Da stehst Du zum zweiten Mal in dieser Saison in Augsburg vorm Stadion, hörst so in Dich rein und es fällt Dir wieder ein: Ach ja, der moderne Fußball. Da ist er also wieder.
Ein hässlicher Betonbrocken mit Glitzerfassade, gepresst zwischen Autobahn und Industriegebiet. So weit außerhalb der Stadt gebaut, dass die Tram nur an Spieltagen den Weg auf sich nimmt und selbst an diesen Terminen erst zwei Stunden, bevor der FCA und der Gastverein auf dem Spielfeld die Klingen kreuzen. Aus Alternativlosigkeit bleibt Dir also nix übrig als in die bereitgestellten Shuttlebusse zu steigen und Dich in die Randbezirke kutschieren zu lassen. Von einem Teil Deiner Freunde hast Du Dich da schon lange verabschiedet. Den Stadionverbotlern ist es nämlich sogar verboten, nur den Parkplatz des Stadions zu betreten. Eine vernünftige Kneipe findet sich im Stadionumfeld eh nicht. Wäre ja auch für Leute, die in die Stadien dürfen, eine ganz nette Anlaufstelle. Wie immer beim FC Bayern reisen natürlich auch junge Fans an, die vor dem Stadion noch eine Eintrittskarte suchen. Wenn das nicht klappt, muss eben zum Fußball schauen zurück in die Stadt getuckert werden. Für die Polizei Grund genug, mal schnell die Personalien von 15 jungen Leuten zu kontrollieren, sie anderthalb Stunden in der Nähe der Trambahn-Haltestelle festzuhalten, ihnen anschließend aber natürlich eine Sondertram hinzustellen, die direkt in die Innenstadt durchfährt und von mehreren Streifenwagen begleitet wird. Da wird einerseits ein derart überzogener Apparat aufgefahren und wenn’s bei Spielen mit echtem Risikopotential mal rumpelt, gibt man sich total überrascht. Vielleicht einfach mal ein wenig über die Verhältnismäßigkeit nachdenken, dann klappt’s auch mit den Einsatzstunden.
Eine Geschichte über die Polizei können auch die Augsburger Heimfans erzählen. Und zwar im speziellen über die Cops aus Mainz. Nachdem gut hundert Leute in Mainz von der Polizei mehr oder weniger direkt wieder in den Zug nach Augsburg gesetzt wurden, protestierten die Schwaben heute mit mehreren Spruchbändern gegen diese Behandlung.
Auf dem Spielfeld schickte Pep derweil eine junge Truppe in die Partie. Da schlagen ganz schnell mal zwei Fanherzen in der Brust. Einerseits freut man sich, wenn junge Talente endlich mal die Möglichkeit haben, Bundesligaluft zu schnuppern. Andererseits hätten wir heute einen weiteren Schritt in Richtung eines Rekords für die Ewigkeit machen können. Dafür reichte es heute gegen den FCA aber nicht und so kassierten wir die erste Saisonniederlage. Sehr bitter, aber nicht unverdient, gerade, wenn man bedenkt, dass Neuer auch noch mehrfach in letzter Sekunde eingreifen musste, um einen höheren Rückstand zu verhindern.
Dementsprechend durchwachsen war die Stimmung heute im Gästeblock. Es gab schon ein paar stärkere Phasen, in denen auch mal lautstark gesungen wurde, angesichts einer bereits eingefahrenen Meisterschaft dürfte es aber auch gerne etwas ausgelassener sein. Muss man nicht tot analysieren, aber da hatten wir in Augsburg in jedem Fall schon bessere Auftritte.
Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigten wir eine kleine Spruchbandaktion zum Thema des Spieltags, nämlich dem Niedersachsenderby zwischen Hannover und Braunschweig. Die Posse um die Anreise der 96-Fans dürfte ja jeder in den Medien mitbekommen haben. Liebe Leute, gute Nacht um sechs, wenn das die Zukunft von Auswärtsfahrten sein soll. Passend dazu zeigten wir eine In&Out Liste. In: Fans, Reisefreiheit, Fanhilfe Hannover, Out: Demoauflagen, Zwangsanreise, Kind.
Erste Saisonniederlage, kurze Auswärtsfahrt, durchwachsene Stimmung – das wars vom Bieberer Berg, äääh der Augsburger Einöde.
Ein Dankeschön geht noch an 3 Freunde aus Jena, die uns heute unterstützten.
Die Bilder vom Spiel in Augsburg findet Ihr hier.