Vorletztes Heimspiel der Saison und mit Augsburg kommt ein Verein nach Fröttmaning, den man eigentlich am liebsten ignorieren würde, es aber doch nicht ganz kann, da man sich dort für deutlich wichtiger hält als man eigentlich ist.
Die Schwaben sind dieses Jahr auch noch auf dem Weg nach Europa und wie schon im letzten Jahr begegnen sie dem FC Bayern in der Rückrunde erst in der Post-Meisterschaftszeit. Den FCA hatte an der Säbener eh keiner im Sinn, alle Energie fokussierte sich auf die Aufholjagd gegen Barcelona, beziehungsweise wenn man Medienvertreter war, durfte man auch noch über die Zukunft von Pep Guardiola spekulieren.
Trotzdem oder gerade deswegen wollte der Coach das Spiel aber nicht wieder so leichtfertig wegschenken wie in der Vorsaison. Statt einer Amateure-Gang lief diesmal mehr oder weniger die erste Formation aufs Feld. Die eindeutige Nummer zwei im Tor katapultierte sich dann schnellstens aus dem selbigen und sorgte dafür, dass auch hier die Stammbesatzung ihren Platz einnahm. In Unterzahl schaffte es unsere Elf dann nicht, Hitz zu überwinden und ließ ihrerseits viele Chancen zu, von denen der argentinische Paraquayano Bobadilla dann irgendwann eine nutzte. Nervig, dass die Augsburger damit einen großen Schritt in Richtung Europa machten.
Derweil präsentierte sich die Südkurve heute eher durchwachsen, nicht unbedingt im Sinne von vielen Höhen und Tiefen, sondern eher in einer Durchschnittlichkeit, die für einen vorzeitigen Deutschen Meister einfach nicht würdig ist. Wieso verwandelt sich die Kurve bei so einem Spiel nicht in eine große Feierzone, in der es laut und ausgelassen zugeht? Irgendwie immer der gleiche Tenor in den letzten Spielen. Entweder meckern auf hohem Niveau oder die Kurve hat noch vor der Mannschaft die Bundesligasaison für beendet erklärt.
An Spruchbändern gab es heute dafür allerdings einiges zu betrachten. Schöne Abschiedsgrüße nach Bordeaux sendeten wir mit einem „Adieu Lescure“. Die Ultramarines mussten Abschied von ihrem geliebten Stadion nehmen, da Girondins im Zuge der Vorbereitungen für die EM 2016 in Frankreich in einen neuen Ground umzieht. Einen ausführlicheren Bericht dazu hattet ihr in einem der letzten SKBs in der „Neues von unseren Freunden“-Rubrik. Ein weiteres Thema, das mehr oder weniger alle Gruppen der Kurve beschäftigte, war die Tötung eines polnischen Fußballfans durch einen Polizisten. Obwohl der Fan keinerlei Gefahr für den Bullen darstellte und sich sogar von diesem wegbewegte, schoss der Spinner mit Gummischrot nach ihm und traf ihn dabei tödlich. In den Medien wurde dieses unmenschliche und fatale Vorgehen kaum thematisiert. Die deutsche Presse nahm es mehr oder weniger gar nicht auf, wobei ein toter Polizist im gerade noch EM-Land Polen sicher dutzende mal mehr, sehr oft weniger investigative Artikel über die polnische Fanszene nach sich gezogen hätte. Ein erschossener Familienvater ist hingegen kaum eine Meldung wert. RIP DAWID.
Es folgte ein weiteres europäisches Thema. Damit meinen wir nicht nur ekelhafte Typen wie die Beamten der Hannoveraner Bundespolizei, die in ihrem Leben gar nichts darstellen und sich dann an der Misshandlung hilfloser und hilfesuchender Menschen ergötzen. Wir meinen auch all jene, die in Zeitungen, auf Demos und in Kommentarspalten den Fremdenhass und die Angst vor Geflüchteten schüren. Wir meinen bayrische Politiker, die wieder eine Chance sehen, sich als Garanten von Law and Order zu generieren, die mit Ressentiments in der Gesellschaft spielen, die sich gleichzeitig aber kaum mit einer wirklichen Lösung der durch die steigende Zahl an geflüchteten Menschen entstandenen Aufgaben befassen. Festung Europa – Brandstifter überall – Rassismus tötet.
Zur 70. Minute ging es thematisch wieder etwas lockerer zu. Es hieß „Ois Guade, Don Jupp“. Der Triple-Macher feierte sein 70. Wiegenfest und natürlich wollten auch wir als Jünger des Europapokals in den Glückwunschreigen mit einstimmen.
Ganz im Geiste aller Kings of the Cup zeigten wir nach Spielende nochmals die gleiche Aufforderung an die Spieler, die schon zum Warmmachen den Zaun geziert hatte. Mit der Kurve im Rücken sollten sie gegen Barca nochmal alles mobilisieren.
Erwähnenswert ist darüber hinaus noch eine Aktion des Infernos für ihre Diffidati. Die Blockfahne vom Leverkusen-Spiel der letzten Saison wurde wieder herausgeholt und gemeinsam mit einem Gegen Stadionverbote Spruchband hochgezogen.
Spruchbänder gab es also massig, die machen aber in 99 Prozent der Fälle aber noch kein Spiel bzw. keinen Tifo aus, an den man sich länger erinnert, deshalb würde dieser Kick wohl relativ schnell in Vergessenheit geraten, wenn abends nicht nochmal ein richtig fettes Highlight gewartet hätte.
Beim Ultra in Concert beglückten uns The Valkyrians aus Finnland und Statuto aus Torino mit feinsten Reggae und Ska-Klängen. Da floss der Schweiss, da war das roof on fire. Ich beschreib’s einfach mal mit den Worten „Unglaublich geile Konzerte!!!“ Und weil die Tanzbeine dann noch nicht still stehen wollten, wurde die Tanzfläche auch beim Rude Boys Soundsystem aus Chemnitz noch fleißig bevölkert. Wer nicht dabei war, hat was verpasst. Gute Nacht.
Bilder vom Heimspiel gegen Augsburg und vom Konzert findet Ihr hier.