Das Heimspiel gegen Schalke gehört ja immer zu den spannenderen der Saison. Eine verfeindete Fanszene, viele Auswärtsfahrer und eine Mannschaft, von der man irgendwie auch nach mehreren Jahren ohne verlorenes Aufeinandertreffen immer noch erwartet, dass sie für unsere Elf eine Herausforderung auf hohem Niveau darstellt.
Gemessen daran verlief der Tag herrlich unspektakulär. Bei einem Bier am Streetworkbus, das man heute aufgrund des sinnlosen Alkoholverbots selbst mitbringen musste, ließen sich dank annehmbarem Wetter Lissabonner Eskapaden und Münchner Gschichten aus der Vorwoche beziehungsweise vom Vorabend austauschen.
Mit einer ordentlichen Meute im Rücken ging es dann zur üblichen Zeit zum Stadion. Dank der modernen Zeiten wusste man schon längst, dass der Schalker Sonderzug ordentlich Verspätung angesammelt hatte. Kann jeder dazu stehen wie er will, aber dass selbsternannte Fanreporter jeden kleinen Schiss zu einer Nachricht verarbeiten und über ihre Kanäle jagen, quasi fast schon Liveberichterstattung auf ihren Internetseiten betreiben, ist sicher kein neues Glanzlicht der Fankultur. Zwar ist es schön, dass über Aktionen von Fans (sachlich) berichtet wird, aber wenn man jeden Mist meldet, wird es für die Leute immer schwieriger, die wirklich wichtigen Dinge herauszufiltern. Viel Hintergrund über die Meldung hinaus bekommt man auch selten geliefert, gerne wird auch erstmal nur der Polizeibericht zitiert. Wer sich wirklich informieren will und nicht nur die eigene Sensationsgier mit schnellen, austauschbaren und auch oft einfach irrelevanten Meldungen befriedigen will, dem kann man deshalb nur weiterhin empfehlen, lieber ab und an mal am Streetworkbus drei Euro mehr zu investieren und sich eines der dort gehandelten Fanzines zuzulegen. Hier bekommt Ihr für Euer Geld nämlich (meist) gut recherchierte und ausführliche Artikel und nicht nur die neueste Info über die Choreotätigkeiten in Paderborn.
Ein großer Teil der Schalker Szene erreichte folglich erst kurz nach Anpfiff den Gästeblock, vor dem umgehend eine große Ruhrpottkanaken-Fahne drapiert wurde. In der Südkurve hatten wir zu dieser Zeit bereits das mittlerweile bekannte Bayernfans gegen Montagsspiele-Transparent gezeigt.
Auf dem Feld entwickelte sich derweil das gewohnte Bild. Wir dominieren, Schalke versucht mit einer 5er-Kette uns möglichst vom Tor fernzuhalten, was auch halbwegs gelingt. Mit Konterversuchen schaffen es die Schalker sogar ein-, zweimal etwas Gefahr auszustrahlen, in der zweiten Halbzeit war es dann hierum genauso geschehen, wie um die Stabilität der Schalker Hintermannschaft. Unsere Jungs kamen mit ordentlich Tempo aus der Kabine und mit dem 1:0 durch Lewandowski war der königsblaue Widerstand gebrochen.
Für einen neutralen Beobachter dürfte es wohl eher ein langweiliges Fußballspiel gewesen sein, das aufgrund der Vorstellung der beiden Fankurven trotzdem einen Besuch wert war, zumindest wenn man es damit vergleicht, was man auf dieser Ebene in der Bundesliga sonst geboten bekommt.
Die Südkurve München verkaufte sich heute absolut solide. Wir erreichten streckenweise eine gute Lautstärke, die Liedauswahl war ein guter Mix und ab und an wurde auch mal gepöbelt. Wenn wir uns bei Heimspielen auf diesem Niveau einpendeln würden, gäbe es kaum mehr Grund zur Beschwerde. Für den Punkt auf den Tribünen reichte das heute erbrachte allerdings nicht, da die Schalker einen fast utopischen Auftritt hinlegten. Riesige Beteiligung an einfachen Gesängen, aber auch die gewohnt guten Melodien schallten laut aus dem Oberrang und nahmen auch mit dem 3:0 noch kein Ende.
Auf unserer Seite war ansonsten noch ein Spruchband der aMr für den verstorbenen Wirt einer in der Szene sehr bekannten Kneipe zu lesen: RIP Lukki!
Der Spieltag ging dann unspektakulär zu Ende. Beim Verlassen des Fröttmaninger Stadions wusste man, es ist kein Abschied für lange. Wir haben ja gerade Crunch-Time, die FC Bayern-Wochen dauern an. Dreimal Halbfinale, das erste davon drei Tage später gegen Werder Bremen an gleicher Stelle.