelöst werden. Für die teilweisen kruden Argumente von Seiten der Ordnungskräfte bleibt eigentlich nur ein Kopfschütteln übrig… Megafone und Trommeln waren im Vorfeld überraschenderweise genehmigt worden. Böse Zungen behaupteten, dass es die Genehmigung nur gab, um am Spieltag ein Verbot auszusprechen. Aber auch damit täuschten sich die Schwarzmaler und somit waren die Voraussetzungen für einen guten Auftritt im „Hexenkessel“ Ali Sami Yen gegeben.
Als wir uns eine Stunde vor Spielbeginn erstmals bemerkbar machten, konnten wir erahnen, wie laut es in dem Stadion werden kann. Auch wenn noch bei weitem nicht alle Heimfans da waren, war das erste Pfeifkonzert als Reaktion auf uns schon mal recht laut. Wie wir im Laufe des Abends noch feststellen durften, scheint lautes Pfeifen das einzige zu sein, wozu die Gelb-Roten fähig waren. Es wurde paar Mal auch so laut, gerade nach dem Ausgleich, aber nicht wenige von uns zeigten sich im Anschluss enttäuscht von der so hochgepriesenen Stimmung. Mag vielleicht auch nur der Eindruck aus dem Gästeblock gewesen sein, denn in den Medien wurde diese mehrfach hervorgehoben. Wobei, das muss noch nichts heißen. Die Anfield Road wird ja auch immer richtig abgefeiert und wer schon mal bei einem normalen Spiel dort war, hat wahrscheinlich einen anderen Eindruck gewonnen.
Auf dem Spielfeld war die Partie überraschend offen bzw. die Vorteile lagen bei den Gastgebern. Irgendwie schaffte es unsere Elf, dass sie nur ein Gegentor kassierte und am Ende konnte nochmal eine Schippe draufgelegt werden und der dritte Sieg wurde ein bisschen glücklich eingefahren. Während die Spieler also weiterhin im Pflichterfüll-Modus waren, hatte die Kurve an dem Abend richtig Bock. Die erste Halbzeit wusste schon zu gefallen, da war durchgehend Power drin. Richtig geil wurde es nach Wiederanpfiff, zu „Rivers of Babylon“ sang sich die Kurve in einen wahren Rausch und nach einer kurzen Verschnaufpause wurde zu „We´re not gonna take it“ das 2:1 herbeigesungen. Mit dem 3:1 war der Ofen auf Heimseite endgültig aus und die ersten Fans zogen von dannen. Passiert bei uns ja auch immer wieder, aber ein bisschen Häme konnten wir uns natürlich nicht verkneifen. Alles in allem hat der Stadionauftritt Laune gemacht und die Rückmeldungen von anderen Bayernfans gingen in die gleiche Richtung. Ein richtig geiler Europapokalabend.
Leider gehört zu solchen Abenden auch die obligatorische Blocksperre, die dieses Mal sehr lang ausfiel. Es schien, als sollten wir die gesparten Minuten aus Kopenhagen nachsitzen müssen… Irgendwann ließen sie uns dann doch raus und die Shuttlebusse brachten uns zurück zum Sultanahmet, wo der Spieltag sein Ende fand. Der Tag war allerdings noch nicht zu Ende, nach fast 8 Stunden im Bus oder Stadion war der Hunger groß und die Tourilokale rund um den Platz freuten sich auf eine Vielzahl an hungrigen Bayernfans. Meine Reisegruppe verirrte sich in das Sultan Palace Cafe, für das ich an dieser Stelle explizit keine Empfehlung aussprechen will. Solltet ihr mal wieder nach Istanbul kommen, geht auf keinen Fall dahin. Wie der Laden zu einer 4,7 Bewertung bei Google gekommen ist, ich weiß es nicht. Wir hatten die Vermutung, dass die Bewertungen gekauft wurden. Beweisen können wir das natürlich nicht, aber es ist die einzig logische Erklärung. Nach über einer Stunde stand das Essen endlich vor uns, wobei es vermutlich schon länger zur Ausgabe bereitstand. Das würde zumindest die teilweisen kalten Speisen erklären. Aber sei´s drum, ihr wisst es ja jetzt und macht einen großen Bogen um den Laden.
Südkurve München – MATERIAL: Was steckt dahinter?
Für das heutige SKB haben wir mal wieder einen älteren Text zum Thema Material aus dem Archiv gekramt, der natürlich in keinsterweise an Aktualität verloren hat.
Was Du in den Händen hältst ist keine beliebige Kaufhausware von der Stange, sondern ein genuiner Südkurven-Artikel aus der Kurve für die Kurve, von Fans für Fans!
