Was hier und da passiert

Um Euch in dieser Rubrik auch einen Eindruck zu vermitteln mit welchen repressiven Maßnahmen Fanszenen an den unterschiedlichsten Standorten zu kämpfen haben, wollen wir heute kurz auf zwei aktuelle Fälle eingehen:

Frankfurt:
Wie bereits die meisten bei unserem Auswärtsspiel gegen die Eintracht mitbekommen haben dürften, wurde der Verein wegen Vergehen einzelner Anhänger beim Spiel in der 1. Pokalrunde gegen den 1. FC Magdeburg vom DFB-Sportgericht zu zwei Zuschauerteilauschlüssen verurteilt.
Während bei unserem Gastauftritt lediglich der zentrale Block der Nordwestkurve leer blieb, durften am vergangenen Dienstag beim Pokalspiel gegen Ingolstadt ausschließlich Dauerkarteninhaber der Haupt-, Gegen und Osttribüne sowie die Gästefans das Spiel besuchen.
Nichtsdestotrotz fand kurz vor Anpfiff auch ein großer Teil der Frankfurter Ultraszene den Weg ins Stadion, um ihre Mannschaft auch unter diesen widrigen Umständen zu unterstützen. Damit befanden sich nun auch die Fans unter den ca. 6300 Zuschauern, die die Verantwortlichen des DFB diesmal lieber vor den Stadiontoren gesehen hätten.
Das treffenste Kommentar zu dem ganzen Sachverhalt hatte da wohl der kicker parat: „Dieser Vorgang ist nüchtern betrachtet nichts anderes als eine Verhöhnung des DFB und seines Sanktionsapparates.“ Mehr gibts dazu wohl nicht zu sagen.
Ein kurzes Video zum Auftritt der Frankfurter findet sich hier:

Genoa:
Im Vergleich zu Frankfurt, wo ein Großteil der Anhängerschaft durch die verhängten Strafen betroffen war, traf es in Genoa nur wenige Einzelne – dafür aber um so härter. Ein paar Tage vor dem Derby della Lanterna zwischen den beiden großen Stadtrivalen Sampdoria und Genoa CFC, trudelten bei insgesamt 12 Ultras Daspo (italienische Bezeichnung für Stadionverbote) ein.
Auslöser war die vermeintliche Beteiligung an Auseinandersetzungen zwischen beiden Fanlagern nach dem letzten Derby der vergangenen Saison. Die Stadionverbote erstrecken sich hierbei über einen Zeitraum von 3 bis 8 Jahre, abhängig von der Schwere der vorgeworfenen Tat. Fünf der Betroffenen erhielten zudem eine Meldeauflage, was sie dazu zwingt sich regelmäßig während eines Fußballspiels ihres Vereins auf einer Polizeidienststelle zu melden.
Noch übler erwischte es jedoch einen einzelnen Anhänger des Genoa CFC. Ihm wurde ein Strafmaß ausgesprochen, das bisher eigentlich ausschließlich zur Bekämpfung der Mafia (!) herangezogen wurde und nun erstmals auch Anwendung im Fußballkontext fand. Hierbei darf der Betroffene über einen Zeitraum von fünf Jahren seinen derzeitigen Wohnort nicht verlassen, muss zudem dreimal wöchentlich eine Polizeiinspektion aufsuchen und darf zwischen 21:00 Uhr und 7:00 Uhr keinen Fuß vor die Türe setzen!
Über Sinn und Zweck geschweige denn die Verhältnismäßigkeit dieser Strafen kann man wohl nicht mal mehr nur den Kopf schütteln.
Der Treppe zwischen der Via Montaldo und Via Bobbio – normalerweise ein Ort, der regelmäßig in den Farben des einen oder anderen Vereins angemalt ist – war daraufhin auch nur noch eine Botschaft zu entnehmen:

Via Montaldo GenoaAuf das Spiel selbst und die Stimmung im Stadion hatten die drakonischen Strafen zum Glück noch keinen Einfluss. Einige Fotos aus beiden Kurven haben wir Euch deshalb hier nochmal zusammen gestellt:

GEGEN KOLLEKTIVSTRAFEN! GEGEN ALLE STADIONVERBOTE! FREIHEIT FÜR DIE ULTRAS!