FUSSBALL(FANS) ZWISCHEN MACHT, HERRSCHAFT & DISKRIMINIERUNG

Bericht zum Vortrags- und Diskussionsabend mit Gerd Dembowski am 30.10.2013 im Kafe Marat


Unser dritter Abend im Marat war sehr gut besucht, der Vortrag von Gerd Dembowski eröffnete den Zuhörern eine interessante Übersicht über Fans zwischen Macht, Herrschaft und Diskriminierung, die Bedeutung von WIR und DIE ANDEREN beim Fußball und in der Gesellschaft und das politische Potential von Fangruppen aus soziologischer Sicht. Der Referent sparte auch nicht mit Kritik direkt „auf die Fresse“, die zu einer Szene- bzw. Gruppen-internen Reflexion führen soll.

WIR und DIE ANDEREN im Fußball weist durchaus Parallelen zu diskrimierenden Einstellungen. Fußball-Rivalität hat das Potential, Gedankenmuster zu institutionalisieren, die auch in anderen Kontexten auf WIR und DIE ANDEREN zurückgreifen. Es ist wichtig, sich dessen immer wieder bewusst zu werden. Auf der anderen Seite dürfen wir nicht vergessen, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der wir von Geburt an WIR und DIE ANDEREN eingetrichtert bekommen (Familie, Staat, Religion, Kulturkreis), die einen Hang zu einer autoritären Gesellschaftsordnung hat, latent rassistisch ist und in der das Denken und Einteilen in Schubladen und Kategorien fundamentale Bedeutung hat. In einer solchen Gesellschaft fördert Ultras Demokratie-Verständnis, nicht als Parlamentarismus- oder „Rechtsstaat“-Geschwätz, sondern im ursprünglichen Sinne der selbstbestimmten Organisation von Zusammenleben und Regelung der eigenen Dinge sowie der Suche nach Werten und Regeln. Ultras ist die derzeit erfolgreichste progressive Jugendbewegung bzw. Subkultur in Europa. Ultras entwickelt sich weiter. Ultras bedient sich in anderen Sub- und Jugendkulturen und lernt von ihnen.

Das Ultras-Phänomen ist trotz aller reflektierenden und progressiven Strömungen in manchen Gruppen keine „verkopfte“ Sache. Ultras ist in manchen Dingen irrational. Ultras ist genauso politisch, ob man es wahrhaben will oder nicht. WIR und DIE ANDEREN ist für Ultras existentiell, schon alleine, weil der Fußball-Sport auf WIR und DIE ANDEREN beruht. Welche Schlüsse man daraus zieht, ob es vielleicht sogar Nährboden für rechtsradikale Verführer bietet, das entscheidet sich in den jeweiligen Gruppen und Kurven.

Danke an Gerd für viele Gedankenanstöße und einen interessanten Vortrag. Danke an das Fußball-Kulinariat, das wieder die gesamte Veranstaltung über in der Küche stand.

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