Du hast Material gekauft, das nach einer bestimmten Philosophie ausgedacht und hergestellt wurde, die respektiert werden möchte. Wenn Du mit dieser Philosophie und dem was damit zusammenhängt nichts anfangen kannst, dann sei bitte so respektvoll und ehrlich zu Dir selbst und verzichte auf den Kauf des Artikels, Den Leuten aus Deiner Kurve zuliebe, die unentgeltlich jede Menge Zeit und Aufwand in die Herstellung dieses Artikels gesteckt haben!
Die SÜDKURVEN-LINIE
Mit dieser Linie wollen wir unsere Kurve voran bringen. Es versteht sich von selbst, dass die Gewinne aus dem Verkauf zurück in die Kurve fließen – z.B. in Choreographien, Fahnen, gemeinsame Aktionen und Feste oder auch die Produktionskosten von neuem Material – und nicht wie bei windigen Geschäftemachern in der eigenen Tasche von Leuten verschwinden, die zwar nichts für die Kurve leisten, sich aber an ihr bereichern!
Wer sich bei uns einen Schal oder ein T-Shirt kauft, unterstützt damit direkt die Aktionen in der und FÜR DIE SÜDKURVE. Wer meint, das Material weiter verkaufen zu müssen (Stichwort: eBay etc.), um selber Geld daran zu verdienen, hat nichts kapiert und bei uns nichts verloren! Wenn Dir etwas nicht passt oder nicht mehr gefällt, tausch es um oder wende Dich direkt an Leute aus der Szene. Die sind bestimmt dankbar! Der Gewinn aus dem Verkauf gehört einzig und allein unserer Kurve!
Wir wollen mit der Südkurven-Linie die Kurve aber auch auf einem weiteren Feld voran bringen: Unsere Kurve soll durch die Klamotten COOLER werden, wir wollen unseren individuellen MÜNCHNER STIL nach außen repräsentieren und voller STOLZ zeigen, dass wir die Südkurve München sind. Dazu gehört aber nicht nur die Optik, ein Pulli alleine macht keinen eigenen Stil aus. Dazu gehört auch EINSTELLUNG, die dahinter steckt, damit die Optik nicht nur Schein statt Sein ist.
So gut wie jede Szene kann halbwegs gut aussehendes Material herstellen und jeder kann sich offen verkaufte Klamotten kaufen und damit posen. WIR können aber zeigen, dass in unserer Kurve hinter der Fassade etwas steckt, dass wir Einstellung haben und WERTEN folgen. DU kannst uns dabei helfen, denn Du bist ein TEIL DER SÜDKURVE. Teil der Südkurve zu sein bedeutet aber auch VERANTWORTUNG zu tragen für die AUẞENWIRKUNG der Kurve. Das heißt im Stadion IMMER ALLES FÜR UNSEREN VEREIN zu geben und sich auch bewusst zu sein, dass Du, wenn Du mit Südkurven-Material unterwegs bist, diese repräsentierst und Dich deswegen nicht wie ein Idiot aufführen, sondern Dich benehmen solltest.
Je mehr man als Kurve auf ein geschlossenes Auftreten wert legt und sich nach außen darstellt, desto mehr wird man als Kurve mit der Rivalität zu Fans gegnerischer Vereine konfrontiert und das Südkurven-Material zur begehrten Trophäe. Diese Rituale haben in der FANKULTUR eine lange Tradition – und das schon seit den 70er Jahren und noch länger. Niemand will unsere Farben in der Hand des Gegners sehen.
Daher gehört es auch dazu, sich nicht leichtsinnig selber in eine solche Situation zu bringen, in der man sein Südkurven-Material, die Farben unserer Kurve, verlieren könnte. Zum Beispiel dadurch, dass man zu dritt oder zu viert besoffen, offensichtlich erkennbar und noch dazu achtlos durch irgendwelche Städte torkelt, ohne für mögliche Gefahren noch annähernd aufmerksam zu sein oder in selbigem Zustand in einem Regionalexpress sitzt, ohne sich darüber bewusst zu sein und darum zu kümmern, welche Fanszene wann und wo zusteigen oder mit einer umsteigen könnte. Unsere Kurve sollte Dir wichtig sein, Dir etwas bedeuten, das man mit Geld nicht einfach neu kaufen oder ersetzen kann – also verhalte Dich dementsprechend und gib Acht auf das, was Dir wichtig ist! Sei den anderen einfach einen Tick voraus!
Sollte es allerdings einmal unausweichlich sein, so denk daran, dass Du auch in diesem unschönen Moment Deine Kurve repräsentierst. Lauf nicht vor Leuten, die nicht in Überzahl sind, davon oder versteck Dich hinter Polizisten – hinter denen, die Woche für Woche Leute aus Deiner Kurve und andere Fans herumschubsen und schikanieren. Soviel Stolz solltest Du haben und soviel sollte Dir Deine Südkurve Wert sein, Stell Dich der unangenehmen Situation und versuch Dein Material und damit Deine Kurve zu verteidigen.
