FC Bayern – Eintracht Frankfurt 1:0

Bayern - FrankfurtBald 21 Jahre ist es her, dass mit Jean-Pierre Papin erstmals ein Sohn der Stadt Boulogne-sur-Mer das Münchner Fußballpublikum mit einem absoluten Traumtor verzauberte. Irgendwie scheint dieses nordfranzösische Städtchen es ganz gut mit den Bayern zu meinen, denn auch Franck Ribery ist dort geboren. Unsere Nummer 7 hat sich in den letzten Jahren nicht nur in die Herzen vieler Fans gedribbelt, letzten Samstag netzte er auch ebenso spektakulär ein wie Papin im August 1995 gegen Bayer Uerdingen. Halb Seitfall-, halb Fallrückzieher — die Medaille für das Tor des Monats April dürfte vergeben sein.

Damit hatte die Partie ihr Highlight-Pulver bis auf wenige Ausnahmen auch verschossen. Wie schon mehrfach in letzter Zeit entwickelte sich ein Spiel, bei dem sich Können und Müssen die Waage hielten und zwar in negierter Form. Frankfurt konnte nicht, wir mussten nicht. Entsprechend war das Spiel dann über weite Strecken der verbleibenden 70 Minuten auch anzuschauen.

Zeit für den ein oder anderen im Stadion, den Blick mal durchs weite Rund kreisen zu lassen. Da gab’s einiges zu sehen: Im Gästeblock flog der Adler im Jogging-Anzug ein, nistete dann aber eher gemütlich im Oberrang und konnte bei weitem nicht mehr das abrufen, was noch in den ersten Jahren des Fröttmaninger Stadions im Gästebereich los war, als die Frankfurter mit Hüpfeinlagen über drei Ränge in gewisser Weise Maßstäbe setzten. Diesmal waren sie nur selten zu hören.

Das könnte auch daran gelegen haben, dass die Südkurve heute wohl einen guten Tag erwischt hatte. So bescheinigen es zumindest externe Beobachter. Ein paar lustige Spielchen wurden getrieben, die Kurve geteilt, von links nach rechts und wieder zurück gerannt, die Arme hoch, die Arme runter. Hat Spaß gemacht, war aber vielleicht ein Tick zu viel des Guten, da danach das Stimmungsbarometer gerade in den unteren Reihen doch deutlich nach unten ging.

Apropos Stimmungsbarometer: Das ging heute anscheinend noch bei jemand anders in den Keller. Kalle Rummenigge ist wohl nicht zu begeistert, dass sich nun sehr spät doch noch Widerstand gegen die Einführung der Montagsspiele in der 1. Bundesliga zu formieren scheint. Schon ab 5 Minuten vor Anpfiff hing ein großes Bayernfans gegen Montagsspiele am Zaun der Südkurve.

Wir wollen nicht, dass fünf Montagsspiele das Einfallstor für eine weitere Zerstückelung des Spieltags sind. Wenn es ab übernächster Saison fünf Montagsspiele gibt, kommen irgendwann nämlich 10, dann 17 und am Ende haben wir 32 Montagsspiele. Wenn dann wie nächste Saison noch drei englische Wochen dazukommen, kann es schon mal vorkommen, dass eine Mannschaft plötzlich 5- oder 6mal an einem Tag unter der Woche antritt.

Wir wollen nicht, – auch wenn es nur 5mal pro Saison ist – dass Auswärtsfans an einem Wochentag über 600 Kilometer zurücklegen, wie die Stuttgarter am 32. Spieltag nach Bremen. Das wollen wir schon gar nicht, wenn es Fans trifft, die am Donnerstag zuvor noch ihr Team durch Europa begleitet haben.

Wir wollen auch nicht, dass Fans aus der zweiten Liga künftig ihre Mannschaft montags um 18:30 unterstützen müssen. Die haben schon genug beschissene Anstoßzeiten. Da wird es auch als Heimfan schnell mal eng, rechtzeitig im Stadion zu sein.

Wir wollen nicht, dass die Interessen von uns Fans aus dem Stadion immer hinten anstehen müssen, wenn es um die Terminierung von Spieltagen geht. Deshalb zeigte die Südkurve nicht nur auf einer Menge Spruchbändern, wieso wir montags verhindert sind, sondern unsere Gruppe fragte auch noch „DFL-Terminierung: Wunschkonzert für Clubs, ZIS, TV – WO BLEIBEN DIE FANS?“ MRP stellte im Block 111 mit großen Doppelhaltern eine Szene nach, die vielen Bayernfans jetzt schon allzu bekannt vorkommen dürfte. Das ewige Ringen um Urlaubsanträge und die Info an den Chef, dass man mal wieder etwas früher gehen muss. „Und wieder musst’s dem Chef erklär’n, dass i für Bayern da bin und ned für eam. Gegen Montagsspiele!“

Und was wollen wir stattdessen? Fangerechte Anstoßzeiten am Wochenende (,dass jemals wieder alle Spiele zur gleichen Zeit an einem Samstag angepfiffen werden ist utopisch). So einfach ist das. Darum wurde fünf Minuten vor Ende nochmal das Transparent vom Dortmundspiel herausgekramt. „Für fangerechte Anstoßzeiten – Gegen Montagsspiele!“

Ein klares Statement, mit dem man diesen Spielbericht auch beenden könnte, aber vielleicht macht man das auch lieber mit einem Appell an die Vernunft. Da in der ganzen Debatte ja der wichtigste Bezugspunkt immer wieder die Premier League ist, sagen wir’s auch in der Weltsprache: Keep Calm and Carry On!

Seit 2010 standen wir mit einer Ausnahme immer im Halbfinale des Europapokals, auch ohne Montagsspiele. Wenn jemand also um eine erfolgreiche Zukunft fürchtet, dann sollte er besser nach anderen möglichen Gefahren suchen. Die Verantwortlichen sollten sich einfach gar nicht so verrückt machen, weil die Engländer mehr Geld bekommen. Viele Erfolge hat ihnen das in den letzten Jahren nämlich nicht gekauft. Und als Fans können wir auch ganz ehrlich sagen, dass wir mit einem Spieler, der nach England geht, weil er dort 10 Millionen statt 5 Millionen verdient, wahrscheinlich eh nie wirklich warm geworden wären.

In diesem Sinne: Bayernfans gegen Montagsspiele!

Bilder vom Spiel gibt es hier