FC Bayern – Werder Bremen 6:1

Sind wir mal ganz ehrlich, es gibt Tage da springt man euphorisch aus dem Bett und freut sich einfach wahnsinnig darauf, den Tag mit dem besten Verein der Welt und seiner Anhängerschaft verbringen zu dürfen und dann gibt es auch ein paar seltene Tage an denen man zu Hause gegen Werder Bremen spielt, die Tabelle mit 15 Punkten Vorsprung anführt und das Thermometer -6 Grad anzeigt. Da hätte man nichts dagegen, beim morgendlichen Aufrufen des Videotexts auf Seite 201 die kurze Meldung zu lesen, dass die Bremer die drei Punkte kampflos in München lassen, da sie einsehen, dass sie mit einem 0:3 eh noch sehr gut bedient sein werden. Das warme Bett hätte einen nochmal für ein paar Stunden wieder.

Die Bremer Mannschaft ließ sich aber nicht von der Reise nach München abhalten. Was sie davon hatten, wissen wir alle. Sechs Kisten eingewiesen bekommen und eine Rote Karte nach Notbremse.

Bei der deftigen Winterkälte füllte sich der Platz um den Streetworkbus nur äußerst langsam und auch die feilgebotenen englischen Spezialitäten konnten die Bayern-Fans im wahrsten Sinne des Wortes erst sehr spät hinterm Ofen vorlocken. Ein bisschen mehr generelle Motivation diesem Treffpunkt auch an kalten Tagen Leben einzuhauchen wäre sicher wünschenswert, allein schon weil zugfahrende Gästeanhänger da ab und an ja auch mal in größerer Zahl rumstreunen.

Im Stadion machte sich dann die Kälte nochmals optisch bemerkbar. So viele leere Flecken auf den Geraden sieht man eher selten und auch in der Südkurve war nicht gerade Kuschelzwang. Bei der Beurteilung des gesanglichen Auftritts der Kurve schieden sich dann heute die Geister. Während die einen die akustische Unterstützung als katastrophal einschätzten, sprachen die anderen von einer klaren Steigerung gegenüber den Spielen gegen Schalke und Fürth. Gästefans waren nicht allzu viele angereist und standen vielleicht zum Teil auch noch hinter dem Wohnmobil von Otti Fischer auf der A9 im Superstau. Die knapp zweihundert aktiv um Stimmung bemühten Bremer fielen im weiten Stadionrund, abgesehen von schicken großen und direkt wieder zur Unkenntlichkeit überhangenen Zaunfahnen nicht weiter auf.

Einigkeit herrschte auf unserer Seite in jedem Fall bezüglich der letzten Spielminuten. Das „Super Bayern – hey, hey“ bei dem auch Mittel- und Oberrang kräftig einstimmten, war eine absolut runde Sache. Gerne öfter alle gemeinsam – auch mal mitten im Spiel.

Selbiges blieb heute für unsere Verhältnisse schon fast überraschend lange ausgeglichen, bis Arjen Robben den Torreigen eröffnete. Da Javi Martinez nur kurz darauf mit dem Kopf nachlegte, durften wir uns von hier ab auf einen entspannten Fußballnachmittag einstellen. Besonders, da sich die Bremer auch noch selbst dezimierten. Das Spiel sagt zwar wenig über eine mögliche Hollywood-Karriere des gebürtigen Grazers Sebastian Prödl aus, aber zumindest für die Bremer Hintermannschaft war der Steyreman heute nicht very good, denn Schiedsrichter Fritz schickte ihn noch vor dem Halbzeitpfiff mit Rot zum Duschen in die Kabine.

Halbzeit zwei begann dann mit einem Bremer Eigentor. Auch wenn Stephan Lehmann unsere Nummer 7 als Torschütze verkündete, hatte jeder in der Südkurve gesehen, dass Franck den Ball nicht mehr erreicht hatte. Dafür durfte er sich später schon mal auf die Kandidatenliste für das Tor des Monats setzen.

An sich also das Meiste absolut in Butter. Stimmungsdämpfend war allerdings die Nachricht, dass nach dem Spiel irgendwelche Bremer hinter der Gegengerade noch den Dicken gegenüber anderen Bayernfans machten und dabei wohl auch eine Zaunfahne in ihre Hände bekommen haben.

Fotos vom Spiel wie immer unter http://suedkurve-muenchen.org/?page_id=429