Wenn dann das Unglück doch einmal geschehen sollte und das Material wegkommt, heißt es den Schaden, der viel mehr ideeller als materieller Schaden ist, zu begrenzen und die Schmach wenigstens mit WÜRDE zu ertragen und nicht noch zu vergrößern, indem man zur Polizei rennt und dort eine Anzeige macht. Kein Wort zu denen, auch nicht wenn sie es mitbekommen haben und Dich ausquetschen wollen! Letzte Woche noch haben sie Dich behandelt wie Scheiße und Du hast sie verflucht – schon vergessen? Was müssten die anderen Fans über Dich, über Deine Kurve denken? Was würden sie zuhause über unsere Südkurve erzählen? Nach dem Material solltest Du nicht auch noch Deinen Stolz verlieren! In den Spiegel schauen musst Du ja schließlich auch noch, oder?
Ein wahrer Fan zeigt einen anderen Fan nicht an! Die SOLIDARITÄT selbst unter rivalisierenden Fans ist einer der höchsten Werte in dieser uns Fans eigenen Welt mit ihren eigenen Regeln! Nichts zeichnet eine Kurve mehr aus. Der Ruf Deiner Kurve sollte Dir mehr Wert sein als ein evtl. aus den Händen von Polizisten zurückerhaltenes und nun seiner ideellen Werte beraubtes Stück Stoff!
Dies sind keine allgemeingültigen Regeln und wir können Dir nichts befehlen. Es sind aber die Wünsche derer, die dieses Erzeugnis für Dich und Deine Kurve ehrenamtlich und ohne Gewinnabsicht erdacht, designed und hergestellt haben. Sie haben das gerne getan, weil sie ihrer Kurve und den Leuten, die sie ausmachen – u.a. also Dir – etwas Gutes tun wollten. RESPEKTIERE IHRE WÜNSCHE UND DIE PHILOSOPHIE, NACH DER DIESES MATERIAL HERGESTELLT WURDE!
Wir wollen unsere Südkurve gemeinsam voran bringen. Du kannst ein Teil davon sein und Deinen Beitrag leisten. Trage die Farben unserer Kurve und unseres Vereins mit Stolz nach außen und unsere Werte, die Werte der wahren Fans, im Herzen!
SÜDKURVE MÜNCHEN – seit 1972
Ultras Empoli
Ende September konnte nun auch Empoli etwas Zählbares einfahren, drei Punkte wurden bei einem 1:0 Heimsieg unter der Woche gegen Salernitana eingefahren. Bei den Ultras der Gäste war dabei die Anwesenheit von UGE optisch zu verzeichnen.
Am darauffolgenden Spieltag, welcher wieder am Wochenende stattfand, waren auch wieder Mitglieder unserer Gruppe anwesend, der Schickeria-Sternchen-Doppelhalter wurde über der neuen Auswärtszaunfahne der Ultras Empoli, welche etwas größer ist als die vorherige und das erste Mal angeflaggt wurde, aufgehangen. Eine Erfolgsserie stellte sich jedoch nicht ein, das Spiel in Bologna ging mit 0:3 verloren. Trotz der Niederlage wurden im Gästebereich die eigenen Farben weit nach Spielschluss noch frenetisch gefeiert.
Der nächste Punkt wurde beim Heimspiel gegen Udinese bei einem 0:0 erzielt. Nach dem Länderspielwochenende stand auch schon das Derby gegen die Fiorentina an, ein Auswärtsspiel in Florenz unter sportlich schwierigen Vorzeichen. Die Fiorentina stand noch im Juni im Finale der Conference League und grüßte am 8. Spieltag von Platz 4 von einem Champions League Platz. Empoli stand dagegen mit 4 Punkten und einer Tordifferenz von 1:16 auf einem Abstiegsplatz. Bereits ein Unentschieden wäre bei dieser Ausgangslage sicher ein Erfolg gewesen. Es folgte jedoch die Sensation, Empoli gewann das Spiel mit 2:0 und bescherte dem vollen Gästeblock einen unvergesslichen Abend. Dies alles auch vor den Augen der verfeindeten Curva Fiesole, bei denen die Feier zu 50 Jahren Tifo in der Kurve einen ordentlichen Dämpfer erlitt. Die Ultras der Fiorentina hängten anlässlich des Jubiläums diverse historische Zaunfahnen auf, veranstalteten ein Fahnenmeer und zündeten Rauch. Die Ultras aus Empoli reisten zum Derby im Stadio Artemio Franchi mit dem Zug an und werden dieses Spiel lange in Erinnerung behalten, es war erst der dritte Auswärtsderbysieg überhaupt, zuvor konnten 2017 und 1997 die Spiele in Florenz gewonnen werden.