Über das Spiel wurden von der Presse derart viele Zeilen Text produziert, dass man wahrscheinlich selbst als Schreiber in dieser kleinen Postille in irgendeiner Redaktion für einen halben Tag als Aushilfssportreporter hätte anheuern können. Der Hunger der Öffentlichkeit nach Berichten zu diesem Spiel schien schier unermesslich.
Deshalb ist die Motivation im Nachhinein noch viel zu diesem Spitzenspiel – denn das ist eine Partie vom Tabellenersten gegen den Zweiten zweifellos – zu schreiben, ziemlich begrenzt.
Wir hatten uns vor dem Spiel ja mit einer kurzen Mitteilung zu Wort gemeldet und ein paar Anmerkungen zum neuesten Mitglied der Bundesliga gemacht. Wir hatten auch erklärt, warum wir es für passend halten, bei einem Spiel gegen Red Bull nach über zehn Jahren mal wieder die Gegen den Modernen Fußball Fahne aus dem Keller zu holen und vor der Südkurve aufzuhängen.
Damit haben wir sicher nicht das Rad neu erfunden, was die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen SSV Markranstädt angeht. In den dreieinhalb Jahren im Profifußball waren die Bullen schon vielen großen Fanszenen begegnet und dementsprechend vielfältig waren auch die Reaktionen rund um die Spiele.
Einen kleinen Akzent zum Anfang setzten wir, indem viele Spruchbänder über die komplette Südkurve gezeigt wurden, die beschrieben, was Fußball für uns bedeutet. Die großen Leitmotive waren dabei Sportsgeist, Herzblut der Fans und Identifikation. Im Laufe des Spiels folgten dann noch jede Menge andere Spruchbänder, die verschiedene Themen rund um Red Bull aufgriffen: Eine evtl. Kooperation beim Hallenbau für die Basketballer, die Rolle von FC Bayern Granden bei der Standortsuche für ein Red Bull Fußballteam in Deutschland, das allgemeine Engagement von Mateschitz im Fußball und das Sponsoring Red Bulls im Extremsport, das von manchen mitverantwortlich für Sportunfälle mit Todesfolge gemacht wird.
Auf dem Spielfeld demonstrierte unsere Mannschaft derweil, dass der Platz der Nummer 1 im Land so schnell nicht vakant werden wird. Red Bull startete mit einer guten Chance, aber nach 15 Minuten war es der FC Bayern, der in Person von Thiago scorte. Xabi Alonso legte nur ein paar Minuten später aus spitzem Winkel nach. Spätestens wie Forsberg nach seinem üblen Tritt gegen unseren Kapitän vom Referee zum Duschen geschickt worden war, gab es auf der Siegerstraße nur noch den FC Bayern Konvoi. Gerade die Rote Karte zeigte auch nochmal, dass heute auf den Rängen ordentlich Feuer drin war. Geile Ausraster auf allen Tribünen, ordentliche Pöbelarien und wenig Spaß für die Auswechselspieler vor der Kurve. Danke an der Stelle auch an den Glühweinsponsor für das Stiften des Wurfmaterials.
In der ersten halben Stunde war es dann auch gesanglich richtig stark. Wenn wir jedes Heimspiel in die Richtung gestalten würden, gäbe es hier gar keine Mäkeleien mehr zu lesen. Leider muss man aber auch sagen, dass mit dem 3:0 die Luft dann nicht nur auf dem Feld, sondern vor allem in der Kurve ziemlich raus war. Ging dann bisschen in Richtung vorweihnachtliches Fußballschauen und zog erst gegen Ende nochmal an.
Jetzt kann man lange überlegen ob man was zum Gästeauftritt sagt. Wenn da oben aber auf den ersten Blick eine Atmosphäre herrscht, wie sonst eigentlich nur bei Gastspielen der Schalker Knappen oder Borussia aus Dortmund, dann muss man das wohl irgendwie erwähnen. Andererseits ist es eben auch so, dass Fußballfans medial so stark gecovert werden wie nie zuvor, dass es mittlerweile auch recht trendy ist in die Kurve zu gehen und man über Social Media Leuten extremst leicht Liedgut vermitteln kann. Wir profitieren selbst in nicht unbeachtlichem Maße davon. Unter diesen Rahmenbedingungen ist es dann aber auch 7000 Leuten aus Leipzig und Umgebung möglich, die sich bis vor kurzem eher wenig für Fankultur und das Fandasein interessiert haben, einen erstaunlichen Auftritt hinzulegen. Das ist eben auch der moderne Fußball mit seinen Licht- und Schattenseiten.
In diesem Sinne: Deutscher Meister wird nur der FCB!