Das wohl letzte Sommerwochenende begann für unsere Gruppe in relaxter Atmosphäre an der Isar. Zwar hätte es an diesem Morgen auch durchaus andere Anlaufstellen für uns geben können, die Absage bzw. frühzeitige Beendigung beider angemeldeter Nazi-Veranstaltungen gab uns im Nachhinein Recht, den wenigen Irrlichtern an diesem Morgen keine Beachtung zu schenken und stattdessen eine ruhige Kugel zu schieben.
Bevor es dann vom Isarufer an den Streetworkbus ging, wurde nochmal ein kleiner Schlenker eingelegt und für eine Stunde beim Sommerfest in der Bayernkaserne vorbeigeschaut, um dort zumindest finanziell und symbolisch den Geflüchteten etwas Support zukommen zu lassen.
Nach einer schnellen Leberkassemmel beim Inferno war dann die Verweildauer am Streetworkbus auch schon fast abgelaufen und so ging es erstmals in dieser Saison gemeinsam die Esplanade nach oben, wo in der Kurve auch um 18:30 noch hochsommerliche Temperaturen herrschten und die Masse schnell ins Schwitzen geriet. Dabei wollen wir das Wetter heute gar nicht einmal als Ausrede hernehmen, dass die Stimmung irgendwann abflachte oder wir von Anfang an nicht in die Gänge kamen. Ganz im Gegenteil, die Euphorie aus dem Wolfsburg-Spiel wurde gut mitgenommen und es war von Beginn weg ordentlich Dampf in der Kurve. So macht das wirklich Spaß.
Nicht ganz so einfach hatte es die Mannschaft, zumindest in den ersten Minuten nicht. Die Leverkusener wirkten halbwegs erholt von ihrem Europapokalspiel gegen die Laziali unter der Woche und so dauerte es erstmal bis Mitte der ersten Halbzeit, bis die Maschinerie so richtig ins Laufen geriet. Douglas Costa zeigte einmal erneut seine Klasse, ließ den armen Hilbert stehen, der einen rabenschwarzen Tag erwischt hatte und spielte den Ball hinein zu Thomas Müller – Bayern 1, Leverkusen 0, Danke, Bitte!
In Halbzeit zwei wurden den Gästen aus dem Rheinland dann die Beine doch etwas schwerer und so konnte Thomas Müller mit einem berechtigten Foulelfmeter für die Vorentscheidung sorgen, ehe Arjen Robben zehn Minuten später den Sack endgültig zu machte.
Bei prächtiger Stimmung gab es heute in der Südkurve auch wieder mehrere Spruchbänder zu sehen. Aufgrund der aktuellen Situation im Land wiesen wir noch einmal darauf hin, dass das eigentliche Problem nicht (nur) die Leute sind, die Flüchtlingsunterkünfte angreifen und Brandsätze werfen, sondern, dass die eigentliche Krux schon in einer viel weiter verbreiteten Ablehnung von Menschen anderer Herkunft und daraus resultierenden mangelnden Solidarität bei Problemen in deren Heimatländern liegt, von rassistischen Ausfällen gegen Menschen, die hier geboren sind oder schon lange hier leben mal ganz zu schweigen. Dies zeigt sich zum einen anhand der vielen ankommenden Flüchtlinge (wobei gerade in München wirklich viele Menschen hier auch positives leisten), aber auch an Themen wie der Griechenland-Krise, wo der deutsche Michel dem griechischen Rentner gerne die Butter auf dem Brot nicht mehr gönnt, wenn es denn überhaupt Brot gibt. In beiden Fällen geht es um Verteilungskämpfe, bei denen Solidarität viel wichtiger ist als Abgrenzung. „Gegen Pleite-Griechen und Refugees hetzen – Rassismus aus den Köpfen“ sowie „Brandsätze und Abschiebung – Das Problem heißt Rassismus“.
RFM und Red G’Sox schickten derweil schöne Grüße an ihre Stadionverbot’ler, denen wir uns natürlich immer anschließen. Durchhalten, Jungs. Währenddessen hatte sich das Inferno eine wesentlich unsympathischere Person für ein paar nette Worte ausgesucht. Rainer Wendt, Vorsitzender der Deutschen Polizeigewerkschaft und gleichzeitig Deutschlands dümmster Populist hatte in der Vorwoche mal wieder lebenslange Stadionverbote gefordert. Rainer, go home! Oder mit den Worten vom Inferno „Den Rainer, den mag keiner – Wendt, halt’s Maul!!“
Außerdem wurde auch der Gastanhang mit ein paar Worten bedacht: „Der Zitronenmann sagt: Rom oder Palma – Hauptsache Malle“ Wer sich da etwas wundert: In Leverkusen ist es regelmäßig der Zitronenmann, der die Spruchbandtexte der Ultras verkündet. Die Jungs vom Bayer-Kreuz machen außerdem auch keinen Hehl daraus, was die beliebteste Urlaubsdestination in der Fanszene ist oder kokettieren zumindest sehr gern damit.
Das wär’s dann soweit auch aus der Fröttmaninger Heide gewesen. Wir bedanken uns bei den anwesenden Freunden aus Bochum, Hamburg und Jena und geben zurück an die angeschlossenen Funkhäuser. Cheers!