Gladbach an einem Sonntag, das ist eigentlich der Inbegriff von „Schnell hin und noch schneller weg“. Also fix an Köln vorbeigerollt, wo sich gerade die letzte Verteidigungsreihe der westlichen Werte traf, um gegen Scientology, ähhh Ebola, ähhh Salafisten zu demonstrieren. Also auf jeden Fall gegen was zu demonstrieren, gegen das man gar nicht demonstrieren braucht. Es wird ja kein halbwegs vernünftiger Mensch in Deutschland auch nur die geringste Sympathie für ISIS haben, oder sich erhoffen, dass sich religiöser Fundamentalismus in Europa weiter ausbreitet. Der Kurs der großen Koalition sieht auch nicht so aus, als hätte Gilette demnächst mit großen Umsatzeinbrüchen hier zu rechnen und in Herzogenaurach liegt wohl bei der Marke mit den drei Streifen auch noch nicht die Originals Kollektion mit dem modischen Niqab auf dem Zeichenbrett. Bei anderen Themen gehen die Nöte der Menschen und die politische Marschrichtung sehr viel weiter auseinander. Es gäbe da durchaus noch ein paar Themen, für die man mal auf die Straße gehen könnte. Aber gut, gegen Salafisten zu sein, hört sich dann doch allemal besser an, als in die Welt hinauszuposaunen, dass man eigentlich nur mal wieder gepflegt bei ein paar Dosenbier „Ausländer raus“ und „Deutschland den Deutschen“ schreien und paar Leuten auf die Fresse hauen will. Und genau damit wäre auch erstmal genug zu dem Thema gesagt, das es sogar schaffte, einen Nicht-Sieg des FC Bayern aus den ganz großen Schlagzeilen zu verdrängen.
Der Elf vom Niederrhein muss man dabei eine Topleistung in einem Topspiel attestieren, das seinem Namen einmal wirklich gerecht wurde. Konnte man zu anfangs noch von einem sicheren Bayernsieg ausgehen, wich die rot-weiße Dominanz zusehends einem ausgeglichenen Schlagabtausch mit guten Chancen für beide Seiten. Betrachtet man nur die zweite Hälfte, kann man mit dem Unentschieden sogar noch recht zufrieden sein und das sagt man aus Bayernsicht ja auch nicht alle Tage.
Das spannende Spiel machte sich auch in den Kurven bemerkbar. Dem Gladbacher Support merkte man an, dass mit Wechselgesängen und einfachen Liedern immer wieder versucht wurde, möglichst viele Leute zu animieren. Ansonsten stand der Spieltag bei den Gladbachern wohl unter dem Motto „Ehre der Sektion Stadionverbot“. Es gab nicht nur eine große Fahne zu Spielbeginn, sondern auch ein Spruchband „Nichts beschreibt es so genau. Ruhm und Ehre der Sektion SV.“ Hätte man gewollt, hätte man das auch unverfänglicher formulieren können, ohne sich an bekannte Slogans von Nazi-Organisationen anzulehnen. Wir sind ja normal nicht unbedingt die spitzfindigsten und haben’s auch nicht nötig den Alarmisten zu geben, wir haben genug anderes zu tun – Wenn die Gladbacher aber mehrfach in die selbe Kerbe schlagen, dann müssen sie sich schon die Frage gefallen lassen, ob es so viel Sinn macht gegen Stadionverbote zu protestieren und dabei mit der Verbundenheit zu einem Regime zu kokettieren, das Menschen auch wegen ihrer politischen Einstellung in Lager gesteckt und umgebracht hat.
Damit aber auch genug zur Heimseite und ein kleines Resumée des Auswärtsauftritts. Wir würden mal sagen, gemessen an den vorherigen Spielen im neuen Stadion, haben wir bei den letzten beiden Partien am Niederrhein deutlich einen draufgelegt. Diesmal wurde vor allem das neue Lied auf die Melodie von „Keine Panik…“ sehr gut angenommen. Wäre schön, wenn wir das Liederrepertoire so wieder etwas erweitern könnten. Ansonsten ließ sich die erste Halbzeit recht gut an, in Halbzeit zwei wurde es zum Ende hin, dann etwas mauer, was sicher auch am hin und her auf dem Feld lag. Braucht man also nicht meckern, bis vor kurzem war es noch keine Selbstverständlichkeit, dass sich die Südkurve bei solchen Spielen so ordentlich verkauft.
Ansonsten war im ersten Satz schon alles gesagt: Schnell hin, schnell weg, Bett kurz abgeklatscht und wieder ab in die Arbeit. We hate Mondays.
Ein Dank geht noch an die Bochumer Freunde, die uns in Gladbach unterstützt haben.
Bilder vom Spiel in Gladbach findet Ihr hier.