FC Bayern – FC Augsburg 2:1

Freitagabend, Blockbuster und Popcorn sind ja eigentlich gar keine so verkehrte Idee. Mal den oder die Liebste ins Kino einladen oder mit den besten Kumpels eine Dämlacks-Komödie anschauen. Klingt nach einer entspannten Zeit. Alternativ bleibt natürlich auch die Möglichkeit, einfach das ganze Kino zu mieten und mit 400 der Kunden, mit denen man eh zweimal die Woche zusammen im Stadion steht, den Saisonfilm zur letzten Spielzeit zu schauen. Vielleicht nicht ganz so entspannt, aber definitiv auch geil. Da sich wohl jeder denken kann, welche von beiden Optionen sich besser als Einstieg für einen Bericht zum Augsburg-Heimspiel eignet, dürfte spätestens jetzt jeder Leser wissen, was für ein Streifen sich am Vorabend des Kicks zu Gemüte geführt wurde.

Schnitt…! Neue Einstellung (sorry, einzige Filmanspielung für diesen Bericht). Samstagmittag Streetworkbus, Sun is shining, allgemein gute Laune bei belegten Baguettes und ausreichend Bier: Im Stadion werkeln derweil schon ein paar fleißige Helferlein und bereiten die Choreographie vor, die zum Einlaufen der Mannschaften eine weiße 1972 auf rotem Grund in die Kurve malte. War ein sehr schönes schlichtes Bild. Dass uns hinterher mehrere Anfragen erreichten, die die Choreo entweder mit dem Anschlag des Kommandos Schwarzer September auf die Olympischen Spiele oder dem Beckenbauer-Geburtstag in Verbindung brachten, quittieren wir hier einfach mal mit einem Schmunzeln. Der geneigte Leser unsere kleinen Gazette dürfte ja wissen, dass wir die Zahl benutzen, da in diesem Jahr erstmals Zuschauer die Südkurve des Münchner Olympiastadions bevölkerten und somit in gewisser Weise den Grundstein für unsere heutige Fankurve legten.

Was in dieser mittlerweile so vonstattengeht, war bei den ersten beiden Heimspielen durchaus beachtlich, heute gab es hingegen leider wieder einen leichten Abwärtstrend zu verzeichnen. Wer schon eine Weile in die Südkurve geht, wird sich hüten, das Wort schlecht in den Mund zu nehmen, aber bei den gestiegenen Ansprüchen muss man einfach sagen, mehr als Mittelmaß war das nicht und da dürfen sich dann ganz besonders die Leute in den unteren Reihen auch mal an die eigene Nase fassen. Auf der Gegenseite tobte trotz relativ langer Führung auch nicht unbedingt der Bär. Vielleicht schonte man sich da schon für das erste europäische Abenteuer, jedenfalls haben andere kleine Gästekurven in vergleichbaren Situationen schon deutlich mehr gerissen.

Am Ende gab es dann natürlich richtig lange Gesichter auf der Gegenseite. Wie geil ist Fußball bitte? Das zweite Mal in dieser Saison ein richtig dreckiger Last-Minute-Sieg. Endlich wieder Dusel-Bayern! Und: So ehrlich muss man wirklich sein. In diesem Stadion hat ein jeder gesehen, dass das kein Elfmeter ist. Nur der Linienrichter war überzeugt und wurde dafür von Knut Kircher nach dem Spiel auch noch ordentlich in die Pfanne gehauen. Hitz dreht schon auf dem Feld am Rad, bepöbelt uns und scheint ohnehin grundsätzlich einer zu sein, der sich gern dem Austausch mit den gegnerischen Fans widmet. Eigentlich sympathisch, aber bitter wär’s natürlich gewesen, wenn er das Ding dann gehalten hätte. Der gute Thomas Müller ließ aber nichts anbrennen und so hieß es am Ende 2:1 für den großen FC Bayern.

Das Inferno konnte seinen 14. Geburtstag also mit einem Sieg begehen. Das G’sox gratulierte dazu passend mit dem Spruchband: 13 Jahre 12 Monate Ultrakaos – Ois Guade, Inferno. Das IB schickte derweil Grüße nach Bochum an einen Mitstreiter von den Ultras Bochum, dem ein ganz und gar absurder und übertriebener Strafbefehl ins Haus geflattert ist: „Wir glauben eher an die Unschuld auf dem Eierberg, als an die die Gerechtigkeit der Justiz. Stark bleiben, Max“. Die Anspielung auf den Hit der Band Slime dürfte niemandem entgangen sein. Wo im Original von der Hure gesprochen wird, redet das Inferno vom Eierberg. Damit sind Bochums sündigste Straßen gemeint, wo wahrscheinlich nicht die Liebe käuflich ist, wohl aber der Sex.
Auch wir hatten ein Spruchband zu bedenklichen Vorgängen in NRW (und Niedersachsen) im Gepäck. Während für das rheinische Derby zwischen dem 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach Eintrittskarten aus dem ohnehin schon reduzierten Gästekontingent auf Anordnung des DFB nur personalisiert vergeben wurden und deshalb ein überwiegender Teil der Gladbacher Fanszene dem Spiel fernblieb, waren beim Derby zwischen Osnabrück und Münster gleich gar keine Gästefans erlaubt. Solche Maßnahmen dürfen nicht die Zukunft des Fußballs sein, denn wir alle wissen, wieviel Spaß Auswärtsspiele machen können und dass die Atmosphäre in einem Fußballstadion auch ganz besonders davon lebt, dass auch Auswärtsfans im Stadion sind. „Ob Osnabrück, Köln oder sonstwo – Fußball braucht Gästefans – keine Bullen und Minister“. Die letzte Zeile richtete sich nochmal explizit an die Scharfmacher in Sicherheitsbehörden und Innenministerien, die solche Maßnahmen immer wieder fordern.

Damit wäre auch alles Erwähnenswerte an diesem Tag abgearbeitet. Ein abschließendes Dankeschön geht noch an die Freunde aus Bochum, die nach ihrem Spiel in Sandhausen direkt nach München gekommen waren.

Bilder gibt es hier zu sehen.