Hannover 96 – FC Bayern 0:1

Zum Abschluss der Hinrunde statteten wir noch dem schönsten Gästeblock der Liga einen Besuch ab. Nach dem abgesagten Länderspiel im November ist man bei den verantwortlichen Stellen wohl weiter in Sorge, an einem anderen Tag Ziel eines Terroranschlags zu werden. Vor diesem Hintergrund bringt man natürlich ein gewisses Verständnis für die sehr langen Wartezeiten bei den Einlasskontrollen auf.

Wenn man allerdings ein wenig darüber nachdenkt, merkt man relativ schnell, dass es sich hierbei lediglich um eine Maßnahme handelt, um ein Gefühl der Sicherheit zu vermitteln. Geht man von einem Selbstmordattentäter aus, so macht es nämlich keinen großen Unterschied, ob dieser sich auf den Rängen oder am Einlass, wo die Menschen dicht gedrängt stehen, in die Luft sprengt. Darüber hinaus waren die Ordner in Hannover schon immer überaus gründlich, schauen schon seit Jahren in die Geldbeutel und trotzdem ging alles merklich fixer. Auch in anderen Stadien hat man nach den Paris-Anschlägen gemerkt, wie die Schlangen am Eingang länger wurden. Die Intensität der Kontrollen hat sich aber zumindest nicht spürbar verändert. Man könnte also auch einfach meinen, dass die Ordnungsdienste angehalten sind, langsamer zu kontrollieren und den Fans damit ein beruhigendes Gefühl zu verschaffen. Das ist jetzt nicht zwangsläufig schlimm, die paar Minuten tun uns nicht weh, es sollte aber halt niemand glauben, er wäre dadurch signifikant besser vor irgendwelchen Spinnern geschützt.

Genug des Exkurses, wenden wir uns lieber dem erfreulichen Spieltag zu.

Mit einer kleinen vor Ort improvisierten Konfetti-Aktion begrüßte der Auswärtsblock die Mannschaften auf dem Feld und überzeugte danach mit einer feinen vorweihnachtlichen Gesangsprobe. Wenn am Heiligen Abend die Sitzplätze auch so gut mitgezogen haben, dann hatten die Nachbarn sicher auch noch was vom Familiensingen unterm Christbaum. Aber im Ernst, es war wirklich sehr fein, wie die Bayernfans im Unterrang heute immer wieder eingestimmt haben. Der Oberrang war eh top aufgelegt und wollte sich vor der Winterpause nochmal verausgaben. Im Rückblick am besten waren wohl wieder die ersten zwanzig Minuten, evtl. sollten wir mal beim Trainerstab nach einem Trainingsplan fragen, damit wir das Tempo zukünftig über die kompletten beiden Halbzeiten gehen können. So war der Haufen leider zu schlapp, um sich in der Halbzeitpause von einem Klassiker von Bobby McFerrin wieder in Wallung versetzen zu lassen. Man kann leider nicht immer alles haben.

Ansonsten gab es von uns heute noch zwei Spruchbänder aus unschönen Anlässen. Zuerst ein erneutes „Free Valentin“, nachdem der Werder-Fan nach zwischenzeitlicher Entlassung nun nach Entscheidung der nächsthöheren Instanz kurz vor Weihnachten wieder in Untersuchungshaft musste.
Zum anderen präsentierten wir Grüße an einen Freund, der momentan leider keine Bayern-Spiele besuchen darf: „Doch es ist zum narrisch wern, sie wolln erm ned singa hern. Du kimmst wieder hoam, Toppi. Du bist nie alloa.“

Auf dem Rasen des Niedersachsenstadions betrieben beide Mannschaften derweil keine übermäßige Werbung für den Fußballsport. Nach fulminantem Start und Chancen auf beiden Seiten entwickelte unsere Elf schnell das gewohnte Übergewicht. Ein überragender Ron-Robert Zieler, der heute nur per Elfmeter zu überwinden war, hielt die Begegnung aber zumindest ergebnistechnisch bis kurz vor der Halbzeitpause im Gleichgewicht. Müllers Elfmetertor war dann zum Ende der ersten Häfte auch irgendwie eine Art Schlussstrich unter das Spiel, denn in der zweiten Halbzeit war bei den Spielern der Winterurlaub wohl schon sehr präsent.

Mit 8 Punkten Vorsprung und der Herbstmeisterschaft im Gepäck ging es durch die Dunkelheit zurück in den Süden. Es sieht alles danach aus, dass Pep zu seinem Abschied auf dem Rathausbalkon feiern wird. Die Frage ist jetzt nur noch, mit wie vielen weiteren Trophäen die Mannschaft dann am Marienplatz aufläuft.

Ein paar Bilder vom Spiel gibt es hier zu sehen: suedkurve-muenchen.org